„Portwein“ vom badischen Tuniberg: Weingut Kalkbödele bringt Pink-chilla

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Written by Horst Kröber  3659  
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Weingut Kalkbödele: Die Besitzerin, Sonja Mathis-Stich, mit Pink-chilla und Kellermeister Manfred Zimmermann. Foto: Horst KröberWeingut Kalkbödele: Die Besitzerin, Sonja Mathis-Stich, mit Pink-chilla und Kellermeister Manfred Zimmermann. Foto: Horst Kröber

Haben deutsche Brenner jahrzehntelang bevorzugt Obst gebrannt, wagen sie sich heute in die Bastion der Bourbon und Scotch Whisky Hersteller, und das mit großem Erfolg. Sogar Gin wird in deutschen Brennereien hergestellt und als kostspielige Rarität gehandelt. Was den Brennern recht war, sollte den Winzern eigentlich billig sein, oder? Verband man bisher den Begriff Portwein ausnahmslos mit dem in Portugal hergestellten Produkt, welches es in jeder Preisklasse in Top Qualität oder als Billigport zu haben ist, so sollte man jetzt aufhorchen. Wer hätte vermutet, dass das seit Jahren innovative Weingut Kalkbödele in Merdingen am badischen Tuniberg bei Freiburg nicht nur einen Portwein, sondern seit neuestem einen Rosé-Port in seinem Angebot hat. „Pink-chilla“ heißt das neue „Kind“. Auch wenn der Name eher etwas jugendlich anmutet soll dieser „Pink-Port“ als Longdrink, Aperitif oder zum Dessert nicht nur der Jugend vorbehalten sein.

Seit 1978 existiert das Weingut und hat schon viele Auszeichnungen und Anerkennungen errungen. Doch wer die Eigentümerin, Sonja Mathis-Stich, und den Kellermeister, Manfred Zimmermann, kennt, weiß, da schlummert noch manches. Und sie lassen es nicht nur bei der Idee bewenden, sondern setzen diese in die Tat um. Was war es, was sie dazu bewogen haben, ein solches Produkt herzustellen? "Sicherlich nicht nur die mittlerweile abgegriffene Behauptung 'Tradition und Innovation'. Das wäre zu einfach", meint denn auch Mathis-Stich "Wir gehen mit unserer Linie "Sommerhauch-white" und "Sommerhauch-pink" auch in der Weinbereitung und -vermarktung neue Wege." So wurde denn unter dem Namen "Amonius" ein Portwein kreiert. Doch damit gab man sich nicht zufrieden. Die Idee, einen roséfarbenen, gespriteten Aperitif-Wein zu erzeugen, bewegte die quirlige Weingutsbesitzerin schon länger. Als dann der Jahrgang 2014 nach Sicht der Dinge, die natürlichen Bedingungen bot, setzte man das Projekt "Pink-Port" in die Realität um. Die Roséfarbe erhält das "Pink-chilla" getaufte Produkt durch den Saftabzug bei der Rotwein-Maischegärung. Dabei werden den Pinotbeeren 5 % ihres schon eingefärbten Saftes entzogen. Die sich daran anschließende temperaturkontrollierte Gärung und der Ausbau im Edelstahlgebinde transportieren die frische klare Frucht in den späteren Wein. Nun sind das Können und das Fingerspitzengefühl des Kellermeisters gefragt. Durch die Zugabe von hochwertigem Branntwein wird die Gärung an einem sensorisch ermittelten Punkt, der den Charakter des späteren Produktes ausmacht, unterbrochen. Somit bleibt ein Teil des natürlichen Fruchtzuckers erhalten. Dass Zimmermann ein gutes Händchen, bzw. eine gute Zunge bei der Erzeugung von Pink-Chilla hatte, beweist das Endprodukt. Schon optisch kommt diese Portwein-Variante als echter Hingucker daher.

Ich hatte das Glück, sowohl den „Badischen Portwein Amonius als auch den Pink-chilla probieren zu dürfen. Hier die Probenotizen: 

Zu Amonius:

Unweigerlich erinnert er mich an das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, 
der sich im allerkleinsten Kreise dreht, 
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, 
in der betäubt ein großer Wille steht. 
 
Nur eins stimmt nicht mit dem Gedicht Rilkes überein; der Wille ist alles andere als betäubt. Hier ist pralles Leben. Der schwarze Panther strotzt vor Lebenslust und Daseinsfreude. Seine feurigen Augen blitzen und seine scharfen Krallen sind ausgefahren. Angespannt  ist er, auf dem Sprung. Kurz sieht man seine Muskelstränge vibrieren. Das kurze Zucken seine Augen verrät: er ist bereit zum Angriff.

Gerne lass ich mich von diesem Badischen Portwein angreifen. Schon seine dunkle, satt rubinrote Farbe mit leicht schwarzen Reflexen animiert zum Riechen und Probieren. Der Duft, warm und mollig. Noch hält der Panther sich im Zaum. Schöne süßkirschige Momente gepaart mit einer leichten schwarzpfeffrigen Schärfe und kräutrigen Momenten deuten an, was geschmacklich zu erwarten ist. Dann geht’s in die Vollen. Eine Herzkirsche fällt ins Bitterschokoladenbett. Gewürznelke, Zimt und Rosmarin geben sich ein munteres Stelldichein. Von weit hinten winkt einer mit einer Vanillestange. Provokativ setzt der schwarze Pfeffer seine Akzente und seine Schärfe kontrastiert in wunderbarer Weise mit den gut eingebundenen Tanninen und der satten Fruchtsüße. Der Panther setzt sich in Bewegung. Die Mundfülle ist grandios und des Schmeckens will kein Ende sein. Ganz zum Schluss wird es ruhiger. Kontrabass und Cello, der Geschmack von Kakaobohnen und schwarzem Mokka, ein tiefes wohliges Schnurren. Rauchiger Blues. Jetzt heißt es aufgepasst, sonst verliere ich mich in ihm. Doch der schwarze Panther springt nicht, hebt nur ein wenig den Kopf und geht weiter.  Noch einmal wendet er kurz den Kopf, es scheint als lächele er mich an. Ich schaue ihm lange nach. Welch eine Begegnung!

Zu Pink-chilla:

Es muss sich bei dem Pink-Chilla um die kleine Schwester oder gar die Tochter von Amonius handeln. Eine quirlige Frühlings- und Sommertänzerin, voller verrückter Einfälle aber auch erstaunlich stillen Momenten.
 
Pinkchilla WEBPinkchilla WEBDie Farbe: Ein Sonnenaufgang wie er im Buche steht. Aurora lässt grüßen. Der Tag kann beginnen. Mit einem Gang in den Garten. Der Früchtekorb steht schon bereit. Bevor es ans Essen geht, rieche ich. Himbeeren, Erdbeeren, rote Stachelbeeren und frische Melone. Man kann den Sommer wirklich riechen. Tief atme ich ein. Auch die Aromatik von reifen Süßkirschen steigt  mir in die Nase. Irgendwo muss auch noch ein Rosenstrauch sein. Vorbei geht’s am Kräuterbeet und Salbei und Minze lassen grüßen. Hui, das geht ab. Es ist als hätte ein Platzregen die  warme trockene Erde genässt und wie ein Dampf steigt es jetzt in die Nase. Alles komprimiert, mit mineralischen Akzenten versehen.
 
Endlich trinken, probieren, eintauchen. Jetzt schmecken ich auch den Sommer. Zu der ohnehin schon reichlichen Fruchtpalette gesellen sich Aromen von reifen Pflaumen und Granatapfel. Bevor es zu fruchtig wird, zeigt der rosa Pfeffer, wo es lang geht. Einen Tick Säure streut die rote Johannisbeere hinein. Süßholz und Krokant sorgen für die verführerische Süße, die von feiner Mineralität wunderbar in der Schwebe gehalten wird. Ich lasse mich treiben. Ein kühler Wind  kommt von den Bergen her ins Tal.  Ich sitze auf der Terrasse. Vor mir ein pinkfarbener Portwein. Der Frühstückstisch gedeckt; voller Erwartung. Dann kommt sie herein. Sprühend vor Energie. Die schwarzen Locken kaum gebändigt. Ihr luftig, leichtes Sommerkleid steht ihr gut. Wenn sie lacht geht die Sonne auf. Der Schalk sitzt ihr im Nacken. Ich spüre ein leichtes Zittern als sie mich anschaut. Sie nimmt mich bei der Hand, nimmt die Flasche Pink-Chilla in die andere und meint: „Das Frühstück kann warten“.
 
Neben dem Genuss, den Pink-chilla einfach so zu genießen, empfehlen sich  folgende Varianten: auf Eis gut gekühlt als Aperitif; mit Sekt oder Secco aufgegossen; zusammen mit frischer Minze und frischen Erdbeeren oder Himbeeren als Longdrink.
 
Auch als Speisebegleiter macht dieser fruchtig freche Verführer richtig Spaß. Dabei stehen nicht nur, wie man annehmen könnte, Desserts wie  z.B. Erdbeertörtchen mit gerösteten (gehobelten) Mandeln, Bayrische Creme mit Vanillesoße oder eine Mousse von weißer Schokolade mit marinierten Himbeeren im Vordergrund, sondern auch zu Münsterkäse mit Kümmel, zu jungem Brie oder Camembert oder Vorspeisen wie gefüllte Gänseleberpralinen und Feldsalat mit Kracherle und Himbeerdressing oder gar als Begleiter zu einem gebratenem Perlhuhn macht er eine gute Figur.
 
Text: Horst Kröber; Fotos: soweit nicht anders angegeben PR.
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