Das Warten auf den tiefen Frost hat sich doch noch gelohnt. Am 18. Januar konnten Betriebe in den meisten deutschen Anbaugebieten Riesling, Silvaner und Spätburgunder für die Eisweinbereitung lesen. Mit bis zu -11 Grad Celsius waren die Bedingungen hierfür optimal, teilte das Deutsche Weininstitut (DWI) in Mainz mit. Es berichtet von Eiswein-Lese in Baden, Franken, an der Mosel, in der Pfalz, im Rheingau, in Württemberg und am Mittelrhein. Angesichts der aktuellen Wetterprognosen mit frostigen Temperaturen seien einige Weingüter zuversichtlich, auch am Tag darauf erfolgreich zu sein.
Hohe Oechsle-Grade, niedrige Erträge
Pfalzwein e.V. beispielsweise berichtet von vier Betrieben, die am Montag in der Pfalz bei bis zu -8 Grad Celsius Eiswein gelesen haben. Das Weingut Bus in Insheim z. B. habe in den frühen Morgenstunden die Rebsorte Goldmuskateller mit ca. 132 Grad Oechsle gelesen. Die Winzergenossenschaft Edenkoben und das Weingut Fitz-Ritter in Bad Dürkheim wollen in den nächsten Tagen ihren Eiswein lesen. Aufgrund der sehr geringen Erntemenge in einigen Regionen der Pfalz wird dieses Jahr nur von wenigen Weingütern Eiswein geerntet.
Das Landesweingut Kloster Pforta in Naumburg (Saale-Unstrut) hatte seine Eiswein-Lese für Roten Traminer für die Nacht zu 19. Januar angekündigt.
Sehr lagerfähig und facettenreich
Je tiefer die Temperaturen sind, desto größer ist die Konzentration des Traubensafts in den Beeren. -7 Grad muss das Thermometer mindestens für eine Eisweinlese anzeigen. Entsprechend hoch waren die Zuckergehalte der diesjährigen Eisweinmoste, die Mostgewichte bis zu 192 Grad Oechsle erreichten. Mit Größenordnungen von 50 bis 300 Litern konnten von den Betrieben allerdings nur recht kleine Mengen Eiswein eingebracht werden.
Das ausgewogene süss-saure Verhältnis sorge dafür, dass die Eisweine dieses Jahrgangs besonders lagerfähig und facettenreich im Geschmack sein werden, so Pfalzwein e.V. Die meisten Winzer hatten in den letzten Wochen die Hoffnung auf Eiswein bereits aufgegeben, berichtet das DWI. Sie haben die Trauben entweder als Beerenauslese bereits geerntet und zum Teil auch verwerfen müssen. Dabei hatten die Trauben des 2015er Jahrgangs aufgrund des sehr guten Gesundheitszustands die besten Voraussetzungen für eine Eisweinlese. Entsprechend viele Betriebe sind daher im vergangenen Jahr das Risiko eingegangen, Trauben hängen zu lassen.
Höchstpreise bei Weinauktionen
Die Lese für den Eiswein beginnt meist in den kältesten Nachtstunden, denn die Trauben müssen in gefrorenem Zustand auf die Kelter kommen. Dadurch gehen nur die hochwertigen Inhaltsstoffe in den Wein über, nicht aber das gefrorene Wasser. Eisweine bieten daher ein besonders intensives Geschmackserlebnis. Sie erzielen bei Weinwettbewerben regelmäßig höchste Bewertungen und bei Weinauktionen mitunter Rekordpreise.