Warum wir Wein machen

Ein Buch von Richter, Pattas und Maupilé

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Written by Horst Kröber  3210  
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Coverabbildung: Thomas Seeger, Weingut Seeger, Leimen/Baden; Foto: Verlag Eugen UlmerCoverabbildung: Thomas Seeger, Weingut Seeger, Leimen/Baden; Foto: Verlag Eugen Ulmer

Bände über Weinanbaugebiete oder Weinerzeuger füllen etliche Regale. Ein wenig aus dem Rahmen fällt diese Neuerscheinung „Warum wir Wein machen (15 kreative Winzer und ihre Lieblingsweine)“. Dies nicht nur wegen seines Formats und seiner edlen Ausstattung, sondern auch deshalb, weil sich drei Fachleute, die über eine interessante Vita verfügen, zur Zusammenarbeit bereit fanden. 

Fritz Richter, verantwortlich für die Vorstellung der Winzer und deren Betriebe, ist Mitglied bei der Heidelberger Weinbruderschaft und aktiv tätig in der Goethegesellschaft der Stadt. Der belgisch-griechische Sommelier, Evangelos Pattas, zuständig für die Weinbeschreibungen in diesem Buch, ist Besitzer eines Sterne-Restaurants. Und nicht zuletzt der Hamburger Fotograf David Maupile, der für Unternehmen und Magazine arbeitet und dessen Bilder zur Qualität des Buches beitragen. 

Eingeleitet wird jedes Porträt mit einem doppelseitigen Bild, welches entweder die Person, den Betrieb oder die Landschaft in der der Betrieb beheimatet ist vorstellt. Dann folgt die Vorstellung des Betriebes die die Historie und die Besonderheiten, die klimatischen Bedingungen und die Philosophie des Betriebes beinhaltet. 

Mit dem Schreibstil von Richter hatte ich Schwierigkeiten. Schon beim ersten Winzerporträt (Weingut Herzog von Württemberg) haben sich etliche Fehler eingeschlichen. 

Beipiel 1

„Da wir mehrere Betriebe haben, nicht nur Landwirtschafts- und Forstbetriebe, sondern auch andere, hat mich mein älterer Bruder, der nicht die Zeit hatte, gefragt, ob ich da rein möchte.“

Seit dieser Zeit sei er mit großer Begeisterung dabei. Die Familie habe ihn vor 15 Jahren auch hier platziert …...

Für was hatte der Bruder keine Zeit? „Rein möchte“ und „platziert“ scheinen mir doch etwas deplatziert. 

Beispiel 2

„ Ich habe meinen Rechtsbeistand immer dabei“, sagt der 49 jährige lächelnd. „Meine Frau ist Juristin.“ Den wird er bei seiner unprätentiösen Art kaum brauchen. 

Das den bezieht sich hierbei auf das Substantiv des vorangegangenen Satzes. Dann muss es aber nicht den, sondern die heißen.

Beispiel 3

Nach überstandenem Dreißigjährigem Krieg kam 1803 die Säkularisierung. 

Hoppla, dieser Krieg ging von 1618-1648. Dann kann man ja wirklich nicht von überstanden reden, wenn über 150 Jahre dazwischen liegen.Was war denn in den über 150 Jahren? Oder meint er etwa den Siebenjährigen Krieg zwischen 1756 und 1763?

Ich möchte das jetzt nicht weiter vertiefen. Aber es sind noch viele solcher Stellen, die mir das Lesen erschwert haben. 

Dabei könnten diese Porträts so wunderbar gestaltet werden. Spannend und voller Esprit. So dass man neugierig wird und animiert zum Weiterlesen. Doch diese hier lesen sich wie eine Aufzählung, zusammenhanglos und durcheinander. Dies sind keine Wirtschaftsnachrichten, sondern dies sollen Geschichten sein, die den Werdegang und die Philosophie des Weingutes, offen legen. Hiervon findet ich allerdings wenig. 

Zum Schluss eines jeden Porträts stellt Evangelos Pattas die zwei Lieblingsweine des Weinguts vor. Die Beschreibungen der Weine sind aufschlussreich, geben Auskunft über die Ausbaumethode derselben und deren Geschmack. Speiseempfehlungen und eigene Eindrücke zu den beiden Weinen, der speziellen Lage oder betrieblichen Besonderheiten, den Ausbau betreffend, runden das Ganze ab. Eines kann ich mir jedoch nicht verkneifen in dieser Hinsicht zu bemerken. Auf Seite 65 beschreibt Pattas einen Riesling so: ...eine wunderbare Fülle mitbringt und elegant ist wie eine Primaballerina, die auf der Zunge tanzt.“ 

Dass ein Riesling auf der Zunge tanzen kann, weiß ich aus Erfahrung. Aber die Größe der Zunge auf der eine Ballerina tanzen kann, hätte ich gerne gesehen. 

Fast ist man geneigt zu sagen, es ist großes Kino, was uns der Fotograf Maupile in diesem Buch vor Augen führt. Ob es seine Landschaftsimpressionen, seine Porträtaufnahmen oder seine Bilder von Weinflaschen sind. Man hat immer das Gefühl dabei zu sein. Während die Porträts eher im klassischen Stile gehalten sind, spiegeln die kleineren Fotos regelrecht das pralle Leben wider oder lassen Landschaften vor unseren Augen fast naturgetreu auferstehen. 

Verwundert hat mich die Tatsache, dass auf der Rückseite des Buchcovers zu lesen ist, dass Winzer aus allen deutschen Anbaugebieten vertreten sind; dies aber nicht der Fall ist. So sind von den 13 Deutschen Weinanbaugebieten nur 9 vertreten. Es fehlen Ahr, Mittelrhein, Hessische Bergstraße und Sachsen. Dafür werden dann von Württemberg 3, Baden 3 und der Pfalz 2 Betriebe porträtiert. Ob gewollt oder aus Versehen oder reine Willkür. Ich nenne es mehr als nur einen Fauxpas und eine leichte Diskriminierung der „weggelassenen“ Anbaugebiete. Wenn drauf steht alle, sollten es auch alle sein. Jeder mag entscheiden, wie er dies bewertet. Sie hat allerdings nichts mit der Aufmachung, der Qualität und dem Inhalt des Buches selbst zu tun. 

Fazit: Nimmt man die Bilder und Weinbeschreibungen, Aufmachung und Form des Buches, so ist dieses als überaus edel und gelungen zu bezeichnen. Auch die Arbeit die hinter all dem steckt ist überaus lobenswert. Minuspunkte gibt es lediglich für die schriftlichen Winzerporträts. Wer die Gabe besitzt darüber hinwegzusehen, bzw. zu lesen, dem macht das Buch sicherlich großen Spaß. Wünschen wir dem Buch, dass es viele solcher „Darüberhinwegleser“ findet. 

Warum wir Wein machen

(15 kreative Winzer und ihre Lieblingsweine)

von Richter/Pattas/ Maupile

Ulmer Verlag

ISBN 9783800182800

 

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