Was PIWI bedeutet
Mit PIWIs sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten gemeint, die man viel weniger spritzen muss. Denn leider sind unsere traditionellen europäischen Rebsorten sehr anfällig gegen Pilzinfektionen und brauchen sehr viel Schädlingsbekämpfung. Der Ausweg für Umwelt, Nachhaltigkeit und unsere Gesundheit sind PIWI-Sorten, wie z.B. Cabernet Blanc, Johanniter, Muscaris, Solaris oder Souvignier Gris, die sehr gute eigenständige Weine bringen. Die EU-Kommission hat unlängst einen Verordnungsentwurf an Rat und Parlament geleitet hat mit dem Ziel, den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln zu halbieren. Wenn das durchgeht, wird der Weinbau mit unseren traditionellen Sorten schwierig. So bilden PIWI-Sorten die Zukunft des Weins.
Hintergrund ist, dass bereits im 19. Jahrhundert der echte und falsche Mehltau aus der neuen Welt eingeschleppt wurden, die an europäischen Reben ohne kräftige Hilfe viel Schaden anrichten. (Man kennt es von den Rosen.) So wurde schon lange versucht, Reben der neuen Welt, die entsprechende Resistenzgene gegen diese Pilze haben, mit unseren Reben zu kreuzen. Inzwischen ist da sehr viel gelungen, und es gibt zahlreiche sehr gute PIWI-Sorten.
Dazu gibt es auch einen Verband von Winzern, Züchtern, Wissenschaftlern, Rebschulen mit fast 1.000 Mitgliedern in vielen Ländern: PIWI International, der einmal jährlich eine große Weinbewertung durchführt, die bonvinitas 2022 ausgerichtet hat.
Die besten Weine in je der fünf Kategorien
Kategorie 1, trocken bis 12 %
Kategorie 2, trocken über 12 %
Kategorie 3, Weine mit Restzucker über 9 g/l
Drei erzielten die gleich höchsten Punkte, je mit GOLD bewertet, einer davon aus Polen: 2021 Muscaris Weißwein aus Niederschlesien/Polen, lieblich mit 33,4 g/l Restzucker und 11,4 % Alkohol vom Weingut Winnica Niemczańska in 58-230 Niemcza: Blumiger Duft nach Frühlingswiese, Sandkuchen, Zitronat; üppig opulenter Körper mit Anklängen an tropische Früchte, wie Mango oder auch kandierte Ananas. Ein schöner Dessertwein mit gut 15-20 Jahren weiterem Potenzial.
Ebenfalls mit GOLD bewertet: Muscaris, Sauvignac, Johanniter, Secco weiß, Deutscher Perlwein, fruchtig mit 14,0 g/l Restzucker und 11,5 % Alkohol vom Ökologischen Weingut Schmidt in 79356 Eichstetten am Kaiserstuhl: Blumiger Duft nach Rosen, Mimosen, Zitronat, Zitronengelee; am Gaumen temperamentvoll mit viel Frucht und nochmaligen Noten von Zitronengelee; lebhaft fruchtiges Finish leicht salzig unterlegt; ein lebhafter Tropfen, der einen mit auf die Reise nimmt, sehr schön als Aperitif, zum Anstoßen oder zum Dessert.
Und gleichfalls GOLD: 2021 Sauvignac Weißwein Qualitätswein Pfalz feinherb mit 10,7 g/l Restzucker und 11,8 % Alkohol vom Weingut Momm in 67435 Neustadt an der Weinstraße Ortsteil Duttweiler: Kräftiges Bukett – da kommt einem etwas entgegen – mit Noten von Nusskuchen, Honigmelone, Mango, Blütenhonig; sehr eleganter, saftiger Körper, aus dem ein lebhaftes Temperament aufsteigt, leicht salzig unterlegt; sehr saftiges, fest gebautes Finish zum „Schmatzen“, ein kraftvoll temperamentvoller Tropfen, mit gut sechs bis acht Jahren weiterem Potenzial und schön zu Reisgerichten, Pekingente oder Couscous.
Kategorie 4, edelsüße Weine
Kategorie 5, Orange-Weine
Über 180 Weine
waren eingereicht worden beim diesjährigen PIWI International Wine Challenge, welcher durchgeführt von Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber von www.bonvinitas.com, am 25.10.2022 in den Räumen der Waldulmer Winzergenossenschaft in Kappelrodeck-Waldulm stattfand. 16 Prüfer, darunter PIWI Vorstandsmitglieder, vier Mitarbeiter des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg, die Deutsche Weinkönigin, Katrin Lang, sowie ein Master of Wine aus England, unterzogen die Tropfen aus neun Ländern strengen Blindprüfungen. Außer den traditionellen Weinbauländern, wie Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz waren auch Weine aus Belgien, Schweden, Polen und Tschechien dabei, die gut abschnitten.
Interview mit der Deutschen Weinkönigin, Katrin Lang, zu PIWI-Weinen Die Weinkönigin hatte ja als Prüferin beim PIWI International Wine Challenge 2022 teilgenommen. bonvinitas: Frau Lang, hatten Sie schon viel mit PIWI-Weinen zu tun? Die Weinkönigin: Ich habe im Staatsweingut in Freiburg gelernt, wo PIWI-Sorten angebaut werden. Im verbundenen Staatlichen Weinbauinstitut kam ich auch mit Neu-Züchtungen in Berührung. Nun arbeite ich im Weingut Zähringer in Müllheim/Baden, das sich stark in PIWI-Sorten engagiert. Das Weingut hat z.B. Johanniter, Souvignier Gris, Cabernet Blanc, Cabernet Cortis und Regent im Anbau. bonvinitas: Für wie wichtig halten Sie PIWI-Sorten? Die Weinkönigin: Es wird eine Lösung sein angesichts der Herausforderungen wie Klimawandel und Verschärfung der Vorschriften. Natürlich brauchen PIWI-Sorten auch etwas Schädlingsbekämpfung, aber deutlich weniger als unsere herkömmlichen Reben. Rund drei Spritzungen im Rhythmus des Wachstums reichen meist aus. Auf diese Weise kann der Weinbau z.B. in den Steillagen erhalten bleiben. Denn es wird schwieriger werden. bonvinitas: Wie sehen Sie PIWI-Weine in Bezug auf die Konsumenten? Die Weinkönigin: Es muss etwas getan werden. Wir müssen die Schädlingsbekämpfung reduzieren, nicht zuletzt wegen des zunehmenden Umweltbewusstseins der Verbraucher. bonvinitas: Glauben Sie, dass sich noch mehr Winzer PIWI-Sorten öffnen? Die Weinkönigin: Die Winzer wissen z.B., wie sie ihren Weißburgunder im Weinberg pflegen und im Keller ausbauen müssen. Bei PIWI-Sorten müssen manche noch ihren Stil finden. Doch die Winzer sind bereit. Wir haben genügend PIWI-Sorten, die weinbaulich gut funktionieren und deren Weine beim Verbraucher gut ankommen. Die PIWI-Sorten haben sehr viel Potenzial. Dies gilt es auszuschöpfen, womit wir zugleich der Umwelt Gutes tun. Das müssen wir noch mehr kommunizieren. bonvinitas: Frau Lang, wir danken Ihnen für dieses Statement |
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber www.bonvinitas.com. Fotos: wie angegeben, andernfalls PR