Besonders freut mich, wenn ein leichterer Wein – Kategorie 1, trocken bis 12%, grüne Punkte – gut bewertet wurde, wie dieser mit 88 Punkten vom Weingut Albert Kallfelz in Zell-Merl/Mosel: 2018 Kallfelz Riesling Hochgewächs trocken Deutscher Qualitätswein Mosel, 12 % Alkohol, zu dem ich notiert habe: Hocheleganter Duft - typisch herrlicher Riesling - nach frischen weißen Gartenpfirsichen, Zitronensaft und mit einem Hauch Frühlingswiese; ebenso eleganter Körper, der schön zwischen Rasse und Reife balanciert, unterlegt mit einer anregenden dezenten Pfefferschärfe; im Finish großartig gezügelte Rasse. Ein Wein wie ein Frühlingswind, wo einfach alles stimmt, mit gut vier bis fünf Jahren weiterem Potenzial und schön zu Meeresfrüchten, Fisch gedünstet, Hühnerfrikassee oder Schnitzel paniert. Weine ab 85 Punkten gelten in unserem Bewertungssystem als sehr gut.
Das Weingut Albert Kallfelz in Zell-Merl an der Mosel
Man kann den unermüdlichen Inhaber Albert Kallfelz durchaus zu den Pionieren der Mosel rechnen, der mit seinen Weinen sowie mit seinem großen persönlichen Einsatz mit vielen Reisen und Präsentationen dazu beigetragen hat, dass die Mosel wieder den guten Ruf von einst zurückerlangte. „Vom Idealisten für den Individualisten“, lautet sein Motto für seine Weine. Aus kleinen Anfängen werden heute rund 50 Hektar bewirtschaftet in besten Rieslingsteillagen mit dem berühmten Moselschiefer, wie Merler Adler, Merler Stephansberg, Merler Fettgarten und Merler Königslay Terrassen. Letztere befindet sich nahezu im Alleinbesitz. Natürlich steht Riesling im Vordergrund. Uns wurden schon viele Kallfelz-Weine eingereicht, die unsere Prüfer stets sehr gut bewertet haben. So finden sich in unserem Weinführer eine ganze Reihe von trocken, über Weine mit Restsüße bis hin zu großartigen edelsüßen Auslesen.
Kellermeister Dennis Lehmen: „Leichte Weine sind uns sehr wichtig, dazu ist die Mosel mit ihren Schiefersteillagen und dem nicht zu heißem Klima ja prädestiniert. Insbesondere in der Lage Adler lesen wir die Rieslinge mit 81 bis 82 °Öchsle. Wir lassen sie nicht höher kommen, damit die Weine nicht zu schwer werden. Manche würden sie vielleicht als minderwertig ansehen, aber gerade dann entwickeln sie ihre Eleganz und filigrane Verspieltheit, was genauso für die Lage Königslay-Terrassen gilt. Das oben genannte 2018 Riesling Hochgewächs dieser Lage wurde ja in der Kategorie 1 (trockene, leichte Weine) mit 88 Punkten sehr gut bewertet. Die Auslese erforderte 2018 eine sehr aufwendige Selektion bereits im Weinberg, weil es durch den extrem trockenen und heißen Sommer wie Herbst nur gesunde Trauben und keine Botrytis gab, so dass wir durch viele Weinberge nur eimerweise die allerreifsten Trauben für die Auslese sammeln konnten.“
Stolze 91 orange Punkte – Kategorie 3, Weine mit Restsüße – erzielte der 2018 Kallfelz Riesling Merler Adler feinherb Qualitätswein Mosel, mit 10,5% Alkohol und rund 20 g/l Restsüße: Sehr feiner Duft nach weißen Pfirsichen und Marillen sowie mit einem Hauch Sahne; am Gaumen ein wunderbar eleganter Riesling mit dezenter, sehr gut abgestimmter Restsüße; hinreißendes Finish, das man festhalten möchte, mit schön sanft abgestimmter Frucht und dezent Orangeat im Untergrund. Ein Wein wie ein Klavierkonzert mit mindestens acht bis 10 Jahren weiterem Entwicklungspotenzial. Ein Tropfen „comme il faut“ und ein Aushängeschild für die Mosel, wie sie vor dem ersten Weltkrieg zu den teuersten der Welt zählten, weil sie Leichtigkeit mit filigraner Qualität und schöner Süße-Säure-Balance verbanden. Prima als Aperitif zu Käsegebäck, zu Kalbfleisch in Sahnesauce oder einfach zum Genießen.
Besonders gut gefallen hat die Auslese in der „Kategorie 4 edelsüß“, die mit 92 violetten Punkten bewertete 2018 Kallfelz Riesling Merler Königslay-Terrassen Auslese Deutscher Prädikatswein Mosel, 7,5%: Vollfruchtiger Duft nach Pfirsichkompott, Mango, weißer Schokolade mit einem Hauch geschälte Mandeln; umwerfend fülliger, fruchtiger Körper mit Anklängen an reife Birnen, Mango, getrocknete Feigen und vielem mehr, was sich im Finish ungebremst und anhaltend fortsetzt mit vielen Fruchtaromen, die anhaltend auf der Zunge bleiben, wie Orange, reife Birne, Mango und vieles mehr. Ein Wein wie ein Orgelkonzert, der gut 15 Jahre und mehr Potenzial besitzt, und ein herrlicher Dessertwein.
Ein schöner australischer Shiraz
Byrne Vineyards / Australien
Sehr gut aufgefallen ist das VDP Weingut Fürstlich Castell’sches Domänenamt
Mit 89 roten Punkten – Kategorie 2, trocken über 12% Alkohol – bewerteten unsere Prüfer den 2018 Casteller Hohnart Riesling trocken deutscher Qualitätswein Franken Fürstlich Castell´sches Domänenamt, 13,5%, zu dem ich notiert habe: Vornehmer, runder Duft nach Pfirsichkompott, Blütenhonig, Spritzgebäck unterlegt mit einem Hauch Walnüsse; saftiger, kräftiger Körper mit elegant gezügeltem Temperament unterlegt von fruchtigen Noten wie Ananas und Grapefruit sowie einem Hauch Artischocke; rassiges Finish, das in eine ruhige Frucht mündet. Ein Wein wie ein Galopprennen mit gut fünf Jahren und mehr Potenzial und schön zu Spargelcremesuppe, Schweinemedaillons oder Kalbsbraten. Wobei nach unserem Bewertungssystem Weine ab 89 Punkten als hervorragend gelten.
Stolze 91 rote Punkte erzielte der 2017 Schlossberg Silvaner GG trocken deutscher Qualitätswein Franken Fürstlich Castell´sches Domänenamt, 13,5%, wobei GG für „Großes Gewächs“ steht als Spitze der Weinbergsklassifizierung des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), als dessen Mitglied das Weingut zeichnet: Edler Duft nach reifen Äpfeln, gelben Birnen, Karamell; auf der Zunge ein kräftiger und sanfter Strom zugleich, auf dessen Basis grüne Sommeräpfel von Ferne grüßen; kräftiges Finish mit schönem Biss und dezentem Nachhall von weißem Pfeffer. Ein Wein wie eine Flußschifffahrt, mit drei bis vier Jahren weiterem Potenzial und sehr schön als Aperitif zum Anstoßen bei Anlässen, zu Spargelsalat wie zu Muscheln oder zu Kalbschnitzel.
Das Weingut Fürstlich Castell’sches Domänenamt liegt im Ort Castell im östlichen Bereich Frankens und zählt - wie erwähnt - zu den Mitgliedern des VDP, die sich strenge Qualitätsrichtlinien gegeben haben, die man gegenseitig überwacht. Mitglied zu werden ist eine große Ehre und geschieht nur nach längerer Beobachtung und Aufforderung.
Die Weinberge liegen den Hängen des Steigerwaldes vorwiegend auf Gipskeuperböden, die den Weinen Mineralität verleihen. Ihre Kraft und Fülle gewinnen sie durch das mehr kontinental geprägte Klima mit trocken-warmen Sommer- und Herbstmonaten. 74 Hektar Reben werden bewirtschaftet. Im Vordergrund steht mit 40% - typisch fränkisch - Silvaner, gefolgt von 20% Müller-Thurgau, 8% Riesling, 8% Weißburgunder und weiteren Sorten, darunter 12 % rote. Die Reben wachsen auf sechs Lagen der Casteller Gemarkung. Ganz im Vordergrund steht der vom VDP als „Große Lage“ klassifizierte Casteller Schlossberg, der sich im Alleinbesitz befindet. So kommt die obige Blindbewertung nicht von ungefähr. Die fünf Hektar sind mit 40 bis 70% Steigung nach Süd und West gerichtet. Der Boden besteht aus lehmigem Ton aus Gipskeuper mit Alabastereinschlüssen. Die weiteren Lagen lauten Kugelspiel, Reitsteig, Hohnart, Bausch und Trautberg und sind alle von VDP als „Erste Lage“ bewertet.
Der Weinanbau des Fürstenhauses zu Castell-Castell reicht bis ins Jahr 1224 zurück. Mit fast 800 Jahren Weinbautradition gehört die Domäne Castell zu den ältesten deutschen Weingütern. Am 6. April 1659 wurde mit der Pflanzung der ersten Silvanerreben in Deutschland Geschichte geschrieben. Der Name Schlossberg geht auf die ursprüngliche Burganlage der Grafen Castell aus dem 12. Jahrhundert zurück. Zeuge des alten Schlosses ist der weithin sichtbare Treppenturm. Albrecht Fürst zu Castell-Castell übergab im Oktober 1996 das Weingut an seinen Sohn Ferdinand zur Weiterführung in der 26. Generation. Darüber hinaus teilen sich Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen die Verantwortlichkeit für die Castell’schen Unternehmenszweige Bank, Forst und Landwirtschaft.