Keine Bange – das ist Vergangenheit
Doch umsichtig und maßvoll bleiben
Abseits von den nun weniger relevanten toxischen Zusatzstoffen muss jede Evaluation des dem Weingenuss innewohnenden Gefährdungspotentials die reine Alkoholwirkung berücksichtigen. Die Manifestationen akuter oder chronischer Alkoholschäden präsentieren sich überaus heterogen, abhängig von Dauer und Dosis, vor allem aber auch von sehr variablen individuellen Toleranzspektren. – Im Extrem sind Feten enorm vulnerabel, weswegen schon geringste Alkoholbelastungen während der Schwangerschaft FAS (lebenslang behinderndes Fetales Alkohol-Syndrom) verursachen können.
Die Effizienz der den Äthanol-Abbau besorgenden Leberenzyme unterliegt einer polymorphen genetischen Steuerung, deren Wirkung u.a. von Geschlecht und Rasse beeinflusst ist und u.a. mindere Alkohol-Toleranz bei Frauen und gewissen ostasiatischen Ethnien erklärt. – Auch sog. Komorbiditäten, z.B. die hereditäre Hämochromatose (angeborene Neigung zur Eisenakkumulation bei Trägern gewisser Normannen-Gene), oder Situationen einer gestörten Inaktivierung von Sauerstoffradikalen steigern die Alkoholempfindlichkeit.
Wein kann auch gesundheitsfördernd sein
Umgekehrt kann Weingenuss insofern gesundheitsfördernd sein, als bestimmte Inhaltsstoffe des Weines die Resistenz gegenüber atherogen wirkendem oxLDL (oxidiertes Low density lipoprotein) fördern und so das „French Paradox“, also eine geringere Inzidenz von KHK (Koronare Herz-Krankheit) bei französischen Rotweintrinkern, erklären.
Bei Beachtung unserer individuellen Risikoprofile mögen wir der psychisch wohlwollenden Bewertung durch Goethe folgen:
Text und Foto: Prof. Dr. Hans-Eckart Schaefer, emeritierter Prof. des Pathologischen Instituts des Universitätsklinikums Freiburg; Traubenfoto: bilderstoeckchen - Adobestock; Foto Rotweingläser: julijadmi - Adobestock