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Roter Riesling: nur in Hessen

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Von Horst Kröber  5764  
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Roter Riesling in den Reben (Foto: Reinhard Antes)Roter Riesling in den Reben (Foto: Reinhard Antes)

Der Riesling gilt gemeinhin als die beste Weißweinsorte der Welt. Keine andere verkörpert das Terroir so sehr und keine andere bringt solche Verspieltheit und Eleganz ins Glas. Die Anbaufläche des Rieslings nimmt Jahr für Jahr zu. Speziell deutsche Rieslinge genießen weltweit einen ausgezeichneten Ruf und haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass deutsche Weißweine nach einer Durststrecke wieder hoch im Kurs stehen. Wenn wir von dieser Sorte reden, meinen wir allerdings nur den "Weißen Riesling". Kein Mensch redet von dessem nahen Verwandten, dem "Roten Riesling". Hat man diese rottraubige, aber Weißwein bringende Sorte vergessen? Gibt es diese sehr seltene Variante des Rieslings, die, so vermutet man, aus einer Mutation entstanden ist, überhaupt noch? Es gibt sie noch. Allerdings nur im Bundesland Hessen, denn nur dort ist sie zum Anbau zugelassen.

Dies soll, so ist man sich einig, anders werden. Es werden mittlerweile sogar Symposien über diese Sorte abgehalten, um ihr etwas mehr Beachtung zu verschaffen.

 

  • Etikett Wilhelmshof
  • Etikett Bozen
  • Etikett Schales

Das letzte fand unter der Leitung der Hochschule Geisenheim und der Organisation Slow Food im Rheingau statt. Dort trafen sich Wissenschaftler, Rebenzüchter und Praktiker und tauschten ihre Erfahrungen aus. Prof. Dr. Reiner Schultz, Präsident der Hochschule machte deutlich, dass der Rote Riesling einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität im Rebsortenspektrum leisten kann, da unter diesen Begriff, neben vielem anderen, auch die Vielfalt innerhalb von Arten und die Vielfalt zwischen den Arten fällt. Speziell der Klimawandel und die intensive Landwirtschaft wird von Experten für 70 % des Verlustes an Biodiversität verantwortlich gemacht. So hätten von den tausenden verschiedenen angebauten Rebsorten nur gerade einmal gut 20 eine wirtschaftliche Bedeutung. Den Auswirkungen des Klimawandels, war man sich einig, müsse entgegengewirkt werden. Dies gelte auch für den Roten Riesling. Mittlerweile habe das Institut für Rebenzüchtung in Geisenheim, als Züchter der Sorte, vier vielversprechende Klone in Bearbeitung. Ziel der Züchtung ist es, der durch feuchtwarme Witterung vermehrten Fäulnisbildung, auch beim Roten Riesling, mit lockerbeerigen und kleinen Trauben entgegenzuwirken. Bisher hat der Rote Riesling relativ kompakte Trauben.

Auch Slow Food Vertreter Prof. Dr. Ulrich Steeger setzt sich für eine verstärkte Biodiversität ein. Artenvielfalt und regionales Profil müssten erhalten bleiben, meint er. Keine standardisierte Massenware sei gefragt, sondern Eigenständigkeit und Authentizität. Der Weiße Riesling habe einen guten Ruf. Davon könne auch der Rote Riesling profitieren. Dies gelte allerdings nur dann, wenn die gesetzlichen Regularien dahin führten, dass diese Rebsorte in ganz Deutschland freigegeben wird. Slow-Food wolle Züchter und Winzer bei diesem Vorhaben unterstützen.

Einer der ersten Weingüter, welches sich mit dem Roten Riesling befasste, war das Weingut Dr. Corvers Kauter im Rheingau. 2004 wurden dort die ersten Reben dieser Sorte gepflanzt. In dieser Zeit gewonnene Erfahrungen haben gezeigt, dass der Kunde die Weine des Roten Rieslings ohne Einschränkung akzeptiere. So seien die Erträge teilweise etwas niedriger als beim Verwandten Weißer Riesling aus der Nachbarparzelle. Hingegen seien die Extraktwerte höher und die Säure sei nicht ganz so dominant. Was die Botrytisanfälligkeit betreffe, gäbe es wenig Unterschiede.

Auch Rebenveredler Reinhard Antes aus Heppenheim an der Bergstraße hat seit 2005 Erfahrung mit dem Roten Riesling gemacht. So beschrieb er die Eigenschaften des Roten Riesling als vergleichbar mit denen des Weißen Rieslings. Was den Weingeschmack betrifft, war er sich einig mit Dr. Matthias Corvers. Besonders die Weine mit etwas Restsüße, kämen bei den Verbrauchern gut an.

Roter Riesling (Fotos: Reinhard Antes)Roter Riesling (Fotos: Reinhard Antes)

 

 

Wie bei allen Rebsorten und deren Bekanntheitsgrad, so kommt es auch beim Roten Riesling darauf an, an Resonanz zu gewinnen und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und von ihr akzeptiert zu werden. Die Qualität im Glas spielt dabei wohl die wesentlichste Rolle. Wer aber, neben den Weingütern und den entsprechenden Medien, kann dies besser nach außen bringen als die Gastronomie, speziell deren Köche und Sommeliers. Hier sind vor allem die heimischen Restaurants gefragt. Regionale Speisen und regionale Weine. So sollten auf den diversen Weinkarten in der Hauptsache regionale Weine und somit auch der Rote Riesling zu regionalen Speisen angeboten werden. Und dies nicht nur als Flaschenweine sondern auch offen, zum Kennenlernen. Nur wenig Gäste kennen die Sorte. Dies wäre sicherlich eine Gelegenheit mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Es gibt also viel zu tun, um dem Roten Riesling den Bekanntheitsgrad zu geben den er verdient. Denn, darin waren sich alle Podiumsteilnehmer einig, es ist aller Anstrengung wert, den Anbau deutschlandweit durchzusetzen.

Ich hatte die Gelegenheit ein paar Weine dieser Rebsorte probieren zu dürfen. Hier meine Eindrücke:

2013er Roter Riesling Heppenheimer Eckweg, Bergsträsser Winzer e.G

Duft: reife Birne, Mango und zartbittre Quitte. Am Anfang verhalten, dann aber  nimmt man Aromen nach nassem Stroh und Getreide wahr. Nicht aufdringlcih, eher zurüchaltend, erdig und leichtes Unterholz.

Geschmack: sauber und reintönig, gut eingebundene Restsüße in schöner Balance zur Fruchsäure. Auch hier reife, gelbe Früchte in Verbindung mit zarten quittigen und hagebuttigen Bitternoten. Guter Lauf. Ein unkomplizierter Wein zur Vesper oder zwischendurch. Abgang stringent und anhaltend. 

2014er Roter Riesling  Kabinett feinherb, Bergsträsser Winzer e.G.

Duft: leicht und verspielt, Süßholz, Quitte, Mirabelle, gelbe Früchte. Animierend und neugierig machend auf das was kommt.

Geschmack:  jugendlich frisch, erinnernd an zarts Grün, schön eingebundene Süße und ein vorzügliches Säurespiel, leicht weißpfeffrig, mineralisch. Der Wein ist unkompliziert und gradlinig. Einfach zum Wegtrinken. Schöner Trinkspaß.

Passt zu: gebratenem weißen Spargel mit einer Orangenvinaigrette oder zur leichten asiatischen Küche (Curry, Kokos, Vanille, Sojasprossen).

  • Vivani Schokolade

2014er Roter Riesling Spätles trocken, Bergsträsser Winzer e.G.

Duft: helle, zartgrüne Duftnoten nach frisch gemähtem Gras, Dranny Smith Äpfeln, Wassermelonen und grünen Stachelbeeren, stehen in wohltuendem Einklang mit Bitternoten nach Quitte und Bananenschale. Schöne erdige Nuancen nach Laub und etwas Unterholz verbunden mit einer frischen Schärfe nach weißem Pfeffer geben dem Duft sowohl die nötige Frische als auch eine Erdverbundenheit. 

Im Geschmack kommt er leicht daher, ohne dass er dabei Fülle und Ausdrucksstärke vermissen lässt. Voll und saftig. Die angedeutete Fruchtsüße passt. Alles in schöner Balance. Eine leichte Salznote und Spuren von weißem Pfeffer geben Zeugnis von der Mineralität des Weines. Ein „Wohlfühlwein“, in sich geschlossen, gibt er einem ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Verlässlichkeit. 

Speisen: Gebeizter Lachs mit Senf-Dill-Soße, Maischolle gebraten mit Räucherspeck und Frühlingszwiebeln, Wolfsbarschcarpaccio mit Limonenwürfeln und Raukesalat. Ein wunderbarer Begleiter zu Tafelspitz mit Meerrettich oder einem Steinpilzrisotto aber auch zu Fischgerichten mit Fenchel oder einem Lauchkuchen macht er sicherlich eine gute Figur 

2013er Roter Riesling Bensheimer Paulus Auslese, Bergsträsser Winzer e.G.

Duft: leicht rauchig, zarte mineralische Anklänge( nasser Stein), leicht weißpfeffrig mit einem Hauch Muskat und einem Anflug von Zimt.

Im Geschmack füllt er den ganzen Mund aus, ist zartschmelzig und saftig. Töne nach reifem Apfel, Birne, Pfirsich, Rosinen und Honig prägen das Geschmacksbild.  Zum Schluss setzen Süßholz und Piment das Pünktchen auf i. Ein Gaumenschmeichler und Wohlfühlwein der das Schöne noch schöner und das Schwere erträglicher macht. Ein Sonntagnachmittagswein mit dem man zusammen mit einem guten Buch den Abend langsam eintrinken kann. Ein Aperitif der besonderen Art.

Speisen: Apfel- oder Birnentarte, Ente kross gebraten mit einer  Ananas- Orangen- Soße, Hummersuppe mit Safran.

2014er Roter Riesling Q.b.A., Weingut Corvers-Kauter/

Im Duft kocht er am Anfang auf Sparflamme, kommt leicht rauchig daher, mit zarten dunklen  erdigen Noten nach Herbstlaub und Unterholz, bevor wenn er etwas geatmet hat im Hintergrund sich deutlich hellere Töne bemerkbar machen.

Beim Geschmack geht er dann in die Vollen. Ist direkt präsent. Herzhaft, knackig, frisch und lebendig. Jetzt ist Helligkeit angesagt. Frühlingsgrün, Aromen nach Zitrus, grüner Stachelbeere, Mirabelle   und frisch gemähtem Gras versprühen Frische und Lebendigkeit. Die belebende Säure  fordert heraus und eine Spur weißer Pfeffer kitzelt die Geschmacksknospen. Der Wein ist alles andere als langweilig. Ein wenig aufmüpfig, ja, aber es macht Spaß sich auf ihn einzulassen. Am Schluss verwöhnt er uns dann noch mit einer leichten mineralischen Komponente und einer nur zart angedeuteten Fruchtsüße.

Speisen: Forelle gebraten, mit gerösteten, gehobelten Mandeln und gehackter Petersilie, Tafelspitz mit Meerrettichsahne, gebeizter Lachs mit Senf-Dill-Soße.

 


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