Die auch hier schwierige Weinlese 2014 begriffen engagierte österreichische Winzer erst recht als Herausforderung, hieraus beste Weine zu machen. Hier Berichte aus etlichen österreichischen Weinbaugebieten von Mitte Oktober 2014.
Mag. Wilhelm Klinger, Geschäftsführer Österreich Wein Marketing GmbH: Der kühle und feuchte Verwitterungsverlauf des bisherigen Weinjahres 2014 erforderte von den österreichischen Winzern höchstes Maß an sorgfältiger Arbeit in mehreren Lesedurchgängen, um gesundes und reifes Traubenmaterial zu erhalten. Die Erntemenge wird durch den hohen Selektionsbedarf erneut unterdurchschnittlich ausfallen. Unsere Paraderebsorte Grüner Veltliner scheint vom günstigen Wetterverlauf seit Mitte September zu profitieren und verspricht überraschend gute Qualitäten. In Summe freuen uns auf schöne, fruchtig-elegante Weine, wobei aber besonders im Reserve-Bereich mit geringeren Mengen zu rechnen sein wird.
Michael Gross, Weingut Gross, Ratsch an der Weinstraße, Steiermark: Zu Erntebeginn zeigte sich die Situation zunächst kritisch. Aufgrund der großen Regenmengen waren erste Traubenschäden bereits Ende August zu erkennen und es sollte noch bis Mitte September nahezu unaufhörlich regnen. Die Niederschlagsmengen überschritten alles, was wir bisher in unserer Region kannten. Selbst Oma Maria, die mehrere Jahrzehnte an Jahrgängen im Detail parat hat, kann sich an kein vergleichbares Weinjahr erinnern. Insgesamt hat es im September fast doppelt so viel geregnet wie im 30-Jahresdurchschnitt.
Fast schon frustriert von all den Kapriolen des Weinjahres 2014, erwies sich bald, dass unsere jahrelange Arbeit nachhaltig wirkt. Wir stärken unsere Weingärten mit natürlichem Kompost. Die positiven Auswirkungen zeigten sich ganz deutlich im Vergleich zu einem frisch gepachteten Weingarten. Dieser wurde vom Vorbesitzer jahrelang mit wasserlöslichem Kunstdünger behandelt. Die Trauben brachen unter diesen Wetterverhältnissen völlig weg, während unsere mit Humus gestärkten Rebstöcke den schwierigen Umständen lange Stand hielten. Dennoch blieb uns nichts anderes übrig, als erste Regenfenster abzuwarten und mit dem Ausschneiden beschädigter Trauben zu beginnen.
Ab Mitte September konnten die Trauben bei Sonnenschein ausreifen und gute Fruchtaromen entwickelten. Der Zustand unserer Trauben war glücklicherweise Mitte September noch so gut, dass sie in den Genuss zahlreicher wohltuender Sonnenstunden kamen, und wir hatten Sonnenschein zur Haupternte. Fleißig entfernten wir beschädigte Trauben und im gleichen Zug die Blätter in der Traubenzone. So viele Sonnenstrahlen wie möglich sollten nun die Traube treffen. Das tolle Wetter hielt an, und ab dem 22. September waren 50 Frauen und Männer im Ernteeinsatz. Insgesamt konnten wir zwar 30 Prozent weniger Ernte einpressen, aber die Säfte, die nun in den Fässer vergären, lassen uns auf eine hervorragende Arbeit des gesamten Teams zurückblicken und machen uns stolz. In den Lesetrögen landeten nur Trauben guter Qualität, deren Säfte niedrigere Alkoholwerte und doch konzentrierte Fruchtaromen verraten. So hart es auch war, und so sehr wir bangen mussten: Wir blicken jetzt zuversichtlich und vorfreudig auf das Ergebnis, das auch Sie in wenigen Monaten im Glas verkosten können.
Günther Dopler, Weingut Dopler, Tattendorf in der Thermenregion südwestlich von Wien: 2014 war ein sehr arbeitsintensives Jahr: Geringe Winterfeuchte und das Ausbleiben von Niederschlägen im Frühjahr haben ursprünglich für den Sommer Trockenheit erwarten lassen. Ein relativ früher Austrieb und eine schöne Blüte sorgten für einen Vegetationsvorsprung. Große Niederschlagsmengen während der Sommermonate haben das Vegetationsbild dann stark verändert. Eine sorgfältige Pflege und intensive Laubarbeit war notwendig um die Weinstöcke gesund zu erhalten. Dank des Schotterbodens in Tattendorf, der es uns auch bei viel Niederschlag erlaubt, in unsere Weingärten hineinfahren zu können, der immerwährende Wind der durch Tattendorfs Rieden streift, sowie mit intensiver Laubarbeit konnten wir der Fäulnis ziemlich trotzen und diese hinhalten.
Am 8. September begannen wir bei den anfälligeren Sorten wie Blauer Portugieser mit der Lese. Mehrere Lesedurchgänge durch die Weingärten waren nötig um auch hier eine hochwertiges Traubenmaterial zu erhalten. Dank einiger noch warmer und sonniger Herbsttage waren wir bei den Sorten St. Laurent und Pinot Noir mit dem Traubenmaterial sehr zufrieden. Diese beiden Sorten zeigten sich sehr gesund. Die Reifegrade lagen zwischen 17 - 19°. Wichtig ist in solchen Jahren, dass man das Traubenmaterial sorgfältigst und streng selektioniert, damit zwar weniger Ertrag in Kauf nimmt, aber dafür eine gute Qualität einfährt. Mit dem Jahrgang 2014 sind wir vor allem beim Rotwein, trotz geringer Menge mit der Qualität zufrieden. Die Weißweine zeichnen sich durch eine etwas erhöhte Säure aus, was in unseren Lagen eher von Vorteil ist. Der Cabernet Sauvignon wird nächste Woche gelesen. Auch hier wird einiges an Selektion nötig sein. Die letzten sonnigen und warmen Herbsttage haben ihm jedoch noch eine wunderbare physiologische Reife erlangen lassen.
Dr. Herwig Jamek, Weingut Josef Jamek, Joching, Wachau: Vor allem die schwierigen Jahrgänge sind eine große Chance für den Winzer, sein Handwerk und sein Können zu zeigen. Wir freuen uns auf die Herausforderung der 2014er Weine und schätzen solche Jahrgänge. Denn die Erfahrung hat gelehrt, dass diese schwierigeren Jahrgänge oftmals die facettenreicheren Weine hervorbringen.
Stefan Landauer, Weingut Landauer in Rust am See berichtet über den Jahrgang 2014: Viel Regen vor der Ernte brachte viel Arbeit für die Lese bei selektieren und heraussuchen der besten Trauben und Beeren. Wir selektierten und gingen durch jeden Weingarten zweimal. Die Gärung ist bereits großenteils abgeschlossen und die Jungweine präsentieren sich sehr fruchtig, aromatisch bei einem sehr schönen Säureniveau. Das Potential der Süßweine ist sehr groß dieses Jahr in Rust. Die Menge ist im Vergleich zum Vorjahr von Sorte zu Sorte zwischen 20-50 % geringer.
Nikolaus Moser, Demeter Weingut Sepp Moser, Rohrendorf, Kremstal mit Besitz auch im Burgenland am Neusiedler See: Der viele Regen von Ende August bis vor zwei Wochen hat uns schon zugesetzt. Vor allem im Burgenland war es ein Ausnahmezustand, da wir an einem einzigen Tag 140 mm Niederschlag hatten. Als Folge entstand am Traubenmaterial einiges an Fäulnis. Wir mussten extrem schnell und selektiv lesen und konnten auf diese Art mit sehr viel Aufwand doch ein gutes Traubenmaterial einbringen. Muskat, Pinot blanc und die Zweigelt-Qualitäten zeigen sich sehr ansprechend. Allerdings wird es von den Burgenländischen Qualitäten keinen Zweigelt Große Reserve, Merlot und Banfalu vom Jahrgang 2014 geben. Das war reifemäßig nicht drin. Durch das rigorose Eliminieren der Fäulnis haben wir in Apetlon etwa 40% Ernteeinbußen.
In Rohrendorf/Kremstal schaut es für die Weißweine viel besser aus. Sehr früh haben wir hier mit der Lese gestartet, um die Reben bei dieser späten Reife zu entlasten. Alle Weingärten wurden ein Mal durchgelesen und die Trauben für die Einstiegsqualitäten (SEPP) herein geholt. Auch diese Weine, die teilweise schon fertig vergoren sind, zeigen sich erfreulich ausdrucksstark. Derzeit sind noch die Trauben für GV Schnabel und Breiter Rain draußen. Man kann schon sehen, dass sich unsere Strategie bewährt hat: Die Reben zu entlasten und mit der Vorlese eine gute Durchlüftung im Rebstock zu schaffen, die besten Trauben am Stock zu belassen bringt nun schon das Ergebnis von guter Zuckerkonzentration und physiologischer Reife. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir wieder gute Qualitäten vom Jahrgang 2014 haben werden.
Jedenfalls ist es ein Jahrgang, der uns herausfordert. Der Ernteaufwand ist zwei- bis dreimal so hoch wie im Durchschnitt. Die Erntemenge würde ich – v.a. bei GV und Riesling – als normal einschätzen. Ganz sicherlich ist die manuelle Lese - bei Demeter sowieso verpflichtend - und die strikte Selektion des Traubenmaterials der Schlüssel für hochwertige Weine.
Maria Ploder, Weingut Ploder-Rosenberg, St.Peter, im Vulkanland der Steiermark: Klimabedingt startete bei uns heuer die Ernte früh – durch Hagelchargen notgedrungen zu früh. Nach der ersten Septemberwoche mit Reparatur- und Notlesen bei den Hagelquartieren übten wir uns im Vorlesen Fäulnis-gefährdeter Chargen, ernteten Zweigelt für Rosewein und Pinot Noir für Sektgrundwein ab.
In der 3. Septemberwoche unterbrachen wir die Lese, ließen abtrocknen, nachreifen, Sonne in unsere Weinberge und Herzen. Ende September setzte auch die physiologische Reife für ordentliche Steiermark Klassikweine ein, einzelne Chargen Morillon, Grauburgunder und Sauvignon Blanc erreichen das Potenzial für Premiumqualitäten. Bei der Zwiebelschalen-farbigen Sorte Souvignier Gris nötigt uns die Ausbreitung der Kirschessigfliege zu einer vorgezogenen Ernte. Zusammengefasst lässt sich sagen: Abgesehen von den zu frühen Notlesechargen gehen die Hauptmengen durchwegs in Ordnung und zeigen eine zufriedenstellende Qualität der Steiermark Klassik. Einzelne Chargen liegen im Premiumbereich. Noch hängen kleine Mengen für süße Pretiosen in den Weinbergen und die Entwicklung im Keller lässt gute Basisqualitäten erahnen.
Weingut Umathum, Frauenkirchen, Burgenland: Aufgrund des vorherrschenden Schwammerlwetters und des schon sehr kritischen Zustandes der Trauben wurde bereits am 8. September mit der Lese begonnen. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die warmen Nächte ließen die Fäulnis rasch voranschreiten. Bereits am 26. September war die Ernte 2014 abgeschlossen, eine der geringsten Weinernten, die wir je in den Keller gebracht haben. Der Ertrag liegt unter 2.900 kg je Hektar, das entspricht weniger als der Hälfte eines langjährigen Durchschnitts. Der Ernteaufwand hingegen war um ein Drittel größer, da die Lese eine aufwändige Selektion erforderte.
Die Qualität des Jahrganges ist jedoch nicht so ernüchternd wie zunächst befürchtet. Wir können schöne, saubere, gut trinkbare Weine gewinnen.
Zusammengestellt und bearbeitet: Dieter Simon; Fotos PR falls nichts anders angegeben.