Wer kennt sie nicht, die alte Volksweisheit das morgendliche Frühstück betreffend: „Morgens wie ein Edelmann, abends wie ein Bettelmann“. In der Tat, edel ist es, was Barbara Haider und Dani Terbu auf den Frühstückstisch zaubern und was die Fotografen Antonia Kögl und Bernd Steinle bildhaft in Szene setzen. Auf knapp 200 Seiten kann sich der Leser an den verschiedensten Frühstücksvarianten, angefangen bei der einfachen „Wiener Handsemmel“ bis zum Saiblingscarpaccio erfreuen. Anmerkung der Redaktion: Es geht zwar diesmal nicht um Wein, das Buch hat uns aber gut gefallen.
Dabei legen die Protagonisten besonderen Wert auf regionale Produkte, auch wenn sich, wie sie schreiben einmal eine Mango oder Avocado ins Rezept verirrt oder sich ein paar Rezepte exotisch anhören. Bei all den Rezepten merkt man, wie viel Spaß und Leidenschaft bei der Zubereitung dahintergesteckt haben muss. Um es vorweg zu sagen: Nach dem Durchforsten dieses Buches habe ich mich hingesetzt und ein paar Freunde zu einem Samstagmorgen- Frühstück eingeladen. Was sagt mehr über ein gutes Kochbuch aus. Schon das einfache Durchblättern macht Spaß.
Die Autoren begnügen sich nicht nur damit, Rezepte aufzuschreiben, sondern geben wertvolle Tipps oder erklären, was es mit den verschiedenen Produkten auf sich hat und auf was man bei der Zubereitung beachten muss. So erfährt man wie man wie ein Profi backen kann, wie man perfekte Semmel oder Sauerteig zubereitet, wie man Milchprodukte lagert, wie „Bio-Heumilch“ entsteht, was es mit der Nummer auf dem Frühstücksei auf sich hat und Vieles mehr. Schon hier wird die Liebe zum Detail,der Wunsch nach Authentizität und absoluter Frische der verwendeten Produkte deutlich.
Positiv zu erwähnen ist auch, dass die Autoren zu Recherchezwecken die Produzenten wie Gemüsebauer, Hühnerhalter, Biobäcker, Tierhalter, Fischer und Obstbauern besuchten, sich über deren Arbeit informierten und ihre Erkenntnisse in diesem Buch mit verarbeitet haben.
Aber nun zum eigentlichen Inhalt. Die gute Gliederung fängt schon beim Inhaltsverzeichnis an. Aufgeteilt in 14 Rubriken kann man schon im Vorfeld auf die eigenen Vorlieben zugreifen. Ob es um Rezepte zu Fisch, Fleisch, Gemüse, Gebäck oder Getreide geht; jedem Produkt ist eine bestimmte Rubrik zugeordnet und unter der Angabe der Seitenzahl leicht zu finden. Den Rezepten der einzelnen Genres ist, in der Regel auf einer Doppelseite, eine kurze aber immer interessante Einleitung vorgeschaltet in der auf die Besonderheit des verwendeten Hauptproduktes und dem Umgang mit ihm hingewiesen wird. Danach folgen die Rezepte ebenfalls auf einer Doppelseite, so dass ein lästiges Umblättern beim Kochen entfällt. Auf der linken Seite sind die Zutatenliste und die Zubereitung klar voneinander getrennt, übersichtlich und für jeden verständlich. Das Nachkochen ist auch für Ungeübte gut möglich und in der Regel sind die Zutaten in jedem gut sortierten Laden zu bekommen. Das Endergebnis ist dann auf der rechten Seite des Buches bildhaft festgehalten. Kleine Insidertipps lockern das Ganze auf. Also auf zu der Zubereitung von Kräuter-Schmarren, Beeren-Swirls, Egg-Benedict oder zum Backen von köstlichen Brioches oder knusprigem Fladenbrot. Für Diejenigen,die es etwas deftiger mögen kommen sicherlich ein Roastbeef-Sandwich, ein Blutwurst Taco oderein Rösti mit Bachsaibling in Frage. Die Exoten unter den „Frühstückern“ kommen dagegen mit„Knish mit Schoko-Mascarpone, einer „Croque Madame oder mit „Shakshuka“ voll auf ihre Kosten. Gott sei Dank wird mit diesem Buch auch beiden Fraktionen, den Veganern und den Fleischliebhabern, Rechnung getragen. Vereint werden beide sicherlich durch die Rezepte köstlicher Desserts wie „Beeren-Tartelettes“, French Rolls“ oder „Rhabarber-Erdbeer-Crumble“. Allein beim Schreiben dieser Rezension läuft mir wieder das Wasser im Mund zusammen. Egal ob in der Familie oder mit guten Freunden, selten hat Frühstücken so viel Spaß gemacht.
Morgenstund
Antonia Kögl und Benedikt Steinle, Dani Terbu und Barbara Haider
Pichler Verlag
ISBN 978-3-85431-733-3
24,90 €
Text: Horst Kröber
