online unaufhaltsam - „Spiegel“ stellt Weichen – G+J streicht bis 400 Arbeitsplätze
„Spiegel“ wertet online auf
Ganze drei Sätze umfasste die „Gemeinsame Erklärung der SPIEGEL-Gesellschafter“, die am 22.8.2014 auf der eigenen Presseseite der Spiegel-Gruppe erschien. „Das Projekt von Chefredaktion und Geschäftsführung für die engere Verzahnung von Print und Online, das unter dem Namen ‚SPIEGEL 3.0‘ bekannt geworden ist, findet die Unterstützung aller Gesellschafter“, lautet der erste und wichtigste Satz, der nach heiler Welt klingt.
Doch dagegen gab es zunächst heftige Widerstände aus den Print-Redaktionen. Etliche Print-Redakteure verfassten dagegen eine Petition, wie die F.A.Z. am Montag berichtete. Man muss wissen, dass 50,5 Prozent der Geschäftsanteile der Mitarbeiter KG gehören. Chefredakteur Wolfgang Büchner wollte, dass die Ressortleiter künftig für Print und online zuständig sind. Nach einigen Querelen hat man sich dann doch zusammengerauft und die oben genannten Erklärung abgegeben. Die Einsicht reifte, selbst der „Spiegel“ kommt an einer stärkeren Gewichtung von online nicht vorbei. Auch Print-Redakteure müssen sich daran gewöhnen, dass online das wesentlich schnellere Medium ist. Wichtige Nachrichten verbreiten sich per Twitter in Minutenschnelle um die Welt. Vielleicht muss man Qualitätsjournalismus neu definieren. Wäre ja schön, wenn der „Spiegel“ eine Vorreiterrolle übernähme. Aber Schnelligkeit bleibt Schnelligkeit, und es ist bekannt, dass sich viele der jungen Generation nur noch über online-Medien informieren. Da muss man mit beiden Geschwindigkeiten arbeiten. Hintergrund ist, ob es der „Spiegel“ schafft, rechtzeitig die Weichen für die online-Zukunft zu stellen. Dass dies auf breiter Front nötig ist, hat man nun auch beim „Spiegel“ erkannt.
online ist eben für die rasche zielgerichtete Info, ohne viel Drumrum – facts – im Stil von „alle ‘mal herhören!“ Werbetreibende sind gut beraten, dies zu berücksichtigen. Print bleibt für Hintergrund und Analysen, was allerdings auch online geht. Das sollte man nicht vergessen.
„Die Gesellschafter begrüßen es, dass die Chefredaktion und die Geschäftsführung das Projekt ‚SPIEGEL 3.0‘ in enger Zusammenarbeit mit den Redaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE verwirklichen wollen, sowohl was die Umsetzung als auch was den Zeitablauf angeht“, lautet der letzte salomonische Satz, der auch etwas von Aufbruch spüren lässt.
Gruner+Jahr streicht bis 400 Arbeitsplätze – hin zu mehr Multimedia
Miteigentümer des „Spiegel“ ist die Gruner+Jahr AG & Co KG, die solche Flaggschiffe wie „Stern“, „Geo“, „Gala“ oder „Brigitte“ herausgibt. Diese will in den nächsten drei Jahren bis 400 Arbeitsplätze streichen. Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel hatte es schon vor einiger Zeit angekündigt. Nun soll es ernst werden. Erste Maßnahmen erfolgen in diesem Herbst, wie der NDR und Spiegel-online mit Bezugnahmen auf eine Mitteilung von Gruner+Jahr heute berichten. Grund sei das rückläufige Geschäft im Printbereich. Man will mehr zu multimedialen Inhalten, heißt es. Also auch hier bei solch einer Zeitschriften-Institution! Auch in den Chefredaktionen raucht es. Erst vor zwei Wochen wurde Stern-Chefredakteur Dominik Wichmann gefeuert.
Fotos: JMG Pixelio
Textquelle: wie im Text genannt