Aufstrebende Öko-Winzer
Beispiele aus dem Kaiserstuhl, Markgräflerland und der Stadt Freiburg
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/a6/48/4d/aufstrebende-oeko-winzer-43-1394796442.jpgIm Süden Europas gab es die ersten Versuche mit ökologischem Weinanbau bereits in den Fünfziger Jahren. Aufgrund der dort trockeneren klimatischen Bedingungen war die Bekämpfung von Pilzerkrankungen wie z.B. echter und falscher Mehltau nicht so problematisch wie in nördlicheren Gefilden.
Inhalt:
Weingut Dilger
Wein- und Sektgut Norbert Helde
Weingut Zähringer
In Deutschland versuchten sich die ersten mutigen Winzer im Bioweinbau Anfang der Sechziger, richtig in Schwung kam die Sache aber erst so um die Achtziger Jahre. Wurden die allerersten Öko-Winzer noch verspottet oder allenfalls von ihren Kollegen milde belächelt, so übernimmt heute sogar der konventionelle Anbau einzelne Elemente wie beispielsweise die Begrünung der Rebflächen aus dem Bioweinbau. Hatten anfangs die Bioweine „den Makel nichts für Weinkenner zu sein“, spielen Bioweingüter heute in der „Topliga der Weinerzeuger“ kräftig mit.
Am Beispiel von drei renommierten Weingütern verschiedener badischer Weinregionen wollen wir heute einmal über die nachhaltige, qualitäts- und umweltbewusste Arbeit dieser Erzeuger informieren:
Weingut Andreas Dilger
Dass es mitten in der Stadt Freiburg Rebflächen gibt haben schon viele mit eigenen Augen gesehen, aber gibt es hier auch ein Weingut? Ja, und zwar im traditionsreichen Stadtteil Wiehre in einem Seitentrakt des historischen Straßenbahndepots. Seit 2001 hat der Freiburger Andreas Dilger hier einen Ort geschaffen, an dem nicht nur Weine ihr zuhause haben, die nach den Leitlinien des ökologischen Anbaus widerstandsfähigen Rebsorten entstammen, vitale und robuste Trauben, im Weinberg in Handarbeit qualitätsbewusst optimiert und im Keller schonend zu aromareichen und charaktervollen Weinen ausgebaut. Das Weingut soll zudem den Weinbau innerstädtisch erlebbar machen und gut erreichbar mit der Tram oder gar zu Fuß einen generationsübergreifenden atmosphärischen Ort des kulturellen Austauschs darstellen.
Dilger ist nicht nur Winzer, er studierte auch Sozialpädagogik und ist in vielfacher Form sozial und kulturell tätig. Mitbegründer und Vorstand des Freiburger Abenteuerhofes und Mitinitiator des Wohn- und Arbeitsprojektes SUSI sind nur einige seiner Berufungen. „Mich fasziniert es, eine Verbindung vom ländlichen Weinbau zum städtischen Leben herzustellen. Ökologisches und soziales Handeln stehen dabei im Mittelpunkt und sind Motivation und Vision zugleich“.
Dilgers Reben befinden sich zusammen mit Streuobstwiesen am Schönberg, dem südlichen Hausberg Freiburgs inmitten artenreicher Flora und Fauna. In klimatisch begünstigter Lage und auf Kalklößböden gedeiht hier ein Weinsortiment mit Aromen vom fruchtigen Riesling bis hin zu blütenduftigem Muskat. Pilzwiderstandsfähige Sorten, zumeist Züchtungen des Freiburger Weinbauinstituts, die nur eines minimalen Pflanzenschutzes bedürfen, sind Dilgers Spezialität: Souvignier gris, Cabernet Blanc, Johanniter, Solaris; Helios und Muskaris heißen seine weißen, Cabernet cortis Cabernet cantor, Prior, Pinotin, Regent oder Monarch die roten Rebsorten, entweder reinsortig oder als Cuvées ausgebaut.
Qualität wird belohnt! Die Dilger´schen Weine erhielten oftmals Gold und Silber bei den Internationalen Piwi Auszeichnungen, „Bester Badischer Biowein“ wurde 2012 ein Muscaris trocken und 2011 ein Johanniter, ebenfalls trocken ausgebaut. Großes Lob und Anerkennung also für einen kleinen Betrieb. Was liegt demnach näher als ein Besuch im Weingut, das zugleich auch Brennerei ist, mitten in der Stadt Freiburg ? Geöffnet freitags 14-19 und samstags von 11-14 Uhr, die nächste Winzervesper findet am 5. April statt.
Ökologisches Wein- und Sektgut Norbert Helde
In Jechtingen am Kaiserstuhl ist das Weingut Helde zuhause. Die Wurzeln der Winzerfamilie lassen sich bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges zurückverfolgen. Lange lebten die Vorfahren von Ackerbau, Viehzucht, und Weinanbau. Während des Zweiten Weltkrieges begannen die Großeltern des heutigen Winzers den Wein in Flaschen abzufüllen und damit den Grundstein für den reinen Wein- und Obstbaubetrieb zu legen. 1989 schloss Norbert Helde erfolgreich die Fachschule für Weinbau in Freiburg ab.
1990 wurde dann das Weingut auf ökologischen Anbau umgestellt und ein Jahr später erfolgte der Beitritt zum Bioland-Verband, einem der drei großen und „strengen“ Organisationen für Biowinzer neben Ecovin und Demeter. Seit nunmehr 1992 sind alle Produkte nach den Richtlinien des biologisch-organischen Anbaus zertifiziert. Im Online-Weinshop finden sich alle aktuellen Angebote, Traditionell angebaut sind Spezialitäten wie Grauburgunder trocken oder der ebenfalls nach alter Schule weißgekelterte Spätburgunder, auch ein Cabernet Carbon gehört dazu. Handsortiert und ertragsreduziert sind die Selektionsweine von alten Rebstöcken, geradezu ideale Menubegleiter. Neben den großen Burgundern gehören in diese Kategorie auch Muskateller und Chardonnay. Nur ausgesuchte Selektionsweine eines Jahrgangs dürfen den Namen Emil Gött tragen.
Der Kaiserstühler Dichter, Bauer und Menschenfreund hatte von 1864 – 1908 zwar nur ein recht kurzes Leben, dafür aber machte er schon zu seiner Zeit revolutionäre und zukunftweisende Vorschläge zum umweltschonenden Weinbau. Für Liebhaber sind die streng limitierten Flaschen mit dem Bildnis von Emil Gött nicht nur ein exzellentes Geschmackserlebnis sondern darüber hinaus auch eine ausgesprochene Sammlerrarität. Im Hause Helde bietet man nicht nur das Kulturgut Wein in bestem und geprüftem ökologischen Gewand an. Heldes Edelbrände, alle aus selbst erzeugten Früchten, sind geradezu berühmt und mit so vielen Medaillen ausgezeichnet, dass der Winzer sie kaum noch alle aufzählen kann.
Wildobstbrände aus Speierling, Mispel, Holunder und Vogelbeere sind wahre Raritäten. Stolz ist Norbert Helde auch darauf, im Januar eines jeden Jahres einen „Brennkurs“ für Jedermann anzubieten, wo er dann gerne sein immenses Wissen um diese Kunst weitergibt. Die Weinproben im Hofgut sind ein unvergessliches Erlebnis. Zu mehrfachen Terminen im Jahr wird das Weinerlebnis-Angebot nochmals gesteigert. So gibt es am 12. April unter der Führung von Ehefrau Bernadette Bächle-Helde eine Heilkräuter-Erlebnis-Wanderung durch die Reblandschaft und am 17. Mai eine Weinbergs- und Kräuterwanderung mit kulinarischen Genüssen.
Die Winzerin ist ausgebildete Heilkräuterexpertin und ihre Kräutertees und Mischungen verkaufen sich ebenso gut wie die Weine. Im Herbst schließlich werden Wein, Genuss und Kultur im Zeichen des Jechtinger Wahrzeichens, der Burg Sponeck, zusammen gepaart mit dem festlichem Abschluss in einem renommierten Schelinger Gasthaus. Wir Weinfreunde sollten aber mit einem Kontakt zum Öko-Weingut Norbert Helde nicht unbedingt bis zum Herbst warten.
Weingut Zähringer
In einem der schönsten und traditionsreichsten Weinorte des Markgräflerlandes, Heitersheim, wird seit 1844 von der Familie Zähringer in der nunmehr bereits 6. Generation der Weinanbau betrieben. Wie schon seine Vorfahren strebt auch Fabian Zähringer, der heutige Leiter des Weinguts, mit Leidenschaft und Perfektion den Anbau seiner Trauben an. Seit 1987 werden die Reben nach biologischen und seit 2005 nach biologisch-dynamischen Grundsätzen gepflegt und bearbeitet. Zu dieser Ethik gehört es, nur solche Rebsorten zu setzen, die sich hier vor Ort besonders wohlfühlen. Dazu gehört natürlich der „Markgräfler“ schlechthin, der Gutedel. Dazu gehören neben Weiß-, Grau und Spätburgunder sowie Müller-Thurgau aber auch Chardonnay oder Sauvignon Blanc. Eine ganz besondere Spezialität des Hauses sind die Edelgräfler Cuvées.
Dabei gewinnt der leichte Trinkwein Gutedel mit seiner moderaten Säure durch den Zusatz von Johanniter und Weißburgunder an Struktur, Frische und Aromatik. Der Spätburgunder Rotwein wird mit den Sorten Cabernet und Regent bereichert, Dies verleiht ihm eine noch kräftigere Farbe und erweitert die ohnehin vielseitigen Geschmacksnuancen. Die biologisch-dynamische Arbeit des Winzers beginnt natürlich im Weinberg. Für die Zähringers ist es da von großer Wichtigkeit mit Menschen und Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Den Weinberg mit Biodiversität zu pflegen, ohne Dünger zu arbeiten, dafür aber dem Boden mit gezielten Einsaaten das zu geben, was er braucht.
Für jede Sorte und Lage den optimalen Reifezeitpunkt bei der Lese zu treffen und bewusst darauf zu achten, dass die Beerenhäute bei der Arbeit nicht verletzt werden. Im Keller gilt dann für den eingefahrenen Most: Soviel Freiheit wie möglich, soviel Eingriffe wie nötig. Langsames Auspressen der Beeren, spontane Vergärung für authentische Weine. Charaktervolle Weine wollen nicht manipuliert werden! So werden Selektionsweine unfiltriert abgefüllt und den Top-Spätburgundern wird Zeit gegeben, sich im französischen Barrique-Fässschen optimal zu entwickeln. Lagerfähige Weine brauchen diese Zeit bis sie auf die Flasche kommen.
Mehr als 60 ! hochrangige Auszeichnungen haben die Zähringer Weine in den letzten Jahren errungen. Natürlich können wir diese hier nicht alle aufführen. Die wichtigsten vielleicht: Gold und Silber sowie den Seal of Approval auf der AWC Vienna, Diplome D´Argent bei der Mondial des Pinots sowie Auszeichnungen und Empfehlungen vom Gault Millau und Feinschmecker. Bester Piwi Wein, Internationaler Grauburgunder-Preis und Beste Bioweine 2013 runden die Prämierungen, immer noch nicht komplett, ab.
Mehr als 10 internationale Messen und Ausstellungen stehen für das Weingut Zähringer 2014 auf dem Programm. Wer mehr wissen will, findet im Netz alle Daten sowie den Online-Verkaufsshop, der 24 Stunden am Tag „geöffnet“ hat. Weingut und Laden hingegen sind montags – freitags von 9-12 und 14-18 Uhr für Sie da, am Samstag von 10 . 13 Uhr. Für den persönlichen Kontakt zu „Ihrem“ Winzer sollten Sie schon jetzt den 28. Juni 2014 in den Kalender eintragen. Da ist dann nämlich das große Gutsfest bei den Zähringers in Heitersheim.
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