Sekt und Crémant
schöne Auswahl, wozu sie passen, und viel Wissenswertes
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/a5/93/b6/sekt-und-cremant-22-1418729327.jpgEs naht die Jahreszeit, wo alle Welt wieder anstößt, mit Sekt, Crémant oder Champagner. Die Deutschen sind darin übrigens Weltmeister. 3,2 Mio. hl Schaumwein haben sie 2013 konsumiert – laut Deutschem Weininstitut. Umgerechnet auf 0,75 l Flaschen sind dies rund 420 Mio. Flaschen. Der Weltkonsum an Schaumwein wird auf 2 Mrd. Flaschen geschätzt. Also sind die Deutschen mit gut 20% dabei. Jede fünfte Flasche wird also hier knallen gelassen – obwohl Kenner die Flasche natürlich leise öffnen, um möglichst viel Prickeln ins Glas zu bringen. Interessant ist außerdem, was Sekt, Crémant oder Champagner genau bedeuten und wieso ein mit „trocken“ bezeichneter Sekt süß schmeckt. Doch zu all dem unten mehr, denn entscheidend ist, was schmeckt:
Nach Rundmail-Anfrage haben uns etliche Erzeuger Muster geschickt. Die entsprechenden Beschreibungen stellen also die Meinung der Redaktion dar im Gegensatz zu den bonvinitas-Blindbewertungen mit Weinfachleuten.Den Bildern folgend je von links nach rechts: In der Nase Grapefruit, Zitronensaft, feinfruchtiger Körper, belebend herbes Finish, echt schön trocken, passt sowohl zum Anstoßen wie gut zu Räucherlachs und Kaviar, habe ich bei „Riesling, Deutscher Bio Sekt brut“ vom Weingut im Zwölberich in Langenlsonsheim notiert.
Herb-elegant mit Noten von Grapefruit, Orangen und Earl Grey in der Nase, fest gebauter Körper, der ebenfalls in ein herb-elegantes Finish mündet, passt gut als Aperitif mit gesalzenen Nüssen, Oliven, Zwetschen im Speckmantel, lauten meine bei „St.Syriak“, Pinot noir blanc de Noirs Brut 2011, Baden Sekt b.A., vom Winzerkeller Auggener Schäf.
Die Durbacher Winzergenossenschaft sandte einen Durbacher Plauelrain Riesling extra trocken 2012, Baden Sekt b.A. Dazu habe ich notiert: Sehr schön zum Anstoßen, da nicht zu trocken, mit Noten von Pfirsichen, Mirabellen und reifen Zitronen in der Nase, am Gaumen frisch elegant mit dezenter Süße und eleganter Frucht im Finish.
Einen Pinot brut blanc de Noir 2012 Siebeldinger Königsgarten deutscher Sekt b.A. sandte der „Wilhelmshof“, das Wein- und Sektgut der Familie Roth in Siebeldingen, Pfalz. In der Nase reife Äpfel, Williams-Birnen-Brand, Quittengelee, Rosinen, gut ausgewogener gereifter Körper, der in ein kräftig gebautes edelherbes Finish mit nochmaligen Williams-Birnen-Brand Noten mündet, macht sich gut zum Ausklang eines schönen Mahls mit Espresso und auch Zigarre, habe ich notiert.
Ein Zwischenbemerkung zu den Jahrgängen: Zum Versekten werden gerne schon gut gereifte Weine genommen. Da der Sekt dann eine zweite Gärung durchläuft und nochmals auf der Hefe reift, sind ältere Jahrgänge, falls sie angegeben werden, durchaus zu empfehlen. Die erworbenen Flaschen sollte man allerdings nicht Jahre im eigenen Keller nachreifen lassen, da sie allmählich Kohlensäure, oder wir der Fachmann sagt, Mousseux, verlieren.
Es folgen zwei Crémants aus dem Elsass von Kuentz-Bas in Ammerschwihr. Brut Tradition, Crémant d’Alsace A.C. lautet die Bezeichnung des ersten, bei ich notiert habe: Rassiger Tropfen mit Noten von Limonen und Pfirsichen im Bukett und herber Eleganz im Finish, passt gut zu Meeresfrüchten oder Räucherlachs. Zum zweiten, Collection Chardonnay brut, ebenfalls Crémant d’Alsace A.C., habe festgehalten: Reifer Duft mit Noten von Orangen, Feigen und einem Hauch Curry, kräftige Textur, langes Finish mit leicht pfeffrigen und belebend zartbitteren Noten, betont trocken bzw. brut, schön als Aperitif mit gesalzenen Mandeln und Oliven.
Ebenfalls vom „Wilhelmshof“ stammt der Weisser Burgunder brut 2102 Siebeldinger Königsgarten, Deutscher Sekt b.A.: Reifer Duft mit Anklängen an Mimosen, Herbstäpfel, gelbe Pfirsiche, betonte Eleganz am Gaumen, die in ein edelherbes gut gereiftes Finish mündet, das mit sanftem Schmelz verklingt – sehr schön zum Prosten.
Auch ein zweiter von Zwölberich hat überzeugt: „Brut Royal R.D.“, Deutscher Sekt aus Trauben aus bio-dynamischem Anbau, in der Nase Stachelbeerkonfitüre, Biskuit mit einem Hauch Cognac, am Gaumen Edelfirne, die auf gereifte Grundweine und langes Hefelager schließen lassen – wozu das oben Gesagte in besonderem Maße gilt – schön zu Antipasti oder Fingerfood.
Sehr interessant war der Muscaris Sekt brut, Baden Sekt b.A. der Winzergenossenschaft Ettenheim. Muscaris ist eine pilzwiderstandsfähige Neuzucht und aus dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg. In der Nase Anklänge an Kumquat, Pfeifentabak, Orangenmarmelade, am Gaumen frühlingshafte Frucht mit einem vollmundigen mit angenehm belebend-rauchigen Bitternoten im Finish, die erneut an Orangenmarmelade sowie Cognac erinnern, passt gut zu Früchtedesserts oder Weincreme sowie zum Cappuccino.
Ein paar Worte zu den Erzeugern:
Das Weingut im Zwölberich liegt an der unteren Nahe. Man hat sich dem biologisch-dynamischen Weinbau verschrieben. Viele Erzeugnisse tragen das Vegan-Zeichen. Auf kleinem Radius gibt es ganz verschiedene Böden aus den verschiedensten Erdzeitaltern. Diese nutzt der Inhaber und Winzer Hartmut Heintz sehr bewusst und sucht die bestpassenden Rebsorten dafür aus.
Der Winzerkeller Auggener Schäf im südbadischen Auggen ist ein bekannter und größerer Weinerzeuger, der seine Mitglieder schon streng zum naturnahen Weinbau vergattert hat. Folgerichtig pflegt man auch eine größere Fläche Regent, jene Neuzucht-Rotweinrebe, die auf Grund ihrer besseren Pilzwiderstandsfähigkeit deutlich weniger Schädlingsbekämpfung benötigt. Natürlich befinden sich auch Burgundersorten im Anbau. Der Sekt trägt die Sortenbezeichnung Pinot noir blanc de Noirs in Anlehnung an die Champagne, wo das edle Getränke aus nicht unwesentlichen Teilen auch aus weiß gekeltertem blauen Spätburgunder bereitet wird.
241 Winzerfamilien bilden die Durbacher Winzergenossenschaft, darunter nicht wenige Vollerwerbswinzer, die mit vollem Engagement bei der Sache sind. Bevorzugte Rebsorte ist Riesling, der lokal auch Klingelberger heißt, und vorwiegend auf Steillagen mit den am Saum des Schwarzwalds typischen Granitverwitterungsböden wächst. Diese geben den Weinen eine feine Mineralität mit.
Der „Wilhelmshof“, das Wein- und Sektgut der Familie Roth in Siebeldingen, gehört zu den renommiertesten deutschen Sekterzeugern. Schon mehrfach gewann man den DLG-Bundesehrenpreis für Sekt, so auch dieses Jahr. Es begann 1975, als Christa und Herbert Roth, beide Oenologen mit Praktikumserfahrung in der Champagne, das dortige Epernay besuchten mit dem Gedanken selbst in die Sekterzeugung einzusteigen. Inzwischen ist die nächste Generation dazugestoßen, Barbara Roth und Thorsten Ochocki, die sich beim Studium an der bekannten Weinbauhochschule in Geisenheim kennngelernt hatten. Deren Praktikaliste bei Starwinzern in etlichen Europäischen Ländern sowie in Übersee liest sich fast atemberaubend. Die Qualitäten kommen also nicht von ungefähr.
Das Elsässer Weingut Kuentz-Bas in Husseren les Châteaux wurde vor 10 Jahren von dem renommierten Weingut Jean-Baptiste Adam im nahegelegenen Ammerschwihr übernommen, beides vor den Toren von Colmar, und zu neuen Höhen gebracht. Zu Kuentz-Bas gehören rund 10 Hektar Weinbau rund um das von drei Burgen gekrönte Husseren les Châteaux, Terroirs mit Lehm-Kalkböden, großenteils in den Grand-Crus-Lagen Eichberg und Pfersigberg gelegen.
Mit 68 Hektar Rebfläche und 70 Winzern ist die badische Winzergenossenschaft Ettenheim fast ein großes Weingut. Neben einer großen Sortenvielfalt hat man sich auch einer Reihe von pilzresistenteren Neuzuchten zugewandt, wie Muscaris oder Solaris.
Fotos: soweit nicht anders angegeben bonvinitas bzw. PR der Weinerzeuger