„Individuell das machen, was man am besten kann“, lautet das Credo von Dirk van der Niepoort, der heute das 1842 gegründete Portweinhaus in fünfter Generation führt, das nicht nur für seine Portweine international einen hervorragenden Ruf genießt. Ab 1987 hat er das Haus sowohl um eigene Weingüter im Dourotal erweitert als auch eine ebenso erfolgreiche Weinproduktion begonnen. Die wichtigste Weinlinie heißt „Fabelhaft“. Nicht weniger beliebt ist die Linie „REDOMA“. bonvinitas führte mit Dirk van der Niepoort ein Interview anlässlich der Fachmesse VERITABLE in St. Martin in der Pfalz im Juli 2015.
bonvinitas: Herr van der Niepoort, Sie sind ja sehr bekannt. Was war das Entscheidende, um diese Bekanntheit zu erreichen?
van der Niepoort: Individuell das machen, was man am besten kann, die natürlichen Gegebenheiten anschauen, sensibel mit der Umwelt umgehen, individuellen Wein machen, das Bestmögliche, Weine mit Persönlichkeit. Dann muss man die Weine vorstellen, sein Gesicht zeigen. Der Konsument muss die Weine verstehen. Ich bin auf zahllosen Weinverkostungen in vielen Ländern gewesen und habe genau das erzählt, ja gepredigt.
bonvinitas: Wie sind Sie selbst zum Weintrinken gekommen? Was hat Ihnen besonders gefallen?
van der Niepoort: Wein war in unsere Familie immer ein Thema. Ich durfte schon früh probieren und im Keller helfen, wie zum Beispiel dekantieren. 1985 war ich für Mövenpick in der Schweiz tätig. Die hatten ein eigenes Buch über Wein. Das habe ich gelesen, und das hat mich für Wein begeistert.
bonvinitas: Welche Weine suchen Sie für sich aus?
van der Niepoort: Ich mag sehr gerne Riesling von der Mosel, aber auch Weine aus Burgund oder Côtes du Rhone – vieles ist gut.
bonvinitas: Was trinken Sie zu Fisch oder Meeresfrüchten, was zu Pasta oder Steaks?
van der Niepoort: Zu Fisch natürlich Riesling. Zu Pasta passt Chianti aber durchaus auch ein einfacherer roter Portwein. Zu Steaks bevorzuge ich einen unserer REDOMAS.
bonvinitas: Trinken Sie Wein eher zum Essen oder auch einfach zum Genießen am Abend?
van der Niepoort: Wein trinke ich meistens zum Essen, aber danach genieße ich gerne ein Glas Portwein.
bonvinitas: Wie alt sollten die Weine sein? Was ist jung, was ist gereift?
van der Niepoort: Leider geben wir unsere Weine viel zu früh in den Verkauf. Das liegt am Markt und an der Logistik. Ein guter Wein sollte 15 bis 20 Jahre alt sein. Weine darunter sind jung. Das gilt für Wein und Portwein.
bonvinitas: Für den Konsumenten – jung kaufen und selbst lagern, oder lieber gereift kaufen?
van der Niepoort: Einen eigenen Weinkeller zu haben, wo „Schätze“ reifen, gehört zum Schönsten, was es gibt. Portwein kann man übrigens noch länger reifen lassen als die genannten 15 bis 20 Jahre. Wenn man gereifte Weine kauft, sind sie eben deutlich teurer.
bonvinitas: Welche Rebsorten sind bei Ihnen die wichtigsten?
van der Niepoort: Wir haben sehr viel gemischten Satz, das heißt viele Rebsorten wachsen in einem Weinberg durcheinander. Es gibt noch viele autochthone Rebsorten (spezielle einheimische Rebsorten einer Region – Anmerkung der Redaktion). Ich glaube, in Deutschland muss man das wieder entdecken.
bonvinitas: Welche Rollen spielen für Sie Boden und Klima?
van der Niepoort: Ich bin ein überzeugter Terroirist. Das Wichtigste ist, was der Wein von seinem Weinberg, seinem Terroir, mitbringt. Natürlich hat auch der Kellermeister etwas zu sagen. Er kann aber wenig dazutun, jedoch im schlimmsten Fall viel falsch machen.
bonvinitas: Wohin verkaufen Sie Ihre Port- und Stillweine vor allem?
van der Niepoort: 80% geht in den Export, vor allem nach Deutschland, in die Schweiz und nach Großbritannien. Die Deutschen lieben „Fabelhaft“.
bonvinitas: Was würden Sie deutschen Winzern empfehlen, um noch besser zu werden?
van der Niepoort: Vor allem weniger Technik, weniger Universitätswissen verwenden, sich „selbständig“ machen. Es werden zu viele Gedanken darauf verwendet, was will der Konsument. Damit wird zu viel in eine Schachtel geschmissen. Man muss aus seinen natürlichen Gegebenheiten individuell das Beste machen.
bonvinitas: Wenn ich mir nun einen privaten Weinkeller anlege – Geld spielt keine Rolle – was würden Sie empfehlen, zu kaufen?
van der Niepoort: Mosel Kabinett und Spätlesen, Portwein und portugiesische Rotweine.
bonvinitas: Herr van der Niepoort, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Das Interview führte Dieter Simon, Chefredakteur bonvinitas