Paula Bosch, Deutschlands bekannteste Sommelière, ihr neuestes Buch: Eingeschenkt
über 200 Seiten viel Wissenswertes wie unterhaltsame Blicke hinter die Kulissen
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Koautorin: Diana Binder. Foto: Tom, Pfeiffer height="205" />Paula Bosch, die erste Sommelière in Deutschland und vom Gault & Millau als Erste mit dem Titel „Sommelier des Jahres“ ausgezeichnet, hat zusammen mit der Journalistin Diana Binder ein Buch unter dem Titel „Eingeschenkt“ verfasst. In diesem beschreibt sie nicht nur ihr „Weinleben“, was an sich schon interessant genug wäre, sondern äußert sich auch zu vielen zukunftsweisenden und kontrovers diskutierten Themen aus der Weinwelt. Dabei spart sie ihre eigene Klientel nicht aus. Schon das Vorwort zu lesen, macht Spaß und Lust auf mehr. Locker vom Hocker schreibt Bosch, was sie zum Wein geführt und letztendlich zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Außerdem wird deutlich wie Bosch ihren Beruf bzw. Ihre Berufung sieht: dem Genießen zugewandt, weltoffen, unverkrampft und emphatisch. Dies belegen auch die authentischen Schwarz-Weißbilder von Thomas Pfeiffer. In sieben Kapiteln entführt Bosch die Leserschaft in die Wein- und Gastronomiewelt. Sie unterhält sich mit jungen Kollegen über den Beruf des Sommeliers, spricht mit Winzern und Weinhändlern, mit Sterneköchen und Weinautoren. Im ersten Kapitel, ihrem persönlichsten, lässt sie ihren Werdegang Revue passieren, der sie als erste Sommelière von einer Weinstube in der Nähe Frankfurts bis hin ins renommierte Tantris nach München geführt hat. Bis zur Chefsommelière war es ein weiter und beschwerlicher Weg in der von Männern dominierten Weinwelt. Die Liebe zum Wein – die Liebe des Lebens
Drei Sommeliers – unzählige Facetten.
In der schönen weiten Weinwelt
Aus dem Nähkästchen
plaudert Paula Bosch in dem Kapitel: Wein kaufen mit den Profis. Hier geht‘s ans Eingemachte. Der Umgang zwischen Weinhandel und Sommeliers, eine stete Gratwanderung. Frisch und flockig erzählt Bosch von den verschiedensten Zusammentreffen beider Genres. Hier geht es um Etikettentrinker aber auch um überteuerte Weine und um viel Frankophiles. Letztlich aber auch um Tipps wo kauft man Wein und worauf ist beim Weineinkauf zu achten.
Natürlich darf in diesem Buch ein Kapitel über: Große Köche und große Menüs nicht fehlen. In Gesprächen mit Hans Haas, dem langjährigen Küchenchef im Tantris, Sternekoch Tohru Nakamura und dem Gastronomen Axel Bach wird deutlich, dass, und dies gilt nicht nur in der Sternegastronomie, es nur mit einer Mannschaft geht und nicht um Profilierung einer Einzelperson. Wunderbar zu lesen sind die kleinen Anekdoten zwischen Küchenchef und Sommelière oder die kleinen Reibereien zwischen „schwarzer und weißer Brigade“. Fast fühlt man sich mittendrin im Geschehen. Dass dabei noch viel Interessantes und Wissenswertes über die Verbindung von Wein und Speisen, gutem und „bacherlwarmem“ Champagner und japanische Küche, rüberkommt versteht sich von selbst. Auch ihre Zusammenarbeit mit Tim Raue und Eckart Witzigmann wird kurz beleuchtet.
Im vorletzten Kapitel „Der Sommelier und seine Gäste“ wird deutlich, was es heißt, auf Menschen zuzugehen, Verständnis zu haben, sich jeden Tag auf ein neues Publikum einzustellen. In diesem Kapitel menschelt es regelrecht. Wie man mit Gästen umgeht, wie man schwierige Situationen meistert und wie man dem Wein den Stellenwert verleiht, den er verdient, kommt dort genauso zur Sprache wie kleine Geschichten über die „Weintante“ oder den „Steinbutt A La Tasch“. Das ist witzig und aufschlussreich zugleich. Der Schreibstil lässt einen stets neugierig nach vorne blicken ist manchmal etwas ironisch aber stets dem Wahrheitsgehalt untergeordnet.
Nicht immer stimmt es, wenn es heißt: Das Beste kommt immer zum Schluss. Doch in diesem Falle trifft es für mich zu. Im letzten Kapitel Wissensdurst und Wein-Neugier“ vernimmt man deutlich kritische Töne. Ob es um die „ungefilterten Veröffentlichungen“ im World Wid Web geht, um die Vergabe von Punkten und Zahlen und diverse Weinkritiken oder schlicht darum ob man Wein eigentlich objektiv beurteilen kann; Paula Bosch plädiert dafür, den Wein als Individuum zu sehen und die jeweilige Verkostung als Momentaufnahme zu betrachten.
Fazit
Selten erfährt man mehr über den Beruf des Sommeliers als in diesem fast 200 Seiten starken Büchleins. Selten halten sich die Verbreitung von Fachwissen, Selbstreflexion und die bekennende Liebe zum Beruf so die Waage. Von der ersten bis zur letzten Seite Lesespaß, manchmal Kopfschütteln, manchmal schmunzeln, manches Aha und immer Lust auf das nächste Kapitel. Dieses Buch sollte ein Muss für jeden angehenden Sommelier oder Sommelière sein. Und nicht nur für diese! Leider wird nicht deutlich, welche Texte denn nun von Diana Binder und welche von Paula Bosch sind. Deshalb hier Lob für alle Texte egal wer für sie verantwortlich ist. Text: Horst Kröber

