Prof. Kees van Leeuwen: Über die Zukunft des Weinbaus

aus seinem Vortrag auf der GIESCO 2025 über vieles was noch zu erforschen ist

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Prof. Kees van Leeuwen zur Zukunft des Weinbaus aus seinem Vortrag auf der GIESCO 2025 über vieles was noch zu erforschen ist' Prof. Kees van Leeuwen zur Zukunft des Weinbaus aus seinem Vortrag auf der GIESCO 2025 über vieles was noch zu erforschen ist
Die GIESCO - Groupe international d'Experts en Systèmes vitivinicoles pour la CoOpération - ist eine internationale Gruppe führender Experten und Wissenschaftler im Weinbau, die seit 1901 existiert, und die sich aktuell alle zwei Jahre zum großen internationalen Kongress trifft, der dieses Jahr als 23. erneut in Geisenheim stattfand mit 350 weinbaulichen Wissenschaftlern aus 23 Ländern. Den diesjährigen Leitvortrag hielt Kees van Leeuwen, Professor der Bordeaux Siences Agro der Universität Bordeaux und Leiter des dortigen Instituts für Weinbau und Oenologie (ISVV), über die Zukunft des Weinbaus:

Reben agieren mit dem Klima und dem Boden. Beide erfahren deutliche Veränderungen durch:

  • Klimaerwärmung

  • Verluste von organischer Substanz im Boden

  • Verringerung der Artenvielfalt

Folgen der Klimaerwärmung

Foto: Dietmar - AdobestockDurch sie produzieren die Reben mehr Zucker, was zu erhöhtem Alkoholgehalt im Wein führt, ja ein Zuviel ihn unharmonisch schmecken lassen kann. Zugleich reduziert mehr Wärme die Säure, wodurch Weine weniger frisch wirken. Außerdem bringt viel Wärme eine Reduktion der sekundären Pflanzenstoffe in den Schalen, was zu Aromaveränderungen führen kann. Obendrein sind viele Weinbaugebiete zunehmend größerer Trockenheit, ja Dürre ausgesetzt, was für Rotwein zwar vorteilhaft sein kann, aber die Reben unter Stress setzt und den Ertrag mindert.

Wie sich anpassen

- an erhöhte Temperaturen

Der Winzer kann die Temperatur nicht ändern, jedoch Sorten wählen, die später reifen und in die kühlere Jahreszeit hineinragen sowie auch Sorten, die mit der Wärme besser zurechtkommen, ohne ein Zuviel an Zucker oder ein Zuwenig an Säure zu produzieren. Hier kann die Wissenschaft noch mehr Daten für einzelne Klimazonen bereitstellen.

- an zunehmende Dürre

Foto: fotogurme - AdobestockDie genetische Vielfalt in Bezug auf Wasserverbrauch und Widerstand gegen Trockenheit von Rebsorten und Klonen ist beträchtlich, sehr komplex und noch nicht vollständig verstanden. Die Rolle des Bodens bei der Widerstandsfähigkeit gegen Dürren ist ebenfalls wichtig und auch nicht vollständig erforscht. Die Erhöhung der Wasserspeicherung in den Böden durch eine geeignete Bodenvorbereitung vor der Pflanzung oder durch die Auswahl tiefwurzelnder Unterlagsreben (Ertragsreben wachsen üblicherweise gepfropft auf reblausresistenten Wurzelreben), sind Möglichkeiten, größeren Wasserdefiziten zu begegnen. Die Erforschung von Symbiosen von Rebwurzeln mit Bodenpilzen (Mykorrhizen) liegt erst in den Anfängen.

Standortgeeignete Sorten pflanzen - nicht unbedingt auf Rebsortenweine schielen

Foto: Sven - stock.adobe.comRebsortenweine, wie sie mehr in Mode sind, verleiten, Sorten anzubauen, die für das betreffende Terroir und Klima nicht bestgeeignet sind. Zum Beispiel wanderten Merlot und Chardonnay in wärmere Regionen, obwohl sie aus kühleren stammen. So macht es mehr Sinn, die Qualitätspyramide der Weine an deren Herkunft festzumachen (die Revision des deutschen Weinrechts 2021 ging in diese Richtung), weil dies dem Winzer mehr Flexibilität bietet, sich auf standortgeeignetere Sorten zu konzentrieren. Es ist zu wünschen, dass die Verbraucher dies mehr und mehr akzeptieren bzw. belohnen.

Nachlassen organischer Substanz im Boden und Erosion der Artenvielfalt

In den meisten Kulturböden nimmt die organische Substanz ab aufgrund von Erosion und/oder einem Ungleichgewicht zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Wiedereinarbeitung von organischer Substanz, etwa aus Ernterückständen, Deckfrüchten oder Kompost. So nimmt auch die Artenvielfalt sowohl über als auch unter der Erde ab, was zu mehr Krankheiten führen kann.

Foto: ©franky2010 - stock.adobe.comDer Einsatz von Deckfrüchten ist ein wirksames Mittel, um die Bodenerosion zu begrenzen und den organischen Gehalt zu fördern. Derzeit wird nur eine begrenzte Anzahl von Pflanzenarten als Deckfrüchte verwendet, und es besteht Bedarf, eine größere Vielfalt dieser Kulturen zu erforschen und so den Herausforderungen zu begegnen. Beispielsweise kann die Verdichtung des Bodens durch Pflanzenarten mit tieferen Pfahlwurzeln behoben werden, und die Stickstoffversorgung des Bodens kann durch stickstoffbindende Arten (Leguminosen) verbessert werden. Hier gilt es, ein Gleichgewicht zu finden, denn qualitativ hochwertige Weine werden meist auf ärmeren Böden erzeugt.

So wies van Leeuwen die Richtung: Viele Forschungen können die Winzer unterstützen, ihre Erträge und die Weinqualität in einem sich wandelnden Umfeld zu erhalten und zugleich die Nachhaltigkeit der Weinberge.

Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Fotos: Rebenfoto im Aufmacher: uv_group - Adobestock; van Leeuwen: PR

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