Von Schwarzkopf Haarkosmetik zur Finca Can Axartell auf Mallorca

Interview mit Hans-Peter Schwarzkopf – inzwischen großer Weingutsbesitzer, der großartige Weine produziert

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Von  10190
Von Schwarzkopf Haarkosmetik zur Finca Can Axartell auf Mallorca. Hier die Bodega: vier Stockwerke in einen alten Steinbruch gebaut - Weinproduktion nur mit natürlichem Falldruck' Von Schwarzkopf Haarkosmetik zur Finca Can Axartell auf Mallorca. Hier die Bodega: vier Stockwerke in einen alten Steinbruch gebaut - Weinproduktion nur mit natürlichem Falldruck
Der Unternehmer Hans-Peter Schwarzkopf, der sich mit der Finca einen alten Traum erfüllt hat.Der Unternehmer Hans-Peter Schwarzkopf ist inzwischen stolzer Besitzer eines großen mallorquinischen Weinguts, der Finca Can Axartell, und hat dort mit viel Einsatz echte Pionierarbeit geleistet. Die Finca mit der grandiosen neu erbauten Bodega liegt im Norden Mallorcas südlich der Stadt Pollença, zu der sie postalisch zählt. Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas, konnte ein Interview mit Hans-Peter Schwarzkopf im Rahmen der „véritable 2019“ führen und Weine seiner Finca verkosten:
 
bonvinitas: Herr Schwarzkopf, was hat Sie bewogen, zum Weingutsbesitzer zu werden?
 
Hans-Peter Schwarzkopf: Es war eine verlassene Finca, und wir hatten ein Feriendomizil gesucht, das am Ende von der Fläche her etwas größer ausfiel als geplant. So kam die Idee, mit Schafen und Oliven zu beginnen, was dort gang und gebe ist, jedoch nur ein Zusatzgeschäft. So haben wir uns für Wein entschieden und erste Weinberge mit der Rebsorte Callet angelegt. Doch es gibt viele heimische Reben, die sehr schmackhafte Weine liefern. Inzwischen haben wir eine ganze Reihe von Sorten, wie auch den Giro, den es in rot und weiß gibt, vom letzteren Weine mit schöner Säure. Wir arbeiten zusammen mit der Universität in Palma, dort mit Dr. Josep Cifre, Dekan der landwirtschaftlichen Fakultät.
 
Teil der Finca Can Axartell
Was bedeutet der Name Can Axartell?
 
Es war der Name vorheriger Eigentümer des Grundstücks, auf dem eine kleine Kapelle steht, in der früher Gottesdienste stattfanden.
 
Das Weingut ist ja ein architektonisches Glanzstück. Was war die Idee?
 
Dort stand ein altes Gemäuer, was uns beeindruckt hat, und das wir erhalten wollten. So haben wir es in die neue Bodega integriert und sozusagen die Landschaft mit eingefangen.
 
Würden Sie ein paar Sätze über sich sagen – die Leser interessieren sich ja immer für people?
 
Während des 2. Weltkriegs kam ich als Kind von Berlin aufs Land. Daher habe ich viel Landwirtschaft gesehen und war fasziniert. Da viele Lehrer gefallen waren, gab es auch keine Schule, und so habe ich viel meiner Jugendzeit bei Bauern verbracht. Unsere Firma war ursprünglich in Berlin und ist heute in Hamburg. Doch das Interesse an Landwirtschaft hat mich ein Leben lang begleitet. Wir haben zwei Kinder und acht Enkel.
 
Der Winemaker Pedro Balda beim Befüllen der Gärtanks - nur per Falldruck ohne pumpenWelche Weine produzieren Sie vor allem
 
Es sind die Sorten, die ich schon genannt habe, Weine, die Spaß machen, weil ich selbst gerne Wein trinke und diese (für mich) neuen Sorten liebe. Weiter kultivieren wir Merlot und Petit Verdot, der ja viel Sonne braucht, sowie auch Shiraz, weil der Boden sehr kalkhaltig ist, worauf Shiraz sehr gut gedeiht.
 
Wozu empfehlen Sie diese in erster Linie?
 
Unser Hauptanliegen ist, der Wein muss gut schmecken, und er ist ja auch ganz natürlich gemacht. Wir verwenden keine Pumpen sondern nutzen das natürliche Gefälle. Die Bodega ist ja in einen alten Steinbruch eingepasst. Dort durften wir vier Stockwerke hoch bauen. Außerdem liegt sie gleich neben den Weinbergen, und im kühlen Berg haben wir das ganze Jahr über eine gleichbleibende Temperatur von 16 bis 18° C. 
 
Vielleicht möchten Sie Näheres zu Ihrem Weingut sagen?
 
Wir haben knapp 60 Hektar Reben. Die ganze Finca umfasst 200 Hektar, wovon aber vieles steinig ist, vieles mit Gestrüpp, aber auch Wiesen. Wir lassen die Natur wachsen, auch in den Reben. So haben wir sehr gesunde Reben, keine Monokultur, mit alten Olivenbäumen, von denen manche auf 1000 Jahre geschätzt sind.
 
Wie reifen die Weine?
 
Die Rotweine lassen wir nur zum Teil im Barrique reifen, etwa die Hälfte, weil wir den Naturgeschmack ohne Barrique bevorzugen, obwohl Barrique-Weine natürlich noch haltbarer sind.
 
Wo sind die Weine erhältlich?
 
Unsere Weine finden sie z.B. im KaDeWe sowie im Alsterhaus als auch in Spezialgeschäften, die mallorquinische Weine und andere Spezialitäten anbieten. Der Vertrieb geht über Großhändler, die den Fachhandel und die Gastronomie beliefern. 
 
Wie sind die Preislagen?
 
Die Alltagsweine liegen zwischen 10 und 15 Euro, die gastronomischen Weine zwischen 15 und 30 Euro für den Endkonsumenten. 
 
Sollten die Weine noch weiter lagern?
 
Den beliebten Rosado aus Pinot Noir und Callet mit angenehmen „nur“ 12 % Alkohol trinkt man jung, ebenso Weißweine wie Premsal oder Moscato. Rotweine können einige Jahre liegen.
 
Haben Sie noch weitere Träume – vielleicht verraten Sie etwas? Was möchten Sie noch verwirklichen?
 
Wir wollen die Weine jedes Jahr verbessern und möchten, dass auch andere Winzer sich in diese Richtung bewegen. Mallorca ist ein gutes Terroir mit viel Potenzial, aber das alles muss man zusammen machen.
 
Herr Schwarzkopf, wir danken Ihnen für dieses Interview.
 

Die Weine

Im genannten Rahmen der „véritable“ 2019, die als schönste deutsche Weinfachmesse gilt, konnte ich auch Weine der Finca Can Axartell verkosten, die mir ausnehmend gut gefallen haben: 
 
2018 Blanco - Vi de la Terra Mallorca, Moscatell, Premsal Blanc, Callet 12,5 % Alkohol
Südländischer tropischer Duft; fruchtiger, breit strömender Körper unterlegt mit Muskatnuss; ruhiges Finish; ein schöner gemütlicher Wein.
 
„Vi de la Terra Mallorca“ ist eine geschützte geografische Angabe mit entsprechenden Qualitätsrichtlinien. Die Sorten stehen bei allen Weinen auf dem Rückenetikett, und die Weine sind alle trocken, was sich von selbst versteht und nicht deklariert ist.
 
2018 Rosado - Vi de la Terra Mallorca, Pinot Noir, Callet, 12 %
In der Nase Noten von Erdbeeren, Stachelbeeren, Kumquat; frischer, süffiger Körper, kernig, leicht rauchig unterlegt; kerniges Finish, das Spaß macht.
 
2014 Tinto - Vi de la Terra Mallorca, Callet, Merlot, Syrah, Pinot Noir, 14,5 %
Tiefer Duft nach schwarzen Kirschen, Holunder, Cassis; voller, ja vollmundiger Körper – viel Wein – viel Frucht – leicht unterlegt mit Toastnoten; üppig fruchtiges Finish.
 
2016 Terrum - Vi de la Terra Mallorca, Callet; organic wine, 13,5 %
Fruchtig temperamentvoller Duft mit Minznote; breiter erdiger Körper mit Anklängen an Toast, Bitterschokolade, Nussgebäck; interessantes, unterhaltsames Finish mit nochmals Nussgebäcknoten.
 
2016 Ventum - Vi de la Terra Mallorca, Merlot, Syrah, Callet, 15 %
Frischer mineralischer Duft mit Noten von Hagebutte, Toast, gebrannten Mandeln; fülliger, weicher, samtiger Körper mit nussigen Noten; samtiges Finish mit nochmals nussigen Noten.
 
2018 Corum - Vi de la Terra Mallorca, Malvasia, organic wine, 12,5 % (weiß)
Interessanter Wein alles andere als „0-8-15“, sehr dichter Duft quasi gestapelt, mit Noten von Stachelbeerkonfitüre, Ananas, Grapefruit, Weißbrot; interessanter Körper, der zwischen Frische und Opulenz balanciert mit Noten von Rhabarber und Spargel – eine interessante Mischung; exotisches Finish mit Anklängen an Maracuja.
 

Aufmacherfoto Bodega: Fernando Bosch-Photographer; übrige Fotos PR

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