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Interview mit Gaia Gaja – Tochter von Angelo Gaja

Wein ist das Gedächtnis des Ortes, von dem er kommt

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Von Dieter Simon, Chefredakteur bonvinitas  5811  
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Interview mit Gaia Gaja – Tochter von Angelo GajaInterview mit Gaia Gaja – Tochter von Angelo Gaja

Der Wein ist das Gedächtnis des Ortes von dem er kommt, sagt Gaia Gaja, die älteste Tochter von Angelo Gaja, der unbestritten die erste Reihe der italienischen Kultwinzer anführt. Wie Gaia Gaja betont, entwickelt der Wein dieses „Gedächtnis“ über die Jahre immer deutlicher, und es ist äußerst spannend, es über die Zeiten mitzuverfolgen. Der Wein erzählt seine Geschichte. Das Stammhaus Gaja liegt in Barbaresco, Piemont, weiter zum Imperium gehören die Weingüter Ca’Marcanda und Pieve Santa Restituta, beide in der Toscana. In der fünften Generation liegt Gaia die Weinbereitung ebenso im Blut, wie der ganzen Familie. bonvinitas sprach mit ihr anlässlich der VERITABLE in St.Martin in der Pfalz im Juli 2015: 

bonvinitas: Frau Gaja, wie sind Sie selbst zum Weintrinken gekommen?
Gaia Gaja: Bei uns stand immer Wein auf dem Tisch. Alle tranken Wein. Im Alter von 21 – 22 Jahren habe ich auch Wein zum Relaxen entdeckt.

bonvinitas: Welche Weine suchen Sie für sich aus?
Gaia Gaja: Eigentlich nur wenige Sorten, als Weißwein Riesling sowie an Roten Nebiolo und Sangiovese. Vielleicht noch Chardonnay. Wir haben selbst etwas Riesling im Anbau. Ich betrachte Riesling als weiße Sorte der Zukunft, weil die Weine viel Mineralität zeigen und nicht zu schwer sind.

bonvinitas: Was bevorzugen Sie wozu?
Gaia Gaja: Zu Fisch und Meeresfrüchten gehört natürlich Riesling, zu Pasta liebe ich Nebiolo, Sangiovese aber auch Pinot Noir. Zu einem kräftigen Steak passt natürlich Nebiolo.

bonvinitas: Trinken Sie auch Wein einfach nur zum Genießen?
Gaia Gaja: Im Gegensatz zu Deutschland trinken wir Wein nur zum Essen.

bonvinitas: Wie alt sollten die Weine sein? Was ist jung, was ist gereift? Ab wann geben Sie die Weine in den Verkauf?
Gaia Gaja: Wir bieten Weine vieler Jahrgänge. Doch gute Weine sollten 10 bis 25 Jahre alt sein. Das gilt auch für Weißwein. Denn der Wein ist sozusagen das Gedächtnis des Ortes, von dem er kommt, an dem er gewachsen ist. Er erzählt etwas über die Weinkultur, das Wetter und vieles mehr - je älter je mehr erzählt der Wein.

bonvinitas: Für den Konsumenten – jung kaufen und selbst lagern und das Spannende erleben, wie sich der Wein entwickelt?
Gaia Gaja: Viele probieren einen Wein und kaufen dann. Aber das ist ja nur eine Momentaufnahme und sagt nichts über die Entwicklung des Weines und seine „Geschichte“. Viele Leute kaufen auch nach den Preisen, das heißt von einfacheren Weinen eine Kiste, von gehobenen vielleicht zwei Flaschen und von Spitzenweinen allenfalls eine. Sie bekommen dann gar nicht mit, wie sich der Wein über die Jahre entwickelt und können nicht verfolgen, welche Geschichten er erzählt.

bonvinitas: Welche Rebsorten sind bei Ihnen die wichtigsten?
Gaia Gaja: Im Vordergrund steht Nebiolo, in der Toskana auch Cabernet Franc und Merlot bzw. in Montalcino auch Sangiovese.

bonvinitas: Welche Rollen spielen Boden und Klima?
Gaia Gaja: Wichtiger als Boden und Klima sind die Leute und die Reflexion der Kultur, das heißt eine Sensibilität und Beziehung zu den Reben entwickeln und nicht nur am Computer sitzen. Wir haben das, was wir ein „Happy Team“ nennen, das heißt keine Saisonkräfte, sondern nur Mitarbeiter in festen Anstellungen. In den Reben ist dafür jeder für ganz bestimmte Reihen zuständig, die er genau kennt, in allen Details, und die Reben bis zum Lesezeitpunkt bestens betreuen kann.

bonvinitas: Was sind für Sie die wichtigsten Exportländer?
Gaia Gaja: Wir exportieren 80%. Die wichtigsten Länder sind die USA, Deutschland, die Schweiz und Großbritannien.

bonvinitas: Sie sind ja sehr bekannt. Was war das Entscheidende, um diese Bekanntheit zu erreichen?
Gaia Gaja: Anders sein als andere. Man muss dem eigenen Traum folgen und das eigene Potenzial entdecken. Im Piemont war zum Beispiel immer Barolo im Vordergrund und galt als der Spitzenwein. Mein Vater hat gesagt, warum nicht auch Barbaresco? Er hat sich dieses Weins besonders angenommen, es war sozusagen sein Traum, und er hatte großen Erfolg.

bonvinitas: Wenn ich mir nun einen privaten Weinkeller anlege – Geld spielt keine Rolle – was würden Sie empfehlen, zu kaufen?
Gaia Gaja: Ich würde auf jeden Fall Spitzenweine aus dem Piemont kaufen. Sie sind in der Qualität durchaus mit den Weinen der großen Bordeaux-Häuser zu vergleichen, im Preis aber deutlich günstiger.

bonvinitas: Frau Gaja, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Das Gespräch führte Dieter Simon, Chefredakteur bonvinitas.

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Fotos: bonvinitas


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