Die besten Winzer 2020 der bonvinitas Weinbewertungen

Platz 1: Weingut Wien Cobenzl der Stadt Wien

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Hier die besten Winzer unserer Weinbewertungen des Jahres 2020 nach der Durchschnittspunktzahl:
 
  1.  Weingut Wien Cobenzl, Wien / Österreich

  2.  Weinhaus Hermann Zöller, Kirrweiler / Pfalz

  3.  Weingut Knöll & Vogel, Bad Bergzabern / Pfalz

  4.  Weingut Juliusspital, Würzburg / Franken

  5.  Weingut Bechtel, Worms-Heppenheim / Rheinhessen

  6.  Weingut Wilhelm Walch, Tramin / Südtirol / Italien

Zur Ermittlung des Durchschnitts wurden herangezogen: Alle je vom Teilnehmer eingereichten Weine in 2020 - also nicht  nur die höchstbewerteten, mindestens fünf Weine eingereicht und davon mindestens drei mit 89 oder mehr Punkten bewertet. Unsere Bewertungskriterien finden sich hier. Bereits ab 85 Punkten gelten Weine als sehr gut, ab 89 Punkten als hervorragend. Es sind hohe Qualitätsmerkmale, und wir gratulieren den Gewinnern. Stets  lassen wir die Weine durch externe, neutrale Weinfachleute und Weinfreunde in Blindverkostung bewerten. Die Weine finden sich alle in unserem bonvinitas Weinführer.

Platz 1: Weingut Wien Cobenzl, Wien / Österreich

Weingut Wien Cobenzl: Die Ried Preussen. Foto: Hermann LehmannCobenzl Betriebsleiter Ing. Thomas  Podsednik. Foto: Raimo Rudi Rumpler

60 Hektar werden bewirtschaftet auf ganz erstklassigen Lagen – in Österreich Riede genannt - über bzw. um Wien: in Grinzing, in Nussberg und über die Donau am Bisamberg. Hier mehr zu den Lagen – die meisten mit herrlichem Blick über die Stadt. Obendrein verfügt das Weingut über eine sehr imposante „kaiserliche“ Geschichte. Seit dem Erwerb durch die Stadt Wien 1988 wird es von Betriebsleiter, Ing. Thomas Podsednik, geleitet, der es zusammen mit seiner Mannschaft versteht, Weine ganz eigenen Stils auf die Flasche zu bringen, echt trocken doch mit viel Substanz und Extrakt, Weine, die keine Schmeichelsüße brauchen und den Schmelz aus ihrer Kraft holen. Wer solche individuellen Weine, die man nicht überall so bekommt, liebt, ist hier richtig. 

Das Weingut Wien Cobenzl. Foto: romanple - stock.adobe.comDie Weine überzeugten absolut! 91 rote Punkte (Kategorie 2, trocken, über 12%) erzielte der 2017 Ried Preussen, 1ÖTW, Nussberg Riesling, mit 1,7 g/l Restzucker echt trocken, zu dem ich beim Nachverkosten notiert habe: Eleganter vornehmer Riesling, ein Wein zum Vorzeigen und zum Anstoßen bei Anlässen - im großes Holzfass gereift: elegant-einehmender Duft nach Zitronenblüten, Nektarinen, Zitronat mit einem Hauch in der Pfanne bräunender Zucker; ebenso eleganter Körper von edler Rasse, fruchtig umspielt mit dezenten Anklängen an Orangen und Grapefruit; breit strömendes, platzeinnehmendes Finish, in dem zarte Kräuternoten auftauchen. Reichlich weiteres Potenzial von gut acht bis zehn Jahren und schön zu Horsd’œvre varié, zu Poularde oder Kalbsteak.

Ebenso 91 Punkte ergatterte der 2018 Ried Seidenhaus, 1ÖTW, Grinzing Weißburgunder: Ruhiger kraftvoller Wein, der mich an ein Opernhaus mit Plüschsesseln erinnerte, im kleinen Holzfass gereift und mit „nur“ 1 g/l Restzucker echt trocken - aber wie erwähnt mit Kraft und Subtanz: fruchtig-eleganter Duft nach reifen Äpfeln, Mandeln, Zitronengelee; kraftvoller Körper mit Biss und Fülle, die lange dahingleiten, unterlegt von kleinen Fruchtblitzen wie Mandarine sowie Birne; elegantes, gereiftes, geradezu aristokratisches Finish, kraftvoll trocken mit einem Hauch schwarzer Pfeffer. Ein Wein mit sechs bis acht Jahren weiterem Potenzial und gut passend als Aperitif, ebenso zum Anstoßen bei Anlässen, sowie zu Spargel, Kalbsbraten oder Ente mit Weißkraut. Der Name Preussen rührt vom Königlichen Rat Heinrich Preussel, der 1277 bis 1288 das Urfar (Schiffslandeplatz) von Nussdorf nördlich von Wien als Lehen besaß. Es ist ebenfalls eine Südlage, die auf die Stadt blickt, vorwiegend mit verwittertem Sandstein und wenig Kalk.

1ÖTW steht für Lagen, die von der Vereinigung Österreichische Traditionsweingüter als „erste Lage“ ausgezeichnet wurden.
 

Platz 2: Weinhaus Hermann Zöller, Kirrweiler / Pfalz

Blick auf Kirrweiler vor dem Pfälzer Wald

Das Weinhaus Zöller in Kirrweiler

Die Bezeichnung Weinhaus ist etwas tiefgestapelt, weil nur eigene Gutsweine erzeugt und angeboten werden. 21 Hektar beträgt die Rebfläche und wird nebst 15 Gästezimmern und Gutsschänke weitgehend von Familienkräften bewirtschaftet. Thomas Zöller und Sohn Felix zeichnen für die Reben und die Weinbereitung verantwortlich. Felix hat nach der klassischen Winzerlehre den Fachwirt und Weinbautechniker absolviert und verrät eines der Qualitätsgeheimnisse: „Insbesondere bei den Spätlesen setzen wir neben der Ertragsreduzierung auf längere Maischestandzeiten, bei Bukettsorten sogar bis zu 24 Stunden.“ Im Vordergrund steht Riesling und bei den roten Sorten Dornfelder, gefolgt von Weiß- und Grauburgunder.
 
Weinhaus Zoeller, Thomas und Felix Zöller (von links)90 rote Punkte erzielte der 2015 Cabernet Sauvignon Kirrweiler Mandelhöhe Rotwein, mit 0,6 g/l Restzucker „knochentrocken“: Tiefer Duft nach Schokolade, Nougat, Kirschkompott, gerösteten Mandeln; frucht-üppiger Körper mit Kraft und Rückgrat, der in kräftig-reife Tannine mündet mit dezenten Pfeffernoten. Ein Rotwein wie ein romanischer Dom, mit gut acht bis zehn Jahren weiterem Potenzial und schön zu Rinderrostbraten, Pfeffersteak und natürlich zu Wild. Dazu Felix Zöller: „Wir haben als einer der ersten in der Pfalz Cabernet Sauvignon angepflanzt. Zunächst war es als Versuchsanlage zugelassen, und wir hatten im gewaltigen Sonnenjahr 2003 den ersten Ertrag. Cabernet Sauvignon ist eine sehr spätreifende Sorte, so dass wir schon sehr früh entblättern, gleich nach der Blüte, damit die Träubchen von klein auf viel Sonne tanken können. Als mediterrane Sorte ist sie gegen Sonnenbrand unempfindlich.“ Mandelhöhe ist eine „kleine“ Großlage rund um Kirrweiler und Maikammer mit eher lehmigen Böden. 
 

Platz 3: Weingut Knöll & Vogel, Bad Bergzabern / Pfalz

Weingut Knöll und Vogel (von links): Sandra Vogel, Nicole Vogel und ihr Ehemann Stefan Trutter. Foto: Melanie Hubach

Von den beachtlichen 75 Hektar des Familienweinguts in der Südpfalz wurden von unseren Prüfern schon viele schöne Tropfen hoch bewertet. Geführt wird es von den Schwestern Nicole und Sandra Vogel. Nicole kümmert sich um die Kunden, Sandra zeichnet für den Keller verantwortlich. Nicoles Ehemann, Stefan Trutter, leitet den Außenbetrieb. Im Hintergrund wirkt Senior Thomas Vogel. 

Reben um Bad BergzabernDie Reben liegen um Bad Bergzabern vorwiegend in den Lagen Altenberg, Wonneberg und Silberberg. Riesling und Burgundersorten stehen im Vordergrund. Durch frühes Entlauben der Traubenzone, erstmalig schon nach der Blüte, sorgt Trutter für widerstandsfähige und gesunde Trauben, „besonders wichtig bei den Rotweinen für eine gute Maischegärung, was durch Wegschneiden problematischer Trauben vor der Hauptlese noch verstärkt wird“, betont Sandra Vogel.

 

Zweimal 91 Punkte und viermal 90 Punkte in 2020 – Gratulation! 

91 orange Punkte - Kategorie 3 mit Rewstsüße - 2019 Muskatellerhof Roter Muskateller: Frischer Duft nach frischen Äpfeln, Rhabarberkompott, Grapefruit, Zuckermandeln; elegant-vollfruchtiger Körper, in dem sich die Grapefruit nochmals meldet; ruhiges, ja beruhigendes und lange anhaltendes Finish. Ein Wein wie das Ausklingen eines schönen Urlaubstags, mit zwei bis drei Jahren weiterem Potenzial und schön zu Kürbissuppe oder gefüllten Pfannkuchen, wie auch zu würzigeren Speisen wie Paprikagulasch oder asiatische Küche.

Der zweite 91er: 2019 Muskatellerhof Gelber Muskateller feinherb: In der Nase wie milder Frühlingsduft mit Noten von Blütenhonig, Orangenschnitzen, Karamell, unterlegt mit einem Hauch Wacholder; eleganter Körper, der gekonnt Frucht mit Eleganz verbindet; langes Finish, dessen Eleganz lange nachwirkt. Ein Wein wie ein Sommerwind, dem ich gut vier bis fünf Jahre weiteres Potenzial vermache, und schön zu würzigen Speisen, wie Leberwurst, Curryhuhn, asiatische Küche oder schlicht zum Genießen.

Weingut Knöll und Vogel VinothekMuskateller sind Sandras besonderes Steckenpferd: „Bei diesen ist der exakt richtige Lesezeitpunkt von größter Bedeutung, um die Aromen richtig zu erwischen, nicht zu früh und auch kein bisschen überreif. Manchmal fahre ich dreimal täglich in die Reben, um Beeren zu probieren.“ Entsprechendes gilt für Sauvignon Blanc. Der Muskatellerhof ist eine bestens befreundete Gastromomie im benachbarten Gleiszellen-Gleishorbach – bekannt für Muskateller – deren Reben vom Weingut Knöll&Vogel wie eigene bewirtschaftet werden.

Besonders gratulieren wir zu den 90 Punkten in der Kategorie 1, trocken bis 12% - grüne Punkte. Denn wir freuen uns besonders, wenn leichtere Weine für hervorragend befunden und hoch bewertet werden, wie der 2019 Sauvignon Blanc trocken: Ansprechender, tiefer Duft einer breiten Palette von Orangenmarmelade über Lindenblüten und grüne Paprika bis hin zu Melisse; mundfüllender Körper mit vielschichtigen floralen Noten von Johannisbeergelee bis zu frischem Moos, leicht salzig unterlegt; langes Finish, das alle diese „Geschichten“ nochmals erzählt. Ein Wein wie ein Bernhardusritt mit gut vier bis fünf Jahren weiterem Potenzial und sehr schön zu Räucheraal, Saftgulasch, gefüllten Paprika oder Fleischspießen. Sandra Vogel: „Auch hier war der Erntezeitpunkt ganz entscheidend. Wir lassen die Maische dann drei bis vier Stunden vordem Pressen stehen und bauen den Wein anschließend im Edelstahltank aus.“

Die weiteren hervorragenden 90 Punkte Weine sind:
2019 Riesling Classic
2019 Grauer Burgunder fumé Bergzaberner Altenberg trocken
2018 Merlot trocken
die sich hier näher beschrieben finden.
 

Ebenfalls zu den 2020-Besten zählen:

Das VDP Weingut Juliusspital, Würzburg / Franken

Das VDP Weingut Juliusspital, der Fürstenbau
 

VDP Weingut Juliusspital, der große Holzfasskeller unterm FürstenbauMit 180 Hektar Rebfläche bildet das Weingut Juliusspital, das zur Stiftung Juliusspital gehört, das zweitgrößte deutsche Weingut. Sehr viel Besitz liegt in vom VDP klassifizierten Großen und Ersten Lagen weit über Würzburg hinaus. Die Weinberge erstrecken sich auf insgesamt über 100 km Luftlinie und stehen auf der fränkischen Trias - der dreiteiligen Gesteinsformation aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, die von West nach Ost je an die Oberfläche steigen und den Weinen ihren Charakter verleihen. Neben Weinbergen im berühmten Würzburger Stein gehören auch Flächen im Escherndorfer Lump oder Randersackerer Pfülben dazu. Die Karte zeigt gut die vorherrschenden Buntsandsteinböden im Westen, die Muschkalkregion im mittleren Teil bis hin zu den Keuperböden im Osten. 

Die Stiftung Juliusspital

Im Jahre 1576 hatte Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn die soziale und gemeinnützige Stiftung Juliusspital gegründet, die seinen Namen trägt, und außer dem Weingut noch heute ein Krankenhaus, ein Pflegeheim sowie eine Reihe weiterer gemeinnütziger Einrichtungen betreibt. Der Fürstbischof hatte die Stiftung seinerzeit mit Kapital und Grundbesitz ausgestattet, eben auch mit Weinbergen.

VDP Weingut Juliusspital, die Crew, in der Mitte Direktor Dipl.-Ing. agr. Horst Kolesch

Geleitet wird das Gut von Direktor Dipl.-Ing. agr. Horst Kolesch. Die Winemaker, Nicolas Frauer und Helmut Klüpfel, erzeugen mit viel Engagement Weine mit Authentizität und Frische, und arbeiten insbesondere die oben genannten breit gefächerten Terroirs heraus. Im Vordergrund steht – frankenüblich – natürlich Silvaner. Umweltschutz wird groß geschrieben.

Ein Tropfen herrlich abgerundet in Kategorie 3 und mit 91 Punkten bewertet ist der 2019 Würzburger Abtsleite Muskateller Kabinbett VDP.Erste Lage Deutscher Prädikatswein Franken mit 12,5% Alkohol und 20 g/l Restzucker, spontan vergoren und im großen Holzfass ausgebaut: Sehr anregender, fast betörender Duft mit Anklängen an Orangen, Haselnuss, Honig; auf der Zunge viel Frucht wunderbar gepaart mit eleganter Lebendigkeit, die mit ihrer Vitalität im Finish lange im Mund anhält. Ein Wein wie ein freches Theaterstück, mit gut fünf bis sechs Jahren weiterem Potenzial und gut passend zu Grillsteaks, Curryhuhn oder Kürbissuppe.

Stolze 90 rote Punkte erhielt der 2018 Volkacher Karthäuser Weisser Burgunder GG – VDP.Großes Gewächs – mit 1,4 g/l Restzucker herrlich trocken, was Kraft und Schmelz wunderbar auspuffern, spontan vergoren im Barrique: Sehr eleganter Duft mit Noten von Herbstäpfeln, Sultaninen, Vanille, leicht rauchig unterlegt; sehr kräftiger hocheleganter Körper wie ein geschliffener Bergkristall, nochmals leicht rauchig unterlegt; sehr fest gebautes Finish, das fortdauernd an einen Kristall erinnert. Ein sehr anregender Wein mit gut vier bis fünf Jahren weiterem Potenzial und schön zu einem Gesprächsabend sowie auch zu Räucherfisch oder Kassler mit Sauerkraut.

 

Weingut Residenz Bechtel in Worms-Heppenheim - mit Vinothek und Hotel in Worms-Herrnsheim / Rheinhessen

Weingut Residenz Bechtel, Manfred Bechtel mit Sohn Rainer im Schlosskeller

Mit sechs Weinen gleich dreimal 90 Punkte erzielte das Weingut Residenz Bechtel. Residenz nennt sich das 40-Hektar Weingut, weil es einst den Herren zu Dalberg gehörte, ein Adelsgeschlecht, das Bischöfe und Fürstbischöfe stellte, darunter auch Kurfürsten. Später ging das Gut an die Herren Heyl zu Herrnsheim über. In den letzten 60er Jahren haben der Winzersohn Manfred Bechtel mit Frau Margit das Gut übernommen und es erfolgreich nach oben geführt. Noch heute nutzt die Familie die großen, bis zu 10.000 Liter fassenden, Holzfässer im „Schlosskeller“, welche die adligen Herren vordem angeschafft hatten. Manfred Bechtel: „Die großen Fässer sind noch voll in Takt, werden noch genutzt und bilden und einen großer Schatz unseres Weinguts.“ 

Im Nachbarort Worms-Herrnsheim betreibt man zudem ein modernes Hotel mit schöner, geräumiger Vinothek, die vor allem für Veranstaltungen für bis zu 240 Personen zur Verfügung steht. 

Das Weingut bietet eine große Sortenvielfalt von Riesling über Grau- und Weißburgunder, Chardonnay, Scheurebe, Sauvignon Blanc und andere bis hin zu Roten, wie Spätburgunder, Dornfelder, St. Laurent, Merlot, Cabernet Sauvignon und weitere. Bei den Rotweinen setzt man auf die Vergärung mit ganzen Beeren, die lediglich vom Stil getrennt werden. Damit beginnt die Gärung langsamer, was in Richtung Macération carbonique geht, bei der zunächst Äpfelsäure abgebaut wird, womit die Weine milder werden, bevor die Hauptgärung einsetzt. Ertragsreduzierung durch Ausbrechen ist selbstverständlich.

Weingut Residenz Bechter Vinothek mit Hotel. Foto: Horst BlessWeingut Residenz Bechtel Vinothek

Mit stolzen 90 roten Punkten bewertet wurde der 2019 Sauvignon Blanc, mit 4,6 g/l Restzucker sehr schön trocken: Ansprechender kräftig fruchtiger Duft nach Mandarinen, Lindenblüten, Melisse bis hin zu Buttergebäck; lebhafter Körper, der einen quasi mit auf die Reise nimmt, angefangen von Frucht hin zu floralen Noten, wie grüne Bohnen und Paprika; langes Finish, in dem zum Schluss nochmals florale Noten auftauchen. Ein sehr unterhaltsamer lebendiger Wein, der viel zu erzählen hat, wie ein Sommerregen nach langer Trockenheit, mit gut fünf bis sechs Jahren weiterem Potenzial.

Gleiche 90 Punkte erhielt die 2019 Chardonnay Spätlese trocken: Sehr fruchtiger Duft mit Noten von Orangen und Orangeat, Honigmelone sowie Mirabellenmarmelade; kräftiger ruhiger Körper, der sich seiner Frucht bewusst ist, und über eine lange Strecke mit ruhiger Kraft dahingleitet, was sich im langen Finish mit großer Ruhe und Selbstverständlichkeit fortsetzt. Ein Wein, der mich an einen ruhigen Abend mit schönem Sternenhimmel erinnert, und gut vier bis fünf Jahren weiterem Potenzial. Bechtel: „Die Reben sind bereits um 20 Jahre alt, und auch hier haben wir den Ertrag reduziert und den Wein im Holzfass reifen lassen.“

90 orange Punkte erhielt der 2019 Riesling halbtrocken – ebenfalls im Holzfass gereift: Lebhafter, frischer, ansprechender Duft nach saftigen weißen Pfirsichen, reifen Zitronen, mit einem Hauch Gletscherbonbon; saftiger, vollmundiger, eleganter Körper mit gekonnt dezent eingewobener Süße, unterlegt mit Karamell; sanft quirliges Finish, das sich langsam in Frucht verabschiedet. Ein Wein, der mich an eine Kirmes erinnerte, mit sicher sechs bis acht Jahren Potenzial und schön zu Poularde, Kassler mit Sauerkraut, Pfannkuchen mit Fleisch- sowie auch mit süßer Füllung.

 

Weingut Wilhelm Walch, Tramin, Südtirol

Tramin in SüdtirolWeingut Wilhelm Walch, Tramin. Foto: Ruggero Arena

Werner Walch, der das Weingut Wilhelm Walch heute leitet.Das über 150 jährige Südtiroler Weingut wird heute von Werner Walch geleitet. Schon der Großvater hatte Weine nach Deutschland exportiert. Acht Hektar Reben befinden sich im Eigenbesitz darüber hinaus liefern über 100 Winzer Trauben zu und dies meist schon über Generationen. Walch: „Wir brauchen keine Verträge, dies geht seit jeher per Handschlag.“ Schon mehrfach hat er den sehr bekannten international agierenden Weinbau- und Önologieberater Pierre Millemann aus Burgund kommen lassen und durch dessen Beratung die Winzer von naturnahmen Weinbau überzeugt. Walch: „Praktisch alle verzichten heute auf den Einsatz von Herbiziden, so dass wir ökologischen Weinbau betreiben, womit wir schon sechs bis acht Jahre sehr gute Erfahrungen gemacht haben.“ Außerdem ist der ehemalige Kellermeister Gianfranco Faustin heutzutage ständig im Einsatz, um die Partnerwinzer zu beraten, was vom Schnitt über die Bodenbearbeitung bis zum Ausdünnen und zur Lese reicht.

90 hervorragende rote Punkte erntete der 2019 Pilat Chardonnay Südtirol und mit 2,3 g/l Restzucker echt trocken, obwohl es nicht auf dem Etikett steht: Frischer, runder Duft mit Noten von reifen Äpfeln, Williams-Birne, Sandkuchen, Zitronat; auf der Zunge ein absolut in sich stimmiger Körper von harmonischer Fülle unterlegt mit Frucht und Schmelz und einem Hauch weißer Pfeffer; saftiges Finish, das nochmals kräftig aufblüht und sehr lange nachhallt. Ein Wein wie eine Dampferfahrt auf einem schönen See, mit drei bis vier Jahren weiterem Potenzial und sehr gut zu Räucherfisch, Antipasti misti oder Kalbsteak.

Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: PR sofern nicht anders angegeben.

 

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