Die Deutsche Weinkönigin, Lena Endesfelder, Interview mit vielen Tipps

Was am besten wozu, zum eigenen Keller und wie lagern, wenn man keinen Keller hat.

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Die Deutsche Weinkönigin 2016/2017, Lena Endesfelder. Foto: deutscheweine.de' Die Deutsche Weinkönigin 2016/2017, Lena Endesfelder. Foto: deutscheweine.de
bonvinitas interviewte die Deutsche Weinkönigin, Lena Endesfelder. Natürlich interessierten am meisten Tipps, was es Gutes gibt, wozu am besten genießen, Tipps zum eigenen kleinen Weinkeller, und wie man am besten Weine lagert, wenn man keinen Keller hat.
 
Die Deutsche Weinkönigin, Lena Endesfelder, in ihren Weinbergen an der Mosel. Foto: deutsche weine.de
bonvinitas: Sehr geehrte Frau Endesfelder, dürfen wir zunächst nach Persönlichem fragen, Herkunft und Werdegang?
Die Weinkönigin: Ich bin 24 Jahre alt und habe an der Hochschule Geisenheim Önologie studiert. Ich stamme von der Mosel. Wir haben ein eigenes Weingut in Mehring, wo ich für den Keller und die Weinberge zuständig bin. Selbständig zu sein hat Vor- und Nachteile. Man erlebt zum Beispiel, dass die Eltern auch einmal Zeit haben, wenn es andere nicht haben. Auf der anderen Seite lernt man zu arbeiten, besonders in den Steillagen, die ich liebe, denn dort wachsen andere Weine, die sich anders anziehen.
 
Lena Endesfelder im eigenen Weinkeller. Foto: deutscheweine.de
bonvinitas: Was meinen Sie mit anziehen?
Die Weinkönigin: Wie der Wein gekleidet ist.
 
bonvinitas: Was sind Ihre Hauptaufgaben als Deutsche Weinkönigin?
Die Weinkönigin: Die Hauptaufgabe ist, deutsche Weine im In- und Ausland zu präsentieren. Ich war diesbezüglich schon in Kanada, Japan, in der Schweiz, in Polen und auch in großen Weinländern wie Frankreich und Argentinien sowie in Uruguay. Im Vordergrund stehen feinherbe Rieslinge, womit wir ein Alleinstellungsmerkmal haben. Ich habe erlebt, dass Leute uns an allen Mustern leerkaufen wollten, und das sogar in Rotweinländern.
 
bonvinitas: Was war bisher das Schönste?
Die Weinkönigin: Ich war schon Weinprinzessin am Ort und in der Region, sowie Weinkönigin an der Mosel. Man bekommt dann ein Album von den Fototerminen. Da kann ich alles wieder Revue passieren lassen. Jeder Termin hat etwas. Schön sind die Antrittsbesuche in den 13 deutschen Weinbaugebieten. In den meisten war ich schon, einige fehlen noch.
 
bonvinitas: Wofür steht deutscher Wein generell?
Die Weinkönigin: Deutscher Wein steht für eine große Vielfalt. Schauen Sie sich zum Beispiel den Rebsortenspiegel in Rheinhessen an. Da gibt es die unterschiedlichsten Reben auf kleinem Raum, und es geht darum, jeder Sorte gerecht zu werden.
 
bonvinitas: Was trinkt man am besten als Aperitif?
Die  Weinkönigin: Ich liebe einen Perlwein.
 
bonvinitas: Und zum Essen?
Die Weinkönigin: Es kommt auf die Jahreszeit an und wozu. An wärmeren Tagen sind Weiß- oder Grauburgunder sehr schön oder auch ein Rivaner.
 
bonvinitas: Als Terrassenwein?
Die Weinkönigin: Da liebe ich einen Rosé oder auch einen Blanc de Noir.
 
bonvinitas: Und abends zum Genießen?
Die Weinkönigin: Auf dem Sofa geht gut ein Rosé oder in der wärmeren Jahreszeit ein leichterer Rotwein, der durchaus etwas gekühlt sein darf. Auf Weinfesten liebe ich Feinherbes.
 
bonvinitas: Zu den typisch deutschen Sorten: Im Vordergrund steht die meist angebaute Sorte Riesling. Was sagen Sie dazu generell?
Die Weinkönigin: Wir sollten im Ausland noch mehr zeigen, wie gut wir Riesling können. Riesling weist ja eine enorme Bandbreite auf bis hin zu edelsüßen. Dann können wir andere Sorten nachziehen.
 
bonvinitas: Wie sehen Sie weitere weiße Sorten, wie Müller-Thurgau, Grau- und Weißburgunder?
Die Weinkönigin: Müller-Thurgau bringt viele Liter, doch wenn man den gut anpackt, die Reben gut erzieht, bringt er auch Gutes. Es sind mehr Konsumweine. Weißburgunder bringen viel Spiel und schmecken im Abgang oft schön cremig.
 
bonvinitas: Was sagen Sie zu weißen Spezialitäten, wie z.B. Sauvignon blanc oder gelber Muskateller?
Die Weinkönigin: Ich liebe Sauvignon blanc, vor allem wenn die Weine richtig grün sind, dann schmecken sie wunderbar zum Essen. Auch gelben Muskateller finde ich Klasse, wenn er nicht zu sehr mit Aromen protzt und nicht zu dick ist.
 
bonvinitas: Zu den roten Sorten - im Vordergrund steht blauer Spätburgunder. Was sagen Sie generell dazu, wann, wozu und wie genießen?
Die Weinkönigin: Blauer Spätburgunder bringt die deutsche Vielfalt mit. Er kann leicht sein und macht dann gekühlt mehr Spaß. Im Holzfass ausgebaut kann er eine Wucht sein. Es gibt viele Varianten.
 
bonvinitas: Zu weiteren roten Sorten?
Die Weinkönigin: Als wichtig möchte ich nennen: Dornfelder und auch Regent.
 
bonvinitas: Trocken oder nicht trocken – eine Religion, oder gewusst wie?
Die Weinkönigin: Trocken oder nicht ist für mich stimmungs- nicht glaubensanhängig. Prinzipiell trinke ich alles - zum Essen eher trocken oder halbtrocken. Danach darf es etwas Süßes sein. Auf Festen trinke ich gerne Feinherbes.
 
bonvinitas: Zu Reifung und Lagerung - was empfiehlt sich jung oder jünger zu trinken, was sollte man reifen lassen? Was sagen Sie zu einer Kultur der reiferen Weine?
Die Weinkönigin: Ich bin Schirmherrin von „Wine safes Live“, Weinfreunde, die sich sozial engagieren. Ich war dort bei einer Raritätenverkostung. Ein älteres Ehepaar hatte Weine gesammelt und „Wine safes Live“ 40.000 Flaschen vermacht. Vor allem Riesling kann diesbezüglich viel. Ich bekam auch schon häufiger Weine meines eigenen Jahrgang geschenkt, 1992. Leider haben viele keine Möglichkeit, die Weine richtig zu lagern, weil sie keinen Keller haben. Was ich in einem „Wein-Schmunzelbuch“ einmal gelesen habe: Im Schlafzimmer unterm Bett! Dort ist es in der Regel kühler und dunkler. Sicher nicht ideal, Weine zu lagern, aber für eine Zeit lang eine Möglichkeit. 
 
bonvinitas: Edelsüße Weine – wann und wozu genießen?
Die Weinkönigin: Das sind Weine für „hinten nach“.
 
bonvinitas: Was empfehlen Sie für den eigenen kleinen Weinkeller?
Die Weinkönigin: Man sollte für Einiges gewappnet sein, zum Beispiel auch einen Secco greifbar haben oder einen Rotwein für nach dem „Tatort“ – einfach Weine für viele Lebenssituationen.
 
bonvinitas: Korken oder Schraubverschluss?
Die  Weinkönigin: Ich war lange gegen Schraubverschluss, doch nun haben wir auch umgestellt. Weine aus den Steillagen verkorken wir noch. Diese Weine entwickeln sich anders. Sie sind für mich wie ein anstrengendes Kind, das viel Aufmerksamkeit fordert. Der Wein bekommt dann seinen Korken, dann kann er sich austoben. Ein Winzer sagte mir: „Aromen, die ich ein Jahr gezogen haben, hält der Schraubverschluss – eine gute Alternative!“ 
 
bonvinitas: Trinktemperaturen und Gläser – Tipps dazu?
Die Weinkönigin: Ich lege Wert auf gute Gläser. Gut sind tulpenförmige Gläser mit Stil. Da kommt gut Sauerstoff hinzu, und der Wein kann zu sich kommen. Wenn man dann schnuppert und genießt, ist es, wie wenn man in einen Pool springt. Die Gläser sollte man stets am Stil anfassen, das gehört zur Trinkkultur. 
 
bonvinitas: Kurze Infos, wie man die Qualität eines Weins beurteilt?
Die Weinkönigin: Vorneweg, Weine mit Schraubverschluss sind nicht weniger wert. Wenn man beim Erzeuger einkauft, kann man sich beraten und sein Bauchgefühl sprechen lassen und sich vorstellen, was aus dem Wein mit der weiteren Entwicklung werden könnte. Beim Discounter kauft man keine Weine zum Hinlegen. Doch auch Discounter haben ihre Berechtigung. Sie ziehen unsere Kunden groß. Wenn die jüngeren Leute dann mehr verdienen, trauen sich auch zum Erzeuger.
 
bonvinitas: Weintourismus in die Weinbaugebiete – Tipps dazu?
Die Weinkönigin: Gute Tipps geben die Gebietsweinwerbungen. Dort kann man anfragen. So erfährt man dann von speziellen Touren, wie zum Beispiel den Rotweinwanderweg an der Ahr oder die Tour „Burgen und Schlösser“ am Mittelrhein. Auf jeden Fall kann man die Kultur der Menschen in den Anbaugebieten kennenlernen und etwas davon mitnehmen.
 
bonvinitas: Dürfen wir nach persönlichen Vorlieben in Bezug auf Wein fragen?
Die Weinkönigin: Es kommt auf die Laune an. Bei mir geht es nach Lust und Laune.
 
bonvinitas: Was wünschen Sie den deutschen Winzern für die Zukunft? 
Die Weinkönigin: Dass wir die klimatischen Wetterereignisse gut wegstecken und daraus lernen. Die Reise geht auch in Richtung Piwis (pilzwiderstandsfähigere neu gezüchetete Rebsorten – Anmerkung der Redaktion). Und dass wir deutsche Weine weltweit nach vorne bringen. Die Japaner zum Beispiel haben sie entdeckt.
 
bonvinitas: Frau Endesfelder, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
 
Das Interview führte Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas, am 6. Juni 2017 in der Redaktion in Achern.
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