Die Japanerin, die besten Winzersekt macht
Redaktionsentdeckung: Weingut Josef Biffar
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/fb/42/13/die-japanerin-die-besten-winzersekt-macht-1-1444048242.jpgSeit 19 Jahren lebt sie in Deutschland, die Japanerin Fumiko Tokuoka. Sie ist Absolventin der bekannten Wein-Fachhochschule Geisenheim, leitet das Weingut Josef Biffar in Deidesheim, Pfalz, und macht besten Sekt. Auf jeden Fall haben mir die Tropfen sehr gut gefallen, und ich bin kritisch. 2013 hat die japanische Unternehmerfamilie Tokuoka das Weingut gekauft, nach dem sie vorher viele Jahre erfolgreicher Pächter des sehr bekannten Deidesheimer Weinguts Reichsrat von Buhl war. 80 % der Ernte werden versektet, Riesling ist die vorherrschende Sorte. Tokuoka, die perfekt Deutsch spricht: „Beim Umzug vom Gut Reichsrat von Buhl zum Weingut Josef Biffar haben wir noch viele Bestände mitgenommen, weil wir unsere Sekte bis zu fünf Jahren in der Flasche auf der Hefe reifen lassen und sie erst nach Bedarf in kleineren Chargen degorgieren."
Mit 94 Punkten bewertet habe ich im Rahmen von Redaktionsentdeckungen den Pinot brut 2009: Edler Duft mit Noten von Herbstäpfeln, Mandelgebäck, Butter, Vanille; im Mund ein fülliger wunderbar gereifter Sekt mit Noten von Orangenkonfitüre mit einem ebenso edlen vielschichtig-reifen Finish. Noch viel Zukunft und noch lange nicht fertig – ein Sekt, der einem im Gedächtnis bleibt! Schön bei feierlichen Gelegenheiten zum Anstoßen oder im Anschluss an den Fünf-Uhr-Tee oder abends zum Genießen.
92 Punkte habe ich bei dem Riesling brut 2012 notiert: Im Bukett schöne Frische mit Noten von reifen Zitronen, Pfirsichkompott, gebrannten Mandeln und einem Hauch Nussschokolade; sehr eleganter, geradezu aristokratischer Rieslingkörper unterlegt mit feiner Sektfrische, langanhaltendes angenehm zwischen Körper und Frische pendelndes Finish mit netter herber Note, die zum nächsten Schluck animiert. Gut zu Schalentieren, Fruits de mer oder erfrischend und belebend zum Anstoßen.
Den Spätburgunder Rosé brut 2011 habe ich mit 86 Punkten bewertet, der in der Nase Anklänge an Brombeeren, Hagebutten, Erdbeereis zeit mit einem Hauch Tannenhonig; am Gaumen rund mit dezent belebender Süße und ruhiger reifer Frucht im Finish bei mundfüllendem Mousseux. Schön zu Frischkäse, Cremedesserts, Eis oder als ruhiger Auftakt zu Begrüßungsreden.
Das Qualitätsgeheimnis, das Tokuoka verrät, ist nicht allein die lange Reifung: „Durch das Mousseux im Sekt empfindet man Gerbstoffe viel stärker als in Stillwein. So dürfen die Trauben nach der Lese auf keinen Fall lange stehen, schon gar nicht Saft ziehen oder auf der Maische, wo sie Gerbstoffe lösen. Man muss von der Lese sofort auf die Kelter bringen. Daher besitzen wir die vier- bis fünffache Kelterkapazität im Vergleich zu dem, was sonst üblich ist.“ 7,5 Hektar werden biodynamisch bewirtschaftet in so erstklassigen Lagen wie Forster Ungeheuer, die als „Großes Gewächs“ klassifiziert ist, oder Forster Pechstein, wo sich Basalteinlagerungen finden. So braucht es also für beste Qualitäten nicht nur gute Lagen und Know-how, was auch Kellermeister Michael Leibrecht besteuert, sondern auch genügend Kapital, um diese Kapazitäten und Reifezeiten zu ermöglichen.
Obendrein bietet das Weingut ein Restaurant, in dem japanische Küche mit Sekt gekonnt kombiniert wird.
Fotos: Flaschenfoto: Dieter Simon, die weiteren Fotos: Karl Jotter