Vinho Verde: Frische leichte Weißweine aus Portugals Norden

variieren zwischen Riesling und Sauvignon Blanc - feuchte und kühle Region

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Von  26709
Vinho Verde: Frische leichte Weißweine aus Portugals Norden' Vinho Verde: Frische leichte Weißweine aus Portugals Norden
Wer glaubt, dass solch ein südliches Land auf der iberischen Halbinsel heiß und trocken ist und vor allem dicke, schwere Rotweine hervorbringt, was für den Süden Portugals zutrifft, hat sich noch nicht mit dem Gegenteil befasst, den Vinho Verde Weinen aus Portugals Nordwesten: frische, leichte Weißweine!

Die grüne Region – wie der Name sagt

Es geht schon los mit den Niederschlägen. Die Region ist feucht und grün mit einem beachtlichen jährlichen Niederschlag um 1200 mm/m2 – im Vergleich liegt Frankfurt um 660. Verde bedeutet grün, meint aber nicht die Farbe des Weins, sondern die grüne Landschaft, in der er wächst. Ausgesprochen wird es „Vinjo verde“, wobei das „e“ am Schluss je nach Herkunft des Sprechers mehr oder weniger verschluckt wird. Auch das Klima ist nicht zu heiß, denn der Golfstrom führt an Portugal weitgehend vorbei und mündet in die Biskaya. Doch der Atlantik sorgt für milde Winter. 

Der Weintyp: Zwischen Riesling und Sauvignon Blanc

Weine des Vinho Verde machen StimmungPrima z.B. zu Pasta mit Garnelen. Foto: Pixabay

Also frische, trockene Weißweine, die in der Regel mit 10 bis 12 % Alkohol angenehm leicht sind, und generell jung getrunken werden! Geschmacklich liegen sie sozusagen zwischen Riesling und Sauvignon Blanc, wobei die Sorten andere sind, und es natürlich viele Varianten gibt. Gut passen sie zu Salaten und kalten Speisen, zu Fisch und Meeresfrüchten – auch mit Pasta – sowie zu weißem Fleisch. Auch als leichte sommerliche Terrassenweine bilden sie eine gute Wahl. Wobei ich zusätzlich gereiftere Weine probieren konnte, die ausgezeichnet waren. Doch dazu unten mehr.

Die Region Vinho Verde

Karte: CVRVVBereits 1908 abgegrenzt stellt das Vinho Verde Portugals wichtigstes Qualitätsweinbaugebiet dar und zählt mit rund 21.000 Hektar zu den großen Europas. Im Vergleich dazu beträgt die gesamte deutsche Rebfläche knapp über 100.000 Hektar. So ist also Vinho Verde sowohl eine Wein- wie eine Gebietsbezeichnung. Fast 90 % sind Weißweine und 90 % werden als Qualitätsweine, Denomination of Origin (DO), ausgebaut. Nach EU-Recht können Weine einer anerkannten Qualitätsweinregion auch mit DOC bezeichnet werden. Das „C“ steht bekanntlich für kontrolliert. So lautet die gängige Kennzeichnung der Weine „Vinho Verde DOC“, plus – wenn möglich – ein Untergebiet, die sich auf der abgebildeten Karte finden. 
 
Der Weinbau ist allerdings recht kleinteilig mit rund 18.000 Winzern, 600 Abfüllern und 2.000 Marken. Nicht selten werden die Weine unter Marken verkauft, auch wenn es 100 % Gutsweine sind. Die Erzeuger bzw. Abfüller nennen sich dann auf den Etiketten meist bescheidener. Mit durchschnittlich 0,8 Mio. hl liegt die Produktion des Vinho Verde nicht hoch. Im Vergleich produziert Deutschland auf der rund fünfmal größeren Fläche etwa 10mal soviel Wein. 40 % aller portugiesischen DOC Weine kommen aus dem Vinho Verde, wovon die aus anderen Gebieten in der Regel Rotweine sind. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass der Weißweinanteil in Portugal nicht klein ist.

Die Vinho Verde Kommission und das Garantiesiegel – festgeschrieben trocken

Blick in die Räume der VINHO VERDE KommissionDas VINHO VERDE Prüf- und Gütesiegel

1926 wurde die Weinbaukommission der Region, CVRVV - COMISSÃO DE VITICULTURA DA REGIÃO DOS VINHOS VERDES, gegründet, welche die Qualitätskriterien festlegt, die Weine prüft und auch Marketing macht. Klassische Vinho Verde Weine müssen zwischen 8 und 11,5 % Alkohol enthalten, womit die Leichtigkeit der Weine garantiert ist. Unter Hinzurechnung des unvergorenen Zuckers liegen die Grenzen zwischen 8,5 und 14 %. Damit sind die Weine als trocken festgeschrieben, denn mit viel Restzucker würden sie diesen Rahmen sprengen. Wenn von den neun Unterregionen eine auf dem Etikett als Herkunft genannt ist, muss der Alkoholgehalt mindestens 9 % betragen.

Die Kommission residiert in Porto im ehemaligen Patrizierpalast des Grafen von Silva Monteiro. Über den Hof mit herrlichem Blick über die Stadt und den Douro befindet sich das Gebäude mit den Labors und Wein-Prüfungsräumen. Seit 1959 gibt es das Garantiesiegel, das die Weine nach bestandener Labor- und Geschmacksprüfung tragen dürfen, und das praktisch auf allen Flaschen zu sehen ist.

Die Sorten

Loureiro. Foto: CVRVVAlvarinho. Foto: CVRVV

Mit mehr als 250 heimischen Sorten ist Portugal etwas verwirrend. Kein Land verzeichnet mehr. Sie sind auch praktisch nur in Portugal heimisch im Gegensatz zu manchen französischen Sorten, die mit französischen Winzern und Kellermeistern in die Welt zogen. Zu den wichtigsten weißen Sorten des Vinho Verde gehören Loureiro, Arinto und Trajadura, wovon Loureiro die meist angebaute ist. Viele Weine sind Cuvées dieser Sorten, wenn keine alleinige Sorte auf dem Etikett steht. Wichtig sind deren Eigenschaften, da sie je nach Anteil den Cuvées ihren Charakter verleihen.

Loureiro Weine duften frisch nach Zitronen, können aber auch florale und vegetative Noten aufweisen, wie grüne Bohnen und Fresien. Auf der Zunge zeigen sie Frische und Fruchtsäure sowie ebenfalls florale Noten wie auch Finish, woher der oben genannte Anklang an Sauvignon Blanc rührt.

Arinto ist eine vorwiegend frische Sorte mit Noten von Zitrusfrüchten und Kernobst.

Trajadura präsentiert sich milder und runder. So bringen diese „Eltern“ je etwas in die Cuvées ein, womit der Winzer spielen kann.

Wichtig ist die hochwertige Sorte Alvarinho, die üppigere Weißweine liefert mit Anklängen im Duft - je nach Richtung des Weins - an: Quitten, Pfirsiche, Bananen, Zitronen, Maracuja und Litschi (fruchtiger Charakter), Orangen- und Veilchenblüten (blumiger Charakter), Hasel- und Walnüsse (mandelartiger Charakter) oder Honig (Karamellcharakter). Am Gaumen präsentieren sich Alvarinhos komplex, mild, rund, harmonisch, körperreich und mit einem nachhaltigem Abgang. Der vorgeschriebene Alkoholgehalt liegt etwas höher: mindestens 11,5%, die Obergrenze jedoch liegt wie bei den anderen bei maximal 14 % einschließlich unvergorenem Zucker.

Blick in die Geschichte

Die historische, heute seltene Pergola-ErziehungDie moderne Guyot-Erziehung

Bereits im 14. Jh. entstand ein schwunghafter Weinhandel mit England. Doch auch Portugal wurde von der europaweiten Reblausmisere Ende des 19. Jh. nicht verschont. Viele Weinberge wurden vernichtet. Manche Winzer sammelten schon um 1900 Erfahrungen im Ausland, um dem heimischen Weinbau zu helfen. Doch der große Wiederaufbau mit modernen Weinbaumethoden begann erst in den 70er-Jahren des 20. Jh. nach der Nelkenrevolution. Insbesondere nach dem EU-Beitritt 1986 wurde viel investiert und der Weinbau kräftig modernisiert. Heute ist die junge Winzergeneration bestens ausgebildet und hat meist im Ausland zusätzliche Erfahrungen gesammelt.

In früheren Zeiten war die Pergola-Erziehung üblich, die aber wegen der Höhe sehr arbeitsaufwendig war und nur noch sehr vereinzelt zu sehen ist. Heute ist die Guyot-Erziehung (siehe Bild), die man vielfach in Frankreich und in südeuropäischen Ländern findet, Standard. Der ganze Stock – nicht nur einzelne Ruten, wie bei uns in Deutschland üblich – wird am Draht entlang gezogen, woraus dann die Jahrestriebe mit den Trauben nach oben wachsen. Der Grund ist vor allem weniger Arbeitsaufwand.

 

Quinta da Torre / S.Caetano

Quinta da Torre - eine geradezu künstlerische AnlageQuinta da Torre: Inhaber André Amaral (links) mit seinem – selbständigen – Winemaker Daniel Costa
 
Im Rahmen einer Reise als Gäste der genannten Vinho Verde Kommission besuchten wir mehrere Quintas, darunter die Quinta da Torre in Marco de Canaveses, ca. 40 km östlich von Porto. Die Quinta (=Farm bzw. Weingut) wurde 1995 von José Manuel Mendes gegründet, der aus einem alten Farmhaus ein kleines, sehr geschmackvolles Reich geschaffen hat mit phantastischen Straßen, 12 ha Weingärten und futuristischen Gebäuden bis hin zu Teichen mit Springbrunnen. Wenn man zu einem gesamten Weingut inklusive Reben geschmackvoll sagen darf, dann trifft es hier zu. Bald nach der Gründung wurde es von André Amaral übernommen, der es bis heute leitet. Es gehört sogar ein kleiner Zoo mit Kängurus dazu. 

Im Vordergrund stehen die weißen Sorten Arinto und Azal. Verkauft werden die Weine unter der Marke S.Caetano, was – wie erwähnt – in Portugal nicht selten ist. Noch vermarktet Amaral nicht alles in Flaschen, sondern gibt einen Teil als Trauben ab. So ist sein Tankkeller nicht übergroß. Sein Winemaker ist Daniel Costa, ein selbständiger nicht ständig anwesender Kellermeister, der via www.winlords.pt zusammen mit einem Kompagnon auch andere Weingüter betreut, was man in Portugal häufiger findet.

Gut gefallen haben mir:
Quinta da Torre / S.Caetano: Cuvée weiß und Arinto

S.Caetano White 2016, Vinho Verde DOC, eine Weißweincuvée aus den Sorten Azal, Loureiro und Arinto mit 12,5% Alkohol: In der Nase herrlich frisch mit Noten von Zitrone und Äpfeln; schöner, eleganter, ja vornehmer Körper; mit sehr elegantem Finish. Solche Weine von frischer Qualität ohne zuviel Alkohol machen einfach Spaß. 

Noch besser war der S.Caetano Arinto 2017, Vinho Verde DOC, 13,5 %: sehr individueller Duft nach Äpfeln, unterlegt von grünen Bohnen und Paprika; auf der Zunge sehr stoffig, mundfüllend; mit wunderbar vegetativem Finish mit Anklängen an Artischocke und Orangenschalen.

Sehr schön auch der S.Caetano Alvarinho 2017, Vinho Verde DOC: Großartiger kräftiger Duft nach Orangen, Spargel, Rhabarber, leicht rauchig; individueller fülliger, leicht vegetativer Körper mit Restsüße; erst dezentes, dann ansteigend rauchiges Finish mit Noten von gebrannten Mandeln – mit 14 % durchaus kräftig, ein typischer Alvarinho!
 

Quinta do Ferro

Quinta do Ferro, der obere Weinberg auf rund 650 m Höhe im HochlandQuinta do Ferro, der selbständige Winemaker Daniel Costa
 
Quinta do Ferro: Ferro Sparkling
Das 10 Hektar Weingut produziert vor allem elegante, leichte Sekte, viele davon rot, die unter dem Gutsnamen, Quinta do Ferro vermarktet werden. 6 Hektar liegen gut arrondiert beim Gutshaus bzw. der Kellerei außerhalb von Baião im südöstlichen Hochland des Vinho Verde auf rund 650 m Höhe. 4 Hektar der Weinberge liegen im Tal. Auch hier wirkt der schon genannte freie Winemaker Daniel Costa.
 
Gut gefallen haben mir:

Der weiße Stillwein 2016 Quinta do Ferro Avesso (Sorte), Vinha da Montanha, mit 11,5 %: schöne Nase mit Noten von Zitrone, Äpfel, Spargel; kräftiger, saftiger Körper; mineralisches, leicht rauchiges Finish.

Weißer Sekt Dom Ferro, Vinho Verde DOC, aus der Ernte 2013, degorgiert 2017: Feiner, eleganter Duft; auf der Zunge ein Bild von Vinho Verde: frisch, zart vegetativ, elegant, mineralisch; elegantes Finish mit Terroirnoten.

Roter Sekt Ferro Sparkling, Vinho Verde DOC, aus der Ernte 2014, degorgiert 2017: zarte feingeschliffene Nase; auf der Zunge Eleganz, Frucht, Terroirnoten; im Finish elegantes schönes Mousseux mit feiner Frucht.

 

Quinta da Calçada und Casa da Calçada – Weingut und Hotel

in Amarante am Tâmega, ein Nebenfluss des Douro
 
Amarante, historische Brücke über den TâmegaDas Hotel Casa da Calçada in Amarante

Das malerische Amarante mit seiner ehemaligen Kloster- und Wallfahrtskirche und der historischen Brücke über den Tâmega ist heute noch eine Magnet für Hochzeiten.
 
Quinta da Calçada: Weinberg. Der Dunst zeigt die Feuchtigkeit der Region.Quinta da Calçada, Direktor André Estácio Pinto
 
1917 gründete Antonio Lago Cerqueira nahe Amarate die Quinta da Calçada, heute ein 60 Hektar Weingut. Er gehörte zu der Generation, die in Frankreich studiert hatte und die Kenntnisse nach Hause brachte, um im Vinho Verde den Weinbau zu modernisieren und voran zu bringen. In den vergangenen 60er Jahren kaufte der benachbarte Weingutsbesitzer und Amaranter Geschäftsmann Manuel da Mota das Gut. Seine Tochter Paula gründete 2001 in einem historischen Amaranter Patrizierpalast hoch über der geschichtsträchtigen Tâmega-Brücke zusätzlich das Hotel Casa da Calçada, heute Mitglied der Relais&Châteaux-Hotels. Das Restaurant trägt einen Michelin-Stern!
 
Casa da Calçada Michelin-Stern-Restaurant: MilchferkelQuinta da Calçada: Portal da Calçada Reserva 2015
 
Wir durften Weine verkosten, die von André Estácio Pinto, Generaldirektor der Quinta Calçado vorgestellt wurden, und dazu ein Menü im Michelin-Stern Restaurant der Casa da Calçada genießen. 

Gut gefallen haben mir:

2017 Quinta da Calçada Lago Vinho Verde DOC, eine Cuvée aus Arinto, Loureiro, Azal und Trajadura mit „nur“ 10 % Alkohol: In der Nase Äpfel und grüne Bohnen; fruchtiger, eleganter, animierender Körper; fruchtig-elegantes Finish.

Als Vorgericht gab es Thunfisch mit Avocadocreme und Eis. Großartig dazu der Quinta da Calçada Loureiro und Alvarinho, Vinho Verde DOC, 12,5 %: Feiner Duft nach Zitronen und Biskuit, vollmundig, fruchtiger, eleganter Körper; umfangreiches Finish, das lange nachhallt.

Zum Hauptgang, Milchferkel mit Grapefruit und Blutsauce, wurde der 2015 Portal da Calçada Reserva Vinho Verde DOC, 12 %, gereicht, gekeltert aus ertragsreduzierten Alvarinho und Loureiro in großartiger Kombination und ein sehr schöner Wein: Edler Duft mit Anklängen an Mango und mineralischen  Noten; saftiger Körper mit nochmals mineralischem Finish.

 

Quinta de Azevedo / Sogrape Vinos S.A.

Quinta de Azevedo.  Foto: Sergio Ferreira
Quinta de Azevedo: Das Herrenhaus aus dem 15. Jh.Quinta de Azevedo: Raum im Herrenhaus

Die Quinta de Azevedo in Barcelos, in der zugehörigen Pfarrei Lama, ca. 50 km nördlich von Porto, wurde 1980 von Sogrape Vinhos, S.A., dem wohl bedeutendsten und weltweit agierenden Weinunternehmen Portugals, gekauft. Zu Sogrape, gegründet 1942 von Fernando van Zeller Guedes und Freuden, gehören solche Weltmarken wie Mateus Rosé oder Sandeman Portwein. Man besitzt Weingüter in praktisch allen portugiesischen Regionen einschließlich Madeira, ebenso in Spanien, Argentinien, Chile, Neuseeland. Mit Mafalda Guedes, die wir kennenlernen durften, befindet sich heute bereits die vierte Generation in der Unternehmensleitung.
 
Quinta de Azevedo: Raum im HerrenhausQuinta de Azevedo: Historische Küche
 
Die Quinta de Azevedo umfasst das großartig renovierte Herrenhaus aus dem 15. Jh. mit grandiosen Repräsentationsräumen und der vornehmen Einrichtung eines Herrenhauses dieser Zeit, einen Turm aus dem 11 Jh. sowie 34 Hektar Reben, vorwiegend der Sorten Loureiro und Pedernã.
 
Quinta da Azevedo: Turm aus dem 11. Jh.Mafalda Guedes, die vierte Generation der Inhaberfamilie von Sogrape Vinos S.A.Sogrape: Gazela
 
Ausnehmend gut gefallen haben mir:

Quinta de Azevedo 08 webGazela, Vinho Verde DOC, abgefüllt von Sogrape Vinhos: sehr viel Wein bei „nur“ 9 % Alkohol! Ich war echt überrascht: zarter Duft; am Gaumen absolut mundauskleidend, mit sehr langem Finish. Es ist eine Cuvée aus vier Sorten, und man fragt sich, wie solch ein frischer, eleganter und mundauskleidender Wein bei lediglich 9 % Alkohol möglich ist – eine wahre Kunst!

Sehr gut auch der 2017 Azevedo Loureiro und Alvarinho, Vinho Verde DOC, 11,5 %: In der Nase zarte grüne Noten; auf der Zunge super lebhaft mit fruchtigen und vegetativen Noten, die beide der Loureiro einbringt; gut gebautes, elegantes Finish. Fast könnte man einen Lehrbuchfall der Sorten und der Cuvée beschreiben mit den vegetativen Noten, die der Loureiro einbringt, sowie dem gut gebauten eleganten Finish des Alvarinho.
 

 

Quinta d’Amares

 Quinta d’Amares: Blick über deren Reben auf die Kirche Santo André de Rendufe mit Aquädukt

Das AquäduktDer Mitinhaber und Manager Alberto Pedrosa (rechts) mit Antonio Sousa, selbständiger Winemaker
 
2017 Quinta d’Amares Loureiro & ArintoDie Quinta d’Amares in Bico, das zu Amares, nicht weit von Braga gehört, umfasst 50 Hektar Reben, die ehemals zum Kloster Santo André de Rendufe aus dem 11. Jh. gehörten – im Bild ist die ehemalige Klosterkirche gut zu erkennen. Der Reichtum des Klosters beruhte nicht zuletzt auf der ehemals römischen Wasserleitung, aus der auch Wasser an die Dorfbewohner abgegeben wurde, für entsprechende Gegenleistungen versteht sich. Eine alte Römerstarße ist ebenfalls noch zu besichtigen. Im großen Erdbeben von 1755 erlitten Kloster und Kirche solche Schäden, dass ein großer Teil der Weinberge an den Staat verkauft werden musste, von dem sie die Quinta d’Amares erworben hat. Als beteiligter Manager wirkt Alberto Pedrosa sowie Antonio Sousa als selbständiger Winemaker, der ebenfalls noch andere Güter betreut.
 
Gut gefallen hat mir:

2017 Quinta d’Amares Loureiro und Arinto, Vinho Verde DOC, mit 12,5 % Alkohol: In der Nase Noten von Spargel und Stachelbeeren; auf der Zunge fruchtig, vollmundig, angenehm; fruchtig- elegantes Finish. 

 

Quinta de Lourosa

Quninta de Lourosa: Gründer und Mitinhaber Prof. für Oenologie em. Rogério de CastroQuinta de Lourosa: Joana de Castro, die das Gut leitetQuinta de Lourosa: Blick in den Keller
 

Sehr aufschlussreich war der Besuch der Quinta de Lourosa in Sousela, knapp 40 km nordöstlich von Porto. Gründer ist Rogério de Castro, emeritierter Professor für Oenologie am Instituto Superior de Agronomia in Lissabon. Neben seiner Professur hat er das Weingut aus kleinen Anfängen zu 27 ha ausgebaut. Noch heute ist er sehr engagiert und macht auf seinem Gut viele Versuche, wie uns Tochter Joana de Castro, die das Gut heute leitet, versicherte und erzählte, dass es zu Beginn der Lehrtätigkeit ihres Vaters nur zwei Lehrstühle für Oenologie in Portugal gegeben hätte. Inzwischen hat sich sehr viel verändert, und es wird viel für Lehre und Forschung ausgegeben. Die jungen Winzer sind, wie erwähnt, heute sehr gut ausgebildet.

Joana hat erst Wirtschaft studiert, dann Oenologie, darunter auch in „Montpelier“, der führenden und weltweit berühmten Hochschule für Oenologie in Frankreich. Die beiden machen vor allem Versuche gegen Pilzbefall der Reben und Trauben, teils mit resistenteren Sorten, teils mit einer höheren Stockerziehung und daher guten Durchlüftung der Reben, teils mit verschiedensten Einsaaten von Begrünung in den Rebzeilen, um den Reben möglichst viel „Natur“ zu bieten. Das Wissen und das Engagement sind den Weinen deutlich abzuspüren, was vor allem an der Ertragsreduzierung liegt.

Quinta de Lourosa: Reben mit verschiedenen VersuchserziehungenQuinta de Lourosa: Beste Qualitäten – in Deutschland bei Weinwolf
 
Die Weine haben mich absolut überzeugt und gehören zum Besten, was ich probieren durfte:

2017 Quinta de Lourosa, Vinho Verde DOC, 11,8 %, eine Cuvée aus Loureiro, Arinto und Aveso: gut gepflegter Duft nach Äpfeln und zart vegetativen Noten; auf der Zunge Frische und Mineralität gut gepaart; elegantes Finish. Bewusst wurden dem Wein 7 g/l Säure belassen, was ihn spritzig macht, ebenso auffallend sind die lebhaften kleinen Kohlensäureperlen beim Einschenken. 

2017 Quinta de Lourosa, Vinho Verde DOC, 11,5 %, ein reiner Loureiro: Elegante Nase mit Noten von Äpfeln und einem Hauch frisches Gras; üppiger, fruchtiger Körper mit Terroirsnoten; schönes Finish, leicht zum Nachkauen, weil auch hier erfrischende Fruchtsäure belassen wurde, bei 6 g/l Restsüße.

2017 Quinta de Lourosa Rosé Vinho Verde DOC Sub-região do Sousa, 12 %  – ein Wein, der die Bezeichnung einer der Vinho Verde Unterregionen trägt, mit strengeren Qualitätskriterien, gekeltert aus den Sorten Touriga nacional und Vinhão: In der Nase Erdbeeren, Quitten, Bergamotten; süffiger Körper mit zarter, in Süße ummantelter Frucht; angenehm fließendes Finish mit Mineralität und Individualität – mit ebenfalls erfrischender Fruchtsäure.

2016 Quinta de Lourosa Alvarinho, Vinho Verde DOC, 12,5 %, in Holz ausgebaut und sechs Monate dort gereift: Edler, hochwertiger Duft mit Noten von Birnen, Aprikosen, zartem Vanille; am Gaumen vollmundig und wunderbar edel trocken; edles vollmundiges Finish – ein großer Wein mit viel Zukunft, der zeigt, was die hochwertige Sorte Alvarinho kann!

Wie Joana erwähnte, sind ihre Weine in Deutschland bei Weinwolf zu erstehen. Doch Vater und Tochter de Castro stehen nicht nur für Fortschritte im Weinbau und beste Weine, sondern auch für ihren malerischen Hof und Gäste. So ist der Hof ein Idyll mit heimeligen Ferienwohnungen bzw. Gästezimmern, die man natürlich mieten kann.
 
Quinta de Lourosa: Der Eingang zum WeingutQuinta de Lourosa: Der Hof des WeingutsQuinta de Lourosa: Blick in eine der Ferienwohnungen
 

Gereiftere Jahrgänge

Dass man Vinho Verde Weine nur jung trinken sollte, ist eine Mär. Ich bin ganz ausgezeichneten und hochwertigen gereifteren Weinen begegnet. Insbesondere Alvarinho ist eine Sorte, die in der richtigen Winzerhand hochwertige Weine hervorbringt. Aber auch Arinto hat mich überzeugt.
 
Vinho Verde: Casa de OleirosVinho Verde CovelaVinho Verde Soalheiro
 

2014 Casa de Oleiros Pedernã, Vinho Verde DOC, 12,5 %, aus der Unterregion Amarante, wobei Pedernã eine Lokalbezeichnung für Arinto darstellt: Duft von hoher Eleganz; auf der Zunge vollmundig, schön trocken; vornehmes Finish. Ein hochwertiger Wein, wie eine Jugendstilvilla, habe ich notiert.

2014 Covela Ediçao Nacional Arinto, Vinho Verde DOC, 12,5 %: Im Duft Kiefernholz; auf der Zunge elegant mit säurebetonter Frische; bei ebenso elegantem Finish. Die Bezeichnung Ediçao Nacional bezieht sich auf die Sorte Arinto als typisch portugiesisch.

2014 Soalheiro Alvarinho Reserva, Vinho Verde DOC, 13 %: Im Glas hochfarbig, im Duft wie eine Auslese, vollreif, mit Anklängen an Mango und Orangenkonfitüre; auf der Zunge und im Finish ebenso vollreif und edel. Es lohnt also, bei guten Qualitäten eine weitere Entwicklung und Reifung abzuwarten und zu genießen.

 

Touristische Highlights

Jeder, der das Vinho Verde bereist, wird auch touristische Highlights begegnen und sich nach guten Hotels umsehen.  Hier einige Beispiele:

Guimarães – die Wiege Portugals – im Herzen des Vinho Verde

 Guimarães, Saint Tiago Platz. Foto: LucVi - stock.adobe
Guimarães Burg. Foto: StockPhotosArt.comGuimarães Touralplatz
 

Wenn man über das Vinho Verde spricht, muss man Guimarães erwähnen, die historische Stadt mit Burg im Herzen der Region, die als Wiege Portugals gilt, und so etwas wie ein Nationalheiligtum darstellt. Graf Heinrich von Burgund, verheiratet mit Teresa, einer Tochter des Königs Alfons VI. von Léon, erhielt die von den Mauren zurückerborte Region Ende des 11. Jh. als Lehen und wählte Guimarães mit der schon bestehenden Burg als Residenz. Wahrscheinlich wurde auch ihr Sohn Alfons (im Portugiesischen Dom Afonso I) in Guimarães geboren, auf jeden Fall zeigt man das Geburtshaus. Es war dieser Alfons, der nicht zuletzt im kriegerischen Widerstand gegen seine Mutter die Unabhängigkeit von Kastilien-Léon erreichte und so als Alfons I. zum ersten König Portugals aufstieg. Die Unabhängigkeit Portugals von Spanien wurde im Laufe der Geschichte jedoch mit vielen kriegerischen Auseinandersetzungen wiederholt angezweifelt und unterbrochen, insbesondere durch die Personalunion der spanischen Habsburger mit dem portugiesischen Thron. Seine bleibende Unabhängigkeit erhielt Portugal 1668 im Frieden von Lissabon. 

2001 wurde Guimarães als Weltkulturerbe ausgewiesen und mit entsprechenden Zuschüssen aufwendig renoviert, so dass heute eine malerische Altstadt zu besichtigen ist.

Das malerische Amarante wurde bereits oben erwähnt.

Das nagelneue Hotel Monverde in Telões inmitten von Weinbergen

Das Hotel Monverde inmitten von Reben - unweit von Amarante. Forto: PR Hotel

Das Bild zeigt das Hotel in der Mitte umgeben von Weinbergen. Die ehemaligen Quintas rechts und links gehören dazu und sind zu luxuriösen Zimmern umgebaut, zu denen die Gäste auf Wunsch per Golfcar gebracht oder abgeholt werden. Natürlich gehört die gekonnte Kombination von Speisen und Weinen zum absoluten Programm. Der Künstler Paulo Neves hat aus Holz 366 Weinblätter geschnitzt – für jeden Tag eines – die in der Hotelhalle von der Decke hängen.

Hotel Monverde: Die Halle mit den 366 von Paulo Neves geschnitzten Weinblättern.Hotel Monverde: Restaurant

Pousada Mosteiro de Amares - das Hotel im ehemaligen Kloster

Pousada Mosteiro de Amares. Foto: www.pousadas.pt.
Pousada Mosteiro de Amares: Restaurant. Foto: www.pousadas.pt.Pousada Mosteiro de Amares: Der ehemalige Klosterhof und Kreuzgang, eine schöne Kulisse für Hochzeiten. Foto: www.pousadas.pt.
 
Pousada bedeutet Hotel/Herbege und Amares liegt zwischen Braga und der Serra do Gerês, mehr im Norden des Vinho Verde. Die Pousada entstand durch die Sanierung eines ehemaligen Zisterzienserklosters aus dem 12. Jh. als bemerkenswerte Arbeit des Architekten Eduardo Souto de Moura, die 2011 mit dem Pritzker Preis, dem weltweit wichtigsten Preis für Architektur, ausgezeichnet wurde. Gekonnt wurde das Gefühl des mittelalterlichen Bauwerks einfangen und mit modernem Luxus verbunden  das Ganze mit herrlichem Blick ins Bergland. Ein Highlight bilden Hochzeitsfeste im ehemaligen Klostergarten umgeben vom alten Kreuzgang.
 
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: bonvinitas bzw. PR, sofern nicht anders angegeben.
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