Vinho Verde: Frische leichte Weißweine aus Portugals Norden
variieren zwischen Riesling und Sauvignon Blanc - feuchte und kühle Region
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/b9/d5/44/vinho-verde-frische-leichte-weissweine-aus-portugals-norden-3-1533892357.jpgDie grüne Region – wie der Name sagt
Der Weintyp: Zwischen Riesling und Sauvignon Blanc
Also frische, trockene Weißweine, die in der Regel mit 10 bis 12 % Alkohol angenehm leicht sind, und generell jung getrunken werden! Geschmacklich liegen sie sozusagen zwischen Riesling und Sauvignon Blanc, wobei die Sorten andere sind, und es natürlich viele Varianten gibt. Gut passen sie zu Salaten und kalten Speisen, zu Fisch und Meeresfrüchten – auch mit Pasta – sowie zu weißem Fleisch. Auch als leichte sommerliche Terrassenweine bilden sie eine gute Wahl. Wobei ich zusätzlich gereiftere Weine probieren konnte, die ausgezeichnet waren. Doch dazu unten mehr.
Die Region Vinho Verde
Die Vinho Verde Kommission und das Garantiesiegel – festgeschrieben trocken
1926 wurde die Weinbaukommission der Region, CVRVV - COMISSÃO DE VITICULTURA DA REGIÃO DOS VINHOS VERDES, gegründet, welche die Qualitätskriterien festlegt, die Weine prüft und auch Marketing macht. Klassische Vinho Verde Weine müssen zwischen 8 und 11,5 % Alkohol enthalten, womit die Leichtigkeit der Weine garantiert ist. Unter Hinzurechnung des unvergorenen Zuckers liegen die Grenzen zwischen 8,5 und 14 %. Damit sind die Weine als trocken festgeschrieben, denn mit viel Restzucker würden sie diesen Rahmen sprengen. Wenn von den neun Unterregionen eine auf dem Etikett als Herkunft genannt ist, muss der Alkoholgehalt mindestens 9 % betragen.
Die Sorten
Mit mehr als 250 heimischen Sorten ist Portugal etwas verwirrend. Kein Land verzeichnet mehr. Sie sind auch praktisch nur in Portugal heimisch im Gegensatz zu manchen französischen Sorten, die mit französischen Winzern und Kellermeistern in die Welt zogen. Zu den wichtigsten weißen Sorten des Vinho Verde gehören Loureiro, Arinto und Trajadura, wovon Loureiro die meist angebaute ist. Viele Weine sind Cuvées dieser Sorten, wenn keine alleinige Sorte auf dem Etikett steht. Wichtig sind deren Eigenschaften, da sie je nach Anteil den Cuvées ihren Charakter verleihen.
Loureiro Weine duften frisch nach Zitronen, können aber auch florale und vegetative Noten aufweisen, wie grüne Bohnen und Fresien. Auf der Zunge zeigen sie Frische und Fruchtsäure sowie ebenfalls florale Noten wie auch Finish, woher der oben genannte Anklang an Sauvignon Blanc rührt.
Arinto ist eine vorwiegend frische Sorte mit Noten von Zitrusfrüchten und Kernobst.
Trajadura präsentiert sich milder und runder. So bringen diese „Eltern“ je etwas in die Cuvées ein, womit der Winzer spielen kann.
Wichtig ist die hochwertige Sorte Alvarinho, die üppigere Weißweine liefert mit Anklängen im Duft - je nach Richtung des Weins - an: Quitten, Pfirsiche, Bananen, Zitronen, Maracuja und Litschi (fruchtiger Charakter), Orangen- und Veilchenblüten (blumiger Charakter), Hasel- und Walnüsse (mandelartiger Charakter) oder Honig (Karamellcharakter). Am Gaumen präsentieren sich Alvarinhos komplex, mild, rund, harmonisch, körperreich und mit einem nachhaltigem Abgang. Der vorgeschriebene Alkoholgehalt liegt etwas höher: mindestens 11,5%, die Obergrenze jedoch liegt wie bei den anderen bei maximal 14 % einschließlich unvergorenem Zucker.
Blick in die Geschichte
Bereits im 14. Jh. entstand ein schwunghafter Weinhandel mit England. Doch auch Portugal wurde von der europaweiten Reblausmisere Ende des 19. Jh. nicht verschont. Viele Weinberge wurden vernichtet. Manche Winzer sammelten schon um 1900 Erfahrungen im Ausland, um dem heimischen Weinbau zu helfen. Doch der große Wiederaufbau mit modernen Weinbaumethoden begann erst in den 70er-Jahren des 20. Jh. nach der Nelkenrevolution. Insbesondere nach dem EU-Beitritt 1986 wurde viel investiert und der Weinbau kräftig modernisiert. Heute ist die junge Winzergeneration bestens ausgebildet und hat meist im Ausland zusätzliche Erfahrungen gesammelt.
In früheren Zeiten war die Pergola-Erziehung üblich, die aber wegen der Höhe sehr arbeitsaufwendig war und nur noch sehr vereinzelt zu sehen ist. Heute ist die Guyot-Erziehung (siehe Bild), die man vielfach in Frankreich und in südeuropäischen Ländern findet, Standard. Der ganze Stock – nicht nur einzelne Ruten, wie bei uns in Deutschland üblich – wird am Draht entlang gezogen, woraus dann die Jahrestriebe mit den Trauben nach oben wachsen. Der Grund ist vor allem weniger Arbeitsaufwand.
Quinta da Torre / S.Caetano
Im Vordergrund stehen die weißen Sorten Arinto und Azal. Verkauft werden die Weine unter der Marke S.Caetano, was – wie erwähnt – in Portugal nicht selten ist. Noch vermarktet Amaral nicht alles in Flaschen, sondern gibt einen Teil als Trauben ab. So ist sein Tankkeller nicht übergroß. Sein Winemaker ist Daniel Costa, ein selbständiger nicht ständig anwesender Kellermeister, der via www.winlords.pt zusammen mit einem Kompagnon auch andere Weingüter betreut, was man in Portugal häufiger findet.
S.Caetano White 2016, Vinho Verde DOC, eine Weißweincuvée aus den Sorten Azal, Loureiro und Arinto mit 12,5% Alkohol: In der Nase herrlich frisch mit Noten von Zitrone und Äpfeln; schöner, eleganter, ja vornehmer Körper; mit sehr elegantem Finish. Solche Weine von frischer Qualität ohne zuviel Alkohol machen einfach Spaß.
Noch besser war der S.Caetano Arinto 2017, Vinho Verde DOC, 13,5 %: sehr individueller Duft nach Äpfeln, unterlegt von grünen Bohnen und Paprika; auf der Zunge sehr stoffig, mundfüllend; mit wunderbar vegetativem Finish mit Anklängen an Artischocke und Orangenschalen.
Quinta do Ferro
Der weiße Stillwein 2016 Quinta do Ferro Avesso (Sorte), Vinha da Montanha, mit 11,5 %: schöne Nase mit Noten von Zitrone, Äpfel, Spargel; kräftiger, saftiger Körper; mineralisches, leicht rauchiges Finish.
Weißer Sekt Dom Ferro, Vinho Verde DOC, aus der Ernte 2013, degorgiert 2017: Feiner, eleganter Duft; auf der Zunge ein Bild von Vinho Verde: frisch, zart vegetativ, elegant, mineralisch; elegantes Finish mit Terroirnoten.
Roter Sekt Ferro Sparkling, Vinho Verde DOC, aus der Ernte 2014, degorgiert 2017: zarte feingeschliffene Nase; auf der Zunge Eleganz, Frucht, Terroirnoten; im Finish elegantes schönes Mousseux mit feiner Frucht.
Quinta da Calçada und Casa da Calçada – Weingut und Hotel
Gut gefallen haben mir:
2017 Quinta da Calçada Lago Vinho Verde DOC, eine Cuvée aus Arinto, Loureiro, Azal und Trajadura mit „nur“ 10 % Alkohol: In der Nase Äpfel und grüne Bohnen; fruchtiger, eleganter, animierender Körper; fruchtig-elegantes Finish.
Als Vorgericht gab es Thunfisch mit Avocadocreme und Eis. Großartig dazu der Quinta da Calçada Loureiro und Alvarinho, Vinho Verde DOC, 12,5 %: Feiner Duft nach Zitronen und Biskuit, vollmundig, fruchtiger, eleganter Körper; umfangreiches Finish, das lange nachhallt.
Zum Hauptgang, Milchferkel mit Grapefruit und Blutsauce, wurde der 2015 Portal da Calçada Reserva Vinho Verde DOC, 12 %, gereicht, gekeltert aus ertragsreduzierten Alvarinho und Loureiro in großartiger Kombination und ein sehr schöner Wein: Edler Duft mit Anklängen an Mango und mineralischen Noten; saftiger Körper mit nochmals mineralischem Finish.
Quinta de Azevedo / Sogrape Vinos S.A.
Gazela, Vinho Verde DOC, abgefüllt von Sogrape Vinhos: sehr viel Wein bei „nur“ 9 % Alkohol! Ich war echt überrascht: zarter Duft; am Gaumen absolut mundauskleidend, mit sehr langem Finish. Es ist eine Cuvée aus vier Sorten, und man fragt sich, wie solch ein frischer, eleganter und mundauskleidender Wein bei lediglich 9 % Alkohol möglich ist – eine wahre Kunst!
Sehr gut auch der 2017 Azevedo Loureiro und Alvarinho, Vinho Verde DOC, 11,5 %: In der Nase zarte grüne Noten; auf der Zunge super lebhaft mit fruchtigen und vegetativen Noten, die beide der Loureiro einbringt; gut gebautes, elegantes Finish. Fast könnte man einen Lehrbuchfall der Sorten und der Cuvée beschreiben mit den vegetativen Noten, die der Loureiro einbringt, sowie dem gut gebauten eleganten Finish des Alvarinho.
Quinta d’Amares
2017 Quinta d’Amares Loureiro und Arinto, Vinho Verde DOC, mit 12,5 % Alkohol: In der Nase Noten von Spargel und Stachelbeeren; auf der Zunge fruchtig, vollmundig, angenehm; fruchtig- elegantes Finish.
Quinta de Lourosa
Sehr aufschlussreich war der Besuch der Quinta de Lourosa in Sousela, knapp 40 km nordöstlich von Porto. Gründer ist Rogério de Castro, emeritierter Professor für Oenologie am Instituto Superior de Agronomia in Lissabon. Neben seiner Professur hat er das Weingut aus kleinen Anfängen zu 27 ha ausgebaut. Noch heute ist er sehr engagiert und macht auf seinem Gut viele Versuche, wie uns Tochter Joana de Castro, die das Gut heute leitet, versicherte und erzählte, dass es zu Beginn der Lehrtätigkeit ihres Vaters nur zwei Lehrstühle für Oenologie in Portugal gegeben hätte. Inzwischen hat sich sehr viel verändert, und es wird viel für Lehre und Forschung ausgegeben. Die jungen Winzer sind, wie erwähnt, heute sehr gut ausgebildet.
Joana hat erst Wirtschaft studiert, dann Oenologie, darunter auch in „Montpelier“, der führenden und weltweit berühmten Hochschule für Oenologie in Frankreich. Die beiden machen vor allem Versuche gegen Pilzbefall der Reben und Trauben, teils mit resistenteren Sorten, teils mit einer höheren Stockerziehung und daher guten Durchlüftung der Reben, teils mit verschiedensten Einsaaten von Begrünung in den Rebzeilen, um den Reben möglichst viel „Natur“ zu bieten. Das Wissen und das Engagement sind den Weinen deutlich abzuspüren, was vor allem an der Ertragsreduzierung liegt.
2017 Quinta de Lourosa, Vinho Verde DOC, 11,8 %, eine Cuvée aus Loureiro, Arinto und Aveso: gut gepflegter Duft nach Äpfeln und zart vegetativen Noten; auf der Zunge Frische und Mineralität gut gepaart; elegantes Finish. Bewusst wurden dem Wein 7 g/l Säure belassen, was ihn spritzig macht, ebenso auffallend sind die lebhaften kleinen Kohlensäureperlen beim Einschenken.
2017 Quinta de Lourosa, Vinho Verde DOC, 11,5 %, ein reiner Loureiro: Elegante Nase mit Noten von Äpfeln und einem Hauch frisches Gras; üppiger, fruchtiger Körper mit Terroirsnoten; schönes Finish, leicht zum Nachkauen, weil auch hier erfrischende Fruchtsäure belassen wurde, bei 6 g/l Restsüße.
2017 Quinta de Lourosa Rosé Vinho Verde DOC Sub-região do Sousa, 12 % – ein Wein, der die Bezeichnung einer der Vinho Verde Unterregionen trägt, mit strengeren Qualitätskriterien, gekeltert aus den Sorten Touriga nacional und Vinhão: In der Nase Erdbeeren, Quitten, Bergamotten; süffiger Körper mit zarter, in Süße ummantelter Frucht; angenehm fließendes Finish mit Mineralität und Individualität – mit ebenfalls erfrischender Fruchtsäure.
2016 Quinta de Lourosa Alvarinho, Vinho Verde DOC, 12,5 %, in Holz ausgebaut und sechs Monate dort gereift: Edler, hochwertiger Duft mit Noten von Birnen, Aprikosen, zartem Vanille; am Gaumen vollmundig und wunderbar edel trocken; edles vollmundiges Finish – ein großer Wein mit viel Zukunft, der zeigt, was die hochwertige Sorte Alvarinho kann!
Gereiftere Jahrgänge
2014 Casa de Oleiros Pedernã, Vinho Verde DOC, 12,5 %, aus der Unterregion Amarante, wobei Pedernã eine Lokalbezeichnung für Arinto darstellt: Duft von hoher Eleganz; auf der Zunge vollmundig, schön trocken; vornehmes Finish. Ein hochwertiger Wein, wie eine Jugendstilvilla, habe ich notiert.
2014 Covela Ediçao Nacional Arinto, Vinho Verde DOC, 12,5 %: Im Duft Kiefernholz; auf der Zunge elegant mit säurebetonter Frische; bei ebenso elegantem Finish. Die Bezeichnung Ediçao Nacional bezieht sich auf die Sorte Arinto als typisch portugiesisch.
2014 Soalheiro Alvarinho Reserva, Vinho Verde DOC, 13 %: Im Glas hochfarbig, im Duft wie eine Auslese, vollreif, mit Anklängen an Mango und Orangenkonfitüre; auf der Zunge und im Finish ebenso vollreif und edel. Es lohnt also, bei guten Qualitäten eine weitere Entwicklung und Reifung abzuwarten und zu genießen.
Touristische Highlights
Jeder, der das Vinho Verde bereist, wird auch touristische Highlights begegnen und sich nach guten Hotels umsehen. Hier einige Beispiele:
Guimarães – die Wiege Portugals – im Herzen des Vinho Verde
Wenn man über das Vinho Verde spricht, muss man Guimarães erwähnen, die historische Stadt mit Burg im Herzen der Region, die als Wiege Portugals gilt, und so etwas wie ein Nationalheiligtum darstellt. Graf Heinrich von Burgund, verheiratet mit Teresa, einer Tochter des Königs Alfons VI. von Léon, erhielt die von den Mauren zurückerborte Region Ende des 11. Jh. als Lehen und wählte Guimarães mit der schon bestehenden Burg als Residenz. Wahrscheinlich wurde auch ihr Sohn Alfons (im Portugiesischen Dom Afonso I) in Guimarães geboren, auf jeden Fall zeigt man das Geburtshaus. Es war dieser Alfons, der nicht zuletzt im kriegerischen Widerstand gegen seine Mutter die Unabhängigkeit von Kastilien-Léon erreichte und so als Alfons I. zum ersten König Portugals aufstieg. Die Unabhängigkeit Portugals von Spanien wurde im Laufe der Geschichte jedoch mit vielen kriegerischen Auseinandersetzungen wiederholt angezweifelt und unterbrochen, insbesondere durch die Personalunion der spanischen Habsburger mit dem portugiesischen Thron. Seine bleibende Unabhängigkeit erhielt Portugal 1668 im Frieden von Lissabon.
2001 wurde Guimarães als Weltkulturerbe ausgewiesen und mit entsprechenden Zuschüssen aufwendig renoviert, so dass heute eine malerische Altstadt zu besichtigen ist.
Das malerische Amarante wurde bereits oben erwähnt.
Das nagelneue Hotel Monverde in Telões inmitten von Weinbergen
Das Bild zeigt das Hotel in der Mitte umgeben von Weinbergen. Die ehemaligen Quintas rechts und links gehören dazu und sind zu luxuriösen Zimmern umgebaut, zu denen die Gäste auf Wunsch per Golfcar gebracht oder abgeholt werden. Natürlich gehört die gekonnte Kombination von Speisen und Weinen zum absoluten Programm. Der Künstler Paulo Neves hat aus Holz 366 Weinblätter geschnitzt – für jeden Tag eines – die in der Hotelhalle von der Decke hängen.