Der Alentejo - Tradition trifft Moderne
Designerweingüter, traditionelle Keltermethoden und autochthone Rebsorten
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Cuvees aus autochthonen Rebsorten
Der Alentejo punktet mit autochthonen portugiesischen Rebsorten, die in diesem Klima gut ausreifen können und zu körperreichen und aromatischen Weinen gekeltert werden. Mit etwa 78% werden hauptsächlich Rotweine produziert, etwa 20 % entfallen auf Weißweine. Üblich sind Cuvees.
Die wichtigsten roten Rebsorten sind die tiefdunkle Alicante Bouschet mit charakteristischen Aromen von Waldfrüchten, Kakao und Käutern, Aragonez (in Spanien Tempranillo), die farbkräftige, fruchtige Weine mit Aromen von Erdbeeren und Gewürzen erbringt und deren fehlende Säure häufig mit der säurereichen Trincadeira ausgeglichen wird. Trincadeira steht für florale, bei fehlender Reife auch vegetabile Aromen.
Bei weißen Rebsorten sind Antao Vaz, Arinto und Roupeiro führend. Antao Vaz bringt tropische Aromen in den Blend ein und ist hochgradig resistent gegen Trockenheit, damit ideal geeignet für den Alentejo. Arinto steht für mineralische Weine mit viel Säure und Aromen von Zitrone und Apfel und Roupeiro für alkohol- und säurereiche Weine mit Zitronen-, Pfirsich-, Orangenblütenaromen und Muskatton. Neben den traditionellen Rebsorten sind internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon oder Chardonnay zugelassen.
Das IGP- und die acht DOC-Gebiete
Eine eigene Regionale Weinkommission wacht über die Qualität der Weine der kontrollierten Herkunftsbezeichnung DOC Alentejo und der geographischen Angabe IGP Alentejano. Die DOC besteht aus acht Subregionen mit etwa 370 Betrieben, die meist familiengeführt sind. Insgesamt umfasst das Weinbaugebiet des Alentejo 22.000 Hektar.
Einblick in die Amphorenwein-Produktion bei José de Sousa
Das Weingut José de Sousa ist Teil des in Setubal beheimateten Familienunternehmens José Maria de Fonseca und ist der älteste Produzent von Talha-Weinen im Alentejo. Die Bandbreite reicht von Weinen bei denen lediglich ein geringer Anteil in der Amphore vinifiziert wurde bis hin zum reinen Amphorenwein. Für die Cuvees werden Weine im Stahltank fermentiert und anschließend in amerikanischer oder französischer Eiche gereift. José de Sousa produziert Weißweine und Rotweine in der Amphore. Das Weingut setzt dabei überwiegend auf einheimische Rebsorten.
Bevor man die großartige Halle mit den 114 Amphoren betritt, kommt man an einigen Betonbecken, sogenannten Lagares vorbei. In diesen werden die Trauben noch traditionell mit Füßen gestampft, wobei im Unterschied zu früher aus hygienischen Gründen Schutzüberzüge übergestreift werden. Die Talhas haben ein Fassungsvermögen von bis zu 2000 Litern bei einer Höhe von bis zu zwei Metern. Um Flüssigkeitsverlust durch den porösen Ton vorzubeugen, wird die Innenseite mit Pinienharz ausgekleidet. Dennoch ist die Amphore sauerstoffdurchlässig, was dem produzierten Wein einen oxidativen Charakter verleiht.
Bei der Maischegärung in offenen Tonamphoren wird der Tresterhut manuell untergestoßen, um Tannine und Farbstoffe zu extrahieren. Die Kühlung der Amphoren und damit das Temperaturmanagement wird ganz klassisch mit Wasser, das mehrmals am Tag über die Amphore läuft, durchgeführt. Nach der Fermentierung wird die Amphore mehrschichtig mit Papier, Kunststoff und darüber einem Stofftuch verschlossen. Die Maische sinkt mit der Zeit nach unten und der so geklärte Wein wird über ein Spundloch im unteren Bereich der Amphore abgestochen und in einen neuen Tonbehälter gefüllt, wo er zwei Jahre lang reift. Bemerkenswert ist der Prozess der Reinigung. Ein kleingewachsener Mitarbeiter des Weinguts klettert in die Amphore, entfernt die Feststoffe und reinigt den Behälter mit einem Schwamm.
Bei der anschließenden Verkostung hat man Gelegenheit, Cuvees mit unterschiedlich hohem Anteil von Amphorenwein zu vergleichen. Je höher dieser Anteil ist, umso dunkler ist die Farbe und umso mehr erinnert der Geschmack, aufgrund der oxidativen Einflüsse, an Sherry.
Exzellente Weine im Architektur-Highlight: Herdade do Freixo
Das Weingut Herdade do Freixo lohnt nicht nur wegen der Qualität der Weine den Besuch, sondern ist auch für Architektur-Liebhaber ein Leckerbissen. Herdade do Freixo wurde von einer Investorengruppe auf einem seit Anfang des 19. Jahrhunderts bestehenden Landgut gegründet. Ein renommierter Architekt hat ein dreistöckiges, unterirdisches Produktionsgebäude entworfen, das den Prozess der Weinbereitung, vom Eintreffen der Trauben über Pressung, Fermentierung und Reifung bis zum Aufziehen auf Flaschen, effizient abbildet und ein stabiles Temperatur- und Feuchtigkeitsniveau gewährleistet. Die Nutzung der Schwerkraft auf den drei Etagen macht den Einsatz von Pumpen unnötig.
Insgesamt gehören 300 Hektar Land zum Weingut. Auf 35 Hektar werden in Höhenlagen bis maximal 450 Meter weiße und rote einheimische, sowie internationale Rebsorten angebaut. Der Anbau soll möglichst natürlich d.h. unter weitgehendem Verzicht auf chemische Substanzen erfolgen. Die Lese erfolgt größtenteils von Hand. Die globale Erwärmung ist deutlich spürbar und so wird früher als in vergangenen Jahren geerntet. Mit Ausnahme von Sauvignon Blanc und Riesling werden auch Weißweine im Barrique, überwiegend aus französischer Eiche, gereift, wobei die Fässer zwei bis dreimal belegt werden.
Die Tour beginnt in der Vinothek und führt dann direkt in die riesige Rotunde, die über Rampen die einzelnen Etagen verbindet. Interessant ist auch der Barriquekeller, in den ein riesiger Naturfels, weil er sich beim Bau nicht entfernen ließ, integriert wurde. Er ist Bestandteil des Raumkonzepts und trägt zu einer passenden Luftfeuchtigkeit bei. Weine werden in unterschiedlichen Produktlinien und Preisklassen angeboten. Aus dem breiten Sortiment haben wir in der anschließenden Verkostung einen Weißwein, der zu 100 % aus der eigentlich im Vinho Verde typischen Albariño-Rebe gekeltert wurde, verkostet. Ein dreißigprozentiger Anteil wurde in Eiche fermentiert. Das Ergebnis ist ein frischer, mineralischer Wein mit feinen Fruchtnoten, der die zweijährige Reifung in Eiche mit dezenten Zeder- und Tabaknoten reflektiert. Anschließend wurden der White Reserve und der Red Reserve gereicht. Beide Weine sind Cuvees aus portugiesischen und internationalen Rebsorten.
Interessantes Sortiment der Adega Cartuxa
Die Adega Cartuxa hat ihren Sitz auf dem Landgut Quinta de Valbom am Ortsrand von Evora. Der Name Cartuxa geht auf das nahe gelegene Kartäuserkloster zurück. Das Weingut ist Teil einer Stiftung, die sich für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Belange in der Region einsetzt und ist einer der grossen Produzenten am Markt. Sechs Millionen Flaschen werden pro Jahr produziert, von denen 50 % in den Export gehen. In den in Evora gelegenen Gebäuden wurde bis in die 1990er Jahre produziert, heute findet hier nur noch die Reifung der Premium Marken statt. Bei der Führung bekommt man also keinen Einblick in die Produktion, diese wird stattdessen in einem Film vorgestellt. Allerdings sieht man beim Rundgang noch die alten, in die Wände eingelassenen Zementtanks.
Es werden überwiegend die typischen portugiesische Rebsorten angebaut und zu etwa 70 % von Hand gelesen. Die Weine werden ein- bis anderthalb Jahre in französischer oder amerikanischer Eiche gereift. 225 Liter-Barriquefässer bis zu 5000 Liter-Fässer kommen zum Einsatz. Seit 2017 werden auch Talha-Weine produziert. Die Verkostung umfasst sechs unterschiedliche Weintypen. Interessant sind ein Schaumwein auf Basis von Arinto, der nach der Champagnermethode produziert wird und sechs Jahre Flaschenreifung hat, ein Blend aus Alicante Bouschet und Trincadeira, der zu 100% in der Amphore fermentiert und gereift wurde, sowie ein Dessertwein aus spät gelesenen Aragonez- und Alicante Bouschet-Trauben, der mit Grappa auf 19,5 % aufgespritet wird.
Evora als idealer Standort einer Weintour
Als Standort für eine Verkostungtour durch den Alentejo bietet sich die UNESCO Welterbestadt Evora an. Mit ihren Laubengängen, Plätzen mit schönen Brunnen und Kirchen, die meist mit den portugiesischen Azulejo-Fliesen ausgestattet sind sowie einem gut erhaltenen römischen Tempel bietet die Stadt einiges an Sehenswürdigkeiten. Das vielfältige gastronomische Angebot von Tapasbars bis hin zu Restaurants, die vom Guide Michelin empfohlen sind, kann sich ebenfalls sehen lassen. Auch die Adega Cartuxa führt in der Altstadt von Evora eine Vinothek mit angeschlossenem Restaurant. Bei der Vorbereitung von Weintouren ist die in der Nähe der Cartuxa-Vinothek gelegene Rota dos Vinhos do Alentejo hilfreich. Wöchentlich wechselnd werden Weine lokaler Produzenten zur Verkostung angeboten, und eine Vielzahl von Informationen und Prospektmaterial über die Weingüter des Alentejo sind verfügbar. Auch die Umgebung von Evora lohnt eine Erkundung. Ausflüge führen zu uralten Korkeichenwäldern oder zum ‚Cromlech‘ von Almendres, einem steinzeitlichen Steinkreis, der als Stonehenge von Portugal bezeichnet wird.
Fotos falls nicht anders angegeben: © Evelyn Damiani & Rupert Schmid; Aufmachermontage: bonvinitas, Landschaftsfoto Alentejo: Mehdi33300 – Adobestock, Foto Muscheln mit Schweinefleisch: zzzz17 – Adobestock, Foto Weinstraße: Turismo Alentejo; Foto Alicante Bouschet: elena - adobestock; Weinbaukarten: www.vinhosdoalentejo.pt