Anfang September kommen traditionell die großen Lagenweine eines Weinjahrgangs in den Markt. Am 26. August zeigten deshalb 40 Weingüter aus Rheinhessen bei einer Präsentation in Mainz, was der Jahrgang 2014 an Riesling trocken und 2013 sowie 2012 an Spätburgunder trocken aus dem größten deutschen Weinbaugebiet gebracht hat.
Ihre Großen Gewächse zeigten die 15 VDP-Betriebe Rheinhessens und zwei VDP-Mitglieder des Verbandes Nahe-Ahr (Prinz Salm, Kruger-Rumpf), die auch Weinberge in Rheinhessen haben. Ihre herausragenden Lagenweine zeigten 23 weitere rheinhessische Betriebe, darunter viele Jungwinzer. Alle Betriebe, die sich vorstellten, arbeiten nach dem dreistufigen Herkunfts-Prinzip aus Gutswein, Ortswein und Lagenwein, das der VDP eingeführt hat und das seit 2008 für VDP-Betriebe in Rheinhessen verpflichtend ist.
„Auf die Länge kommt es an“
Ein anderer Newcomer ist Patrick Kampf aus Flonheim. Sein Riesling kommt von der sandsteinverwitterten Lage La Roche, die als eine Neuentdeckung gilt. „Sie heizt sich tagsüber schnell auf, kühlt abends aber auch schnell wieder ab“, beschreibt Patrick Kampf die Vorteile seiner Paradelage. Sein Weinstil: kühl und elegant. Spätburgunder-Lagenwein plant der Jungwinzer in ein bis zwei Jahren vorzustellen. Was er von einem Top-Lagenwein erwartet? „Er muss Druck und Spannung aufbauen. Wenn es um Riesling geht, kommt eben doch auf die Länge an“, grinst er.
Das Weingut Braunewell wartet mit den Toplagen Essenheimer Teufelspfad und Elsheimer Blume auf. „Die Weinberge im Teufelspfad mit bis zu 30 % Steigung habe ich mir schon in den 1980er Jahren gesichert, als es für viele andere noch am wichtigsten war, Flächen zu haben, die möglichst einfach zu bewirtschaften sind“, erinnert sich Axel Braunewell. Die Rieslinge und Spätburgunder, der er mit seinen Söhnen Christian und Stefan heute von teilweise von über 30 Jahre alten Weinstöcken erntet, bringen Muschelkalk-Mineralik und dezente Frucht hervor.
Eindruck hinterlassen
Seit mehr als 30 Jahren im VDP Rheinhessen vertreten ist das Weingut Brüder Dr. Becker, Ludwigshöhe. Hier gab es zwei Riesling Große Gewächse vom Tafelstein und vom Falkenberg zu verkosten. Beide werden maischevergoren mit 5 % ganzen Beeren, „das gibt ihnen mehr Extrakt“, erklärt Kersten Krämer-Antony, die Kellermeisterin des Weingutes. Beide Lagen sind von Löss-Lehm geprägt, was ihnen eine gelbe Fruchtigkeit verleiht. Beim Falkenberg sorgt eine Mischung mit Kalksteinverwitterungsboden zusätzlich für Mineralik. „Ein Großes Gewächs muss einen Eindruck hinterlassen, der nachwirkt und an den man sich erinnert“, beschreibt Kersten Krämer-Antony ihren Anspruch an ihre Lagenweine.
Während sich in anderen Anbaugebieten wie der Mosel noch viele Winzer mit dem dreistufigen Klassifikationsmodell schwer tun, haben es in Rheinhessen viele vor allem junge Weinmacher umgesetzt, selbst wenn sie keine VDP-Mitglieder sind. „Wir haben es leichter, weil man sich hier nicht so schwer damit tut, alte Zöpfe abzuschneiden“, sagt Phillip Wittmann, Präsident des VDP Rheinhessen. „Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Je schlanker ein System ist, desto einfacher ist es zu lernen. Dazu lassen wir den Teilnehmern am Modell gewisse Freiheiten: Bei der Einhaltung des Maximalertrags z.B. arbeiten die Winzer eigenverantwortlich.“
Neues VDP-Mitglied Ende des Jahres?
Der VDP Rheinhessen ist noch ein sehr kleiner Regionalverband. Das liegt auch daran, dass sich in Rheinhessen erst seit etwa der Jahrtausendwende der Qualitätsweinbau in größerem Stil entwickelt hat. Mit Neuaufnahmen ist man sehr vorsichtig, zuletzt kam mit Stefan Winter (Dittelsheim) vor zwei Jahren ein neuer Betrieb dazu. „Von der aktuellen Qualität her könnten wir zehn oder mehr der derzeitigen Kandidaten aufnehmen. Aber viele sind noch jung, und wir möchten ihnen noch Zeit geben, sich zu festigen“, erklärt Philipp Wittmann. „Im Moment gehen davon aus, dass wir mit dem Jahrgang 2015 mindestens ein neues Mitglied vorstellen können.“