Ein Wein-Kultur-Spaziergang im Rheingau

von Oestrich-Winkel zum Schloss Johannisberg

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Von Evelyn Damiani & Rupert Schmid  3818
Ein Wein-Kultur-Spaziergang im Rheingau' Ein Wein-Kultur-Spaziergang im Rheingau
Überregionale Weintasting-Touren sind gegenwärtig nicht möglich. Sehr schade, aber kein echtes Problem, wenn man den Rheingau vor der Haustür hat. Mit seinen Kunstschätzen, wie dem Kloster Eberbach, den zahlreichen, für die Rheinromantik charakteristischen Burgen, ist der Rheingau ein touristisches Highlight. Seit der Zeit Karls des Großen wird hier Wein angebaut.
 

Mit gut 3.000 ha Rebfläche gehört der Rheingau zu den kleineren unter Deutschlands Weinanbaugebieten. Die Produktionsmenge liegt mit nicht einmal 7.000 l/ha deutlich unter dem deutschen Durchschnitt. Der Rhein wirkt temperaturausgleichend, die Sommer sind warm und trocken, die Winter mild. Im Herbst fördern aufsteigende Nebel, wenn sie mit sonnigen Nachmittagen einhergehen, die Entstehung von Edelfäule und so ist der Rheingau nicht zuletzt für seine hervorragenden Süßweine berühmt. An Südhängen oberhalb des Rheins wird hauptsächlich Riesling angebaut. Geschätzt wird er wegen seines spritzigen, leicht säuerlichen Charakters sowie aufgrund seiner Langlebigkeit. In der Gegend um Assmannshausen dominiert Spätburgunder, andere Rebsorten spielen praktisch keine Rolle.

In der Region gibt es viele landschaftlich großartige Wanderwege, wie den Rheinsteig, der von Wiesbaden nach Bonn führt. Wir haben uns am vergangenen Samstag für einen Spaziergang von Oestrich-Winkel über Schloss Vollrads nach Johannisberg entschieden. Dabei wollten wir uns ansehen, wie weit die Weinberge nach der Winterruhe in ihrer Entwicklung sind. Vereinzelt hatten die Winzer ihre Reben schon zurückgeschnitten und einige Betriebe waren mit Gruppen von Mitarbeitern dabei, emsig zu schneiden. Es gibt aber noch jede Menge zu tun.

Nach den langen, verregneten Wintermonaten scheint die Natur richtiggehend zu explodieren. Überall sprießt und blüht es, am Wegrand erfreuen Weißdornhecken das Auge und vor allem die Magnolie im Hof von Schloss Vollrads ist eine Augenweide.

Der Wohnturm als Ursprung der Schlossanlage geht auf das 14. Jahrhundert zurück und früher war das Schloss im Besitz der Adelsfamilie Greiffenclau. Hier wird seit 800 Jahren Weinbau betrieben, heute ausschließlich Riesling, den man, so entnehmen wir dem Hinweisschild, während der Woche weiterhin in der Vinothek verkosten kann. Es ist nicht viel los auf unserem Spaziergang. Nur vereinzelt trifft man ein paar Wanderer, denen man mit dem angezeigten Abstand gut aus dem Weg gehen kann.

Blick auf Schloss JohannisbergEndpunkt unseres Spaziergangs ist Schloss Johannisberg mit seiner majestätischen romanischen Basilika. Erbaut wurde das, Johannes dem Täufer geweihte, Benediktinerkloster um das Jahr 1100 n. Chr. Auf der Homepage des Rheingaus ist eine schöne Legende nachzulesen. Karl der Große soll angeblich vor über 1200 Jahren aus seiner Pfalz in Ingelheim über den Rhein geblickt und festgestellt haben, dass auf der gegenüber liegenden Rheinseite der Schnee immer etwas früher schmolz und so ließ er dort einen Weinberg anlegen. Nachweisen kann man, dass Kaiser Otto II. dieses Gebiet den Mainzer Erzbischöfen übergab, die dort eine Mönchsgemeinschaft gründeten.

Normalerweise würden wir uns jetzt in der Schänke ein Glas Wein und einen deftigen Imbiß schmecken lassen und dabei den großartigen Blick über die Rebhänge hinunter zum Rhein genießen. Aber auch ohne Wein war es wunderbarer Spaziergang und wir freuen uns schon auf die Zeit nach dem „Shutdown“!

Text und Fotos: Evelyn Damiani & Rupert Schmid

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