Historisches Weinland Schweiz: Das Lavaux am Genfer See

Chasselas aus dem Lavaux genießen

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Von von Evelyn Damiani & Rupert Schmid  6485
Das Weinbaugebiet Lavaux am Genfer See. Im Bild der Flecken Grandvaux, der heute zur Gemeinde Bourg-en-Lavaux gehört. Foto: OTV / L. Ryser' Das Weinbaugebiet Lavaux am Genfer See. Im Bild der Flecken Grandvaux, der heute zur Gemeinde Bourg-en-Lavaux gehört. Foto: OTV / L. Ryser
Denkt man an Wein produzierende Länder, kommt vermutlich den Wenigsten die Schweiz in den Sinn. Mit dem Lavaux zwischen Lausanne und dem Château de Chillon hat das Land jedoch ein berühmtes Weinbaugebiet, das seit 2007 auch zum UNESCO-Welterbe zählt.
 

Blick über Rivaz auf die terrassierten Rebhänge.Je näher man den Alpen kommt, desto steiler weden die Hänge. Foto: Alain Jarne

Viel Licht und Wärme vom See

Die Steillage oberhalb des Genfer Sees ist terrassiert. Mauern begrenzen teilweise kleinste Parzellen. Sie gehen auf Zisterziensermönche zurück, die im zwölften Jahrhundert den Weinbau maßgeblich gefördert haben. Weinanbau wird in dieser Gegend jedoch seit der Römerzeit betrieben.

Direkte Sonneneinstrahlung, die Reflektion von Licht und Wärme vom See in die Weinberge sowie die wärmespeichernden Steinmauern unterstützen die Traubenreifung. Kühle Brisen aus dem Gebirge verlangsamen die Traubenreifung und sorgen so für die Erhaltung der Säure, die für die Balance zwischen Fruchtigkeit und Frische erforderlich ist.

Chasselas entdecken und genießen

Das Anbaugebiet umfaßt etwa 830 ha. Maschineneinsatz ist kaum möglich, die Bearbeitung der Weinberge sowie die Lese erfolgen von Hand. Die weiße Flagship-Sorte ist der Chasselas, in Deutschland unter dem Namen Gutedel bekannt. Chasselas ist eine der ältesten kultivierten Rebsorten. Nach neuesten Untersuchungen stammt sie aus der Region des Genfer Sees, wo sie höchstes Ansehen genießt. Sie ist ertragreich, reift früh, ist damit für ein kühleres Klima gut geeignet und ist alkohol- und säurearm. In der Aromatik ist sie sehr zurückhaltend. Damit kommt dem Boden eine wichtige Rolle bei der Ausbildung der Geschmacksnoten zu. Im Calamin, einer der beiden Grand Cru Appelationen im Lavaux, ist der Boden beispielsweise eher kalk-lehmhaltig, was zu mineralischen Notenim Wein führt.

Kleinste Flächen werden genutzt.

Die Mauern unterstützen Wachstum und Reifung. Interessant die Cordon-Erziehung, wo der Stock bis in die Waagrechte gezogen wird.

Zahnradbahnen unterstützen die Arbeit im Weinberg.Chasselas wird im Lavaux als Aperitif getrunken, ist aber auch ein perfekter Begleiter zu Fischgerichten oder Käsespezialitäten. Einen ersten Überblick verschafften wir uns im Lavaux Vinorama in Rivaz. Auf der kleinen Terrasse kann eine breite Palette regionaler Weine, selbstverständlich auch Chasselas, mit Blick auf den See verkostet werden. Auch ein sehenswerter Film über die Arbeit der Winzer im Wechsel der Jahreszeiten wird gezeigt.

Im Anschluß besuchten wir ein kleines Familienweingut, den Cellier de la Pierraz. Der Winzer Jean-Paul Forestier baut in 15. Generation in Chardonne, hoch über den Genfer See Wein an. Chasselas bildet mit 60 % den Schwerpunkt der 5 ha Anbaufläche. Weitere Rebsorten sind Viognier, Merlot, Gamay und Gewürztraminer. Im Weinkeller aus dem 15. Jahrhundert verkosteten wir das gesamte Sortiment. Madame Forestier versorgte uns mit Käse und deftiger Wurst und wir konnten uns ausführlich mit dem Winzer zu Anbau und Weinbereitung austauschen. Neben dem Chasselas fanden wir insbesondere den 2019er Viognier, der für zwölf Monate im Akazienfass ausgebaut wird und stattliche 14,4 % Alkohol aufweist, sehr interessant. Im Unterschied zu den Aromen von Eiche unterstützt die Akazie deutlich wahrnehmbare blumige Noten. Bei den Rotweinen gefielen uns besonders der Merlot sowie der Gamay, beide klassisch im Barrique ausgebaut.

Schönster Weinort Saint-SaphorinTraumhafte Ausblicke entlang des Wanderwegs

Das Lavaux erschließt man sich am besten zu Fuß. Gut ausgebaute Wanderwege führen durch die Weinberge und schöne Weinorte mit historischer Bausubstanz. So bekommt man ein gutes Verständnis für die Herausforderungen bei der Bearbeitung der Rebanlagen.

Das Lavaux AOC Gebiet - hellgrün - mit den Unterregionen Calamin und Dézaley. Grafik: Office du Tourisme du caton de Vaud

Fotos sofern nicht anders angegeben: © Evelyn Damiani & Rupert Schmid

 

 

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