Das Piemont
Viele DOC und DOCG Weine
Barolo DOCG
Nebbiolo - erst Probleme mit der Sorte, dann schließlich der Aufschwung der Region
Der Name kommt von Nebel, weil sich mit der Reife ein weißlicher Reif auf den Beeren bildet, ähnlich wie bei Zwetschen. Und weil Nebbiolo eine extrem spätreifende Sorte ist, gärten deren Moste bei winterlichen Temperaturen einst häufig nicht durch. Um das Problem zu beheben, berief die Marchesa Giulia Falletti di Barolo um 1850 den französischen Önologen Louis Oudart in ihre Gemeinde Barolo. Aus der Champagne kommend kannte er das Problem und führte den Barolo rasch zu Höhen, so dass der Wein bis hin zum Königshaus Savoyen viele Freunde gewann. Doch die Reblausmisere, Kriege und Wirtschaftskrisen mit der Folge von Landflucht führten dazu, dass das Gebiet um 1950 total verarmt war. Doch man rappelte sich auf. Noch bis in die letzten 60er Jahre verkauften die Winzer in der Regel ihre Produktion als Trauben an größere Kellereien. Heute zählt Barolo um 280 Winzer, die ihre Weine weitgehend selbst ausbauen und vermarkten, mit hohen Exportanteilen in alle Welt. Die Weine sind sehr begehrt und erzielen hohe Preise. Ich habe viele taffe, gut ausgebildete junge Winzer getroffen, die bestens Englisch sprechen und selbst zum Beispiel vielfach in die USA reisen, um ihre Weine dort zu vermarkten. Natürlich ist Barolo ihr wichtigster Wein, doch sie bieten auch andere an. Denn der Barolo ist ja sehr streng definiert und bildet einen Typus. So macht es Sinn, auch andere Weine zu produzieren, die neben dem strengen Gebiet gewachsen sind, um die Palette abzurunden, zumal der Zukauf von Barolo-Rebflächen praktisch unerschwinglich ist.
Paolo Manzone Viticoltore in Serralunga, Barolo
Aus kleinen Anfängen, die der Vater vor 50 Jahren begann, hat Gianpaolo Manzone zusammen mit seiner Ehefrau Luisella, die Rebgrundstücke mitbrachte, ein ansehnliches Weingut geschaffen mit sehr guten Tropfen, von denen ich mich überzeugen konnte, wie auch der 90 % Exportanteil zeigt. Die Reben werden biodynamisch bewirtschaftet, und man ist lokal ökologisch zertifiziert. 13 Hektar beträgt die Rebfläche, davon 4,5 im Barolo-Gebiet.
Sehr gut gefallen hat mir der 2015 Barolo DOCG Del Comune di Serralunga d’Alba mit 14,5 % Alkohol: tiefer Duft nach Kirschen, Bitterschokolade, wunderbar weich ausgewogen; mundfüllender üppiger Körper, völlig trocken, null Prozent Kitsch, sehr edel mit deutlichen wie angenehmen Tanninen. Bleibt in jeder Phase edel, was sich bis ins Finish fortsetzt.
Sehr schön war auch der 2018 Roero Arneis DOCG, ein frischer, blumiger, lebhafter Weißwein der Sorte Arneis. Reoro ist das Gebiet nordwestlich des Barolo - dazu unten mehr.
Ebenso großartig war der „Fiorenza“ 2017 Barbera d’Alba DOC Superiore, benannt nach der Mutter der Ehefrau, ein üppiger, sehr lange und individuell nachklingender Rotwein der Sorte Barbera. Barbera d’Alba ist eine übergreifende DOC Region, die unter anderem auch das Barolo-Gebiet umfasst und für aus der roten Sorte Barbera gekelterte Weine gilt. Der Name ist der Provinzstadt Alba entlehnt.
Azienda Agricola Rivetto ebenfalls in Serralunga, Barolo
Enrico Rivetto ist ein Bio-Winzer mit 15 Hektar Reben an der Ostflanke des Barologebiets vorwiegend auf Steilhängen mit kleinteiligen tonigen Böden, die nach Südwesten blicken. Enrico Rivetto, der das Gut leitet, setzt ganz auf nachhaltigen Weinbau, belässt Wald und Ausgleichsflächen, sät in den Rebzeilen Gründüngung, produziert seinen eigenen Kompost, arbeitet mit der Universität Turin zusammen und hat sogar unterhalb des Guts eine eigene Kläranlage gebaut. Da nicht alle seine Weine im streng abgrenzten Barolo liegen, baut er auch Babera an und experimentiert mit der autochthonen weißen Sorte Nascetta. 75% seiner Weine exportiert er und baut daneben noch Haselnüsse an, was in den höheren Lagen der Region nicht unüblich ist.
Gut gefallen hat der 2015 Barolo del Comune di Serralunga DOCG, 14,5%: Im Duft Kirschen mit einem Hauch Nelken; fruchtig, reifer Körper, aus dem gut gereifte Tannine aufsteigen, elegantes Finish mit leichten Pfeffernoten.
Großartig war der 2015 Barbara d’Alba DOC „Zio Nando“, 14,5%: Dichte Nase mit Noten von Leder, Pferdeschweiß, Teer – großartig!; wundervoll fruchtiger, samtiger Körper von edler Herkunft unterlegt mit sanften Tanninen – ein runder, fülliger, edler Wein, bei lediglich 1,8 g/l Restzucker.
Sehr schön war auch sein roter Sekt „Kaskal“, Vino spumante de qualitá, gekeltert aus früh gelesenem Nebbiolo, der nicht angegeben ist, und der 45 Monate auf der Flaschenhefe reifte.
Cantina Parusso in Montforte d’Alba
2015 Barolo DOCG, 14%: Schöner Duft nach Kirschen unterlegt mit Noten von Vanille, Kräutern und Barrique-Tönen; auf der Zunge vollfruchtig, leicht pfeffrig unterlegt; im Finish kräftige Tannine. Der Wein ist in maskulinem Stil vinifiziert, vergoren in neuen Barriques, dort auf der Hefe gereift, die immer wieder aufgerührt wurde.
Sehr gut auch der 2015 Barolo Mosconi DOCG, 14 %: In der Nase Schokoladenoten, Toast, leicht kräuterig unterlegt; muskulöser Körper mit kräftigen, schön abgeschliffenen Tanninen im Finish. Die Flasche wird für stolze 66 € angeboten. Mosconi ist eine Lage ganz im Süden des Barolo-Gebiets (auf der Karte gelb). Die offizielle Karte zeigt die Barolo-Lagen, die angegeben werden dürfen, jedoch nicht als gesonderte DOCG-Gebiete deklariert sind, weil man sich nicht einigen konnte oder wollte.
Ganz hervorragend war der 2012 Barolo Bussia DOCG, 14,5%: Großartiger, ausgereifter Duft unterlegt mit Rosen und rotem Paprika; herrlich fülliger weicher Körper sanft unterlegt mit weißem Pfeffer; kräftiges Finish auch mit schön in der Reife abgeschliffenen Tanninen, ein Wein mit noch viel Zukunft! Bussia ist eine Lage in der südlichen Mitte der Barolo-Region (rostrot).
L“ASTEMIA pentita in Barolo - und Sandra Vezza
L“ASTEMIA pentita, das erst 2018 offiziell eröffnete neu erbaute Weingut, das von außen an zwei aufeinander gestapelten Weinkisten erinnert, ist eng mit dem Namen Sandra Vezza verbunden, die nicht ruhende Unternehmerin und Künstlerin. Aus bescheidenen Verhältnissen der Region stammend, konnten die Eltern das erträumte Kunststudium nicht finanzieren, doch sie arbeitete hart und heiratete. Das junge Paar stieg mit Gelatine-Produktion für Pillen sehr erfolgreich in der Pharmaindustrie auf. Doch schon als junge Witwe musste sie dort das Ruder übernehmen. Der zweite Coup war der Kauf der Design-Möbelfabrik Gufram. Dies ermöglichte ihr schließlich, ein eigenes Weingut ganz neu aufzubauen und ganz nach ihren Ideen künstlerisch zu gestalten. Es liegt mitten in der Weinbergslage Cannubi (in der Karte braun), die zur Gemarkung der Gemeinde Barolo zählt. Im Keller führt ein Laufsteg auf einen riesigen designten Thron zu, auf den sich jeder Besucher setzen und als „König Barolo“ fühlen darf. Natürlich sind auch die Flaschen designt, die immer wieder als künstlerische Motive und Eyecatcher an den Wänden des Weinguts auftauchen.
Das Weingut umfasst 40 Hektar auf Basis einer Gemeinschaft von 27 Eigentümern mit bis zu 40 Jahre alten Reben. Auf Grund dieser Strukturen kann 2015 Barolo angeboten werden, der mir gut gefallen hat:
2015 Barolo Terlo DOCG, 14,5 %: Fruchtige Nase mit Himbeeren, Mandeln und Terroirnoten; auf der Zunge schöne Balance zwischen fruchtig und sehr trocken mit einem Hauch weißer Pfeffer; im Finish gute Balance zwischen einem maskulinen und gut gereiften Finish. Terlo ist ein Osthang, der auf die Gemeinde Barolo hinunter „blickt“ (hellgrün).
Sehr schön auch der 2015 Barolo Cannubi DOCG, 14,5 %: In der Nase Schokoladenkirschen, Cognac, unterlegt mit Anklängen an Himbeermarmelade; mundfüllender Rotwein unterlegt von leichten Toastnoten bis hin zu kandierten Kirschen; schönes edles Finish mit reifen Tanninen – die Lage in der das Weingut liegt.
Azienda Agricola Le Strette in Novello
Die Gemarkung von Novello liegt rund zur Hälfte im Barolo-Gebiet. Sehr schön war der 2013 Barolo Bergera Pezzole DOCG, 15%, eine Lage am Westrand des Barolo-Gebiets (pink): In der Nase Kirschen, Cassis, Kirschlikör, Bitterschokolade; ein Körper mit viel Schmelz, mit dem man sofort Freundschaft schließt; sehr angenehmes, weiches Finish.
Gut gefallen hat auch der 2017 Barbera d’Alba Superiore DOC, mit deftigen 15,5%: Tiefer Duft nach Kirschen und Cassis; schön kräftiger, saftiger Körper; langes Finish mit unterhaltsamer Pfeffernote – auf 450 m Höhe gewachsen und in kleinen Fässern ausgebaut.
Ein ganz ausgezeichneter, sehr flotter Weißwein war der 2016 Nascetta Langhe DOC, 13,5 %: In der Nase frisch und fruchtig mit leicht floralen Noten, wie grüne Bohnen und Paprika; kräftig, mundfüllend mit Schmelz; saftiges Finish. Nascetta ist eine autochthone weiße Rebsorte des Piemonte, und Langhe oder Langa ist die größere, umfassende DOC Weinregion um Alba, die Barolo, Barbaresco, Barbera d‘Alba und andere mit einschließt, z.B. auch wenn ein im Barologebiet gewachsener Wein kein Nebbiolo ist.
Das Roero – Roero und Roero Arneis je DOCG
Nordwestlich von Alba und nördlich der Region Langhe liegt das leicht bergige Roero, ein Gebiet mit Rotweinen, vornehmlich Nebbiolo, sowie dem Roero Arneis, die beide 2004 den DOCG Status erhielten. Arneis ist eine Weißweinsorte, die vor allem dort angebaut wird und kräftig-elegante Weißweine liefert. Den DOCG-Status halte ich für echt verdient.
Weingut Malvira in Canale d’Alba
Es ist ein 42 Hektar Famlienbetrieb der von den Brüdern Massimo und Roberto Damonte und ihren Ehefrauen betrieben wird und seit 2017 als Bio-Weingut anerkannt ist. Die Ehefrauen kümmern sich vor allem um das zugehörige Restaurant und Hotel Villa Tiboldi - dazu unten mehr.
Gut gefallen hat der 2017 Roero Arneis DOCG, 13,5%, ausgebaut in kleinen Fässern: In der Nase frisch, wie eine grüne Wiese, mit Noten von Äpfeln; am Gaumen ein kräftiger Weißwein mit viel Rückgrat; frisch-fruchtiges Finish.
Eine Besonderheit war der 2014 Roero Arneis DOCG, der als Experiment ohne Schwefel ausgebaut wurde. Roberto kredenzte ihn aus dem Decanter: Phantastisch frischer floraler Duft mit Noten von Brennnesseln und Fresien; ebenso phantastischer Körper mit belebend zarten Bitternoten im Finish – „super“ steht in meinen Notizen. Zu erwähnen sind weiter ein guter Spumante; ein guter Bianco, eine Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und Arneis; und sogar ein Riesling, der durchaus Beifall verdient hat.
Sehr gefallen hat auch der 1999 Rotwein, Roero Superiore Trinita – seinerzeit noch DOC, 13,5 %: Tiefer Duft nach Cassis und Brombeergelee; viel Körper, ein kräftiger Rotwein mit Charakter; fruchtig weiches Finish mit sanften Tanninen – noch sehr frisch!
Die Region Asti
Die Provinzstadt Asti liegt am östlichen Zipfel des Dreiecks Turin, Barolo, Asti. Die Region ist mit 9.000 Hektar und 20 % des Weinbaus im Piemont recht groß. Bekannt ist der Barbera d’Asti, ein DOCG Wein sowie der Asti spumante. DOC zugelassen sind auch andere Rebsorten, wie zum Beispiel Freisa, eine alte piemontesische Rotweinsorte, die früher viel angebaut wurde, heute jedoch stark dem Nebbiolo weichen musste.
Probieren konnte ich einen 2015 Freisa d’Asti DOC der Cascina Gilli in Castelnuovo Don Bosco: Tiefer Duft nach Cassis, Kirschlikör; fülliger Körper unterlegt von leichten Kräuternoten; fruchtiges, geradliniges Finish, das lange bleibt.
Alto Piemonte – das Hochpiemont
Die Region um Gattinara und Ghemme
An vorderster Stelle im Alto Piemonte stehen die beiden DOCG Gebiete Gattinara und Ghemme. Beide Gebiete sind nicht sehr groß und durch den aus den Alpen kommenden Fluss Sesia getrennt. Interessant sind die Böden, teils aus Porphyr vulkanischen Ursprungs, teils Sedimente von eiszeitlichen Alpengletschern bzw. –flüssen. Sie bieten beste Bedingungen für den Weinbau: keine Staunässe, und die Rebwurzeln können tief eindringen. Außerdem bringt die Nähe der Alpen im Herbst relative hohe Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, was die Aromenbildung begünstigt. Die DOCGs gelten für Rotweine, wobei die aus Gattinara mindestens zu 90 % aus Nebbiolo bestehen und mindestens 35 Monate gereift sein müssen, davon 24 in Holzfässern. Ghemme DOCG müssen mindestens zu 85 % aus Nebbiolo gekeltert und 34 Monate gereift sein, davon mindestens 18 Monate in Holzfässern.
Antoniolo Società Agricola in Gattinara
Das 15 Hektar Weingut in Gattinara stammt aus dem Jahr 1948 und wird von Lorella Zoppis geleitet. 97 % Nebbiolo hat sie im Anbau und exportiert stolze 80%. Zugleich ist sie die Präsidentin des Consortio tutela nebbioli Alto Piemonte, der Weinmarketing-Gesellschaft der Region. Eine ganze Reihe ihrer Weine haben mir gut gefallen:
2014 Gattinare DOCG, 13,5 %: Tiefer intensiver Duft von Kirschen, Nougat; auf der Zunge wunderbar reif; fabelhaft ausgewogenes Finish – alles stimmt, ein großer Wein!
2012 Gattinara DOCG „Le Castelle“, 14%: In der Nase Cassis und Bitterschokolade; schöner, weicher, reifer Körper – macht Spaß; elegantes Finish mit schöner Frucht und sehr weichen Tanninen.
2012 Gattinara DOCG „San Francesco“, 14 %: Tiefer Duft, wunderbar rund mit Bitterschokolade; weichfließender, samtiger Körper, den man behalten will; rundum schönes Finish zum „drin baden“. Sehr gut heißt es in meinen Notizen!
Und Lorella bietet auch einen sehr schönen Rosé, auch wenn er keiner Appellation zugeordnet ist: 2018 „Bricco Lorella“ Vino Rosata, 13 %, allein aus Nebbiolo gekeltert: In der Nase Erdbeeren, Brombeeren; frischer, leicht eckiger Rosé, was im sehr gut steht und alles andere als langweilig; frisches, angenehmes Finish. Wobei Bricco Kanne oder Karaffe bedeutet.
Ioppa F.lli in Romagnano Sesia
25 Hektar betreibt Andrea Ioppa im Ghemme DOCG Gebiet, wozu die Gemeinde Romagnano zählt. Bei einer Weinbergsbegehung erklärt er uns die Böden und deren Schichten, wie oben beschrieben, und die an einem senkrechten Abhang sehr gut einzusehen sind. Gut gefallen hat mit der:
2013 Ghemme DOCG „Santa Fé“, 14 %: Tiefer betörender Duft mit Schokoladenoten; leicht zugänglicher, angenehmer Körper, angenehmes Finish.
Gut auch der Rosé: 2018 „Rusin“ Nebbiolo Colline Novaresi DOC, 12,5 %: In der Nase Erdbeeren, Hagebuttenmarmelade, ein wenig Veilchen; frischer Rosé mit kräftigem Unterbau; fruchtiges Finish mit ein wenig Gletscherbonbon, mit 3 g/l Restzucker schön trocken.
Castaldi Francesca in Briona im Gebiet Fara DOC
Seit 1700 betreibt die Familie Castaldi dort Weinbau. Das heutige Weingut, das zu den beiden größeren im Fara Gebiet zählt, führt Francesca Castaldi zusammen mit ihrem Sohn Marco Minoggio. Die sechs Hektar Reben liegen großenteils auf dem oben ebenen Hügelzug über den Orten Fara und Briona, dessen Untergrund, gut für den Weinbau, von eiszeitlichen Gletscherablagerungen geprägt ist. Großartig ist der:
Fara DOC 2014, gekeltert aus 70 % Nebbiolo und 30% Vespolina: Weiche Nase, hinreißend, Kirschen, Nougat; kräftiger Rotwein balancierend zwischen Tanninen, Temperament und Reife; schönes Finish mit sanft floralen Noten und dezent belebender Säure – hat noch mehr Zukunft. Ein Superwein!
Und zwei weitere sehr gute von Castaldi Francesca, die unter Colline Novaresi angeboten werden:
„Bigin“ 2017 Nebbiolo Colline Novaresi DOC: Fruchtig elegante Nase, Kirschen, Schokolade; am Gaumen ein weicher, samtiger Rotwein mit reifen Tanninen; im Finish ansteigende Tannine, die angenehm lebhaft bleiben.
Sowie ein Weißer: „Luccia“ 2018 Colline Novaresi DOC, 13,5 %: In der Nase frische Äpfel, Rhabarber; am Gaumen schöne Frische leicht floral unterlegt – grüne Bohnen; frisches, elegantes lebendiges Finish.
Azienda Vitivinicola Enrico Crola in Mezzomerico
Enrico Crola hat ein architektonisch künstlerisch gestaltetes neues Weingut gebaut. Die Böden sind weitgehend von Tongeprägt.
Schön ist der: „Giulia“ 2009 Nebbiolo Colline Novaresi DOC: Tiefer Duft, Kirschlikör, Leder, Nougat, leicht Toast; fülliger reif-weicher Körper; kräftiges Finish, das etwas zieht, aber angenehm.
Il Chiosso in Gattinara
Das 2007 gegründete von Marco Arlunno geleitete 12 Hektar Weingut fiel mit mehreren guten Tropfen auf, und natürlich auch mit seinen künstlerisch gestalteten Etiketten:
2012 Gattinara DOCG „Galizja“, 13 %: Tiefer Duft mit Noten von Kirschengelee, Leder, etwas Toast; weicher fülliger Körper unterlegt mit weißem Pfeffer; rundes, wunderbares Finish. Sehr gut!
2007 Gattinara DOCG, 14,5 %: In der Nase Noten von Pferdeschweiß und Bratäpfeln; am Gaumen immer noch schöne Fruchtsäure – lässt den Wein noch älter werden; fruchtiges Finish. Sehr gut!
2011 Nebbiolo Colline Novaresi DOC,13 %, In der Nase Bitterschokolade, Toast, Kirschmarmelade; runder, gereifter eleganter Körper von hoher Qualität, sehr eingängig; schönes üppiges Finish mit gut gereiften Tanninen.
Und ein Weißer: 2017 Paglierino Colline Novaresi Bianco DOC, 13%, gekeltert aus der dortigen autochthonen Weißweinsorte Erbaluce: In der Nase Äpfel unterlegt von Artischocken; auf der Zunge frisch-elegant – wie ein deutscher Weißwein; ebenso frisch-elegantes Finish unterlegt von Blütenhonig.
Cantina Delsignore in Gattinara
Das kleine erst 2009 gegründete drei Hektar Weingut, geleitet von Stefano Dorelli, hat sich mit guten Tropfen hervorgetan:
2016 „La Grotta“ Spana Costa della Sesia DOC, 13 %: Sehr ansprechende, erstklassige Nase, Kirschen, Schokolade; fülliger, mundfüllender Rotwein; kräftiges, belebendes Finish. Der Wein ist rein aus Nebbiolo gekeltert, Spana ist ein lokales Synonym für Nebbiolo.
La Societá Agricola Roccia Rossa in Brusnengo im Gebiet Bramaterra DOC
Nur vier Hektar bewirtschaftet Davide Molinatti, hat er das Gut doch erst 2011 gegründet. Doch seine drei vorgestellten Tropfen haben mir gut gefallen:
2015 „Galliano“ Rosso Costa della Sesia DOC, 13,5 %: im Bukett Schattenmorellenkompott, Bitterschokolade, Toast; kräftiger Körper, der sich zu Wort meldet; fruchtig elegantes Finish, reife Tannine.
Sowie zwei Bramaterra zu je 80% aus Nebbiolo, 15% Vesponlina und 5% Croatina gekeltert:
2014 Bramaterra DOC, 13,5 %: Nette Nase; weicher, leicht zugänglicher Körper; angenehmes Finish – leicht zu trinken.
2013 Bramaterra DOC, 13 %: Tiefer Duft, Leder, Kirschmarmelade, Nussbaumschrank; weicher, runder Körper unterlegt mit dezenter Frucht; fruchtiges Finish mit angenehmen Tanninen.
Außerdem sehr schön:
Valli Ossolane DOC
Cantina Garrone in Domodossola
Geleitet von Mario und Matteo Garrone bildet die Cantina Garrone eine gewissen Leitbetrieb der Region. Denn neben den eigenen drei Hektar Reben vinifizieren die beiden Weine von ca. 12 Hektar Reben, in dem sie Trauben der anderen Winzer annehmen und die Weine vermarkten. Als sehr empfehlenswert fand ich:
2016 Prünent (Nebbiolo) Superiore Valli Ossolane DOC, 13,5 % - von 40 bis 100 Jahre alten Reben: Dichtes Bukett mit Noten von Bitterschokolade; auf der Zunge ein sehr dichter Wein mit viel Gehalt und belebender Säure, gut ausgewogen; schönes, elegantes gut ausgewogenes Finish.
Azienda Agricola Eduardo Patrone in Domodossola
Eduardo betreibt ein kleineres aus der Familie stammendes Weingut und hat in Australien Önologie studiert, von wo erst vor ca. zwei Jahren zurückkehrte. Gut gefallen hat der:
2017 Prünent (Nebbiolo) Stella Valli Ossolane DOC, 12,5 %,: Sehr intensiver Duft, Cassis, Kirschmarmelade, unterlegt von schwarzem Pfeffer und Muskat; fest gebauter, leicht rustikaler Körper, man schmeckt das Gebirge, und die Muskattöne melden sich; zieht etwas im Finish, was ihn nachverlangend macht. Obwohl etwas jünger, war der Unterschied zu einem Nebbiolo aus dem unteren Piemont doch deutlich zu spüren. Mir hat er gut gefallen - mehr Temperament!
Zum Essen stellte Patrone noch einen Vino Rosso vor von alten Weingärten im gemischten Satz von 15 Sorten: Dicht, kräftig, fruchtig, sehr samtiges Finish und sehr interessant zu probieren.
Villa Mercante in Trontano
Hoch an den Hängen über dem Tocetal gegenüber von Domodossola betreibt Luca Mercante das kleine Weingut Villa Mercante, das seinem Namen „Villa“ alle Ehre macht, denn von außen wirkt es mehr wie ein modernes hübsches Einfamilienhaus. Gut gefallen hat der:
2016 Villa Mercante Prünent (Nebbiolo) Valli Ossolane DOC, 13,5 %: runde, angenehme Nase, typisch Nebbiolo; schöner Körper mit Schmelz und Frucht, leicht salzig unterlegt; elegantes Finish mit gut gereiften Tanninen.
Cantina di Tappia in Vallidossola
Hoch über Domodossola führt Corrado Zaretti ein schönes Ausflugslokal mit grandiosem Blick und dazu ein kleines 1,5 Ha Weingut. Gut gefallen hat der sehr trockene:
Vitivinicola Eca in Villadossola
Ende der vergangenen 80er Jahre beschloss Alessandro Bonacci, den verlassenen Weinberg der Familie wieder zu kultivieren. In den 90er Jahren wurde der Merlot Weinberg erneuert und erweitert, wovon ich einen sehr guten probieren konnte:
2017 „Ca’d Rusin“ Merlot Valli Ossolane DOC, 13 %: In der Nase Schattenmorellenkompott, dicht, leicht unterlegt von Kräutern; leicht zugänglicher Körper mit Schmelz; angenehmes Finish.
Wo gut essen und wo gut übernachten? Die Gastronomie
In der Region um Alba
Hoch in den Weinbergen über Canale d'Alba liegt das Restaurant und Hotel Villa Tiboldi mit herrlichem Blick, das zum oben genannten Weingut Malvira gehört. Stilvoll klassisch eingerichtet ist es eine gute und romantische Adresse. Gut isst man auch in La Grotta in Roddi, eine der 11 "Barolo-Gemeinden", die noch mit einem kleinen Teil ins Barolo-Gebiet ragt.
In Alto Piemonte - Hochpiemont
Sehr gepflegt isst man in der Villa Cavalleri in Gattinara.
Zwei Geheimtipps möchte ich auf jeden Fall nennen:
Luci Sul Lago in Bagnera Orta San Giulio, ein Ausflugslokal direkt am Lago d’Orta, dem kleineren Bruder der Lago Maggiore, mit herrlicher Terrasse und herrlichem Blick, und die Küche ist ausgezeichnet.
Der zweite Geheimtipp ist das Divin Porcello in Masera bei Domodossola, eine Vinothek in alten Kellergewölben. Küche phantastisch – eine Reise wert!
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: bonvinitas falls nicht anders angegeben.