Rioja: top Rote sowie auch ausgezeichnete Weiße zu entdecken
100 Jahre Consejo Regulador de la Denominación de Origen Calificada (D.O.Ca) Rioja
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Die jungen Weißweine der Rioja begeistern mit Frische, Frucht und Leichtigkeit – ideal für den direkten Genuss. Hauptsächlich aus Viura und Tempranillo blanco gekeltert, zeigen sie Aromen von Zitrusfrüchten, weißen Blüten und grünem Apfel. Die Weine stammen meist aus den kühleren, höher gelegenen Zonen der Rioja Alta und Alavesa, wo das gemäßigte Klima für Frische sorgt. Ausgebaut im Edelstahltank und bei niedrigen Temperaturen vergoren, erhalten die Weine ihre sortentypische Aromatik und bieten sich als perfekte Begleiter zu leichten Speisen, Meeresfrüchten oder einfach solo an.
Komplex und spannend
Neben frischen Jungweinen bietet Rioja auch komplexe, im Holzfass ausgebaute Weißweine, die zu den spannendsten Weinen Spaniens zählen. Häufig stammen sie aus alten Rebanlagen der Viura, ergänzt von Malvasía Riojana oder Garnacha blanca. Besonders die Viura bringt mit zunehmendem Alter Tiefe und Struktur – perfekt für den Ausbau in Barriques oder großen Eichenfässern. Viele dieser Weine reifen als Reserva oder Gran Reserva, teils über mehrere Jahre im Fass und auf der Flasche. Ihre Herkunft liegt oft in ausgewählten Parzellen der Rioja Alta und Alavesa, wo kühle Nächte und kalkhaltige Böden Struktur und Frische garantieren. Im Keller setzen die Winzer auf lange Hefelagerung, regelmäßige Batonnage (Aufrühren der Hefe) und gezielten Holzeinsatz – mal subtil, mal bewusst oxidativ. Das Ergebnis: vielschichtige Weißweine mit Aromen von reifen Früchten, Gewürzen, Vanille und Nüssen – ideale Partner für gehobene Küche, Wildgeflügel, Kalb oder gereiften Käse.
All das unterstützt die Aussage: Rioja kann auch weiß!!
Die folgenden Probenotizen von drei Weinen mit unterschiedlicher Ausprägung legen davon ein beredtes Zeugnis ab.
Marqués de Cáceres
Hinter der Bodega Marqués de Cáceres steckt keine Adelsfamilie. Im Jahr 1970 gründete der bürgerliche Weinhändler Enrique Forner die Marqués de Cáceres, Unión Vitivinícola, S.A. Dabei bediente er sich – mit dessen Erlaubnis – an dem klangvollen Namen eines guten Freundes. Auch der Nachfahre des Markgrafen von Cáceres ist heute eng mit der Bodega verbunden. Heute führt Enriques Tochter Cristina Forner das Unternehmen mit dem bewährten Erfolgskonzept weiter: Höchste Qualität ist der Weg und das Ziel. Kellermeister Fernando Costa macht da natürlich gerne mit. Die Weinberge von Marqués de Cáceres liegen hauptsächlich in Rioja Alta. Dort befinden sich auch Keller und Hauptquartier der Bodega – genauer gesagt im feinen Örtchen Cenicero, in der Nähe der Großstadt Logroño. Seit 2014 gehört auch ein Weingut mit 120 Hektar Weinbaufläche in Rueda zur S.A. In den Kellern lagern über 40.000 Barriques zum Ausbau der Rotweine. Die Weißweine landen nur selten im Fass. Während etwa die Hälfte der Weine in Spanien verbleibt, erobern die restlichen die ganze Welt. Der Export erfolgt in über 120 Länder. Die Weißweine sind äußerst blumig und die Rosés knackig sowie fruchtig.
Hier die Verkostungsnotizen von einem seiner wunderbaren Weißweine:
2024er Marqués de Cáceres blanco, 12%, Rioja Denominación de Origen Califacada
Schon im Duft spürt man die Frische und Lebendigkeit dieses Weines. Es ist als habe jemand das Licht angeknipst. Zarte und feingliedrige Nuancen nach frischem Laub, mineralische Anklänge und eine dezente Rauchnote. Dies Aufbruchstimmung setzt sich auch im Geschmack fort. Die belebende Fruchtsäure steht im Vordergrund. Sie setzt Aromen nach frisch gemähtem Gras, jungem Laub, grünem Apfel und Buchsbaum frei. Stets auf Zug, Zupackend und sehr präsent. Ein Jungspund, der was zu erzählen hat. Man hört ihm gerne zu. Trinklust pur.
La Marciana
Die Bodegas La Marciana finden ihren Ursprung in der gemeinsamen Leidenschaft zweier Familien. Die Familie Serrano - genauer: Andrés, Ramón & Álvaro - blicken auf eine jahrhundertelange Familientradition des Weinbaus in Andosilla in der Rioja zurück. In ihrem Familienbesitz: die Lage Mariano, welche noch nie einzeln vinifiziert wurde. Die Reben auf Mariano wurden im Jahr 1900 gepflanzt - das sind 120 Jahre. Auf der anderen Seite stehen Philipp und Nadine - sie eine französische Kommunikationsfachfrau, er ein österreichischer Önologe. Was die beiden Familien verbindet, ist die Leidenschaft für Wein, die Liebe zur Rioja und das Bewusstsein, dass die Lage Mariano mit ihren 120 Jahre alten Reben etwas sehr Besonderes ist. Diese Lage ist gleichzeitig die Basis für die leidenschaftliche Challenge für die beiden Winemaker Nadine und Philipp: sie wollen die expressive Art der Weinherstellung von Châteauneuf du Pape mit dem Fokus auf Lagenweine und pures Terroir aus dem Burgund miteinander vereinen. Eine Challenge, die sie mit Bravour meistern.
Wie solch ein Meisterstück schmecken kann, verrät die folgende Verkostungsnotiz:
2023er La Marciana blanco, 13%, Rioja Denominación de Origen Califacada
Dichter, voluminöser Duft mit exotischen Aromen. Vanille, Rauch, Mango, Orangenschale. Wie der wohl schmecken wird. Neugier pur. Wow, von 0 auf 100 in nur wenigen Sekunden. Hier geht die Post ab. Der Wein füllt sofort den ganzen Mund aus. Ein Aromenspektrum ohnegleichen. Erstaunlich, was da alles zusammenpasst. Wunderbar eingebunden Tannine sorgen für Erdigkeit und Mundfülle. Die Fruchtsäure schließt die ganze Aromenvielfalt auf. Mango, Zitronengras, Ananas, Grapefruit und Orangenschale. Dazu gesellen sich Noten nach Minze und Gewürznelke. Wie ein Schleier legt sich eine feine Rauchnote über das Ganze. Jeder Schluck ein Erlebnis. Der Nachhall ist phänomenal. Seelennahrung.
Bodegas Faustino
Der dritte Wein ist ein Paradebeispiel dafür, was Natur, Boden, Rebsorte und Winzerkunst und die nötige Geduld bei der Lagerung ins Glas zaubern können. Der Wein Faustino, hergestellt von Bodegas Faustino, ist eines der beliebtesten Rioja Weine auf der Welt. Diese Familiengruppe widmet sich dem Weinbau seit 1861, und sie ist bekannt für Ihre Konsistenz bei der Herstellung von hochwertigen Weinen, sowie für ihre auffälligen Designs der Flaschen und Etiketten, die in der Regel bekannte historische Persönlichkeiten repräsentieren.
Heute besitzt Faustino Rioja ungefähr 650 Hektar an Weinbergen, produziert eine große Auswahl an Weinen, und ist weltweit der führende Exporteur von Rioja Gran Reserva. Klassifizierung der Weine: Die in den Weinbergen der Bodegas Faustino produzierten Weine heißen alle Faustino und werden immer von einer römischen Zahl gefolgt: Die Spitzenweine haben die römische Ziffer I. Die mittleren Faustinos haben die römische Ziffer V und die Eingangsebene Faustinos haben die römischen Ziffern VII. Schließlich gibt es noch die Crianza, Reserva oder Gran Reserva. Und so schmeckt er:
Faustino I - 2019er Gran Reserva Blanco, 12,5%, Rioja Denominación de Origen Califacada
Vollendete Reife. Ein Konglomerat von kandierten Früchten, Vanille und gut eingebundenen Tanninen. Gut geerdet. Schon im Duft mit enormer Tiefe und Fülle. Welch eine Eintrittskarte. Eine ganz andere Welt. Jenseits vom Alltäglichen. Ein Wein, bei dem sich jedes sezieren verbietet. Hier geht´s ums Ganze. Geprägt von der langen Lagerung im Eichenholz. Fast schon aristokratisch prägen die Tertiäraromen den Wein. Ein Marathonmann, der in Ruhe seine Kreise zieht. Unaufhörlich. Er ruht in sich, strahlt Geborgenheit und Wohlbefinden aus. Weg von den kleinen, flotten Augenblicken, hin zur Ewigkeit. Es ist ein wenig wie 1001 Nacht. Märchenhaft!
Mehr über Rioja und die lange Tradition
Wie die meisten Anbaugebiete Spaniens, so hat auch die Rioja eine Weinbaugeschichte, die in die römische Zeit der Antike zurückreicht. Zahlreiche, in Stein gehauene Gärbecken künden von einer damaligen Weintradition. Das Renommee späterer Jahrhunderte erreichten die Weine damals jedoch noch nicht. Zudem kam die Zeit der Mauren, die aber weit weniger lange dauerte als im Süden. Vielmehr waren es die Klöster, die, wie so oft in Europa, den Weinbau vorantrieben. Dabei kam den Erzeugern zugute, dass der Jakobsweg nach Santiago di Compostela durch die Rioja führt. Da die Winzer der Rioja sehr viel von ihren Weinen hielten und diese ab dem 16. Jahrhundert immer bekannter wurden, wurden die Weinfässer der Rioja mit einem einheitlichen Brandzeichen versehen. Dies geschah ab 1560. Aus dem Jahr 1650 stammen schriftliche Hinweise zu Qualitätskontrollen der Rioja-Weine, die für ein einheitlich hohes Mindestniveau der Weine sorgen sollten. 1787 wurde die Real Sociedad Económica de Cosecheros de Rioja, der königliche Wirtschaftsverband der Rioja-Winzer gegründet. Er sollte über die Qualität der Weine wachen und gleichzeitig den Weinhandel fördern. Die große Zeit der Rioja-Weingüter begann ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Etwas später, als die Reblaus zum Ende des 19. Jahrhunderts weite Teile französischer Rebanlagen zerstörte, kamen viele französische Winzer in die Rioja und brachten ihr Wissen mit. Bevor die Reblaus auch die Weinberge der Rioja heimsuchen konnte, waren viele Weingärten bereits auf reblausbeständige Unterlagsreben gepfropft worden. Mit einem 1902 erfolgten königlichen Erlass wurde schließlich das Gebiet der Rioja klar umrissen, die Herkunft definiert und eine Regel für die Etikettierung erlassen.
Der Kontrollrat, der am 6. Juni 1925 gegründet wurde und in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, setzt sich engagiert dafür ein, dass Rioja in Sachen Rückverfolgbarkeit, Qualität und Transparenz zu den weltweit führenden Weinbauregionen gehört und kommuniziert im Namen aller Weinerzeuger:innen. Heute bewahren mehr als 600 Weingüter und 14.000 Winzer:innen die Authentizität der Rioja, um sich gleichzeitig den Anforderungen eines globalen Marktes anzupassen.
Die Region Rioja leitet ihren Namen vom Rio Oja, einem Nebenfluss des Rio Tirón. Doch nicht der Rio Oja ist es, der im Wesentlichen das Gebiet beeinflusst, sondern der Ebro, an dessen Ufern sich die Weinberge über 100 Kilometer hinweg entlang ziehen und rund 40 Kilometer weit in die Hügel des Hinterlandes ragen. Eine geografische Besonderheit: Das Weinbaugebiet Rioja befindet sich mit seinen rund 60.000 Hektar sowohl in der nordostspanischen Provinz La Rioja als auch in der autonomen Provinz des Baskenlandes und in Navarra. Die Rioja teilt sich in drei Subzonen auf. Die Rioja Alta umfasst rund 24.000 Hektar, die Rioja Alavesa ca. 12.000 Hektar und die Rioja Baja rund 24.000 Hektar.
Rioja Alta
Die Rioja Alta ist die Sub-Zone, die komplett in der Provinz La Rioja liegt und am stärksten vom Atlantik geprägt wird. Die Weinberge liegen hoch und kühler als die anderen beiden Regionen. In der Ebene sind es Schwemmland- und Ablagerungsböden, in den Hügeln vor allem eisenhaltige Kalkmergel mit Ton- und Lehmauflage. Die Sommer sind kurz und heiß, der Herbst lang und weitestgehend gemäßigt warm und trocken, die Winter kalt.
Rioja Alavesa
Die kleinere Rioja Alavese liegt nördlich des Ebro, der dort die Grenze zum Baskenland bildet. Die Alavesa ist also vollständig baskisches Gebiet. Das Klima ist ähnlich wie das der Rioja Alta, wird aber schon ein wenig mehr durch Winde vom Mittelmeer bestimmt und ist tendenziell etwas wärmer. Die Weingärten liegen hoch und sind von Ton-Kalkgemisch bestimmt. Vor allem der Tempranillo erbringt leichtere und fruchtigere Weine mit feiner Würze.
Rioja Baja
Die Zone erstreckt sich östlich der Provinz-Hauptstadt Logroño über die Rioja und das angrenzende Navarra. Das Klima ist dort schon deutlich mediterran, also wärmer und trockener als die anderen beiden Zonen. Die Weinberge sind weitgehend von eisenhaltigem Ton dominiert. Auf diesen Böden steht mehr Garnacha als Tempranillo. Die Weine sind entsprechend weicher, voller und alkoholreicher. Sie werden dort auch häufiger als Rosé ausgebaut. Rioja aus der Rioja Baja gelten als einfacher und früh konsumierbar.
Text: Horst Kröber; Fotos: Consejo Regulador DOCa Rioja sofern nicht anders angegeben