Weinbau in der Stadt: Die Weingärten Friedrichs des Großen
im Park von Schloss Sanssouci
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/c6/9b/4c/weinbau-in-der-stadt-die-weingaerten-von-friedrich-dem-grossen-70-1684506484.jpgWirtschaftsfaktor Wein erfordert Vorgaben
Weinschloss Sanssouci In Potsdam
In Potsdam ist Weinbau schon vor dem Dreißigjährigen Krieg nachweisbar, insbesondere am heutigen Pfingstberg und am Ufer des Heiligen Sees.
Die Weinbergterrassen unterhalb von Schloss Sanssouci sind in ihrer Anlage eng verbunden mit dem Preußenkönig Friedrich II. Er ließ 1744 einen Hang aus sechs breiten, bogenförmigen Terrassen mit sogenannten Talutmauern anlegen. Talutmauern haben ein kleines, vorspringendes Dach, das die Pflanzen von oben schützt. Wärme aus den Sonnenscheinstunden wird länger speichert. Spaliere wechselten mit verglasten Nischen, die je nach Wetter geöffnet werden konnten und in denen die empfindlicheren Pflanzenarten geschützt waren. Die Ernte war auf diese Weise deutlich früher als bei einem Anbau im Freien möglich.
Nach dem kalten Winter des Jahres 1740, dem die meisten Rebstöcke zum Opfer gefallen waren, war Weinbau allerdings etwas in den Hintergrund getreten. Der „Alte Fritz“ wollte seinen Speiseplan eher mit Pflaumen, Feigen und wohlschmeckenden Tafeltrauben aufwerten, als durch selbst gekelterten Wein. Angeblich bevorzugte er neben Champagner insbesondere französische Weine. Angebaut wurden heimische sowie ausländische Obst- und Rebsorten, um über unterschiedliche Reifezeitpunkte eine möglichst kontinuierliche Versorgung sicherzustellen.
Erst später, von 1745 bis 1747, ließ Friedrich oberhalb der Terrassen sein Rokokoschloss Sanssouci errichten. Die Räume im Schloss besitzen noch viel von ihrer originalen Ausstattung. Das Thema Wein ist allgegenwärtig in Form von Weinblättern, -ranken und Trauben, als Stuck an der Decke, als Einlegearbeit im Marmorboden oder Relief in der Wanddekoration.
Weitere Rebanlagen im Schlosspark
Im Schlosspark ließ Friedrich auf dem Klausberg 1769 einen weiteren Weinberg anlegen, dem später das Belvedere und Winzerhaus hinzugefügt wurden. Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude schwer beschädigt und verfielen weiter. Erst nach der politischen Wende 1989 konnte die Sanierung der Anlage gestartet werden. Heute werden auf dem königlichen Weinberg PIWI- (= pilzwiderstandsfähige) Rebsorten angebaut, die weißen Sorten Phoenix, Cabernet Blanc sowie die rote Sorte Regent. Wein vom königlichen Klausberg ist hier zu erstehen.
Durch eine Straße vom Schlosspark getrennt, betritt man durch ein mit Terrakottareliefs verziertes Triumphtor die dritte innerstädtische Rebanlage, den Winzerberg. Auf dem 1763 terrassenförmig angelegten Weinberg wachsen heute vor allem historische Tafeltrauben. Die Produktion von Wein ist untergeordnet, lediglich zum „Tag des offenen Denkmals“ wird Most gepresst und ausgeschenkt. Von einigen spät reifenden Sorten wird ein einfacher Wein gekeltert.
Die denkmalkonforme Pflege des ehemaligen königlichen Weinbergs erfolgt in Kooperation zwischen der Stiftung preußische Schlösser und Gärten und den Mosaikwerkstätten, einer gemeinnützigen GmbH. Für Pflege und Unterhalt des Winzerbergs haben sich engagierte Potsdamer im Winzerberg Bauverein e.V. zusammengeschlossen. Finanzielle Beiträge kommen aus Rebpatenschaften.
Das Schloss Sanssouci Friedrichs des Großen und der Winzerberg sind ein Wahrzeichen der Stadt Potsdam und stehen seit 1990 als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO.
Weiterführende Informationen:Text: Evelyn Damiani; Fotos: Evelyn Damiani, sofern nicht anders angegeben