Weinbau in der Stadt: Die Weingärten Friedrichs des Großen

im Park von Schloss Sanssouci

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Von Evelyn Damiani  2033
Weinbau in der Stadt: Die Weingärten von Friedrich dem Großen im Park von Schloss Sanssouci. Foto: Mike Mareen - Adobestock' Weinbau in der Stadt: Die Weingärten von Friedrich dem Großen im Park von Schloss Sanssouci. Foto: Mike Mareen - Adobestock
Trotz seiner nördlichen Lage hat Brandenburg eine lange Weinbautradition. Zisterzienser und andere Orden gründeten im 12. Jahrhundert hier die ersten Klöster. Aus ihrer Heimat Frankreich brachten sie Tradition und Expertise im Weinbau mit. Wein wurde als Messwein für die Klöster, umliegende Kirchen, sowie für den Eigenbedarf der Mönchsgemeinschaft und ihrer Gäste benötigt. Es gab hinreichend gute Böden und Hänge mit Südausrichtung, so dass Weinbau in diesem kühlen Klima möglich, aber natürlich herausfordernd war. Nicht in jedem Jahr konnten die Trauben ausreifen. Die Weine der Mark Brandenburg wurden, verglichen mit ihren Konkurrenten aus Bordeaux, dem Rheingau oder der Mosel oft als sauer empfunden.

Wirtschaftsfaktor Wein erfordert Vorgaben

Zu den klösterlichen Weinbergen kamen später die des Adels. Wein wurde ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein schlechtes Jahr konnte allerdings den wirtschaftlichen Untergang bedeuten und so nahmen Manipulationen zu. Findige Kaufleute exportierten die Weine aus der Mark Brandenburg, verschnitten sie mit ausländischen Weinen und reimportierten sie wieder als französische oder Rheinweine. Zur Sicherung der heimischen Weinqualität und daraus weiterhin sprudelnder Steuereinnahmen, wurden verbindliche Vorgaben notwendig. 1578 wurde mit der Weinmeisterordnung das erste brandenburgische Weingesetz erlassen, das detaillierte Anweisungen für die Weinbergs- und Kellerarbeit enthielt.

Weinschloss Sanssouci In Potsdam

In Potsdam ist Weinbau schon vor dem Dreißigjährigen Krieg nachweisbar, insbesondere am heutigen Pfingstberg und am Ufer des Heiligen Sees.

Schloss Sanssouci mit Weinterrassen. Foto: Noxoss, PixabayDie Weinbergterrassen unterhalb von Schloss Sanssouci sind in ihrer Anlage eng verbunden mit dem Preußenkönig Friedrich II. Er ließ 1744 einen Hang aus sechs breiten, bogenförmigen Terrassen mit sogenannten Talutmauern anlegen. Talutmauern haben ein kleines, vorspringendes Dach, das die Pflanzen von oben schützt. Wärme aus den Sonnenscheinstunden wird länger speichert. Spaliere wechselten mit verglasten Nischen, die je nach Wetter geöffnet werden konnten und in denen die empfindlicheren Pflanzenarten geschützt waren. Die Ernte war auf diese Weise deutlich früher als bei einem Anbau im Freien möglich.

Nach dem kalten Winter des Jahres 1740, dem die meisten Rebstöcke zum Opfer gefallen waren, war Weinbau allerdings etwas in den Hintergrund getreten. Der „Alte Fritz“ wollte seinen Speiseplan eher mit Pflaumen, Feigen und wohlschmeckenden Tafeltrauben aufwerten, als durch selbst gekelterten Wein. Angeblich bevorzugte er neben Champagner insbesondere französische Weine. Angebaut wurden heimische sowie ausländische Obst- und Rebsorten, um über unterschiedliche Reifezeitpunkte eine möglichst kontinuierliche Versorgung sicherzustellen.

Schloss Sanssouci, Rebenmotive an der DeckeSchloss Sanssouci WanddekorationSanssouci, in Marmor eingelassenes Rebenmotiv

Erst später, von 1745 bis 1747, ließ Friedrich oberhalb der Terrassen sein Rokokoschloss Sanssouci errichten. Die Räume im Schloss besitzen noch viel von ihrer originalen Ausstattung. Das Thema Wein ist allgegenwärtig in Form von Weinblättern, -ranken und Trauben, als Stuck an der Decke, als Einlegearbeit im Marmorboden oder Relief in der Wanddekoration.

Weitere Rebanlagen im Schlosspark

Im Schlosspark ließ Friedrich auf dem Klausberg 1769 einen weiteren Weinberg anlegen, dem später das Belvedere und Winzerhaus hinzugefügt wurden. Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude schwer beschädigt und verfielen weiter. Erst nach der politischen Wende 1989 konnte die Sanierung der Anlage gestartet werden. Heute werden auf dem königlichen Weinberg PIWI- (= pilzwiderstandsfähige) Rebsorten angebaut, die weißen Sorten Phoenix, Cabernet Blanc sowie die rote Sorte Regent. Wein vom königlichen Klausberg ist hier zu erstehen.

Sanssouci, das Belvedere auf dem nahen Klausberg mit den dortigen Reben. Foto: Electric Egg Ltd - Adobestock

Sanssouci, das Tor zum Winzerberg

 

Durch eine Straße vom Schlosspark getrennt, betritt man durch ein mit Terrakottareliefs verziertes Triumphtor die dritte innerstädtische Rebanlage, den Winzerberg. Auf dem 1763 terrassenförmig angelegten Weinberg wachsen heute vor allem historische Tafeltrauben. Die Produktion von Wein ist untergeordnet, lediglich zum „Tag des offenen Denkmals“ wird Most gepresst und ausgeschenkt. Von einigen spät reifenden Sorten wird ein einfacher Wein gekeltert.

Die denkmalkonforme Pflege des ehemaligen königlichen Weinbergs erfolgt in Kooperation zwischen der Stiftung preußische Schlösser und Gärten und den Mosaikwerkstätten, einer gemeinnützigen GmbH. Für Pflege und Unterhalt des Winzerbergs haben sich engagierte Potsdamer im Winzerberg Bauverein e.V. zusammengeschlossen. Finanzielle Beiträge kommen aus Rebpatenschaften.

Das Schloss Sanssouci Friedrichs des Großen und der Winzerberg sind ein Wahrzeichen der Stadt Potsdam und stehen seit 1990 als Welterbe unter dem Schutz der UNESCO.

Weiterführende Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Winzerberg
Prüfer, L. H., Potsdam und der Wein. Schriften zur Weingeschichte, Hrsg. Gesellschaft für Geschichte des Weins, Wiesbaden 2006.

Text: Evelyn Damiani; Fotos: Evelyn Damiani, sofern nicht anders angegeben

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