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Die Heimat des Klingelbergers

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Von Sahar F. Kratz  5408
Die Heimat des Klingelbergers' Die Heimat des Klingelbergers

Die Gelehrten streiten sich darüber, ob die Geschichte des Riesling in der Ortenau vor etwa 2.000 oder „erst“ vor gut 1.000 Jahren begonnen haben soll. Für die Wenigen, die nicht wissen, wo die Ortenau ist, sie ist eines der neun badischen Weinanbaugebiete und liegt in etwa in deren Mitte zwischen Baden-Baden und Diersburg, ein wenig nördlich von Offenburg.

In der „mittleren Ortenau“ wiederum heißt der Riesling „Klingelberger“ und hier können Sie nun lesen, warum und was es damit Näheres auf sich hat. 

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Nicht endgültig entschieden ist die Frage, ob der Riesling von den Römern nach Baden „importiert“ worden ist oder ob es sich  um eine ursprüngliche Wildrebe gehandelt haben soll, aus welcher ein geschmacklich ungewöhnlich guter Wein gekeltert werden konnte und den es sich entsprechend zu kultivieren und auszubauen lohnte. Fest steht, dass er als „Kulturrebe“ seit dem 11. Jahrhundert rund um Offenburg, mit Schwerpunkten in Durbach und Oberkirch, Zell-Weierbach und Rammersweier von den Klöstern der Region ständig weiterentwickelt, kultiviert  und selektiert wurde. Den entscheidenden Schritt, den Riesling zu einem Synonym für die Steillagen der mittleren Ortenau zu machen, kam indes „von ganz oben“. Es war der Markgraf Carl Friedrich von Baden, ein Weinfreund und Kenner „par excellence“, dem es gefiel, auf dem 400 Meter hohen Klingelberg, rundum sein Schlosses Staufenberg 1.500 Riesling Setzlinge aus seinen Weingut bei Frankfurt sowie 2.200 Riesling Pflänzchen aus dem berühmten Weinberg zu Bergen anzupflanzen, womit die Weinlage um Schloss Staufenberg der erste sortenreine Weinberg Badens wurde. Die Markgrafen waren wohl allemal dem Bacchustrunk sehr verbunden. Schon anno domini 1495 erließ der Schlossherr von Staufenberg, Markgraf Christoph, das allererste Weinbaugesetz für Baden. Allein in Durbach wird heute der Riesling „Klingelberger“ auf etwa 170 Hektar Rebfläche angebaut. 

Riesling bzw. Klingelberger am Stock

Das Projekt „Klingelberger 1782“, ist ein seit 2008 bestehender Zusammenschluss von neun Winzern aus Durbach und hinzu den Genossenschaften Oberkirch und Zeller Abtsberg, die bei der Qualität des Klingelberger „noch eins drauf setzen wollen“ Da muss der Weinberg natürlich innerhalb der Gemarkung der historischen Klingelberger-Gemeinden liegen. Der Steilhang soll nach Südost-Südwest ausgerichtet sein und muss eine Mindestneigung von 35% aufweisen. Auf den mineralischen Granitverwitterungsböden darf nur ein Ertrag von max. 50 hl/ha in selektiver Handlese erwirtschaftet werden. Die Trauben „mit dem markanten Auge“ müssen einen Öchslegrad von mindestens 90 aufweisen und unterliegen einer strengen sensorischen Prüfung in Blindverkostung. 

Selbst bei den zur Weinerzeugung notwendigen Hefen geht man beim Projekt „Klingelberger 1782“ eigene Wege. So werden zum Beispiel in Südafrika gewonnene Reinzuchthefen, die die „Spontangärung“ unterstützen und die Weine „uniform“ machen, nicht verwendet. Achim Kirchner, Gutsleiter des Weinguts Markgraf von Baden und der Biologe Dr. Tobias Seibicke hingegen stellten sich der Frage, wie man die kostbaren Reben behüten, begleiten und beschützen und somit die Nachhaltigkeit in der Weinproduktion verstärken könne. Zusammen mit dem Badischen Weinbauinstitut nahmen sie Abstriche von Beerenhäuten und Weinblättern und entwickelten sodann die „Klingelberger-Hefe“ Saccharomyces cerrevisae isolat Klingelberg. 

Die Weinlagen des Klingelberger, gleich ob rund um das „goldene Tal“ in Durbach oder den Steillagen Oberkirchs, Ortenbergs und Zell-Weierbachs sind auch rein optisch schon eine Augenweide. Es sollte beides genossen werden. Die goldene Sonne auf den romantischen Wanderwegen durch Klingelberger Lagen und der goldene Wein hiernach im Becher.

Text: Sahar F. Kratz; Fotos: bonvinitas

 

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