Pilzwiderstandsfähige, s.g. PIWI-Rebsorten – sehr gute Weine

die Zukunft des Weinbaus durch sehr viel weniger spritzen

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Von  1400
Pilzwiderstandsfähige, s.g. PIWI-Rebsorten – sehr gute Weine' Pilzwiderstandsfähige, s.g. PIWI-Rebsorten – sehr gute Weine
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, s.g. PIWI-Sorten, liefern sehr gute Weine und dienen zugleich der Umwelt wie unserer Gesundheit, weil sie viel, viel weniger gespritzt werden müssen. Ein großer Fortschritt und die Zukunft des Weinbaus!

Warum Weine aus PIWI-Rebsorten?

Der Hintergrund sind vor allem der echte und der falsche Mehltau, Pilze die schon im 19. Jahrhundert oder gar früher aus der neuen Welt nach Europa eingeschleppt wurden und sehr viel Schaden anrichten. Leider sind unsere beliebten europäischen Reben dagegen sehr anfällig und müssen vor allem in feuchten Jahren 20mal und mehr gespritzt werden. Man kennt die Pilze auch von den Rosen, die schwarze Blätter bekommen, die dann abfallen.

So kam schon nach dem ersten Weltkrieg die Idee, in Amerika heimische Reben, die dort gut gedeihen und offensichtlich gegen diese Pilze resistent sind, mit unseren europäischen zu kreuzen, um mehr Widerstandsfähigkeit zu erzielen. Inzwischen gibt es viele resistente PIWI-Sorten, die in der Regel bis höchstens dreimal im Jahr gespritzt werden müssen.

Die Züchtung von Reben ist eine viele Jahre dauernde Arbeit, weil die Reben seit Jahrtausenden via Stecklinge geklont werden und auf diese Weise hochselektioniert wurden. Eine neue Sorte aus Samen gewonnen fällt weit zurück und muss neu hochselektioniert werden. Außerdem müssen ihre Resistenz-, Wachstums- und Weineigenschaften über Jahre getestet werden. Viele scheiden aus. Bei guten Aussichten werden sie für Winzer zum Versuchsanbau zugelassen. Bis zur allgemeinen Zulassung zum allgemeinen gewerbsmäßigen Weinbau ist es jedoch ein sehr langer Weg. Forschung und Züchtung sind inzwischen jedoch sehr weit fortgeschritten, und es gibt großartige Sorten, die sehr widerstandsfähig sind und wunderbare Weine liefern.

Der Verband PIWI International

Alexander Morandell, PIWI International VerbandspräsidentUm PIWI-Weine zu fördern, haben sich rund 1.000 Winzer, Züchter, Wissenschaftler und Rebschulen in über 20 Ländern im Verband PIWI International zusammengeschlossen. Die Mitglieder reichen von Nepal über die klassischen europäischen Weinbauländer weiter über Polen und Schweden bis hin nach Kanada. Der Name kommt von „pilzwiderstandsfähig“, weil die Bewegung vom deutschsprachigen Raum ausging. „Ziel ist die Förderung der Anpflanzung resistenter Rebsorten, die Unterstützung der Züchter und die Information der Weinfreunde, den richtigen Wein zu wählen“, sagt PIWI-Präsident Alexander Morandell. Dem Gedanken dient auch der jährliche PIWI INTERNATIONEL WINE CHALLENGE, bei dem sich die Weine messen. Ergebnisse bester Weine finden sich hier.

Bekanntere weiße PIWI-Sorten

Souvignier GrisUnter den vielen PIWI-Sorten zählt Cabernet Blanc, der sehr elegante Weine liefert, zu den in Deutschland meist angebauten weißen, gezüchtet von dem Schweizer Züchter Valentin Blattner, der in Deutschland eng mit der Rebschule Gustav Freytag in Neustadt/Weinstr. zusammenarbeitet, der für ihn die Selektionen macht und die Reben vermehrt. Cabernet Blanc wurde 2014 zugelassen und ist laut Statistischem Bundesamt 2022 mit 260 Hektar in Deutschland vertreten. Es folgen die weißen PIWI-Sorten Solaris und Souvignier Gris mit in Deutschland je über 200 ha, beide gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg. Solaris liefert würzigere Weine und wurde bereits 2004 zugelassen, Souvignier Gris, der wie Cabernet Balnc sehr elegante Weine bringt, 2013. Auch wenn der Anteil der PIWI Sorten an der rund 103.000 ha deutschen Rebfläche noch klein ist, nimmt er doch laufend zu. Viele Winzer weit über Deutschland hinaus haben die Vorteile der PIWI-Sorten erkannt und wenden sich ihnen vermehrt zu. 

Warum manche „nur“ Landwein sind

In Deutschland müssen neue Sorten zur Erlangung der Marktzulassung beim Bundessortenamt angemeldet werden. Nach jahrelangen Prüfungen und Versuchsanbau können sie die Zulassung erhalten. Die Aufnahme in die höheren Qualitätsstandards, nicht nur Landwein, bildet einen weiteren längeren Weg und muss – oft aus marktpolitischen Gründen der Entscheidungsgremien - nicht zwingend erfolgreich sein. Daher sind manche Weine aus PIWI-Sorten erst einmal als Landwein unterwegs, was daher nicht generell mindere Qualität bedeutet. Was für ausländische Weine gleichermaßen gilt.

Zu den bekannteren Roten PIWIs

Regentzählt insbesondere Regent, der bei uns mit stattlichen 1618 ha Rebfläche vertreten ist, und tiefdunkle Rotweine südlichen Charakters mit der typischen Lakritze-Note liefert. Regent war die erste wichtige deutsche PIWI-Sorte, wurde am Vorläufer des heutigen bundeseigenen Julius-Kühn-Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen/Pfalz entwickelt und schon 1995 zugelassen.

Weitere rote PIWI-Sorten in Deutschland zugelassen und im Anbau sind u.a. Cabernet Cortis mit 60 ha, gezüchtet vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg/Breisgau und 2008 zugelassen. Die Sorte liefert kräftige, farbintensive Rotweine mit deutlichen Tanninen; sowie Prior mit 21 ha (Flächen je Statistisches Bundesamt 2022), die ebenfalls aus Freiburg stammt, auch 2008 zum Erwerbsweinbau zugelassen wurde und ebenfalls dichte, stoffige farb- und gerbstoffreiche Rotweine liefert.

Internationale Arbeit

Wie erwähnt ist der Verband weltweit aktiv. Viel geschieht in Südtirol/Italien, wo auch Präsident Morandell eine große Rebschule mit Flächen auch in Österreich betreibt. Sehr aktiv ist auch die Schweiz, wo der an mehreren Orten vertretenen eidgenössischen Schweizer Lehr- und Forschungsanstalt Agroscope in Changins am Genfer See die Züchtung der Sorte Divico gelang, die sehr kräftige und gehaltvolle Rotweine bringt.

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Dies hat sie Ende Juni 2022 dem Rat und dem Parlament in einem Verordnungsvorschlag zum Beschluss vorgelegt - COM/2022/305 final. Wenn das durchgeht, wird der Weinbau mit unseren beliebten alten europäischen Sorten schwierig. „Die Zukunft sind widerstandsfähigere Sorten“, sagt Andreas Dilger, Vorsitzender von PIWI Deutschland, „und wir Winzer wie Weinfreunde können uns freuen, dass wir damit eine Zukunft haben.“

Text: Dieter Simon, Herausgeber bonvinitas; Foto Souvignier Gris: Rebschule Freytag; Foto Regent: bonvinitas. Foto Morandell: PR

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