Rekord-Mostgewicht von 210 Grad Öchsle
Trockenbeerenauslese am Zeller Abtsberg.
Frühlingshafte Wintertemperaturen lassen Hoffnung auf Eiswein zunichte werden. Es wird wohl kaum 2013er Eiswein geben. Bekannt ist uns nur die Eisweinlese an der Nahe am 27.11.2013. Das dortige Zeitfenster war aber sehr kurz. Dafür gibt es aber anderes Schönes ...
„Gefroren hat es heuer, noch gar kein festes Eis….“, so lautet die Anfangszeile des Wintergedichtes von Friedrich Güll. So kann man wohl auch den jetzigen Winter, der eigentlich keiner ist, beschreiben. Nichts mit frostigen Temperaturen mit Schnee und Eis - eher fast frühlingshaft! Dieser Witterungsverlauf machte denn auch die Hoffnung auf einen Eiswein manch eines Winzers zunichte. Bekanntlich braucht es für dies Rarität Minusgrade von unter 8° C. So zerplatzten denn auch die Eisweinträume der Winzer vom Zeller Abtsberg im Rebland des badischen Offenburg.
Dass dann aber doch noch alles überraschend gut ausging hat nicht nur den Kellermeister Christian Idelhauser gefreut. Voller Stolz konnte er am 6. Februar Vollzug melden. Wo anderorts in Baden manche Weinbaubetriebe schon mit dem Rebschnitt fertig sind und somit den Grundstock für die Ernte 2014 gelegt haben, machte sich bei strahlendem Sonnenschein eine zehnköpfige Mannschaft auf den Weg in den Zeller Abtsberg um dort auf den Grundstücken der Winzer Anna und Klaus Schley sowie Josef Basler Spätburgundertrauben zu ernten. Das Ergebnis:110 Liter Trockenbeerenauslese mit dem Rekordmostgewicht in Zell Weierbach von 210° Öchsle.
Aber eigentlich fing alles ganz anders an. Zunächst war geplant, aus den etwa 750 Weinstöcken auf 15 Ar eine Beerenauslese zu ernten, nachdem Föhn und warmes Wetter im Oktober dafür die optimalen Voraussetzungen geboten haben. Dann aber kam bekanntlich die lange Regenperiode und machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Doch nach dem Motto: aufgeschoben ist nicht aufgehoben, hegte man nun die Hoffnung auf einen Eiswein, da in der Regel zwischen Oktober und Jahresende mit Frost zu rechnen ist. Doch auch dies erwies sich letztlich als Trugschluss. Um noch zu retten was zu retten ist, hat Christian Idelhauser beschlossen die restliche Ernte 2013 (laut Badischem Weinbauverband die einzige noch verbliebene zu diesem Zeitpunkt) einzubringen. Und siehe da, mit einem Mostgewicht von 210 Grad Öchsle schafft man einen Rekord, wie man ihn in Zell-Weierbach schon lange nicht mehr hatte. Wenig aber fein. Ohne großen Maschinenaufwand, in reiner Handarbeit wurden 110 Liter Saft aus den Spätburgundertrauben gepresst und in einen kleinen Stahltank gefüllt. Dort wartet er nun auf die Gärung. „Erst in zwei bis drei Wochen wird der Saft anfangen zu gären, denn der hohe Zuckergehalt zögert diesen Gärprozess hinaus“, so Kellermeister Idelhauser. Er rechnet mit etwa sieben Volumen Prozent Alkohol. Der süße Saft wird nun zu einer Weißherbst Trockenbeerenauslese ausgebaut. Sie wird voraussichtlich im Juli, August in 0,375 Liter-Flaschen auf den Markt kommen. Er ist sicher, dass es für diesen edelsüßen Tropfen Weinfreunde geben wird, die auf der Suche nach solchen Raritäten sind. Bekanntlich kann man solche Kreszenzen bei sachgerechter Lagerung auch noch in 50 Jahren genießen. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass entgegen der Meinung vieler Laien es sich bei diesem Wein, trotz seiner Ernte im Jahr 2014 um einen 2013er handelt. Es zählt das Vegetationsjahr. Text: Horst Kröber