Lange war er Sommelier im Deidesheimer Hof, Uwe Warnecke. Wie oft hat er dort Bundeskanzler Helmut Kohl bedient, wo dieser gerne und legendär mit dem französischen Staatpräsidenten François Mitterrand Saumagen aß. Inzwischen lädt der Spitzensommelier jährlich zur ebenfalls schon legendären Véritable ein, jener nach eigenem Bekunden schönsten Weinmesse der Welt, auf der regelmäßig eine Großzahl internationaler Spitzenweingüter ihre Gewächse präsentieren, dieses Jahr zum achten Mal. Dazu unten mehr. Nun hat Warnecke noch eins draufgesetzt und seinen eigenen Wein kreiert:
Der ZACK ZACK
„ZACK ZACK“ hat „Crazy Uwe“, wie er sich selbst auf dem Etikett nennt, seinen ersten Wein getauft, und dies kommt ihm, wer ihn kennt, bestens nahe, denn der Wirbelwind ist praktisch nur per Handy zu erreichen. „Crazy Uwe“ ließ seinem Tropfen Zeit, aus 2016 stammt der erste, den ich für mich (außerhalb unserer bonvinitas Blind-Weinbewertungen durch Fachleute und Weinfreunde) mit 90 orangen Punkten (Kategorie 3, Weine mit Restsüße) bewertet habe, was ich im Rahmen von „Weinentdeckungen der Redaktion“ ja häufiger mache:
Frische, blitzsaubere Nase mit Noten von Zitronensaft, Kiwi, Stachelbeerkompott, habe ich notiert; auf der Zunge lebhafte Frucht und Süße, sehr gut ausgewogen bei schöner Reife, ein Wein der kräftig animiert; fruchtiges, nochmals animierendes Finish. Ein lebhafter Tropfen, ein Pfälzer Mosel könnte man ihn nennen, bei dem es kaum bei einem Glas bleibt, was bei „lediglich“ 9% Alkohol auch gut machbar ist. Ein Wein, wie ihn unsere Großväter kannten und liebten, dem ich gut sechs bis acht Jahre Zukunft vermache, und schon gespannt bin, was er dann noch draufsetzt. „Bravo Uwe“, kann ich nur sagen. Schon heute ein wunderbarer „5-Uhr-Tee-Wein“ zum Einstieg, als Aperitif oder zum Anstoßen bei Anlässen, doch ebenso gut passend zu würzigen Grillsteaks oder als Terrassenwein! Zu beziehen bei Ardau Weinimport für 23 Euro per 0,75 l Flasche.
Es lag nahe, dass Philipp Kiefer bei „Crazy Uwes“ erstem Wein Pate stand. Schließlich hatte Warnecke die Idee zur Véritable zusammen mit Philipp Kiefer, Mitinhaber und treibende Kraft im Weingut Alosiushof, in dessen historischen Gebäuden die Véritable alljährlich tobt, denn anders kann man es nicht nennen, im malerischen und von Touristen geliebten St. Martin in der Pfalz. Die Riesling-Trauben stammen aus der Lage Maikammerer Mandelberg. Zum Ausbau wurden gebrauchte Mosel-Fuderfässer besorgt, die nur Spontangärung gesehen hatten, und in einem alten gesonderten Keller oberhalb des Aloisushofes untergebracht wurden, den nie eine Reinzuchthefe „betreten“ hat. Dort reifte dann der „Zack Zack“ und Spontangärung war Ehrensache.
Die Véritable
Die diesjährige Véritable findet am Montag, 2. Juli 2018, von 12-18 Uhr statt. Leider kann sie nicht allgemein öffentlich sein, denn die Besucher, die Crème de la Crème an Weinimporteuren, -händlern und Gastronomen stehen sich dort buchstäblich auf den Füßen. Maximal 650 Besucher können zugelassen werden, deren Besuch nach Anmeldung von Warenecke persönlich bestätigt sein muss. Mehr lassen die historischen Gebäude leider nicht zu. Große Namen an Spitzenweingütern werden erwartet, wie aus Baden Bernhard Huber; aus Franken Rudolf Fürst; von der Mosel Dr. Loosen, Fritz Haag, Van Volxem, Günther Jauch; von der Nahe Dönnhof; aus der Pfalz A. Christmann und Knipser; aus dem Rheingau Robert Weil; aus Burgund Louis Boillot; aus der Champagne Billecart-Salmon; aus Italien Elio Altare und Villa Santo Stefano; aus Österreich Prieler, Schloss Gobelsburg sowie Pichler; aus Portugal Nieport; aus Spanien Mas d’en Gil; aus Argentinien Bodega Chacra – um nur einen kleinen Teil der insgesamt 92 Winzer aus 37 Anbaugebieten zu nennen, darunter auch viele die zum ersten Mal dabei sind. Näheres unter www.veritable.de. Anmeldung unter
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Vortrag Dr. Loosen: "Back to the Roots – Zu den Wurzeln des Fassausbaus"
Öffentlich und eintrittsfrei ist der
Auftaktvortrag zur Véritable des Mosel-Spitzenwinzers und großen Exporteurs, Dr. Ernst Loosen, am Sonntag, 1. Juli 2018, 14.30 Uhr, im Saalbau Neustadt, Bahnhofstr. 1, 67464 Neustadt/Weinstraße. „Back to the Roots – Zu den Wurzeln des Fassausbaus“ heißt das Thema. „Ein großer Wein entsteht im Kopf“, lautet ein Leitsatz von „Erni“ Loosen, der erst Archäologie studierte und dann durch die Welt zog. 1988 übernahm er die Leitung des 200 Jahre alten Familienweinguts und erkannte rasch das Potenzial der vielen 60 bis 100 Jahre alten Reben. Heute zählt das Weingut Dr. Loosen in Bernkastel gemäß mehreren Meinungen aus der Fachwelt zu den 50 besten der Welt. Auch hier ist Anmeldung erforderlich:
https://www.pfalz.de/loosen.
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Titelmontage und ebenso Fotos: Dieter Simon, bonvinitas; sofern nicht anders angegeben.