Craft Spirits: über kleines feines Geistiges von Thomas Kochan und Theo Ligthart
guter vom Geist beseelter Ratgeber - nicht besserwisserisch
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/f4/2f/9b/craft-spirits-ueber-kleines-feines-geistiges-von-thomas-kochan-und-theo-ligthart-55-1543577377.jpgMit Craft Beer fing eigentlich alles an. Schnell war der Begriff in aller Munde. Und so war es nur eine Frage der Zeit wann dieses „Craft“ auch auf andere Getränke bezogen wurde. Ich erinnere mich bei solchen Bezeichnung an meine Jugendzeit, die doch schon einige Jahrzehnte zurückliegt. Dort hieß es etwas ironisch „schief ist englisch und englisch ist modern“. Wieso nicht, wenn ein normaler Imbisswagen heute durch die Bezeichnung „Foodtruck aufgewertet wird, so kann man auch eine Spirituose aufwerten, indem man sie „Craft Spirits“ also handgemacht und in kleinen Betrieben hergestellt, nennt.
Weg vom Mainstream, handgemachte Spezialitäten
Aber beiseite mit der Ironie. Thomas Kochan und Theo Ligthart haben mit ihrem kleinen, handlichen Büchlein: „99 Craft Spirits, die besten Spirituosen, die man probiert haben muss“ einen Streifzug durch handwerklich arbeitende Brennereien und Likörmanufakturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unternommen. Haben den Produzenten über die Schulter geschaut und deren Produkte probiert. Von A wie Apfelbrand bis Z wie Zirbengeist. Auf fast 200 Seiten taucht der Leser ein in die vielfältige Welt der Spirituosen wie, Liköre, Whiskys, Gins oder Obstbrände, um nur einige zu nennen. Wichtig war den Autoren, Betriebe auszusuchen, die abseits vom Mainstream arbeiten. Klein aber fein ist hierbei die Devise. Dabei haben sie erstaunlich schmeckbare Entdeckungen gemacht. So lagen Tradition und Innovation dicht beieinander. Perfektes Handwerk in Kombination mit Entdeckergeist und Abenteuerlust, waren oft der „Spiritus Rector“ für die vielen „geistigen“ Variationen.
Da die beiden Autoren vom Fach sind, gemeinsam organisieren sie die „DESTILLE BERLIN“, Europas größtes Festival für handwerklich produzierte Spirituosen, sollte man sich auf ihr Urteil wohl verlassen können.
Von Absinth bis Zirbenbrand
Das Büchlein ist aufgeteilt in 10 Rubriken. Jede einzelne beinhaltet eine bestimmte Spirituosensparte und deren ausgesuchte Produzenten. Den Rubriken vorgeschaltet, ist eine kurze Abhandlung über die Herstellung der diversen Spirituosen. Danach folgen die Porträts der Erzeuger auf jeweils einer oder zwei Seiten. Authentische Fotos vom Produzenten oder deren Destillerie lockern das Ganze auf. Der Leser erfährt in kurzen und verständlichen Worten alles Wesentliche über den Betrieb und das, was ihn auszeichnet. Ohne faulen Schmus, ohne Lobhudelei zu verfallen, bekommt der Leser einen guten und ehrlichen Einblick über den Betrieb und dessen Produkte. Egal in welcher Region, egal um welche Art von Spirituosen es sich handelt, ob alteingesessene Brennerei oder die „Jungen Wilden“ hier wird nichts beschönigt sondern mit gleichem Maß gemessen. Es macht Spaß sich durch diese Lektüre durchzuarbeiten. Am Ende macht sich die Gewissheit breit, dass ein Obstbrand mehr ist als ein „Schnaps“, dass Gin nicht nur zu Cocktails taugt und Whisky kein Alleinstellungsmerkmal für Schottland ist. Und das ist doch schon eine ganze Menge.
Ratgeber und Lustmacher
Fazit: Das Büchlein ist ein nicht zu unterschätzender Ratgeber wenn man sich in die Welt der Spirituosen begeben will. Zwar vom Geist beseelt, aber nicht wissenschaftlich besserwisserisch abgefasst, sondern verständlich ehrlich und authentisch. Es macht neugierig auf die Produkte und die Betriebe. Nur eines kann auch dieses Büchlein nicht: schmecken und riechen lassen. Aber wie heißt es so schön, selbst ist der Mann oder die Frau. Probieren geht bekanntlich über studieren.
Text: Horst Kröber
Thomas Kochan und Theo Ligthart
Christian Verlag
Erschienen am 19.09.2018
192 Seiten und ca. 150 Abbildungen, Format 12,0 x 18,5 cm
ISBN 9783959611855
14,99 Euro
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