Rebengold heißt der Roman von Ellin Carsta. Die Frage stellt sich, ob die Reben im 14 Jh. wirklich so golden waren. Die Zeiten waren es im späten Mittelalter, gerade hatte man die Pestepidemie hinter sich, sicherlich nicht. Auf über 350 Seiten lässt Carsta die Hauptperson Isabel Velten alle Höhen und Tiefen eines aufregenden Lebens erfahren.

 

Liebe, Tod, Intrigen, Missgunst, sogar Mord und Totschlag im ansonsten beschaulichen Geysenheim am Fuße von Schloss Johannisberg im Rheingau treiben die Handlung stets voran. Schon der Anfang, die Fahrt von Krefeld rheinaufwärts, verlangt Isabel Velten alles ab, sterben doch Mann und Schwager, die eigentlich unentbehrlich waren, für das was auf die Familie zukommt: die Arbeit in einem vom Kloster verpachteten Weinberg. Gut gesinnt ist man ihr nicht, da sie als Frau zu dieser Zeit nicht ernst genommen wird und fast keinerlei Rechte hat. Jetzt Witwe mit zwei minderjährigen Kindern, sieht das Ganze noch schlimmer aus. Obwohl Teile der Klosterbrüder gegen sie sind, und sie von einer Familie, die genau wie sie einen Weinberg gepachtet hat, stets Steine in den Weg gelegt bekommt, beweist Isabel Durchhaltevermögen. Doch immer wenn man denkt jetzt wendet sich das Schicksal zum Guten, passieren schreckliche Dinge und werfen sie wieder zurück. Sie fällt auf einen widerlichen Mann herein, der sie schlägt und vergewaltigt. Ihre Ehe mit ihm ist ein Martyrium, sie verliert ihr Baby und ist oft der Verzweiflung nahe. Feindschaft und Hass schlägt ihr entgegen. Doch es gibt auch ein paar Freunde und Helfer, die ihr immer wieder Mut machen. Sie lernt die Arbeiten im Weinberg vom Pflanzen bis hin zur Weinherstellung. Sie macht sich mit den Handeslbräuchen vertraut und wird immer selbstbewusster. Isabel Velten, eine leidenschaftliche Frau, die den Unbillen der Zeit trotz und sich durchbeißt. Carsta hat die Charaktere gut getroffen. Ihr Schreibstil ist flüssig und stilsicher. So stören auch einige grammatikalische Fehler nicht wirklich.

 

Das einzige Manko des Romans sind die fehlenden Kenntnisse über den Weinbau. So ist ständig von Fässern die Rede, ohne dass man weiß wie groß diese sind. Vom Verladen der Fässer ist die Rede. Wie dies von statten ging: ein volles Fass ohne technische Hilfsmittel auf ein Schiff zu laden, wäre sicherlich interessant gewesen. Bei der Weinbergsarbeit wird nur vom Pflanzen, Ernten und Binden geredet. Was ist mit Bodenarbeiten, Pflanzenschutz etc. Das ist alles ein wenig zu einfach dargestellt. Auch ist sicherlich kein Roter Wein aus der Kelter gelaufen. Die Farbe entsteht bei den meisten Rotweinsorten erst durch das Vergären der Maische. Auch das Ziehen eines Pfluges mit Menschenkraft (geschweige denn durch die Kraft einer Frau) ist in den Weinbergen unterhalb von Schloss Johannisberg (Hanglage) sicherlich nicht möglich. Auch an manchen Stellen sind kleine unlogische Schlussfolgerungen festzustellen. So wird ein Feuer in einer kleinen Kate sicherlich nicht so plötzlich und vehement ausbrechen, dass es für einen ausgewachsenen Mann nicht möglich ist, sich durch einen Sprung durchs Fenster oder durch das Eintreten der Tür zu retten.

 

Aber alles in Allem ist der Roman lesenswert, da er spannend erzählt ist, es wenig Leerlauf gibt, der Schreibstil gefällt und von Personen handelt, in die man sich hinein versetzen kann. Ein Glas Wein beim Lesen macht das Ganze sicherlich noch etwas authentischer.

Ellin Carsta

Historischer Roman

Amazon Publishing

354 Seiten

9,99 €

ISBN 978-1503941656