Im Mittelpunkt des Buches stehen die zwei Protagonisten,
deren Vornamen identisch sind mit denen der beiden Autoren, und der Wein in all seinen Facetten. Welcher Wein zu welcher Gelegenheit oder umgekehrt zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Buch. Sieben Kapitel mit wiederum unterteilten kleinen Geschichten oder Anekdoten wie „Beim Etikettensaufen“, „Wenn man seinen Exfreund im Supermarkt trifft“, „Onkel Hubertus“ oder „Bei Liebeskummer“ bieten wunderbare Ansätze, um über Gott und die Welt zu räsonieren, zu abstrusen Gedankenspielen zu kommen und den Wein quasi als Katalysator zu gebrauchen um diese Gelegenheiten flüssig zu begleiten. So benutzt der Protagonist Martin einen Barbera als den Wein, den man sich „unaufgeregt an die Backe klatschen kann“ oder, wenn ihm das Geschwafel der Weinexperten (Leder Trüffel, Mergel Lakritze) zuviel wird: „Barbera ist wie süße Medizin. Barbera heißt: Halt doch einfach mal die Fresse. Schalt mich ab.“ Noch heftiger wird es dann, wenn selbiger sich über „fancy Namen“ diverser Weine in einer Szene Vinotage mit folgenden Worten auslässt: „Es muss viel passieren, bis ich trotz eines gelungenen Türschilds auf der Pulle, die Suppe mit den Worten, Leck mich am Arsch, was für eine Scheiße, gegen die grob verputzte Wand spucke.“
Umso erstaunlicher dann, wenn es heißt: „Ich liebe den Wein in all seinen endlosen, wundersamen Variationen. Mich fasziniert von Traube zu Traube, von Jahrgang zu Jahrgang die visionäre Kraft des Winzers aus den Zutaten von Wetter, Böden, Rebe und Geduld und Liebe in vergleichsloser Entschleunigung das ganze Jahr über am bestmöglichen finalen Schmelz zu tüfteln.“
Es sind diese Gegensätze,
Lassen wir die Gegensätze
Ich muss gestehen, ich tat mich oft schwer damit, mich durch die oft rüde Sprache zu kämpfen. Wären nicht diese feinen Zwischentöne gewesen, die mich davon abgehalten haben, das Buch einfach zuzuschlagen. Diese haben mich dann doch oft schmunzeln und kopfnickend weiterlesen lassen. So wetteifern zwar letztlich immer noch zwei Seelen in meiner Brust, aber vielleicht soll dies so sein. Lassen wir dem Buch diese Gegensätze. Vielleicht sind es gerade die, die seinen Wert ausmachen. Es lohnt sich allemal es auszuprobieren und eigene Erkenntnisse zu sammeln.
Text: Horst Kröber
Aufmachermontage: bonvinitas; Buchcover: Verlag; Foto Aufmacher: OSTAPENKO ANT0N - Adobestock