Wein – geht es um die Pfalz, denken wahrscheinlich viele zuerst an fruchtige Weißweine. Nicht ganz ohne Grund, schließlich gehört die Pfalz deutschlandweit zu den größten Weinbaugebieten. Der Weinbau ist in der Region bereits seit dem 1. nachchristlichen Jahrhundert verankert. Parallel zum Wein ist die Pfalz auch für BASF in Kaiserslautern oder die Ramstein Air Base sowie das Landstuhl Regional Medical Center bekannt. Alles eher unspektakulär und bodenständig. Aber: Von diesem ersten Eindruck sollte ihr euch nicht täuschen lassen. Die Pfalz hat einige Facetten zu bieten, die euch als Besucher überraschen und faszinieren werden.
Nicht ohne Grund zieht die Region jedes Jahr ein Millionenpublikum an. Laut Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz verzeichnete die Pfalz – nach der Region Mosel-Saar – bereits im ersten Halbjahr 2017 die zweithöchste Zahl an Übernachtungen in ganz Rheinland-Pfalz. Und es muss Gründe geben, warum innerhalb von sechs Monaten mehr als 910.000 Gäste die Pfälzer und ihre Region besucht haben. Ein Grund könnte die besondere Qualität des Weins sein, ein anderer Grund sehenswerte Städte wie Speyer. Aber auch abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten hat die Pfalz das eine oder andere kleine Juwel vorzuweisen.
1. Klingenmünster - der Ort der 3 Burgen
Klingenmünster gehört auf den ersten Blick zu den eher „verschlafenen“ Gemeinden der Pfalz. Kaum etwas liefert dem vorbeieilenden Reisenden Hinweise auf die bewegte und wechselvolle Geschichte des Ortes und der Umgebung – bis auf vielleicht die Tatsache, dass rund um Klingenmünster gleich drei Burgen zu finden sind, die:
- Fliehburg Heidenschuh
- Salierburg Waldschlössel
- Stauferburg Landeck
1411 wird die Gemeinde urkundlich erwähnt. Die Lage Klingenmünsters erklärt sich aus der Tatsache, dass sich hier zwei alte römische Heerstraßen kreuzen, die bis ins Mittelalter belegt sind. Siedlungen dürften in der Umgebung allerdings schon früher existiert haben – worauf zumindest die Wehranlage Heidenschuh schließen lässt.
Die Fliehburg Heidenschuh
Hier handelt es sich um eine Ringwallanlage im Bereich des Treutelsbergs. Aufgrund der besonderen regionalen Geographie entstand die Wallanlage als Abschnittsbefestigung; Mauern umschlossen das Areal also nicht vollständig. Vermutlich geht der Bau der Wehranlage, die nur in Notzeiten genutzt wurde, auf das 8. bis 9. Jahrhundert zurück.
Das Waldschlössel
Auf dem Treutelsberg gelegen, ist die Burganlage eine der ältesten Pfälzer Burganlagen. Die Salierburg war eine echte Turmhügelburg und wurde im 11. Jahrhundert errichtet. Davor existierte hier eine Fliehburg, welche in Notzeiten genutzt werden konnte. Die Burganlage in ihrer endgültigen Form wird dem Adelsgeschlecht der Salier zugeschrieben.
Die Stauferburg Landeck
Die heutige Burgruine geht auf eine Anlage zurück, deren Wurzeln ins ausgehende 12. Jahrhundert bzw. das beginnende 13. Jahrhundert reichen. Die Höhenburg findet erstmals 1237 urkundlich Erwähnung. Nach der Eroberung im Pfälzischen Bauernkrieg 1525 wurde die Anlage zerstört, allerdings wiederinstandgesetzt. Die endgültige Zerstörung wird für das späte 17. Jahrhundert angenommen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird die Ruine der Burg durch einen Verein gepflegt. Heute ist die Burgruine Kulisse für moderne Ritter – die im Rahmen des Landeckfests das Mittelalter wiederaufleben lassen.
2. Das Odinstal - Weinberge und Naturschönheit
Wer Odinstal zum ersten Mal hört, denkt an schroffe Klippen und nackten, kalten Fels. Die Assoziation mit dem nordischen Gott sollte einfach beiseitegeschoben werden. Hinter Odinstal steckt vielmehr etwas, was mit viel Geduld, Fleiß und Energie zu tun hat. Odinstal ist der Name eines bekannten Pfälzer Weinguts, dessen Lage sehr besonders ist. Aufgrund der Lage ist das Odinstal die höchstgelegene Lage im nördlichen Weinbaugebiet Mittelhaardt. Hierdurch brauchen die Trauben länger zum Ausreifen, was zu einer besonderen Fülle an Aromen führt. Im Weingut ausgebaut, kommen nur die besten Eigenschaften der Weinbeeren ins Glas.
Neben dem Abstecher zum Weingut sollte jeder Besucher ein Auge auf die Umgebung werfen. Im Rahmen der Entstehung des Rheingrabens ist basaltische Schmelze ausgetreten. Mehrere Steinbrüche haben eine raue – aber trotzdem malerische Schönheit entstehen lassen, die sich niemand entgehen lassen sollte.
3. Schweigen-Rechtenbach - wandern an der Grenze zum Elsass
Schweigen-Rechtenbach sollte jeder Besucher kennenlernen, der einen Abstecher auf die Weinstraße machen will. Schließlich nimmt diese in Schweigen-Rechtenbach ihren Anfang. Die Gemeinde hat aber noch einige weitere interessante Aspekte zu bieten. Weinliebhaber können sich in Schweigen-Rechtenbach nicht nur die Produkte der Pfälzer Weinbauern kosten. Schweigen-Rechtenbach liegt
direkt an der Grenze zu Frankreich. Ideale Voraussetzungen, um den einen oder anderen Tropfen bei den französischen Nachbarn zu kosten.
Wer wissen will, was es für einen guten Jahrgang braucht, bekommt nötige Informationen auf dem 1. Deutschen Weinlehrpfad. Erwähnt wurde die besondere Qualität des Weins der Region übrigens schon im 9. Jahrhundert.
Schweigen-Rechtenbach bietet mit seiner malerischen Landschaft aber auch Wanderfreunden das eine oder andere Highlight. Mehrere Touren führen vom Weintor ausgehend in die Region, etwa zur Ruine Guttenberg oder entlang der deutsch-französischen Grenze. Mitbringen sollten Besucher das richtige Equipment und etwas Ausdauer.
4. Landau in der Pfalz - schön bummeln und Beginn der Queichtalbahn
Wer einen Abstecher in die Pfalz macht, sollte sich Landau nicht entgehen lassen. Gegründet wurde die Stadt im 13. Jahrhundert und erhielt bereits 1274 das Stadtrecht. Als Reichsstadt begann ab 1648 eine höchst wechselvolle Geschichte.
Landau blieb zwar, anders als das Elsass, deutsch, konnte die Unabhängigkeit allerdings nicht behaupten. In den Folgejahren von Frankreich eingenommen, erfolgte der Ausbau zur Festung. Diese Entwicklung hat Landau entscheidend geprägt. Im 18. Jahrhundert wechselte der Besitz der Stadt mehrfach. Mit dem Deutsch-Französischen Krieg fiel Landau endgültig an Deutschland zurück.
Die Architektur Landaus wird immer noch durch Barock und Klassizismus geprägt. Auffällige Bauwerke sind unter anderem die Stiftskirche oder:
- die Marienkirche
- die Villa Streccius
- das Alte Kaufhaus am Rathausplatz
Auf jeden Fall kann man in Landau gemütlich bummeln, einen Kaffee auf dem Rathausplatz genießen und natürlich einen guten Pfälzer Tropfen.
Ferner beginnt in Landau die berühmte Queichtalbahn, die quer durch den Pfälzerwald durch eine wunderschöne Landschaft bis nach Pirmasens reicht, um dort nach Rohrbach weiterzufahren.
Tipp: Wer mehr zur Geschichte Landaus und dessen Entwicklung erfahren will, sucht am besten nach dem Bahnhof. In der Alten Bahnpost ist seit einigen Jahren das Historische Stadtmuseum untergebracht. |
5. Dörrenbach - das Dornröschen der Pfalz
Dörrenbach ist die Mischung aus Romantik und Lebensfreude. Gelegen am östlichen Rand des Biosphärenreservats Pfälzerwald, gehört die Gemeinde zu den schönsten Orten der Weinstraße. Und Dörrenbach ist älter als so manche Stadt der Pfalz. Erstmals wird die Gemeinde bereits Ende des 10. Jahrhunderts erwähnt.
Wer einen Abstecher nach Dörrenbach macht, wird überrascht sein, was die Gemeinde alles zu bieten hat. Von der einstmals stolzen Felsenburg Guttenberg sind heute leider nur noch Reste übrig. Allerdings eröffnet sich dem Wanderer, der den 503 Meter hohen Schlossberg zu erklettern bereit ist, ein unvergessliches Panorama – bis in die Rheinebene.
Und auch die Wehrkirche oder das historische Rathaus sollte bei einem Besuch nicht ausgespart werden. Tipp: Wer mit Kindern unterwegs ist, lässt auf dem Dörrenbacher Märchenweg die Helden der Gebrüder Grimm wieder lebendig werden.
Fazit: Die Pfalz entdecken – es muss nicht nur Wein sein
Die Pfalz ist für viele Besucher in erster Linie eines der bekannten deutschen Anbaugebiete für Rot- und Weißwein. Daran gibt es auch nichts zu rütteln. Schließlich haben die Römer Weinreben bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. mitgebracht. Aber: Wer die Region und die Pfälzer nur auf den Weinbau reduziert, tut der Pfalz unrecht. Der Landstrich an der Grenze zur Frankreich hat einfach viel mehr zu bieten. Bereits in der Antike besiedelt gewesen und von den Römern in Besitz genommen, sind die Spuren einer wechselvollen Geschichte immer noch sichtbar – sei es nun in den mittelalterlichen Wehranlagen und Burgruinen oder der barocken sowie klassizistischen Architektur Landaus. Und wer schon einmal da ist, sollte einfach mal die Beine in die Hand nehmen. Die Pfalz ist eine Region, in der sich auch das Wandern lohnt – egal, ob es nur um eine Tagestour oder das Ablaufen der Deutschen Weinstraße geht.
Text: Seo2be, Trier
Bildnachweise
Bild Klingenmünster: fotolia.com / Urheber AnnaReinert #167843858
Bild Byker und Stauferburg Landeck: je Dominik Ketz – Rheinland-Pfalz-Touristik
Bild Weingut Odinstal: PR / Fabian Hensel
Bild Deutsches Weintor: fotolia.com Urheber Jürgen Fälchle #177136356
Bild Landau: pure-life-pictures - stock.adobe.com
Bild Dörrenbach: Fotolia.com Urheber: AnnaReinert #168106571