Ein Wochenende in der Champagne

mit Verkostung bei Le Brun Servenay in Avize

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Von Evelyn Damiani und Rupert Schmid  5564
Die Weite der Champagne mit ihren Reben beim Reims, Rüttelpulte sowie ein Schnappschuss von der Avenue de Champagne in Epernay
Wer zum ersten Mal zu einer Verkostungstour in die Champagne fährt, startet am besten in Reims. Hier haben viele der weltberühmten Champagner-Häuser ihren Firmensitz. Mit festen Öffnungszeiten und mehrsprachigen Führungen sind sie auf Besucher bestens eingestellt. Besonders interessant sind nach unserer Meinung Pommery, mit seinen aus dem 19. Jhd. stammenden Gebäuden auch ein architektonisches Juwel, sowie Taittinger, dessen tief unter der Erde liegende gallorömische, an eine Kathedrale erinnernde, Kreidekeller zum UNESCO-Welterbe zählen. Von Reims nach Epernay, wichtiges Champagner-Produktionszentrum, sind es nur etwa 30 km. Epernay eignet sich mit seinen zahlreichen Champagnerhäusern entlang der „Avenue de Champagne“ aber auch aufgrund seiner attraktiven Infrastruktur, vor allem im gastronomischen Bereich, sehr gut als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Côte des Blancs.
 

Eines der Champagner Pommery GebäudeEines der Champagner Pommery Gebäude

Auch wir machten dort Station, als wir im Herbst wieder für ein Wochenende in die Champagne fuhren. Die großen Häuser hatten wir in den vergangenen Jahren bereits besucht und so suchen wir uns jetzt für die Besichtigungen immer kleinere Betriebe aus. Im Vorfeld hatten wir diesmal einen Termin zur Degustation bei Le Brun Servenay in Avize vereinbart, einem der typischen kleinen Familienbetriebe in der Champagne. Bei einer Anbaufläche von 7 ha werden pro Jahr etwa 40.000 Flaschen produziert. In der Vinothek wurden wir von einer Mitarbeiterin sehr nett in Empfang genommen. Natürlich wollten wir auch gerne den Weinkeller besichtigen, hatten dies jedoch bei der Terminvereinbarung nicht erwähnt. Mit dem launigen Vermerk, „hoffentlich ist es da unten auch sauber“, wurde uns aber ein Rundgang durch Produktions- und Lagerräume unkompliziert ermöglicht. Verglichen mit den schier endlosen unterirdischen Tunnelsystemen, in denen die grossen Champagnerhäuser, wie zum Beispiel Mercier, ihre Flaschen lagern, war dieser Keller erwartbar höchst übersichtlich. Wir schlenderten durch den einzelnen Räume, unterhielten uns dabei entspannt, wunderten uns über die teils abenteuerliche Art und Weise, die Flaschen ohne Hilfsgerüste praktisch auf dem Kopf zu lagern und fanden uns dann wieder oben im Verkostungsraum ein.

ChampagnerflaschenDie Preise beginnen bei etwa 20 € für den klassischen Einstiegschampagner brut. Mit seinen frischen Aromen von Zitrone, einem Hauch von Steinobst sowie dezenten Hefearomen und einem Anklang an Mandel gefiel er uns sehr gut. Ebenso auch der Rosé, bei dem in der Nase und am Gaumen feine Noten von Blutorangen, Erdbeeren und Himbeeren dominieren. Der Grundwein wird zu 90 % aus Chardonnay, zu 10 % aus Pinot Noir und Meunier verschnitten. Preislich liegt er etwa in der gleichen Kategorie. Weniger überzeugte uns der Jahrgangschampagner von 2008. Dieser hatte sich für unseren Geschmack schon zu weit in Richtung seines Zenits entwickelt und im Geruch zeigten sich Pilzaromen, die die Fruchtigkeit etwas verdrängten. Insgesamt hat die Probe großen Spaß gemacht und war, da wir die einzigen Gäste waren, auch sehr individuell.

Das Champagnerhaus De Castellane in Epernay

Champagnerhaus De CastellaneAm Sonntag haben die meisten Betriebe für Besucher geschlossen. De Castellane im Zentrum von Epernay hatte jedoch geöffnet. Das Gebäude ist architektonisch sehr reizvoll. In zweiter Reihe hinter der Avenue de Champagne gelegen, fällt es vor allem durch seinen Turm auf, der den Charakter eines Wahrzeichens hat. Die Produktionshallen mit ihren charmanten Details einer Industriearchitektur aus den 1900er Jahren erinnern ein wenig an ein Krankenhaus. Alles ist in cremefarbigen Fliesen gehalten, die man einfach sauber halten kann. Nach einem Rundgang durch diverse Gewölbegänge gingen wir ins kleine Museum, das einen guten Einblick in die einzelnen Prozesse bei der Champagnerproduktion vermittelt. Sehr anschaulich wird zum Beispiel die Entwicklung vom manuellen zum maschinellen Rütteln der Champagnerflaschen dargestellt sowie die Technik des Verschlusses. Bis die Gärprozesse vollständig kontrollierbar wurden, waren die Flaschen unter dem hohen Druck des sich bildenden Kohlendioxids immer wieder geplatzt. Den Abschluss bildete leider nur die Verkostung des Einstiegschampagners. Mit einem Preis von 14 € für die gesamte Besichtigung ein faires Angebot, das unbedingt empfehlenswert ist.
 

Unser Fazit nach dem diesjährigen Ausflug in die Champagne ist wieder einmal: Wer keinen Wert auf renommierte Markennamen legt, findet bei den kleinen Familienbetrieben hervorragende Qualität zu akzeptablen Preisen. Gleichwohl sollte man die schlossartigen Firmensitze der großen Produzenten mit ihren beeindruckenden Kelleranlagen gesehen haben!

Die genannten Autoren mit Ausbildung am Wine & Spirit Education Trust (Level 3), hauptberuflich als Ökonomin und Jurist tätig, besuchen in ihrer Freizeit gerne Weingüter im In- und Ausland. Vor einiger Zeit haben sie begonnen, die dabei entstehenden Aufzeichnungen zu veröffentlichen.

Fotos soweit nicht anders angegeben: © Evelyn Damiani & Rupert Schmid; Foto: Champagne bei Reims: Adobestock; Foto: Rüttelpulte: Simon Kolton, Adobestock



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