Elegante, reife Rieslinge: Eindrücke von der Mosel

profitieren vom Klimawandel – schönes Reiseziel mit guten Weinen

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Von  6809
Vorne und bis von der Abendsonne beleuchtet in der Mitte die Lage Pündericher Marienburg, vom VDP als Grosse Lage klassifiziert. Hinten oben die Burg, rechts der Ort Pünderich. Foto: Jutta Brohl, Weingut Frank Brohl, Pünderich
Viele elegante Rieslinge, bestens gepflegt, Weine mit Charakter und sehr schön zu Fisch, Meeresfrüchten, hellem Fleisch und Ähnlichem! Dies war der Gesamteindruck meiner Reise an die Mittelmosel, nach Pünderich und Umgebung. Die Mosel bedeutet nun einmal vor allem Riesling, dessen Anteil über 60 % beträgt, und es muss betont werden, die Weine präsentieren sich mit schöner Reife und scheinen ganz offensichtlich vom Klimawandel zu profitieren, ohne dass sie zu schwer werden. Viele lagen bei angenehmen 12,5 % Alkohol. Möge es so bleiben. Die Winzer geben sich auf den extremen Steillagen größte Mühe, und so möchte ich eine Reihe von Weingütern vorstellen mit Weinen, die mir ausgesprochen gut gefallen haben. Auch wenn oft nur ein Wein je Gut beschrieben ist, hat der betreffende Winzer natürlich weitere gute Tropfen im Angebot, die ich nicht alle vorstellen kann. Die Region ist eine Reise wert. Viele Güter bieten schöne Vinotheken, Straußwirtschaften, gepflegte Gästezimmer und Ferienwohnungen.

VDP Öko-Weingut Clemens Busch, Pünderich

Der VDP Öko-Winzer Clemens Busch. Foto: bonvinitasBusch liest in mehreren Druchgängen nur vollreife Trauben. Foto: bonvinitasBoden am Rothenpfad: Roter und blauer Schiefer. Foto: bonvinitas

Davon möchte ich drei Weine vorstellen: 2016 Pündericher Marienburg „Rothenpfad“ Riesling Großes Gewächs (dies bedeutet nach VDP-Kriterien automatisch trocken und deutlich höhere Qualitätsstandards als Qualitätswein. Näheres dazu findet sich auf der Website des Verbands der Prädikatsweingüter, VDP): sehr reifes Bukett mit Noten von Pfirsichen, getrockneten Feigen, Feigenmarmelade; auf der Zunge viel Biss und große Rasse auf hohem Niveau; feines hochwertiges Finish mit feingeschliffenen Mineralnoten; ein hochwertiger, kristalliner Tropfen mit 12,5 % Alkohol und schön zu Austern, Calamari oder Kalbsfilet. Der Rothenpfad ist ein Gewann in der Steillage Marienburg – im Bild oben im Vordergrund. Der Name bezieht sich auf den dort vorherrschenden roten Schiefer.

2015 Pündericher Marienburg „Rothenpfad“ Riesling Großes Gewächs, 12,5 %: Edel gereift in der Nase mit Anklängen an weiße Pfirsiche, Zitronat, getrocknete Aprikosen, Stachelbeermarmelade; auf der Zunge edle Frucht, Reife, Opulenz, Tiefe und feine Würze mit interessanter, unterhaltsamer Mineralität im Finish.

Einer der besten Tropfen, die ich auf dieser Reise probieren konnte, eine opulente Eleganz, war der 2016 Pündericher Marienburg Fahrlay Riesling Großes Gewächs, ebenfalls 12,5 %, aus dem Gewann Fahrlay: Im Bukett Honignoten sowie Trockenfrüchte, kurz gesagt eine edle Reife; auch am Gaumen ein edler Tropfen mit Breite, Tiefe und Opulenz sowie mit schöner Mineralität im Finish.

Clemens Busch, der das 17 ha Weingut zusammen mit Ehefrau Rita und Sohn Johannes bewirtschaftet, ist seit 2007 VDP-Mitglied. Auf Grund eigener bitterer Erfahrungen mit Schädlingen hatte er sich auch im Ausland umgetan und dann schon 2005 auf ökologischen Anbau umgestellt. Der meiste Besitz liegt in der vom VDP als „Große Lage“ qualifizierten Lage Marienburg mit grauem, roten und 10% blauem Schiefer, worin die bis zu 100-jährigen Reben 15 bis 17 m tief wurzeln können, und Busch den Ertrag auf 40 bis 45 hl/ha reduziert. Wobei die alten Reben noch wurzelechte und keine Pfropfreben sind, wie sie heute wegen der einstigen Reblausmisere vorgeschrieben sind. Bei trocken-warmen Wetter im Herbst und gesunden Trauben liest er in mehreren Durchgängen, um stets nur die vollreifen Früchte einzubringen. Im Keller setzt er auf langes Hefelager. „Das gibt den Weinen viel“, wie er sich vernehmen lässt. 

Das Riesling-Kartell

Das Riesling-Kartell. Von links: Matthias Lay, Markus Busch, Tobias Dahm, Nico Simonis, Dominik Busch. Foto: bonvinitas

2017 Cartell Cuvée. Foto: bonvinitasSechs stolze Pündericher Jungwinzer haben unter „Riesling-Kartell“ einen gemeinsamen Wein herausgebracht und 2018 bei der Online-Abstimmung „Germanys Coolest Wine“ des Deutschen Weininstituts den 1. Platz belegt. Sie verstehen sich als Enthusiasten, die auch vor den steilsten Steillagen nicht halt machen. Im Scherz befinden sie sich „im offenen Vollzug“ und möchten mit der „Monopolisierung des Weinmarkts die Weltherrschaft erringen“. Die Idee war bei einem Winzerstammtisch geboren worden. Dazu gehören die Pündericher Weingüter Clemens Busch, Markus Busch und Robert Busch sowie die Weingüter Lay, Paulushof und Simonis. 

Zum gemeinsamen 2017 Cartell Cuvée Riesling trocken, ein eleganter, flotter Tropfen von der Riesling-Cartell GbR, die eigens dafür gegründet werden musste, habe ich notiert: frischer Rieslingduft mit Noten von Zitronen und Rhabarberkompott, auf der Zunge ebenso frisch, elegant, rassig, was in ein ebenso elegantes Riesling-Finish mündet.

Weingut Lay, Pünderich

Das Weingut Lay in Pünderich mit StraußwirtschaftDavon möchte ich zwei Weine vorstellen, die mir gut gefallen haben: 2017 Riesling Hochgewächs trocken mit angenehmen 11,5 % Alkohol: stahliger Rieslingduft, kräftig mundfüllend mit langem Finish.

Sowie die 2017 Pündericher Marienburg Riesling Spätlese trocken, 12 %: schon in der Nase ein sehr typischer Riesling, frisch mit Pfirsich- und Zitronennoten; am Gaumen kräftige Art mit Biss; schönes Finish mit viel in Schmelz eingekleideter Mineralität.

Das 3,6 ha Weingut wird von Winzermeister Werner Lay und Junior Dipl.-Ing. Matthias Lay geführt unterstützt von Otti Lay, mit Besitz in der Lage Marienburg unterhalb des dortigen Aussichtsturms, der nur in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet werden kann. Die Reben dort sind über 65 Jahre alt. In den Zeilen werden natürliche Heimatkräuter eingesät. Außerdem laden schöne Gästezimmer und eine gemütliche Straußwirtschaft ein.

Weingut Paulushof, Pünderich

Weingut Paulushof: Lese in der Steillage Marienburg vom Auch hier möchte ich zwei Weine vorstellen: 2017 Riesling Steillage trocken, den Tobias Dahm, der das Weingut mit der Familie führt, als wunderbar rassigen Riesling eigens unter „Riesling-Kartell“ herausgibt und selbst so kommentiert: „Ein Riesling muss ein richtiger Riesling sein - das kommt wieder - nicht weichgespült.“ Meine Notizen zu dem rassigen Tropfen mit nur 1,7 g/l Restzucker, kräftiger Fruchtsäure und 12,5 % Alkohol lauten: Zarter Duft und am Gaumen wie im Finish ein rassiger, stahliger Riesling, etwas für Riesling-Fans. 

2016 Riesling Steillage „Viadukt“ an der Obergrenze von trocken und mit kräftigen 13,5 % Alkohol: Feiner eleganter Duft, der an Pfirsiche und Artischocken erinnert; runder Körper mit zarter Süße und fruchtigem Finish; schön zu kräftig, würzigen Fleischgerichten. „Der Wein stammt aus einer alten Anlage von 1954 von rotem Schiefer und durfte lange auf der Hefe reifen. Der Ertrag lag bei nur 30 bis 40 hl/ha“, kommentiert Tobias Dahm seinen Wein. 

Das Weingut ist fast ein kleines Hotel mit sechs gut ausgestatteten Ferienwohnungen und einer schönen Vinothek.

Weingut Simonis, Pünderich

Weingut Simonis, Ünderich, VinothekNico Simonis, Weingut Simonis, Pünderich

Gut gefallen hat mir die 2016 Riesling Spätlese trocken Pündericher Marienburg, 12,5 %: Kräftiger Duft nach reifen Äpfeln und Birnen; saftiger, mundfüllender Körper mit ansprechend fruchtigem Finish, ein sehr eleganter, sehr guter Mosel-Riesling, entstanden durch Spontangärung und einem langen Hefelager, wie Nico Simonis verrät, der das 3,6 ha Weingut zusammen mit Elke und Elmar Simonis führt.

Das Weingut bietet ein sehr schönes direkt an der Mosel gelegenes hochwasserfreies Gästehaus, eine gemütliche Vinothek und einen schönen Garten.

Weingut Frank Brohl, Pünderich – ECOVIN-Mitglied

Weingut Brohl, Pünderich. Kerzen machen auch wegen Gärgasen Sinn.Seit 1984 arbeitet das von Frank und Jutta Brohl geführte Weingut nach den Richtlinien des Bundesverbandes Ökologischer Weinbau und wird unabhängig kontrolliert. Sieben Hektar beträgt die Rebfläche in der Lage Marienburg sowie im Pündericher Nonnengarten, der vom VDP ebenfalls als Große Lage klassifiziert wurde.

Gut gefallen hat mir der 2016 Alte Reben Riesling Kabinett trocken, mit 11 % Alkohol ein leicht beschwingter Riesling deklariert als Biowein: In der Nase edle Reife mit Noten von Pfirsichen, reifen Äpfeln, Trockenfrüchten; auch auf der Zunge eine elegante Frucht, die in ein frisches mineralisches Finish mündet. Passt gut zu Meeresfrüchten, Kalbsteak oder Fisch poschiert, wie z.B. Loup de mer. Der Tropfen stammt aus einem 1889 angelegten Weinberg, natürlich mit wurzelechten Reben, die kleine Trauben bringen mit nur rund 2 kg je Stock. So kann man wahrlich von alten Reben sprechen, was bei weitem nicht überall so zutrifft, denn der Begriff ist nicht gesetzlich definiert. Auch hier werden zwei schöne Ferienwohnungen geboten.

Weingut Lütz, Pünderich

Weingut Luetz, Jörg Lütz beim Trauben auslesenNatürlich darf auch ein Tropfen mit Restsüße nicht fehlen, Weine die bekanntlich gut zu pikanteren Speisen passen oder auch als Dessertwein. Gut gefallen hat mir die 2017 „Schiefertreppchen“ Riesling Spätlese Pündericher Marienburg mit „nur“ 9 % Alkohol: Schon in der Nase ansprechende süßliche Noten von mildem Blüten- ebenso wie von herberem Tannenhonig, sowie von Orangenkonfitüre mit nussigen Anklängen; auf der Zunge füllig-elegante Fruchtsüße, die in ein elegantes ebenfalls von Fruchtsüße umspieltes Finish mündet, ein Wein, der mich an ein Heißluftballon erinnerte, erzeugt aus ökologisch kontrolliertem Anbau.

Ganztraubenpressung hat hier Tradition, und das Weingut wird von Jörg Lütz zusammen mit Anita Keller geführt, die auch mehrere schöne Ferienwohnungen und Gästezimmer anbieten.

 

Mittelmosel und Terrassenmosel

AnzeigeLese mit Monorackbahn in der Terrassenlage Winninger Uhlen. Große Lage laut VDP. Foto: Ralf Kaiser

Pünderich zählt zur Mittelmosel, das Herzstück des Moselweinbaus zwischen Trier und Briedel mit knapp zwei Dritteln der Rebfläche, wo die Rebhänge ganz von lockeren Schieferverwitterungsböden geprägt sind, grauer, brauner, roter und blauer Schiefer. Die lockeren Böden erwärmen sich gut. In das geschichtete Gestein können die Rebwurzeln tief eindringen und Mineralien aufnehmen. So wundert es nicht, dass viele der probierten Rieslinge Mineralnoten im Finish zeigten.

Die Region weiter flussabwärts von Zell bis Koblenz wird als Terrassenmosel bezeichnet. Das Gestein ist dort gemischter. Schiefer wechselt sich ab mit quarzitischen Sandsteinen und Grauwacken. Vielfach sind die Hänge noch steiler, und der Weinbau ist nur auf Terrassen möglich – daher der Name. Oft können die Reben nur über die Einschienenlifte, die so genannten Monorackbahnen, einigermaßen wirtschaftlich gepflegt und gelesen werden. Als extreme Steillagen bekannt sind der Bremmer Calmont, der zu den steilsten Lagen Europas zählt, oder der Winninger Uhlen, der vom VDP als Große Lage klassifiziert ist.
 

Weingut zum Eulenturm in Briedel

Weingut Eulenturm, Timo Christian Stölben. Foto: bonvinitasWeingut Eulenturm - historischer in den Fels gegrabener Fasskeller. Foto: bonvinitas

Weingut Eulenturm, altes Flaschenlager. Foto: bonvinitasBriedel liegt gleich flussabwärts von Pünderich und zählt noch zur Mittelmosel. Das vier Hektar Weingut mit Besitz in so guten Lagen wie Briedeler Schäferlay und Trieren als auch in der vom VDP klassifizierten Großen Lage Pündericher Nonnengarten, die an Briedel grenzt, wird von Timo Christian Stölben geführt. Sehr gut gefallen hat mir die 2017 Briedeler Trieren Riesling Spätlese trocken, 12,5 %: Kräftiger Duft nach Pfirsichen, Zitronat, getrockneten Aprikosen; saftiger, fülliger, eleganter Köper; kräftiges langes Finish, spontan vergoren und aus ganz kleinen Trauben gekeltert.

Neben den Weinen ist er stolz auf seine selbst erzeugten Sekte, die alle mindestens 30 Monate auf der Hefe reifen, sowie auf seine Brennerei, in der sowohl Obst- wie Tresterbrände als auch ein guter Gin und Kräuterspirituosen entstehen. Timo hat sowohl in „Geisenheim“ wie in Italien studiert. Er exportiert viel und kauft der Menge wegen auch Trauben zu. Etwas entfernt vom Hauptbetrieb, ebenfalls in der Briedeler Hauptstraße, reifen Weine in Fuderfässern im Keller des alten Familienanwesens, ein Keller, den die Väter selbst in den Fels gegraben haben

Weingut Walter, Briedel

Weingut Walter, Gerrit Walter mit Ehefrau Julia. Foto: bonvinitasKeller Weingut Walter in Briedel. Foto: bonvinitas
 
Gerrit Walter, Junior und treibende Kraft: „Unser Schwerpunkt liegt auf Riesling, Weiß- und Spätburgunder je trocken. Insbesondere bei den Weißweinen wollen wir die Trauben nicht über 90° Öchsle kommen lassen, damit die Weine nicht zu schwer werden. Aber vollreich müssen sie sein, wodurch wir oft nur ein kleines Zeitfenster zur Lese haben.“ 

Gut gefallen hat mir der 2017 Briedeler Weissenberg Weissburgunder trocken, 13 %, mit Maischestandzeiten, Spontangärung und in ca. 20 Jahre alten Stückfässern ausgebaut: In der Nase Noten von Äpfeln und Zitronengelee; cremiger Körper mit mineralischen Noten im Finish. 

Sowie etwas süßes, eine 2017 Schäferlay Riesling Spätlese, ein trotz Süße bewusst schlankerer Wein, von dem man mehr genießen kann: Reifer Duft mit Anklängen an Pfirsichkompott, Orangeat, mit zarter Kräuternote; auf der Zunge eine elegante Süße, die schließlich einem elegant weinigen Finish weicht.

Acht Hektar werden bewirtschaftet auch mit Besitz in der Großen Lage Marienburg sowie im Briedeler Weissenberg und Schäferlay. Vier gut ausgestattete Ferienwohnungen werden geboten sowie eine schöne große Vinothek für Weinproben und Gruppenveranstaltungen mit Essensservice, wobei Gerrit von Ehefrau Julia unterstützt wird, die ansonsten als Gymnasiallehrerin fungiert.

Weingut Geierslay in Wintrich

Weingut Geierslay, Max KilburgWintrich liegt flussaufwärts von Bernkastel und zählt ebenfalls zur Mittelmosel. Hiervon konnte ich Spätburgunder Rotwein verkosten, schließlich wächst nicht nur Riesling an der Mosel. Zu dem 2015 Spätburgunder „Sax“, S.A. Experience, Erzeugerabfüllung trocken, 13 %, habe ich notiert: Feiner Duft nach Kiefernholz, gerösteten Maronen, Toast; auf der Zunge ein runder fülliger Rotwein mit gut geschliffenen Tanninen im Finish und schön zu Gulasch, Hasenpfeffer oder Rinderschmorbraten. 

Das Weingut Geierslay wird heute von dem  Jungwinzer Max Kilburg geführt, der zu den "Jungen Wilden" an der Mosel zählt. Nach dem Studium in Geisenheim, lernte er den Grundschliff des Winzerhandwerks bei Julian Haart. Außerdem durfte er sein Handwerk in den renommiertesten Weingütern in Südafrika, USA und Australien weiterentwickeln und kann heute seinen Ideen im elterlichen Weingut freien Lauf lassen. Unterstützt wird Max Kilburg von seinen Eltern Brigitte und Rudolf Kilburg sowie den Geschwistern Sabine und Stefan. Das Gut und die Familie können auf eine 750-jährige Geschichte zurückblicken und zählen zu den ältesten Winzerfamilien der Mosel. Inzwischen ist es auf stattliche 13 Hektar angewachsen.

Weingut Bremm-Keltenhof in Zell

Weingut Bremm-Keltenhof, Gästehaus

Weingut Bremm-Keltenhof, Lothar und Marco Bremm (von links). Foto: Philipp Bohn

Damit setzen wir einen Schritt in den Bereich Terrassenmosel. Das Weingut wird von Lothar und Marco Bremm betrieben. Ausgesprochen gut fand ich den 2017 Zeller Kreuzlay Riesling trocken, 12,5 %: Zarter Duft von Äpfeln, Rhabarberkompott, Apfelgelee; um den Wein richtig auszukosten, braucht es einen zweiten Schluck, bei dem er sich mit viel Saft und Substanz präsentiert und lange anhaltend mit mineralischen Noten, die weiter wachsen. Ein Wein mit time-lag habe ich notiert, sehr schön zu Fisch poschiert oder Kalbsbraten.

Bemerkenswert sind zwei Gästehäuser mit mehreren gut ausgestatteten Gästezimmern und Ferienwohnungen. Außerdem betreibt man in der Stadt eine Vinothek.

Weingut Albert Kallfelz in Zell-Merl

Kallfelz Riesling. Foto: bonvinitasAlbert Kallfelz (Mitte) mit Partnerin und Crew. Foto: Schnorbach

Natürlich darf das weithin bekannte Weingut Kallfelz nicht fehlen. Albert Kallfelz, der das Gut betreibt, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahundert zurückreichen, ist ein echtes Unikat und ein Aushängeschild der Mosel. Aus einer kleinen Fläche von zwei Hektar hat er bis heute gut 50 gemacht, weil er von der Qualität und Einzigartigkeit der Moselweine auf Grund der Schiefersteillagen einfach überzeugt war, und so überzeugen seine Weine wie der „Kallfelz Riesling“ 2017 Merler Königslay-Terrassen trocken: Reifer ansprechender Duft nach Pfirsichen und Honigmelonde; schöner reifer Körper mit Schmelz; elegantes Finish mit feiner Riesling Opulenz.

Der Elbling

Elbling. Foto: Saar-Obermosel-Touristik e.V.Der Elbling ist eine sehr alte Weißweinrebe, die bereits von den Römern an der Mosel angebaut wurde. Die Sorte liefert leichte Kneippweine und ist noch heute von Sektkellereien gesucht, weil sie sich gut zum Versekten eignet. Einst war der Elbling wegen seines reichen Ertrags und somit hilfreich bei der Zehnten-Abgabe deutschlandweit beliebt, wurde aber nach und nach von den heute verbreiteten Edelsorten verdrängt. Doch hat er sich mit über 500 Hektar und knapp 6 % an der Mosel erhalten, vor allem an der Obermosel flussaufwärts von Trier. In anderen deutschen Gebieten ist er bis auf Sachsen praktisch verschwunden, wird jedoch noch in Luxemburg angebaut.

Weingut Franzen in Bremm – mit einem Elbling!

Weingut Franzen Elbling. Foto: bovinitasKilian Franzen mit Ehefrau über dem Bremmer Calmont
 

Bei der Spezialität Elbling an der Mosel, muss es natürlich einer sein. Echt schönen fand ich den 2017 Elbling Gutsfüllung, 11,5 %: Im Bukett Herbstäpfel und florale Noten wie grüne Bohnen (Noten, die man vom Vinho Verde kennt); am Gaumen geradeaus und weinig, was sich im Finish fortsetzt und den Tropfen als schönen leichten Kneippwein empfinden lässt. 

Der Bremmer Calmont, die steilste Lage. Die seinerzeitige Neubelebung durch Ulrich Franzen ist deutlich zu sehen - siehe Text. Foto: Andreas Edelmann - stock.adobe.com

Bremm ist vor allem bekannt durch den Bremmer Calmont, der steilsten Lage der Mosel, wo sich die Reben zwischen den Felsen an die Abhänge krallen. Schon in jungen Jahren mit kaum über 20 musste Kilian Franzen auf Grund eines tragischen Unfalls seines Vaters Ulrich das 10 Hektar Weingut übernehmen, das er zusammen mit Ehefrau Angelika heute mit großem Enthusiasmus führt. Natürlich gibt es wesentlich mehr als Elbling, 90 % ist Riesling. 

Vater Ullrich kann als einer der Pioniere der Wiederbelebung des Calmonts gelten. „Einst war der Bremmer Calmont mit etwa 24 Hektar Rebfläche bis ins letzte Eckchen mit Reben bebaut. Zu der Zeit gehörte der Moselwein sicherlich zu den teuersten und begehrtesten Tröpfchen der Welt. Leider hielt dieses Hoch nicht ewig, und Ende der 90er Jahre erreichte der steilste Weinberg Europas sein Tief mit gerade einmal vier Hektar bepflanzter Fläche. Da nahm sich mein Vater Ulrich dessen an, kaufte Weinberge und verband eine 1,8 Hektar große Fläche, die nach Erbrecht in 112 einzelne Parzellen aufgeteilt war, zu einem Wingert. Er machte den Berg urbar, rodete und pflanzte neu“, so Kilian Franzen. Fachkaul nennt sich das Gewann mit der Wiederanpflanzung und ist auf dem Bild ganz rechts in Y-ähnlicher Form mit einer Monorackbahn als Strich in der Mitte gut zu sehen.

Onkel Toms Hütte und Weingut Lenz in Bullay    

Onkel Toms Hütte hoch über Bullay. Foto: Marc FöhrOnkel Toms Hütte. Foto: Marc Föhr

Gräwes: Wurst, Schweinefleisch Kassler Art und dazu eine Mischung aus Kartoffelbrei und Sauerkraut – großartig! Foto: bonvinitasOnkel Toms Hütte, Gräwes. Foto: bonvinitasEin echter Publikumsmagnet ist die Straußwirtschaft Onkel Toms Hütte hoch in den Reben über Bullay mit herrlichem Blick. „Es ist eine Tradition, die von meinem Großvater und meinem Vater an mich weiter gegeben wurde. Nach einer Winzerlehre bei meinem Winzer-Vater und Weiterbildung zum Techniker verliebte ich mich 1981 in einen außergewöhnlichen Ort: Die Onkel Toms Hütte! Das Haus hatte damals ein paar Gästezimmer, ca. 0,5 ha uralte Weinberge und war nur über einen ausgewaschenen Weinbergsweg zu erreichen. Ich sah es damals als meine ‚Berufung‘, dieses Haus zu dem zu machen, was es jetzt ist: Ein Ort zum Wohlfühlen, an den man immer gerne zurückkehrt. Jedes Jahr wurde renoviert, Gästezimmer und Straußwirtschaft wurden ausgebaut und natürlich, wie es sich für einen Winzer gehört, Weinberge gekauft“, so Friedhelm Lenz, Inhaber von Onkel Toms Hütte sowie des Weinguts Lenz.

Auf Onkel Toms Hütte - von links: Inhaber Friedhelm Lenz; Ansgar Schmitz, Geschäftsführer Moselwein e.V.; Lezens Tochter und Winzerin Angelika Franzen. Foto: bonvinitas

Und somit schließt sich der Kreis zum vorgenannten Weingut Franzen, den die dort genannte studierte Önologin Angelika Franzen ist schlicht Friedhelm Lenzens Tochter. Beide Weingüter arbeiten eng zusammen, und es ist Angelika, die sich in erster Linie um die Weine des väterlichen Weinguts Lenz kümmert mit erstklassigen Lagen im Bremmer Calmont, im Neefer Frauenberg sowie im Bullayer Brautrock.

Sehr gut gefallen hat mir gerade wegen seiner etwas maskulinen Art der 2017 Lenz Riesling trocken, 11 %: Im Bukett Noten von Zitronen und Artischocken; am Gaumen klar strukturierter Riesling mit mineralischem Finish, speziell in seiner leichten, etwas eckigen Art wunderbar zu dem, was dort „Gräwes“ heißt: Wurst, Schweinefleisch Kassler Art und dazu eine Mischung aus Kartoffelbrei und Sauerkraut – großartig!

Aussichten auf den Jahrgang 2018 - Infos von der Herbstpressekonferenz

Weinlese 2018 in Pünderich. Im Hintergrund die Marienburg. Foto: Ralf KaiserDie Ernte an der Mosel 2018 war mit über 1 Mio. hl sehr groß und von hoher Qualität. Im Gegensatz dazu wurden 2017 nur 534.000 hl geerntet, die kleinste Menge der letzten 50 Jahre. Henning Seibert, Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Moselland: „Auf Grund des langen trocken-warmen Wetters war es eine entspannte Ernte. Menge und Qualität waren sehr gut. Viele Weinfreunde werden Spätlesequalitäten im Glas haben, auch wenn sie nur für einen Qualitätswein bezahlt haben.“ Thomas Ludwig, Winzer aus Thörnich: „An der ganzen Mosel war auch die Ernte von edelsüßen Weinen möglich.“ Andreas Barth, Geschäftsführer des Weinguts von Othegraven: „Der Jahrgang war für einen Kellermeister fast schon etwas langweilig, doch bei den Kabinettweinen musste man sehr auf das Reifezeitfenster achten, um die Alkoholwerte im Zaum zu halten.“ Insgesamt war man sich einig, dass die Mosel vom Klimawandel profitiert, die Weine reifer sind und weniger grüne Noten aufweisen.
 
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos. PR sofern nicht anders angegeben.


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