Mainz – eine der internationalen Great Wine Capitals (GWC)

lohnende Ziele für Weinfreunde: Mainz und Rheinhessen mit GWC Preisträger-Betrieben

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Von  3002
Links: Beim Mainzer Marktfrühstück. Rechts: Nierstein am Rhein
Was verbirgt sich hinter „Great Wine Capitals“ (GWC)? In diesem Netzwerk sind zehn große Weinstädte miteinander verbunden, die eine zentrale ökonomische und kulturelle Eigenschaft gemein haben: ihre weltweit bekannten Weinregionen. Zu den illustren Namen wie Adelaide, Bilbao, Bordeaux, Lausanne, Mendoza, Porto, San Francisco, Casablanca und Verona zählt seit zehn Jahren auch Mainz mit der Region Rheinhessen. Zweck und Ziel sind Zusammenarbeit und Austausch, sowie kooperative Programme zu entwickeln. Ein internationales Experten-Forum begutachtet je Bewerbungen aus dem Netzwerk und vergibt Preise in sieben Kategorien, die das komplette Spektrum des Weintourismus abdecken: Architektur, Parks und Gärten; Kunst und Kultur; innovative Weintourismus – Erlebnisse; Unterkunft; Weintourismus-Service; Nachhaltigkeit im Weintourismus-Service und Weingastronomie. Die Gewinner bzw. Besten finden sich im Web wie in einer Broschüre. Näheres und die aktuelle Broschüre als pdf hier: www.greatwinecapitals.com 

Mainz und Rheinhessen zählen zu den GWCs

Blick auf Mainz. Foto: AdobeStock Juergen SchonnopDie Stadt darf man nicht nur aufgrund ihrer Historie als die Weinhauptstadt Deutschlands bezeichnen. In der pulsierenden Landehauptstadt von Rheinland Pfalz am Zusammenfluss von Rhein und Main befinden sich allein 212,8 ha Weinbaufläche, 68 Weinbaubetriebe und 40 Weinlokale im Stadtgebiet. Mainz und Rheinhessen sind die Heimat des Deutschen Weininstituts, des Deutschen Weinfonds und des VDP. Und in Rheinhessen, das die Domstadt mit über 26.000 ha Rebfläche als größte deutsche Weinbauregion umgibt, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Eine umtriebige Generation begeistert mit neuen Ideen und Innovationen und hat dem vorher eher für Massenproduktion belächelten Anbaugebiet neues Leben eingehaucht.

Die Rheinhessenvinothek: Riesenauswahl, Ausschank und Gaststätte zugleich

RheinhessenvinothekDiese Vinothek mit eingebundener Wirtschaft wurde durch das Great Wine Capitals Global Network mit dem Best Of Wine Tourism Award 2017 in der Kategorie Weintourismus Service national und auch international ausgezeichnet. Nach stilvoller Renovierung präsentiert sich das ehemalige Lager seit November 2015 als Weinlager mit Weineinkauf zu Winzerpreisen. Hier wurde ein Ort für die perfekte Weinverkostungen geschaffen. Die  Auswahl an offenen Weinen von 130 rheinhessischen Weingütern mit 400 Flaschenweinen sowie Weine aus dem Great Wine Capital kann sich wahrlich sehen lassen. Das Angebot umfasst Qualitätsweine vom einfachen Schoppenwein bis zum Großen Gewächs. Ein spannendes Wein-Sortiment, das darauf wartet entdeckt zu werden! Hier kann man, umgeben von Weinregalen mit Flaschen über Flaschen gefüllt, in einer gelungen Mischung aus rustikalem Ambiente und moderner Einrichtung mit Freunden an großen Tischen oder in Zweisamkeit in gemütlichen Ecken sitzen und dabei die regionale, bodenständige Wirtshausküche oder kleine Spezialitäten von der Vinothek-Karte genießen. Alle angebotenen Flaschen erhält man zum Weingutspreis ab Hof. Ein Rieslingsüppchen, eine Vesperplatte mit typischen Spezialitäten wie Fleischwurst und  Spundekäs sowie zwei regionale Weine überzeugten mich auf ganzer Linie.  

Eva Vollmer: Weingut und Powerfrau

Ein Eva Vollmer RieslingAusgezeichnet mit dem Best Of Award für innovative Weintourismuserlebnisse 2017 ist das Weingut von Eva Vollmer in Mainz-Ebersheim, die sich mit einem Zitat so beschreibt: „Authentisch, kreativ, kernig und ungeschminkt wie ihre Weine“. Sie  weiß genau, was sie hat, und was sie will. Im Keller und im richtigen Leben. Jeder Wein schlüpft in eine eigene Persönlichkeit und wird mit viel Sorgfalt, aber auch leidenschaftlicher Power in die Flasche begleitet. Mit ihrer ganz eigenen Art verleiht Eva Vollmer in Mainz-Ebersheim der Landeshauptstadt neues Profil. Das neues, funktionale Verkaufs- und Verkostungsgebäude sowie „Evas Kostbar“ laden zum Probieren ein. Ein toller Blick auf den 8.000 Quadratmeter großen Genussgarten und die sanften rheinhessischen Hügel lässt erahnen, was los ist, wenn dort gefeiert wird. So bietet Eva in  dieser besonderen Kulisse jeden ersten Freitag in den Sommermonaten ein Weinpicknick an.  Weingenuss auf der Wiese, ganz relaxt  und unkompliziert. Bis zu fünfhundert Personen habe man schon an einem Freitag begrüßt, so Vollmer. Etwas kleiner und beschaulicher, dabei nicht weniger interessant dürften die „Dunkelweinproben“ ausfallen. Neue Wege geht Eva auch bei der Ausstattung ihrer Weine. Die Persönlichkeit eines jeden Weines beschreibt sie ausdrucksstark, witzig und stimmig auf dem Etikett. So bei einem 2017er Riesling Tonmergel feinherb: „Rieslingwerkstatt. Ausgefeilte Süße, perfekt verschraubte Säure, Hammeraroma und meterlanger Abgang. Gaumenbohrer vom Tonmergel“ Ein Roter Riesling, ein Riesling feinherb und ein Weißburgunder aus dem Barrique, belegten bei meiner Probe den hohen Qualitätsanspruch des biozertifizierten Weinguts.

Weingut J. Neus: Wein, Architektur, Parks und Gärten

Das Weingut NeusIch besuche das Weingut J. Neus in Ingelheim, dem die begehrte Trophäe „Great Wine Capitals International Award“  in Valparaiso in Chile in der Kategorie „Architektur, Parks und Gärten 2018“ verliehen  wurde. Es war das Gesamtkunstwerk mit der neoklassizistischen Villa, dem englischen Landschaftsgarten, sowie der zeitlos gestalteten Vinothek. Die Villa Neus steht unter Denkmalschutz und hat ihren festen Platz in der Geschichte Ingelheims. Seit ihrer Sanierung 2015 erstrahlt die Villa Neuss in neuem Glanz – und macht das Werk ihres Bauherrn wieder erlebbar. Das Weingut wurde 1881 von Josef Neus Senior gegründet und wird seit 2012 heute von der Unternehmerfamilie Schmitz aus Mainz geführt. Diese hat sich inmitten der alten Rotweinstadt Ingelheim zum Ziel gemacht, Spätburgunder auf Spitzenniveau zu erzeugen. Das Team um Betriebsleiter Lewis Schmitt und Kellermeister Julien Meissner arbeitet mit großer Tatkraft, dem Ingelheimer Spätburgunder aus dem Hause J.Neus neuen, alten Glanz zu verleihen. Neus-Rotweine werden im größten Gewölbekeller Rheinhessens, der im späten 19. Jahrhundert unter dem Anwesen errichtet wurde, in Fuderfässern mit einer Kapazität von 1000 Litern traditionell ausgebaut. Die ältesten Fässer stammen aus den Jahren 1893 und 1897 und sie sind seitdem kontinuierlich in Gebrauch. Die Familie Neus hatte diese, für Rheinhessen eher untypischen, Gebinde von der Mosel mitgebracht. In der Hochphase des deutschen Weinbaus ließ Josef Neus Senior einen Gutshof mit einzigartiger Anmutung errichten, der jeden Besucher sofort in seinen Bann zieht. Die Fassade und auch die Inneneinrichtung haben sich über die Jahrhunderte ihren ursprünglichen Charme bewahrt. Dass Verwalter und Kellermeister ihr Handwerk verstehen, wurde durch die Verkostung einiger ihrer Weine mehr als deutlich.

Weingastronomie vom Feinsten: das „mundart“

Blick ins Restaurant mundart. Foto: Rolf RadmacherEinen weiteren Höhepunkt bildet das Restaurant „mundart“ in Nieder-Saulheim. Das Restaurant wurde in diesem Jahr von GWC in der Kategorie Weingastronomie mit dem „Wine Tourism Award“ ausgezeichnet. In der Jury-Bewertung wird die große Weinvielfalt in Kombination mit der deutschen Küche mit französischem Einschlag besonders hervorgehoben. „Für uns ist das die erste große Trophäe. Das ist natürlich eine schöne Bestätigung unserer Arbeit“, freut sich Koch und Gastronom Markus Hebestreit. Eine typische Gastro-Liebe hat die zwei Vollblut-Gastronomen Markus Hebestreit und seine Frau Beatrix zusammengeführt. Er war in der Küche, sie im Service. Im Jahr 2011 haben sie sich schließlich den Traum vom eigenen Restaurant mit dem "mundart" in Nieder-Saulheim erfüllt. Da bereits seine Eltern einen Gastronomiebetrieb führten, in dem Hebestreit mit anpackte, kam für ihn nie etwas anderes infrage. In seinem eigenen Restaurant kocht der Chef des Hauses mit französischen und mediterranen Einflüssen. Gäste sollten in jedem Fall Platz für das Dessert lassen: Hebestreit war Chef-Patissier im Drei-Sterne-Restaurant Bareiss im Schwarzwald und bietet eine entsprechend umfangreiche Dessertkarte. 

Weingut und Hotel Domhof: Historie trifft Moderne  

Im Domhof: Alexander & Chris Baumann im Weinkeller. Foto: Ivgenia Knobloch/Cicero Kommunikation

Mit gleich drei nationalen Awards wurde das Weingut und Hotel Domhof in Guntersblum vom GWC ausgezeichnet, 2018 für Unterkunft - ein Paradebeispiel dafür, wie man es schafft ein tolles Ambiente, gute Weine, wundervolle Unterkunft und innovative Weintourismus - Erlebnisse unter einen Hut zu bringen. Bereits 2010 hatte das Weingut der Familie Baumann mit dem ersten Aromagarten Rheinhessens überzeugt und erhielt seinerzeit den GWC-Preis für Gärten.

Das seit 1874 in Familienbesitz befindliche Weingut hat eine hochinteressante Vergangenheit. In den Jahren davor gehörte der Domhof dem Domstift Worms an. So steht noch immer die große Zehntscheune im Hof, die heute als Flaschenlager genutzt wird. Seit 2004 wird der Domhof von Alexander Baumann in der vierten Generation als Weingut geführt. Das Wahrzeichen des Domhofs ist der in Stein gehauene Petrus von 1754, welches man auch auf den Etiketten aller Weinflaschen wiederfindet. Der historische Teil des Weinguts wurde 2007 durch den Anbau eines Eventbereiches für Hochzeits- und Familienfeiern ergänzt. Harmonisch fügt sich der 150 qm große Veranstaltungsbereich mit Vinothek und Küche in die historischen Gebäude ein.

Abendstimmung im Domhof. Foto: PR

Komplettiert wird das wunderbare Ambiente von einem bezaubernden Weinaroma-Garten. Lustwandeln durch den Weinaroma-Garten, am Riesling schnuppern und die Verwandtschaft mit nachgesagten Aromen sinnlich erfahren: Zitronenmelisse, Pfirsich, Orangenthymian sind dort angepflanzt. Waldmeister, Stachelbeere und Birne begleiten die Silvanerrebe. Die biologischen Partner von Spät- und Grauburgunder sind eine Entdeckungsreise wert. Selten werden derart naturnahe Blicke in die Weinsensorik gewährt. Die Parkanlage selbst wirkt offen, ziert einerseits das Barockensemble wie auch das postmoderne Antlitz der Vinothek und des lichten Veranstaltungsraums. Besucher des Domhofs treffen gleichzeitig auf ein ganz besonderes Kleinod, das nur wenige kennen: Die in Teilen noch erhaltene Guntersblumer Synagoge, die vom Erbe jüdischer Kultur berichtet.1938 kaufte der Urgroßvater des heutigen Weingutsbesitzers Alexander Baumann die Synagoge und rettete sie vor der anstehenden Brandstiftung.

2018 wurden im ehemaligen Flaschenlager der Familie 12 einzigartige Doppelzimmer geschaffen. So kann man die Nacht in der Riesling-Lounge, im Himmelthal, dem Flaschenlager oder in der Zehntscheune verbringen. Brautpaare dürfen die Hochzeitsnacht auf Wolke 7 verbringen. Und wer das Abenteuer sucht, wählt das Zimmer mit dem Namen Seitensprung – dessen Name sich selbstverständlich nur auf den gleichnamigen Secco vom Domhof bezieht. Eine weitere GWC Auszeichnung wird dem Betrieb 2019 für seinen „Escape Room“  im Weinkeller verliehen werden. Nach verschlossener  Kellertür startet der Timer, und es bleiben 60 Minuten, um sich bei diesem Teambuilding –Event gemeinsam durch den Rotweinkeller zu spielen, alle Rätsel zu lösen und als Weinspione das Geheimnis des Domhof zu lüften. Außerdem bietet der Domhof  viele weitere Events an, die man auf deren Homepage abrufen kann.

Die Mainzer Winzer e.V.: viele Weine viele Events

Mainz Weinmarkt. Foto: Mainzer Winzer e.V., Uwe FeuerbachDer Verein ist ein regionaler Zusammenschluss  von 26 Weingütern im Stadtgebiet Mainz. Gemeinsames Ziel ist, das Kulturgut Wein in seinen zahlreichen Facetten spannend zu präsentieren und erlebbar zu machen. Dies geschieht in den Weingütern selbst, sowie bei zahlreichen Veranstaltungen wie dem Weinmarathon, Best of Mainzer Wein, der Premiumverkostung oder dem Marktfrühstück. So wird die Vereinigung verdientermaßen mit dem Best Of-Award für Weintourismus-Service 2019 ausgezeichnet werden.
 
Mehr Preisträger, auch weiter zurückliegende finden sich hier.
 
Text: Horst Kröber. Aufmacherfoto Mainz: Mainzer Winzer e.V., Uwe Feuerbach. Foto Nierstein: Rheinhessen-Touristik GmbH. Übrige Fotos: Horst Kröber, sofern nicht anders angegeben.
 


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