Gerne rede ich leichteren trockenen Weinen das Wort. Das sind Tropfen unserer Kategorie 1, trocken bis 12% Alkohol (grüne Punkte). Der Trend geht ja ein wenig dorthin insbesondere zu Weißweinen. Wie immer werten unsere Prüfer blind und unabhängig. Die geprüften Weine finden sich alle in unserem Weinführer, die Bestbewerteten probiere ich nach und stelle sie hier vor:
88 Punkte erzielte der 2016 Weisser Gutedel trocken vom Winzerkeller Auggener Schäf im südbadischen Markgräflerland, wo die Sorte Gutedel, international Chasselas, in Deutschland vor allem zu Hause ist. Ein Wein wie ein Spaziergang über sommerliche Felder, habe ich dazu notiert, in der Nase reife Äpfel, etwas wie Sommerwind und ein Hauch Spargel; auf der Zunge saftig-frisch, was Freude macht auf den nächsten Schluck mit einem belebend weinigen Finish. Ein Tropfen mit gut zwei Jahren Zukunft und schön zu Spargel, Fisch gedünstet oder Kalbschnitzel. Die Auggener Winzer, zu denen auch die im benachbarten Laufen gehören, sind dem naturnahen Weinbau besonders verpflichtet, weil ein Großteil der Auggener Weinlagen in einem Wasserschutzgebiet liegt. Schon dies bringt strenge Auflagen mit sich. Doch die Auggener Winzer gehen noch einen Schritt weiter. Sie haben sich dem umweltschonenden Weinbau nach den Richtlinien der Weinwirtschaft des Landes Baden-Württemberg verpflichtet. So verzichten sie beispielsweise auf Insektizide und setzen auf biologische Maßnahmen.
Ebenfalls mit 88 Punkten (85 bis 88 Punkte gelten bei uns als sehr gut) bewertet wurde der 2016 Sauvignon Blanc trocken aus der Lage Venninger Doktor vom Weinhaus Hermann Zöller in Kirrweiler/Pfalz. Ein Wein wie ein frischer Laubwald im Frühling: imposanter Duft mit Noten von Orangenmarmelade, Melisse, Zitronat, Karamell; auf der Zunge fruchtig, frisch mit vegetativen Noten; gut gepacktes, belebendes Finish mit angenehm herben Anklängen zum Beispiel an Ginster; passt mit einem Potenzial von gut 2-3 Jahren bestens zu Vorspeisen wie Antipasti misti mit grünen Oliven sowie zu kräftigeren Fischgerichten wie Aal in Salbei sowie zu Linsengerichten. Das Familien-Weinhaus Zöller im Herzen der Pfalz bietet ausschließlich Eigengewächse und wird von Thomas und Junior Felix Zöller geführt. Der Zöller Weinberg im Venninger Doktor liegt in einer besonders warmen, von einer Abbruchmauer geschützten Lehmgrube einer ehemaligen Ziegelei.
89 Punkte (Weine ab 89 Punkten gelten als hervorragend) erzielte der
2016 Blanc de Blancs trocken vom Weingut Freiherr von Gleichenstein in Oberrotweil im Kaiserstuhl/Baden, den das Weingut ‚Hofgarten‘ nennt, und zu dem ich notiert habe:
Ein Wein wie ein kräftiger VAN mit deutlich PS; reifer Duft mit Noten von Birnen, Datteln, einem Hauch Ingwer; fleischiger Körper mit Tiefe, der in ein kräftig belebendes Finish mündet, das man lange behält. Gut 3 bis 4 Jahre weiteres Potenzial und schön zu Räucherlachs, Makrele, Räucheraal, Räucherschinken, Kassler oder auch zu Schlachtplatte. Auf dem 50 Hektar Weingut in besten Lagen des Kaiserstuhls, das von Johannes Freiherr von Gleichenstein geleitet wird, wachsen überwiegend klassische Burgundersorten, wie Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie Muskateller, Chardonnay und Müller-Thurgau. (Der Wein war in der vorherigen Prüfung mit 88 Punkten bewertet worden. Wir hatten ihn diesmal als Vergleichswein außer Konkurrenz mit reingenommen, wie wir es zu Beginn von Bewertungen immer machen, damit sich die Prüfer auf gleiches Niveau einstellen. Offensichtlich hatte sich der Tropfen noch weiter entwickelt, so dass er hier nochmals erwäht werden soll.)
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Fotos: bonvinitas sofern nicht anders angegeben.