prima PIWI-Weine: aus pilzresistenten Reben – viel weniger spritzen – absolut umweltschonend
die besten PIWI-Weine mit Restsüße aus der bonvinitas Weinbewertung vom 22.3.2021
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/54/ca/62/prima-piwi-weine-aus-pilzresistenten-reben-viel-weniger-spritzen-absolut-umweltschonend-29-1617885747.jpgPIWI-Rebsorten
89 orange Punkte
(bonvinitas Kategorie 3, Weine mit Restsüße) holte der 2020 Cabernet Blanc feinherb Prädikatswein Spätlese Pfalz aus biodynamischem Weinbau mit 13,0% Alkohol vom Weingut Winkler, zu dem ich notiert habe: Frischer blumiger Duft nach Zitronensaft, Mimosen, Wildrosen, mit einem Hauch Karamell; eleganter fruchtiger Körper unterlegt von Grapefruitnoten, frisches fruchtiges Finish. Ein Wein wie eine Frühlingswiese, mit gut fünf bis sechs Jahren Zukunft und schön zu Räucherfisch, Schweinelende oder Salat mit Rucola.
Schon länger haben Andreas Winkler und Stefanie Winkler-Braun mit ihrem ansehnlichen 36 Hektar Weingut in Steinweiler/Pfalz auf ökologischen Weinbau umgestellt. Immer weiter pflanzen sie PIWI-Sorten und bieten davon ausgezeichnete Weine. Mehr zum Weingut hier …
90 Punkte erzielte
der 2020 Muscaris feinherb Qualitätswein Pfalz mit 13% vom Weingut Galler in Kirchheim an der Weinstraße: Lautes Bukett mit einer Tiefe von Frucht, die an Orangen, Lindenblüten, Melisse anklingt, bis hin zu Ginster; saftig runder mundfüllender Körper unterlegt von einer netten kleinen temperamentvollen Bitternote, die an Muskat und Grapefruit erinnert, was sich im Finish üppig umspielt fortsetzt. Viel Wein, fast wie ein Weinfest! Gut sechs bis acht Jahre weiteres Potenzial und schön zu Grillsteaks, gefüllten Paprika oder Nürnberger Bratwürsten mit Sauerkraut.
11 Hektar umfasst das von Ansgar und Katja Galler geführte Weingut und ist seit 2017 bio-zertifiziert. Doch das ist lange nicht alles, denn unsere beliebten Rebsorten werden ja auch im Bio-Weingut nicht prinzipiell widerstandsfähiger. So ist Bio im Weingut Galler mehr als ein Wort, denn inzwischen bewirtschaftet man einen PIWI-Anteil von über 50% mit weiterer Zunahme. Mehr zum Weingut …
Die PIWI-Sorten Cabernet Blanc und Muscaris
Cabernet Blanc ist eine von dem bekannten Schweizer Züchter Valentin Blattner 1991 gekreuzte weiße Rebe aus Cabernet Sauvignon und weiteren Resistenzsorten. Sie wurde in der Rebschule Freytag in Neustadt an der Weinstraße weiter selektioniert, zeigt einen guten Pilzwiderstand und ist seit 2014 offiziell zum Ertragsweinbau zugelassen.
Die PIWI-Sorte Muscaris entstand 1987 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg aus einer Kreuzung von Solaris (ebenfalls eine PIWI-Sorte) und Gelbem Muskateller. Seit 2013 ist sie offiziell zum Ertragsweinbau zugelassen. Die Winzer können sich freuen, dass es eine pilzresistente Sorte gibt, die Weine ähnlichen Charakters wie Gelber Muskateller liefert. Katja Galler: „Die PIWI-Reben werden ja immer noch weiterentwickelt bzw. weiter selektioniert. Von Muscaris haben wir eine ganz neue Generation gepflanzt, die überhaupt keine Schädlingsbekämpfung braucht.“
Mit ebenfalls 90 Punkten
Stolze 91 Punkte
holte der 2019 Schnaiter Muscaris Prädikatswein Auslese Württemberg, Bio-Wein mit 14,5% Alkohol vom Weingut Im Hagenbüchle in Schnait/Württemberg: Tiefer farbiger Duft nach Orangen, Karamell, Blütenhonig; sehr üppiger mundfüllender Wein mit Frucht – rundum schön ausgefüllt; fruchtiges Finish mit leichter Pfeffernote. Ein sehr fülliger Tropfen, der zeigt, was Muscaris kann, und mich an eine Hochzeitsgesellschaft beim Tanz erinnerte. Gut sechs bis acht Jahre weiteres Potenzial und gut passend zu asiatischer Küche, wie Peking-Ente oder Reistafel mit gemischten pikanten Beilagen, sowie auch zu Rostbratwürsten.
Achim Stilz ist mit seinem Weingut Im Hagenbüchle ein topengagierter Bio-Winzer mit fünf Hektar Rebfläche, auf denen er ganz überwiegend PIWI-Sorten anbaut und als einer der PIWI-Pioniere gelten darf. „Meine ersten Pinotin Rotweinreben habe ich um 2008 gepflanzt und noch nie spritzen müssen“, erklärt er stolz. Mehr zum Weingut …
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde
die Forschung an pilzwiderstandsfähigen Weinen hat eine lange Tradition: Bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts wurden die sogenannten pilzwiderstandsfähigen Sorten (PIWIs) gezüchtet, um Pilzkrankheiten der Rebe biologisch zu bekämpfen. Die Sorten entstehen auch heute noch, indem die geschmackvollen europäischen Reben (Vitis Vinifera) mit Nachkommen der pilzresistenten amerikanischen oder asiatischen Wildreben durch klassische Züchtung gekreuzt werden. Inzwischen werden die Resistenzeigenschaften aber pyradimisiert. Das bedeutet, dass verschiedene Abwehrmechanismen in einer Pflanze kombiniert werden und dadurch eine möglichst langandauernde Resistenz gegen verschiedene Schadpilze erzeugt wird.
Die Früchte dieser Arbeit kommen erst heute in die Praxis. Das hängt zum einen mit den langen Zeiträumen zusammen, die von der ersten Kreuzung bis zur marktreifen Rebsorte vergehen, nämlich zwanzig bis dreißig Jahre. Und zum anderen dadurch, dass im Lichte des Klimawandels die Widerstandskraft gegen Schaderreger und Schädlinge zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Mittlerweile gibt es mehr als dreißig pilzfeste, weiße und rote Rebsorten, quasi nachhaltige Pioniere, die für den Anbau zugelassen wurden. Die Züchter reichen vom Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof des Julius Kühn-Instituts (JKI) über das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg, der Hochschule Geisenheim, die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg bis hin zu Privatpersonen. Auch im Auftrag meines Ministeriums werden PIWIs gezüchtet und angebaut. Das JKI brachte mit dem Regent, dessen Kreuzung übrigens bereits 1967 erfolgte, 1995 die erste klassifizierte Rotwein-Neuzüchtung heraus. Mit einer Rebfläche von rund 2.000 Hektar ist der Regent heutzutage die meist verbreitete pilzfeste Rebsorte. Eine der neueren Sorten ist der 2020 zugelassene Calardis Blanc, der eine fruchtig feinwürzige Aromatik aufweist, die dem des Rieslings ähnelt.
Neben der Züchtung von neuen pilzfesten Rebensorten erforscht das JKI die genetischen Grundlagen der Pflanzen und entwickelt moderne molekularbiologische Methoden im Rahmen des Pre-Breeding. Durch das Pre-Breeding lassen sich frühzeitig die Nachkommen auswählen und kombinieren, die ausschließlich die erwünschten Eigenschaften geerbt haben. Die Rebenzüchtung wird dadurch effizienter und die Entwicklungsdauer einer neuen Sorte lässt sich verkürzen.
Als zuständiges Ministerium sehen wir großes Potenzial in den resistenten Rebsorten, die einen verminderten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen. Diese eröffnen die Chance, dass der Weinbau widerstandsfähiger, klimastabiler wird und mit weniger Pflanzenschutzmittel auskommt. Außerdem ergänzen sie die traditionellen Sorten. Denn für den Verbraucher und Weinliebhaber, für Sie, ergeben sich neue und interessante Weine aus nachhaltigem Anbau. Fragen Sie doch einfach beim nächsten Einkauf mal nach Weinen aus diesen Pionier-Rebsorten. Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise.
Herzlichst
Ihre Julia Klöckner
Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft
Die Ministerin ist selbst in die PIWI-Züchtung eingebunden, denn als einer der Züchter zählt das Institut für Rebenzüchtung, der s.g. Geilweilerhof in Siebeldingen/Pfalz, zum Julius Kühn-Institut, das dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft untersteht.
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Aufmacherfoto: bonvinitas; übrige Fotos: PR sofern nicht anders angegeben