Beste Weine der bonvinitas Weinbewertung vom 23.10.2017:

Kräftige Weißweine aus Südtirol, ausgezeichnete Rotweine aus Südafrika

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Von  5703
Beste Weine der bonvinitas Weinbewertung vom 23.10.2017:
Hier die besten Tropfen der bonvinitas Weinbewertung vom 23. Oktober 2107 in der Kategorie 2, kräftigere Weine trocken (rote Punkte), die ich nachprobiert habe und hier vorstellen möchte:
 
Weinkellerei Martini, von links Sohn Lukas, Vater Gabriel und Tochter Maren Martini.90 Punkte erhielt der 2016 Palladium Sauvignon Alto Adige DOC der Weinkellerei Martini & Sohn in Girlan / Südtirol, zu dem ich notiert habe: Kräftig reifer Duft mit Sauvignon blanc Noten wie Brennnessel, grüne Paprika, Melisse; auf der Zunge weich und schmiegsam unterlegt mit floralen Noten wie Holunderblüten und einem belebend herben Finish, das nach dem nächsten Schluck verlangt. Ein Wein wie eine Jazzband mit einem Potenzial von drei bis vier Jahren. Passt gut zu Matjesfilet, Nizzasalat oder kaltem Braten mit Sauce Mayonnaise. 
 
Die Weinkellerei Martini & Sohn
1979 erfüllte sich Gabriel Martini einen Traum und gründete ein eigenes Weingut. Heute wird er von seinem Sohn Lukas unterstützt, der als Kellermeister fungiert, sowie von Tochter Maren, die sich ums Büro kümmert. Das Weingut liegt malerisch inmitten der eigenen Weinberge in Girlan. Palladium steht für die Toplinie aus bestem selektioniertem Lesegut.
 
Ebenfalls 90 Punkte erhielt die 2016 Radebeuler Goldener Wagen Alte Reben Cuvée weiß des sächsischen Staatsweinguts Schloss Wackerbarth in Radebeul: feiner reifer Duft nach Zitronen, reifen Birnen, Haselnüssen; am Gaumen geschmeidig, mundfüllend, dabei durchaus mit Temperament; angenehm reifes, sanft ausklingendes Finish. Ein Wein wie ein schöner Waldweg, mit drei bis vier Jahren Potenzial und schön zu Cremesuppen, Königsberger Klopse, Kalbsfrikassee.
 
Schloss Wackerbarth vor den Steillagen mit Schlossgarten und Belvedere. Schloss Wackerbarth, Kellermeister und Önologe Jürgen Aumüller.
 
Das sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth
Bei Schloss Wackerbarth, wo schon Augusts der Starke rauschende Feste feierte, handelt es sich um eine „Cuvée“ aus barocker Schloss- und Gartenanlage, historischer Weinkulturlandschaft, moderner Wein- und Sektmanufaktur, bereichert um gehobene Gastronomie und vielen Veranstaltungen, um die Worte des Kellermeisters Jürgen Aumüller zu gebrauchen. Die Rebfläche des Staatsweinguts beträgt 104 Hektar, viele davon Steilhänge auf Gesteinsverwitterungs- und Lehmböden. Golder Wagen ist übrigens eine Lage und keine Phantasiebezeichnung. Im Vordergrund stehen weiße Sorten wie Riesling, Müller-Thurgau, Kerner, Goldriesling und andere. Goldriesling ist eine aus dem Elsass stammende über 100 Jahre alte Kreuzung aus Riesling und Früher Malingre, die heute weitgehend nur in Sachsen angebaut wird. Der dortige Weinbau an den Südhängen des Elbtals zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz kann auf eine 850-jährige Tradition zurückblicken. Die späte Lese im nördlicheren Klima lässt den Trauben bei kühleren Herbsttemperaturen viel Zeit zur Einlagerung von Mineralien und reichen Fruchtextrakten, ohne dass die Weine zu schwer werden.
 
Mit stolzen 92  Punkten bewertet wurde der 2015 Maturum Chardonnay Alto Adige DOC ebefalls von der Weinkellerei Martini & Sohn, zu dem ich notiert habe: Süßer Duft nach Orangenkonfitüre, Feigen, gebrannten Mandeln; auf der Zunge sanft fließend und zu dezenten Barriquenoten aufsteigend; langes ruhiges Finish, das man behalten möchte. Ein Wein wie ein weiches Bett, dem ich gerne fünf bis sechs Jahre mit sicherem weiteren Aufbau gebe, Stand heute schön zu Makrelen, Schillerlocken, Kartoffelgratin oder Schweinebraten mit Klößen. Die Linie Maturum reift im Barrique, wozu auch der Lagrein gehört, über den ich weiter unten berichte.
 
Vater Martini und Sohn haben sich wirklich hervorgetan mit nochmals 92 Punkten für den 2016 Palladium Gewürztraminer Alto Adige DOC: eleganter betörender Duft zwischen Rosen und feinherben Noten balancierend; am Gaumen gut gezügelte Kraft, die in angenehm herbe Terroirnoten im Finish mündet. Ein Wein wie eine Herbsttreibjagd, mit zwei bis drei Jahren Potenzial, passt gut zu Weihnachtskarpfen, Schinken in Brotteig, zu Schlachtplatte mit Sauerkraut oder zu Weißwürsten mit süßsaurem Senf, wenn’s kein Bier sein soll.
 
Kommen wir zu den Roten! Auch hier hat sich die Weinkellerei Martini & Sohn nochmals „mit Ruhm bekleckert“: 91 Punkte für den im Barrique gereiften 2013 Maturum Lagrein Alto Adige DOC: Tiefer Duft wie ein breiter Strom mit Noten von Heidelbeeren, gebrannten Maronen, Holundersaft; am Gaumen auf dezenter Süße schwingender sehr kraftvoller Körper mit sanften Tanninen, die in einer feinherben Frucht ausklingen; wie eine ehrwürdige Bibliothek. 10 Jahre und mehr habe ich bei diesem Tropfen an Potenzial notiert, passt Stand heute wunderbar zu Gulasch, Hasenpfeffer oder zum Pfeffersteak.
 
Weingut Engelhard, Heiko EngelhardDer folgende Regent hat uns überrascht: 92 Punkte für den 2016 Hillesheim Sonnheil Regent im Holzfaß gereift vom Weingut H. Engelhard in Hillesheim, Rheinhessen: beeriger Duft nach Heidelbeeren, Cassis, Kirschkonfitüre; sanft mundfüllender Körper, unterlegt mit Frucht und Tanninen; im Finish weiterhin schöne Balance zwischen Beerennoten und Tanninen; wie ein schönes Antiquitätengeschäft, in dem es viel zu entdecken gibt – fünf bis sechs Jahre weiteres Potenzial und schön zu Gemüsegratin, Rinderbraten oder Wildgulasch.
 
Das Familienweingut Engelhard
Das 18 ha Familienweingut Engelhard mitten in Rheinhessen wird von Heiko Engelhard geleitet. Auf schwereren Böden wie Rotliegendes, Kalk, Mergel, Lehm wachsen an weißen Sorten Riesling, Weiß- und Grauburgunder, Scheurebe, an Roten Dornfelder, Regent und je weitere. „Mit Regent waren wir schon früh dabei, seit 1993, als die Sorte noch als Versuchsanbau zählte“, erzählt Engelhard, dessen Wein beweist, dass ihm die Sorte am Herzen liegt. Entlauben im Herbst und Ertragsregulierung sind selbstverständlich. „Weine spiegeln die Persönlichkeit des Winzers. Probiert man Weine des gleichen Weinbergs verschiedener Winzer, kann man den Stil der einzelnen Erzeuger herausschmecken“, gibt sich Engelhard natürlich von seinen Weinen überzeugt.
 
Nederburg: Das berühmte Manor House. Foto: Danie Nel
Nederburg: Kellerteam um Chef-Kellermeisterin Andrea Freeborough.
Weinfelder in der Kapstadtregion. Foto: Uwe Jansch
Sehr gefallen haben die beiden Rotweine aus Südafrika, die hoch bewertet wurden. 93 Punkte gab’s für den 2016 Nederburg "1791" Cabernet Sauvignon Western Cape Wine of South Africa vom Weingut Nederburg in Paarl, Kapstadtregion, der in Deutschland über den Handel angeboten wird: sehr eleganter Duft nach Brombeergelee, Cassis, Kirschkonfitüre; großartiger Rotweinkörper mit reifen Tanninen, gekonnt unterlegt von zart süßen Noten in einer Balance, die sich im Finish in schöner Weise fortsetzt. Ein Tropfen, der an einen feinen Salon erinnert. Als weiteres Entwicklungspotenzial gebe ich dem Wein gut 10 Jahre und mehr. Sehr schön zu Lammkeule, Rehrücken oder Osso buco. 
 
Mit 95 Punkten den Vogel abgeschossen hat der 2014 Nederburg The Manor House Shiraz Western Cape Wine of South Africa ebenfalls vom Weingut Nederburg: Tiefer Duft, der einen wie ein Trampolin auffängt, mit Noten von Kirschkonfitüre und Schattenmorellenkompott; eleganter Körper, der zwischen Frucht und eleganter Süße schwingt mit betörendem Finish von Frucht und sanften Tanninen. Ein Wein, der Erinnerungen weckt an ein feines Menü im Sterne-Restaurant. 8-10 Jahre Reifungspotenzial gebe ich ihm gerne, schon heute schön zu Filetsteak, Château Briand oder Hirschkalbskeule.
 
Das südafrikanische Weingut Nederburg
Das Weingut Nederburg liegt im idyllischen und von Bergketten durchzogenen Hinterland Kapstadts in der Weinregion Paarl. Alles begann 1791, als Philippus Wolvaart die Nederburg-Farm für 5.600 Gulden erwarb und zusammen mit seiner Frau Margaretha dort in der Wildnis die ersten Weinberge anlegte. Daher der Wein „1791“. Noch heute ist Wolvaarts Fingerabdruck zu spüren. 1937 kaufte der deutsche Braumeister und Teespezialist Johann Graue das Land. "The Brewmaster" Graue war ein Befürworter und Wegbereiter des ökologischen Weinbaus. Seiner Zeit weit voraus, führte er eine Reihe kellertechnischer Innovationen ein und revolutionierte so den Weinbau in Südafrika. Graues Sohn, "The Young Airhawk", war bereit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, als er aber bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben kam. Danach sorgte seine Mutter Ilse, dass der Geist des Weinguts erhalten blieb. "The Beautiful Lady" war bekannt für ihre Schönheit, und noch heute dient ein großer Rosengarten als Zeuge ihrer Anmut. Schließlich sprang Günter Brözel, genannt der "The Motorcycle Marvel" bei. Schon bald wurde er zum Kellermeister befördert. Wenn Brözel seine Runden drehte, hallte das Röhren seines Motorrads, einer BSA 1954, durch die Weinberge. Unter seiner Führung entwickelte sich Nederburg rasant zu einem international bekannten Weingut. 
 
Wahrzeichen ist das reetgedeckte Nederburg Manor House, das Philippus Wolvaart im Jahr 1880 erbaute. Zum heutigen Erfolg trägt vor allem das fünfköpfige Kellermeisterteam um Chef-Kellermeisterin Andrea Freeborough bei. Seit 2016 ist die Premium-Linie "The Winemasters" in vielen deutschen Supermärkten erhältlich. Für den Import und weiteren Vertrieb zeichnet das deutsche Weinhandelsunternehmen Mack & Schühle im württembergischen Owen verantwortlich.
 
Der Weinbau in Südafrika
Weinbau in Südafrika, Provinz Westkap. Foto: PR South African Tourism BoardSüdafrika liegt vom Weinexport her an 9. Stelle in der Welt. Die Rebfläche beträgt rund 100.000 ha und ist damit etwa so groß wie die deutsche. Sie liegt überwiegend in der Provinz Westkap. Produziert wird etwas mehr, um 11 bis 12 Mio. hl pro Jahr. Der Weinbau geht auf die holländische Ostindien-Kompanie zurück, die damit dort Mitte des 17. Jahrhunderts begann. Einen großen Entwicklungsschub brachten Hugenotten Ende des 17. Jahrhunderts. Die wichtigsten weißen Sorten sind Chenin blanc, Colombard und Sauvignon blanc, an roten Cabernet Sauvignon, Shiraz, Pinotage und Merlot. Seit 1973 gibt es ein auf Appellationen beruhendes Qualitätsweinsystem, das Wine of Origin (WO)-System.
 
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas; Fotos: Titelfoto bonvinitas, andere Fotos PR der Weinvgüter sofern nicht anders angegeben.
 
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