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Von der Weinbewertung vom 3.11.2014: Süffiger Silvaner, elegante Rieslinge, Weiß- und Grauburgunder, tiefgründige Rotweine und üppig Edelsüßes

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Wieder war es eine topinteressante bonvinitas-Weinbewertung mit kompetenten Prüfern: Winzer, Weinfachleute, Sommeliers – am 3. November 2014. Bekanntlich organisieren wir absolute Blindbewertungen, wobei von bonvinitas selbst niemand mitwertet, auch ich nicht. Die Ergebnisse sind absolut neutral. Natürlich interessieren die Besten, die ich dann nachverkoste. Meine Weinbeschreibungen und Essensempfehlungen stammen also vom nächsten Tag. Hier nun der Bericht mit zusätzlichen kurzen Infos über die Erzeuger. Alle Weine, wir veröffentlichen die Ergebnisse ab 82 Punkten, finden sich unter unserer Rubrik Weinbewertungen / Wine Guide.

 

  • Vivani Schokolade

Blick in den Holzfasskeller, Weingut Schales, Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen. Foto: Markus Dlouhy
Siegbert Bimmerle, das das Weingut und Weinhaus Bimmerle im badischen Renchen-Erlach führt.
Dr. Carl von Schubert, der die Maximin Grünhaus Schlosskellerei C. von Schubert, in Mertesdorf, Mosel, heute führt, sowie eines der nostalgischen Etiketten.
Gert Schmidt, Winzer und Geschäftsführer der Burkheimer Winzer im badischen Burkheim am Kaiserstuhl.
Rüdiger Bös, Weingut Bös im badischen Malsch bei Bruchsal.
Das liebliche südbadische Laufen. Viele der Winzer sind dem Winzerkeller Auggener Schäf angeschlossen im nahen Auggen.

Echt gut bewertet mit 88 Punkten (rote Kategorie trocken über 12 % Alkohol) und dies sogar in Literflaschenqualität wurde der 2013 Silvaner trocken, ein Qualitätswein vom Weingut Schales in Flörsheim-Dalsheim, Rheinhessen (im Bild ganz links): „Ein sehr dichter, mundfüllender sehr sortentypischer und geschmeidiger Silvaner. Schon die Nase zeigt eine feinherbe Eleganz mit Noten von Äpfeln, Blütenhonig, frisch gesägtem Buchenholz. Das angenehm ausgewogene weinige Finish macht Lust auf den nächsten Schluck. 88 Punkte sind verdient - schön zu Räucherfisch, Schweinebraten, Kartoffelauflauf oder Elsässer Bäckeofen“, habe ich notiert. Das 60 Hektar Weingut ist ein absoluter Familienbetrieb bereits in der achten Generation. Die Muschelkalkböden sorgen für fruchtige Weine mit guter Säurebalance. So wenig wie möglich und nur so viel wie nötig lautet die Grundregel für die Arbeiten und Eingriffe in Weinberg und Keller. Naturnaher Weinbau, kühle Temperaturen bei der Lese und eine langsame Gärung sind selbstverständlich. Der Sortenspiegel ist sehr reichhaltig. Die Marke „Mont Donnerre“ hat man sich schützen lassen, weil das Gut im Wind- und Regenschatten des Donnersbergs liegt. Exporte gehen in etliche Länder Asiens.

Mit einem eleganten Weißburgunder und einem mild fließenden Grauburgunder je mit 87 Punkten (ebenfalls rote Kategorie und im Bild in der Mitte mit weißen Etiketten) glänzte das Weingut und Weinhaus Bimmerle im badischen Renchen-Erlach. Zum 2103 Weißburgunder Kabinett trocken habe ich notiert: „Sehr geschmeidiger, eleganter Wein, in der Nase Anklänge an Äpfel, Cashew-Nuss, Carambola mit einem Hauch Tannenhonig; fest gebautes Finish mit zart feinherben Noten, die angenehm belebend wirken; schön zu geräucherten Forellenfilets, Steinpilzen oder auch Kassler.“ Zum 2013 Grauburgunder Kabinett trocken lauten die Notizen: „Mild fließender Tropfen mit schön eingebautem Schmelz, im Bukett Stachelbeerkonfitüre, Zitronat, getrocknete Aprikosen unterlegt mit Blütenhonig. Der Abgang besticht durch Lebendigkeit; schön zu Lachs mit Selleriepüree - hat einer der Prüfer notiert – oder schlicht zu Schnitzel mit Pommes, Grillhähnchen oder Klopse mit Kapernsauce. Das Weingut wird von Siegbert Bimmerle sehr engagiert und durchaus ehrgeizig geführt, was den Qualitäten bestens bekommt. Viele Auszeichnungen zeugen davon. Über die Eigenlagen hinaus ist die Fläche durch enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Winzerfamilien in den letzten Jahren stark gewachsen und erstreckt sich inzwischen von Baden-Baden bis zum Kaiserstuhl, in der Luftlinie 90 km. So ist Bimmerle viel mit Handy unterwegs, hat sich über die Zusammenarbeit mit Winzern viele beste Lagen in Baden gesichert.

Natürlich fehlt unter den Besten kein Riesling und auch nicht die Mosel, in diesem Fall ein 2013 Maximin Grünhäuser Herrenberg der Linie „Superior“, ein Wein der feinherben Richtung aus dem Hause Maximin Grünhaus Schlosskellerei C. von Schubert, in Mertesdorf, Mosel (orangene Kategorie, Weine mit Restsüße – Bild 2. von links). Stolze 89 Punkte erzielte dieser Tropfen. Ein „Gazellen-Wein“, feingliedrig, hatte einer der Prüfer notiert. Meine Notizen beim lauten: „Im Bukett die typischen reifen Pfirsiche, Zitronat, Mandeln, frischer Zitronensaft; am Gaumen ein sehr eleganter Riesling, harmonisch, ausgewogen, auch der Thrill passt, der in ein kristallisch quirliges Finish übergeht – ein Bilderbuchriesling mit sehr dezenter Süße, die man kaum merkt; schön zu Fisch gedünstet, Kalbsfrikassee, Suppenhuhn in weißer Sauce. Genau genommen liegt der Besitz des Weinguts Maximin Grünhaus an einem Südhang der Ruwer, einem Seitental der Mosel, zwei Kilometer von dieser entfernt, was aber zum Weinbaugebiet Mosel zählt. Die arrondierte, geschlossene Weinbergslage Maximin Grünhaus mit den Einzellagen Abtsberg, Herrenberg und Bruderberg befindet sich im Alleinbesitz der Familie von Schubert. Es ist ein absolutes Rieslingweingut mit einem Anteil von 94 % und entsprechend bekannt und wird heute von Dr. Carl von Schubert geführt.

Zu den Rotweinen: Drei wurden als beste bewertet, einer aus Österreich, zwei aus Baden, selbstverständlich in der roten Kategorie, trocken, über 12,5 %. 87 Punkte erzielte der 2012 „RED“ Burgenland, Blaufränkisch und Zweigelt trocken, ein österreichischer Qualitätswein vom Weingut Heinrich in Gols am Neusiedler See (rotes Etikett). Zu Beziehen im Weinshop www.gourmetvino.de. „Ein fruchtig reizvoller Rotwein mit breitem Duft, der an roten Johannisbeergelee, Bratäpfel mit einem Hauch Veilchen und Leder erinnert; ruhiges Finish mit sanft rauchigen Tanninen und nochmals anhaltender Frucht im Nachhall - schön trocken, nur 1,5 g/l Restzucker; passt gut zu Rinderschmorbraten, kräftig gebratenen Rumpsteaks aber auch zu Lamm.

Ebenfalls 87 Punkte erzielte der 2012 Burkheimer Feuerberg Spätburgunder Rotwein trocken im Barrique gereift von den Burkheimer Winzern am Kaiserstuhl (im Bild vierte Flasche von rechts). „Im Duft viel Tiefe mit Noten von Eichenholz, Toast, Kirschkuchen, Bitterschokolade, Orangenmarmelade; weich fließender Körper mit Frucht, langem Finish und schön eingebauten Tanninen, mit nur 3,1 g/l Zucker ebenfalls schön trocken, und ein Tropfen, der seine Kraft aus dem Extrakt holt“, habe ich notiert; passt gut zu Hasenpfeffer, Wildschwein oder kräftigem Schweinbraten sowie auch zu Feldsalat mit Speck und „Kracherle“. Die Reben der Lage Feuerberg wachsen auf Kaiserstühler Vulkanverwitterungsböden, was den Weinen Tiefe und Komplexität verleiht, was die Prüfer in der Blindverkostung offensichtlich überzeugt hat.

Mit 90 Punkten den Vogel abgeschossen – außer den Edelsüßen – hat der 2012 Lemberger trocken vom Weingut Bös im badischen Malsch bei Bruchsal aus der Lage Malscher Rotsteig (im Bild hinten erhöht). „Ein wunderbar ausgewogener Wein mit viel Tiefe und Schmelz, sehr tiefes Bukett mit Noten von Heidelbeeren, Schokolade-Nusskuchen, Haselnüssen, Pfeifentabak, leicht rauchig unterlegt, kräftiges Finish mit einem Spiel von runden, reifen Tanninen und nochmaligem mundauskleidendem Schmelz; passt gut zu Rehrücken rosa, Hirschkalbsteak, Château Briand mit Sauce Barnaise oder geschmortem Ochsenschwanz in dunkler, gut einreduzierter Sauce“, habe ich notiert. Erst 1999 haben Rüdiger und Maike Bös mit drei Hektar begonnen, heute betreiben sie knapp 20. Ein Grund für den Erfolg sind viele alte Reben, die in tiefgründigem Muschelkalk oder Löß-Lehm wurzeln, die Bös, er kümmert sich um die Produktion, übernehmen konnte und nicht gerodet hat. Die Weine spiegeln dies mit einem feinen, tiefgründigen Skelett.

Zu den Edelsüßen: 93 und 90 Punkte (in der Kategorie lila, edelsüß) erzielten die 2013 Gutedel Trockenbeerenauslese und die 2013 No. 5 Edition Laufener Altenberg Nobling Beerenauslese (im Bild ganz rechts), beide vom Winzerkeller Auggener Schäf im südbadischen Auggen, nicht weit von der Schweizer Grenze. Großartig, die Trockenbeerenauslese: „Blitzsauberer, fülliger, vollreifer Duft mit Anklängen an Orangen, Mango, Ananas, Honig, Quittenspeck, mit einem Hauch Ingwer; auf der Zunge eine Explosion von Frucht, Fülle und edler Süße, im Nachhall nochmals eine verschwenderische, füllige, süße Eleganz; ein Dessertwein zum Genießen“, habe ich notiert. Passt auch gut zu Honigparfait oder flambierten Orangenfilets, wie ein Prüfer bemerkte. Auf jeden Fall aus 2013 noch im Babyalter mit viel Zukunft. Solche Weine können bekanntlich Jahrzehnte alt werden und immer noch zulegen. Bei der Beerenauslese habe ich notiert: „Aus dem Glas steigt noble, vollreife Frucht, die an Zuckermandeln, Orangeat, Mango, Rosinenkuchen, Vanille und Karamell erinnert; auf der Zunge üppige Süße und Frucht, die in ebenso üppige Noten von kandierten Früchten mündet; ebenso ein Dessertwein mit noch viel Zukunft.“ Nobling ist eine Rebsorte, die häufig versektet wird, sich aber hier als Beerenauslese wunderbar macht. Der Weinerzeuger ist eine Genossenschaft und gehört zu den großen in Baden. Wer meint, darunter leidet die Qualität, der irrt, wie viele Auszeichnungen, so auch diese belegen. Die Gemeinschaft hat sich schon früh naturnahem Weinbau verschrieben und umfasst auch eine größere Fläche Regent, jene pilzresistere Rotweinsorte, die weniger Schädlingsbekämpfung benötigt. Gutedel steht, typisch für das badische Markgräflerland im Vordergrund, daher auch diese Trockenbeerebauslese, sozusagen als Markenzeichen.

Text: Dieter Simon, bonvinitas Chefredakteur; Fotos: soweit nicht anders angegeben PR.


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