Die besten Weine der bonvinitas-Bewertung vom 5.9.2016

90 Punkte Weißburgunder und Chardonnay dabei

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Von  3661
Die besten Weine der bonvinitas-Bewertung vom 5.9.2016
Neutralität ist unser oberstes Gebot. Wir sind kein Shop, sondern bei uns werten neutrale Weinfachleute in Blindbewertung. Von bonvinitas selbst wertet niemand. Alle bewerteten Weine finden sich dann in unserem Weinführer (siehe oben Steuerleiste). Unser Bewertungssystem findet sich hier. Anschließend probiere ich die besten Tropfen nach und stelle diese verdientermaßen in besonderer Weise vor (dem Bild nach von links):
 
Egidius Schwab, Weingut Egidiushof, St. Martin/Pfalz. Foto: PR
Das Weingut Aufricht mit Reben direkt am Bodenseeufer. Foto: PR
Barrique-Keller im Weingut Aufricht. Foto: PR
Mit 88 Punkten (rote Punkte, Kategorie 2, trocken, über 12%) bewertet wurde der 2015 St. Martiner Kirchberg Riesling „Tonneau“ Auslese trocken des Weinguts Egidiushof in St. Martin/Pfalz, zu dem ich notiert habe: Eleganter Duft mit Tiefe, auch auf der Zunge üppige mundfüllende Eleganz mit feinherben Noten im Finish, die bei aller Fülle im trockenen Bereich bleiben. Der Tropfen erinnerte mich an einen weichen Pelzkragen an einem eleganten Wintermantel. „Tonneau“, das französische Wort für Fass, verrät, dass der Wein im Holzfass ausgebaut wurde. Dies findet man heute für Riesling nicht häufig, aber schön, wenn ein Winzer mit hochwertigen Rieslingen ins Fass geht. Es entstehen Weine, wie unsere Großväter sie liebten. Ich gebe ihm gut 4 bis 5 Jahre Zukunft der weiteren Emporentwicklung und bin selbst gespannt, wie er dann schmeckt. Passt Stand heute gut Fischragout in Rieslingsauce, Schweinefilet am Stück gebraten oder Kalbsteak. 
 
Das 16 ha Weingut, davon 10 in St. Martin mit dem Filetstück Kirchberg, eine Rotsandstein Terrassenlage bis in 360 m Höhe, wird von Christian Egidius Schwab geleitet. Hauptsorte ist Riesling mit 25 % sowie Burgundersorten mit 15 % als auch Scheurebe, Cabernet- und Sauvignon-Sorten. Der Ausbau von Premium Riesling und Chardonnay erfolgt im 500 Liter Tonneau mit 10-monatigem Hefelager.
 
Gleich mit vier Weinen dabei war das Weingut Robert und Manfred Aufricht in Stetten bei Meersburg / Bodensee. Wie ein vornehmes 1. Klasse Abteil in einem historischen Waggon kam mir der 2015 Weißburgunder trocken vor aus der Lage Meersburger Sängerhalde, den unsere Prüfer mit hervorragenden 90 Punkten bewerteten: Üppig im Duft mit sehr harmonisch eingebauten Vanille-Noten vom Holzfass, auf der Zunge fleischig, mundfüllend mit ebenfalls sehr harmonischen Barrique-Noten und anhaltendem Finish. Mindestens 6 bis 8 Jahre gebe ich dem Tropfen, der lohnt, sich ihn hinzulegen. Stand heute schön zu Räucherfisch oder Gänsebraten, geht auch gut zu Lamm – muss nicht zwingend Rotwein sein. Wir sind von Weißburgunder überzeugt und möchten diese Sorte fördern. Daher verleiehn wir allen Weißburgundern über 85 Punkten bzw. den Erzeugern die Auszeichnung "Weissburgunder MASTER".
 
Direkt vom Bodenseeufer steigen die Rebflächen bis in 500 Meter Höhe auf und gehören zu den höchsten in Deutschland. Sie profitieren vom alpenländischen Seeklima und wachsen – auch das ist eine Besonderheit – auf eiszeitlichen Endmoränenböden mit unterschiedlichstem Gestein und daher vielen Mineralien. Manfred und Robert Aufricht, die das Weingut betreiben, verstehen es, diese Besonderheiten opulent ins Glas zu bringen.
 
Barrique-Keller im Weingut Pfaffl, Stetten bei Wien. Foto: PR
Weingut Freiherr von Gleichenstein, Oberrotweil/Kaiserstuhl. Foto: Benjamin Doerr
Eine bonvinitas-Prüferin prüft die Farbe des Rotweins - übrigens mit einem Riedel-Glas der Rebsortenserie VERITAS. Foto: bonvinitas
88 Punkte (zählen schon dick zu sehr gut) erzielte der 2015 Sauvignon Blanc trocken ebenfalls von Aufricht aus derselben Lage: Sehr komplexer tiefer Duft mit Noten von Birnen, Akazienblüten, Jasmin, dezent Vanille; üppiger Körper aufgebaut auf sehr interessanter Rasse im Untergrund, was sich im Finish fortsetzt, bei dem man verfolgen kann, ob die Üppigkeit oder die Rasse gewinnt – ein unterhaltsamer Wein, wie ein Motorradfahrer in Ledermontur, mit gut 8 Jahren Zukunft, in der er sich noch interessanter entwickeln dürfte. Stand heute schön zu Bouillabaisse, Ententerrine oder geschmorten Schweinsbäckle.
 
Und nochmals Egidius mit stolzen 90 Punkten2015 St. Martin Baron Chardonnay „Tonneau“ trocken: Sehr weiniger Duft mit dezenten Holznoten – Gruß vom Tonneau; auf der Zunge große Eleganz, die gleich zum  nächsten Schluck einlädt mit lange mundfüllendem Finish. Ein großartiger Tropfen, ein Wein, der mich an den Wiener Opernball erinnerte, mit gut 5 Jahren Zukunft, in denen er schöne Honignoten entwickeln dürfte. Passt Stand heute gut zu Kutterscholle, Pfannkuchen mit Fleischragoutfüllung oder sauren Nierle.
 
Auch bei den Roten war Aufricht mit stolzen 89 Punkten dabei, die unsere Prüfer dem 2014 Spätburgunder „Isabel, 3 Lilien“ trocken gaben. Ein Wein, wie ein elegantes Sportcoupé der Oberklasse, habe ich notiert: reife Nase mit viel Tiefe mit Noten vom Holzfass und feinen Tanninen; am Gaumen ein fruchtig-eleganter Burgunder ebenfalls mit Tiefe und feiner Lebendigkeit im Untergrund; elegantes Finish. Solchen Weinen gebe ich 10 Jahre Zukunft. Das sich hinlegen lohnt. Es soll ja Weinfreunde geben, die ihn ohnehin nicht früher trinken, nur kann man dann die Weine oft nicht mehr bekommen. Stand heute schön zu Rehrücken rosa, Filetsteak, Lammkeule oder auch zu Milchschokolade. Das Weingut Aufricht hatte uns noch weitere Rotweine angestellt, die ebenfalls sehr gut abschnitten – finden sich in unserem Weinführer.
 
Pinot Reserve nennt das Weingut Pfaffl aus Stetten/Österreich diesen Tropfen aus dem Jahr 2013, den unsere Prüfer mit 88 Punkten belobt haben, Qualitätswein Niederösterreich und natürlich trocken: Ein Wein, der einen in der Nase richtig anspringt mit kräftigen Anklängen an schwarze Kirschen unterlegt mit Noten von Holzkohle; fülliger Körper mit kräftigem Gerüst und maskulinem Finish, ein Tropfen, der mich an einen dieser neuartigen, schicken Edelstahlgartengrills erinnerte, passt in seiner kräftigen Art gut zu Zwiebelrostbraten, Rumpsteak oder Hasenpfeffer. 
 
Dass der Wein im Barrique reifte, ist kaum  zu „überschmecken“. Auf seinen Barrique-Keller kann das ansehnliche 90 Hektar Weingut Pfaffl in Stetten vor den Toren Wiens mit Recht stolz sein. Geführt wird es von den Geschwistern Roman Josef Pfaffl als Winzer und Kellermeister sowie Schwester Heidi Fischer. Die Reben liegen in 10 Ortschaften im Umkreis, so dass man sehr verschiedene Sorten und Weintypen ausbaut. Es gibt eine sehr interessante Auswahl.
 
Und noch einmal Aufricht, diesmal mit einem gelben Muskateller aus der Meersburger Lage Sonnenufer 2015 mit 88 Punkten (gelbe Punkte, Weine mit Restsüße) bewertet. Ein Wein wie ein großer Saal-Kristallkandelaber: kräftiger Duft, der einen anspringt, auf der Zunge schönes Spiel zwischen Eleganz und Süße, wobei auch hier offen bleibt, wer gewinnt, kräftige Frucht im Finish. Gelber Muskateller ist eine Spielart der Muskatellerrebe, die es schon im alten Ägypten gegeben haben soll, und von der viele Spielarten existieren, eben auch dieser gelbe Muskateller.

Wie eine Operettenaufführung in einem klassischen Theater mit viel Plüsch und Gold erschien mir der 2015 Ihringer Winklerberg Gewürztraminer feinfruchtig des Weinguts Freiherr von Gleichenstein in Oberrotweil im Kaiserstuhl/Baden, den unsere Prüfer mit 87 Punkten bedachten: Ein Wein mit exzellenter Frucht, schon in der Nase mit Noten von Mango, getrockneten Aprikosen, Nusskuchen; am Gaumen fruchtig-milde Eleganz, die in ein warmes schmeichelnd-elegantes Finish mündet. Ich gebe ihm gut 6 bis 8 Jahre Zukunft, in denen er feine Honignoten entwickeln dürfte. Passt Stand heute gut zu weißer Schokolade, Cremespeisen sowie auch zu Entenleberterrine.
 
Die Qualität der Weine des von Freiherr Johannes und Freifrau Christina von Gleichenstein geleiteten 50-Hektar Weinguts beruht auf den Vulkanverwitterungs- und Lössböden des Kaiserstuhls. Zu den Besitzungen gehören Reben in so erstklassigen Lagen wie der genannte Ihringer Winklerberg, eine heiße Südlage am Südrand des Kaiserstuhls, wie auch am Oberrotweiler Eichberg und Henkenberg. Die Geschichte des Weinguts reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
 
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Aufmacherfoto bonvinitas, übrige Fotos wie angegeben.
 
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