Fünf trockene Rieslinge 2014: kräftige junge Erwachsene

aus der bonvinitas Weinbewertung vom 24. Oktober 2016

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Von  2546
- Fünf trockene Rieslinge 2014: kräftige junge Erwachsene
Oft geben wir unseren Weinen zu wenig Zeit und trinken sie zu jung. Diese trockenen Rieslinge aus 2014 möchte ich als kräftige junge Erwachsene bezeichnen. Unsere Prüfer waren überzeugt, die sie in der Blindverkostung mit 86 und mehr Punkten (Kategorie 2, rote Punkte, trocken über 12%) bewerteten. Denn ab 85 Punkten gelten Weine nach unserem Bewertungssystem als „sehr gut“. Gut bewertete Weine probiere ich nach, um sie hier vorzustellen:
 

VDP Weingut Müller-Catoir, Philipp David Catoir, im Hintergrund unten das Weingut.

Vinothek im Weingut Fritz Walter

VDP-Weingut Juliusspital, historischer Holzfasskeller

Weingut Hammel, Holzfasskeller

Speziell Rieslinge guter Qualität haben ein ausgezeichnetes Reifungspotenzial, weil sich die typisch kräftigere Säure dann geschmacklich schön einbindet und ein harmonisches Ganzes entwickelt, ohne dass der Alkohol in den Vordergrund tritt, da ja Riesling tendenziell dezenter im Alkohol ist. Hingegen findet man bei milderen Weinen alkoholreichen Weinen leider häufiger, dass mit der Zeit der Alkohol zu dominant wird, was Fachleute als brandig bezeichnen. Diese Rieslinge hier sind in der Reifung schon gut unterwegs und werden weiter zulegen. Weine guter Qualität müssen es allerdings schon sein, denn wo nicht viel ist, kann nicht viel reifen.
 
Je 86 Punkte haben dem Bild nach von links errungen: 2014 Haardter Herrenletten Riesling trocken vom VDP Weingut Müller-Catoir in Haardt, Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße, Pfalz, leichtere 12,5 % Alkohol, zu dem ich notiert habe: Eleganter Duft mit Noten von Zitronen, reifen Äpfeln, Pfirsichkompott; auf der Zunge ein rassig-eleganter, gereifter Riesling; viel Stoff im Finish. Etwas zum Nachkauen, macht Spaß. Auf Grund der feinen Rasse wird sich der Tropfen gut 4 bis 6 Jahre weiter entwickeln. Ein Wein wie eine vornehme Hotelhalle mit gedämpfter Unterhaltung - schön zu Räucherlachs, Kalbsteak oder Kalbsnierenbraten. Das traditionsreiche 21 Hektar Weingut wird vom heutigen Inhaber Philipp David Catoir geleitet. Ihm zur Seite steht Kellermeister Martin Franzen. Man ist ökologisch zertifiziert und Mitglied im Verband der Prädikatsweingüter (VDP) und besitzt „Erste Lagen“ und „Große Lagen“ in Haardt und Gimmeldingen. 
 
2014 Niersteiner Heiligenbaum Riesling trocken, 12,5 %, vom Weingut Martinshof in Dienheim, Rheinhessen: In der Nase Pfirsichkompott, reife Zitronen, Aprikosenkonfitüre; süffig-eleganter Körper mit Schmelz, sehr elegantes mundfüllendes Finish, ein seidiger Riesling! Auf Grund der in den Schmelz und die Reife eingebauten Rasse eine gute Zukunft von sicher 5 bis 6 Jahren. Schön zu Seezunge, Kalbsbries, Kalbsfilet. Über das Weingut in Dienheim an der rheinhessischen Rheinfront, wo das Hügelland zum Rhein hin abfällt und beste Lagen bildet, haben wir schon mehrfach berichtet. Der unweit gelegene Niersteiner Heiligenbaum gehört ebenfalls zu diesen Rheinfrontlagen, in einem kleinen Seitental obendrein eine reine Südlage.
 
Und nochmals vom Martinshof: 2014 Riesling Spätlese trocken, 12,5 %, vom Oppenheimer Herrenberg: Reifer Duft mit Noten von Zitronen, Pfirsichkompott, Buttergebäck; auf der Zunge ein mundfüllender kräftiger Riesling mit Schmelz mit elegantem angenehm feinherben Finish, das zum nächsten Schluck einlädt. Wie ein elegantes Sportcoupé. Mit dieser Kraft und diesem Extrakt bei „nur“ 12,5 % Alkohol hat der Tropfen gut und gerne ebenfalls 5 Jahre Zukunft. Hier zeigt sich insbesondere, dass solche Rieslinge mit Kraft, Rasse und nicht zu viel Alkohol in der Reife immer harmonischer werden.
 
Vom Weingut Fritz Walter in Niederhorbach, Pfalz, 2014 Riesling "Kalkmergel" trocken, 13 %: Rassig-elegante Rieslingblume mit Zitrone, Kiwi, Blütenhonig; füllig-eleganter Körper mit Schmelz; sehr präsentes Finish mit anhaltender Kraft – ein Wein wie ein schweres Motorrad – und durch die kräftige Art mit weiter aufbauender Zukunft von gut 5 Jahren. Passt schön zu gebratenem, panierten Fisch, zu Schweinfilet am Stück gebraten oder zu Ente. Christine und Eckhard Walter führen das Weingut in fünfter Generation, zu dem neben den Terroirs Kalkböden, Buntsandstein und Löss eine schöne Vinothek, ein Weinrestaurant und ein Weinhotel zählen.
 
Aus Franken: 2014 Würzburger Stein Riesling trocken „Großes Gewächs“ vom VDP-Weingut Juliusspital in Würzburg: Reifer üppiger Duft mit Noten von reifen Herbstäpfel, Zitronat, Zitronenbiskuit; eleganter Körper mit rassigem Finish und sich ankündigender edler Petrolnote. Als Großes Gewächs liegt er mit 14 % Alkohol etwas höher, was er durch die Rasse aber gut einbindet. Ein Wein wie eine elegante Boutique mit gut 5 Jahren spannender Zukunft, in der sich die noch aus der Ferne winkende Petrolnote weiter entwickeln dürfte. Passt gut zu Seezunge, gegrillten Gambas oder Kalbsfilet. 1576 gründete Fürstbischof Julius Echter die gemeinnützige und mildtätige Stiftung Juliusspital. Seither dienen die Gewinne des mit 180 ha zweitgrößten deutschen Weingutes der Erfüllung sozialer Aufgaben. „Dies ist uns Verpflichtung, nachhaltig und innovativ nach bester Weinqualität zu streben“, lautet das Credo.
 
87 Punkte erhielt der 2014 Kleinkarlbacher Herrenberg Riesling trocken mit angenehmen 12% vom Weingut Hammel in Kirchheim, Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße, Pfalz: Fülliger Duft mit schönen Reifenoten und Anklängen an Herbstäpfel, Kokosmakronen, Buttergebäck; mundfüllender elegant ausgewogener Körper, der in rund angenehm bleibendes Finish mündet, wie ein Orchester mit Streichern und Bläsern bei einem Adgio. Dem Tropfen vermache ich gut 2 bis 3 Jahre weiter aufbauende Zukunft, in der sich die Reifenoten noch ausbauen dürften. Schön zu Kutterscholle, Steinpilzen, Schwenkbraten oder Kalbsteak. Das Weingut wird von den Brüdern Martin und Christoph Hammel in der 8. Generation betrieben. Christoph hat drei Jahre in Südafrika als Kellermeister gearbeitet. Das umfangreiche Sortiment beruht auf Besitzungen nicht nur in Kirchheim, sondern auch in Albsheim, Dirmstein, Kleinkarlbach und Bissersheim mit unterschiedlichen Böden und Terroirs, so dass man die Sorten optimal den Böden anpassen kann.
 
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Aufmacherbild bonvinitas. Andere Fotos PR sofern nicht anders angegeben.
 
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