Hervorragende Rotweine – beste der bonvinitas Weinbewertung 20.8.2018

Ungarn, Pfalz und die überraschende Sorte Wildmuskat – Kategorie 2 trocken über 12%

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Von  3239
Hervorragende Rotweine – beste der bonvinitas Weinbewertung vom 20.8.2018
 
Wer gute Rotweine liebt, wir haben beste gefunden – in der bonvinitas Kategorie 2, trocken über 12 % Alkohol (rote Punkte): Hervorragende Rote aus Ungarn, aus der Pfalz sowie Weine der überzeugend neuen Sorte Wildmuskat. Wie immer werten neutrale Prüfer in Blindverkostung.  Die besten Tropfen probiere ich dann nach, um sie hier vorzustellen.

Üppige Rotweine aus Ungarn

Mit 90 Punkten bewertet wurde der 2011 Cassiopeia M-Shedir, Grand Selection, ein trockener Merlot, PDO Villány, mit 14% des Weinguts Jammertal in Villány im Süden Ungarns. PDO steht für „protected designation of origin“, zu Deutsch „geschützte Ursprungsbezeichnung“, die ins europäische Register mit entsprechenden Qualitätsanforderungen eingetragen ist. Die Weine werden kontrolliert. Bekanntlich knüpft das europäische Weinrecht die Qualitätsbezeichnung, welche die Weine tragen dürfen, an die entsprechend definierte Herkunft. Mit Cassiopeia bezeichnet das Weingut die Weinlinie. Der Name ist dem Sternbild, dem „Himmels-W“, entlehnt. Das „M“ bezieht sich auf Merlot, und der Zusatz Shedir auf diesen Stern im Sternbild Cassiopeia. Meine Notizen lauten: Fruchtiger Duft mit Noten von Dörrpflaumen, Nougat, Sandelholz; auf der Zunge ein üppiger Körper mit dezent eingebauten Tanninen und feinen Röstaromen, die den Wein interessant machen; sehr fest gebautes, reif-harmonisches Finish; ein Wein wie eine Parkbank in der Abenddämmerung, gut auf der Höhe und bestens passend zu Gulaschsuppe, Pfeffersteak, Lammkeule oder Hirschgulasch.
 
Ebenfalls mit 90 Punkten bewertet wurde der 2011 KOH-I-NOOR Cabernet Franc, Ultimate Selection, trocken, PDO Villány, mit üppigen 15,5 %, ebenfalls vom ungarischen Weingut Jammertal. Der Name der Linie KOH-I-NOOR ist dem über 100-karätigen Diamanten entlehnt, der sich im britischen Kronschatz befindet, und der Wein ist 14 Monate in kleinen Fässern gereift. Meine Notizen lauten: Kräftiger animierender Duft nach Traubenlikör, Kirschkonfitüre, Sanddorn, mit einer interessanten kleinen Minznote; weich-milder, üppiger, reifer Körper mit gut unterlegter Frucht, leicht rauchig, was sich alles im Finish nochmals kräftig meldet, quasi in einem langen Adieu-Sagen. Ein Wein wie ein gepflegter Salon und ebenfalls schon gut auf der Höhe, der sich ausgezeichnet als Aperitif eignet sowie auch zu Roastbeef englisch oder zu Rehkeule.

Das Weingut Jammertal

Weinlandschaft im Gebiet Villány, Ungarn Barrique-Keller im Weingut Jammertal in Villány, Ungarn

Villány, das wie erwähnt zugleich ein europäisches Qualitätsweinbaugebiet darstellt, liegt im Süden Ungarns nicht weit von der Grenze zu Kroatien. Die Region ist sanft gewellt und erinnert ein wenig an Burgund. Die Böden aus Löss, Ton und ehemaligem Waldboden auf Kalkgrundlage und sind für Weinbau sehr gut geeignet. Das 2001 gegründete Weingut umfasst 30 Hektar eigene Weinberge und ein sehr modernes nach neuesten Erkenntnissen eingerichtetes  Kellereigebäude mit temperaturgesteuerter Gärung in Edelstahl, großen Holzfässern zum Reifen sowie einem Barriquekeller. Im Vordergrund stehen hochwertige Rotweine, wie Merlot, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Zum Eigenanbau kommen freie Winzer hinzu, die unter strengen Qualitätskontrollen quasi als Subunternehmer Trauben zuliefern. Sehr rigoros ist die Ertragsreduzierung. Die „Winemakerin“, Kata Veronika Scabo, führt ein strenges Qualitätsregiment. Näheres in unserem Portrait.

Gewagt und gewonnen: Pfälzer Cuvée

91 Punkte erzielte die 2017 Ensemble Rotwein Cuvée trocken des Pfälzer Weinguts Erlenwein, gekeltert aus Spätburgunder, Dunkelfelder und Schwarzriesling, eine interessante, absolut gelungene Cuvée mit nicht zu schweren 13,5 %: Betörender Duft mit Anklängen an Preiselbeerkonfitüre, Kirschlikör, Leder, geröstete Maronen; am Gaumen füllig animierend mit viel Schmelz und Fruchtnoten, die an Maronen und Nougat erinnern, Noten, die sich im Finish langanhaltend fortsetzen. Ein Wein, dem ich weitere sechs bis acht Jahre Entwicklung vermache, und Stand heute schön zu Zwiebelroastbraten, Lammkoteletts oder Rehkeule.

Das Weingut Erlenwein – aufstrebendes Pfälzer Weingut

Verantwortlich für die Weine des aufstrebenden Weinguts Erlenwein: Timo ErlenweinIm Weingut Erlenwein ist der bestens in VDP Weingütern und international ausgebildete Junior Timo Erlenwein für den Keller und die Weinbereitung zuständig. So wundert es nicht, dass das 150-jährige 18 Hektar Weingut ein aufstrebendes ist. Erleinwein ist übrigens kein Marken-, sondern der Familienname. Das Gut besitzt Reben im erstklassigen Leinsweiler Sonnenberg mit Muschelkalkböden, den der VDP zu den Großen Lagen zählt. Weitere Reben gedeihen – sehr gut für Riesling – auf Buntsandstein sowie auf Löss-Lehmböden. Um die Reben kümmert sich Senior Willi Erlenwein. An Sorten steht Riesling im Vordergrund, gefolgt von der Burgunderreihe, Spät-, Grau- und Weißburgunder ergänzt um weitere Sorten wie Chardonnay und Sauvignon Blanc. Obendrein betreibt die Familie seit vier Generationen eine Brennerei, wo Mirabellen-, Williams-Christ Birnen oder Quittenbranntweine entstehen. Auch Trester und Wein werden zu Hochprozentigem veredelt. Näheres in unserem Portrait.

Großartige füllige, fruchtige Rotweine mit milden Tanninen:

Wildmuskat, die absolut neue Rotweinsorte mit viel Zukunft vom Weingut Amalienhof

Nach dieser ersten Verkostung vermache ich der neuen Sorte viel Zukunft. Sie wurde von Lemberger gewonnen, nicht nach der üblichen Vermehrungsweise durch gepfropfte Reißer, sondern durch Aussaat. In jahrelanger Arbeit hat Gerhard Strecker, Gründer des Weinguts Amalienhof, mit Adresse in Heilbronn und Lagen in Beilstein/Württemberg, die neue Sorte Wildmuskat dann aus über 200.000 Stöcken herausselektioniert und weiter vermehrt. Sie ist im Sortenregister angemeldet, und die Weine dürfen unter „Versuchsanbau“ vermarktet werden. Den Namen hat sich das Weingut schützen lassen.
 
Mit 90 Punkten bewerteten unsere Prüfer den 2015 Wildmuskat Beilsteiner Steinberg Deutscher Qualitätswein Württemberg trocken des Weinguts Amalienhof mit 14%. Meine Nachverkostungsnotizen lauten: In Hineinriechen schöne Balance zwischen tiefer Rotweinnase und lebendiger Frucht mit Anklängen an Kirschkompott, Tabak, dunkle Schokolade; am Gaumen eine interessante Abfolge, zuerst belebender Schmelz, dann viel Frucht und schließlich rauchige Noten; im Finish eine weiterhin schöne Balance zwischen Frucht und rauchigen Noten bei milden Tanninen, die einfach Spaß macht und eine gute Zukunft der Sorte erahnen lässt. Fünf bis sechs Jahre weitere Emporentwicklung dieses Tropfens sind durchaus zu erwarten, der wunderbar zu Rumpsteak englisch, zu Rehrücken oder Lammkoteletts passt.
 
92 Punkte ergatterte der 2013 Wildmuskat Beilsteiner Steinberg „Villa Amalie“ trocken, Deutscher Qualitätswein Württemberg, ebenfalls vom Weingut Amalienhof mit nicht zu schweren 13%: Kräftiger, animierender, vollreifer Duft mit Anklängen an Nougat, Brombeermarmelade, Pflaumenmus, Leder und kleiner toastähnlicher Muskatnote; üppiger edler fruchtiger Körper von hoher Eleganz und Reife, der in ein geradezu aristokratisches, edel gereiftes Rotweinfinish mündet, wie es schöner kaum sein kann. Ein Tropfen, der mich an einen historischen Salonwagen erinnert mit noch einigen Jahren Potenzial und sehr gut zu Rehrücken rosa, Hirschkalbskeule oder schlicht zum Genießen.
 
Ebenfalls stolze 92 Punkte erzielte der 2015 Wildmuskat Beilsteiner Steinberg Deutscher Prädikatswein Auslese trocken, im Barrique gereift, ebenfalls vom Amalienhof, mit 14%: Tiefdunkle Farbe und in der Nase tiefe fruchtige Noten mit Anklängen an Heidelbeerkompott, Sultaninen, Bitterschokolade, Orangenkonfitüre, geröstete Maronen; auf der Zunge ein samtweicher ausladender Körper, ein Mund voll Wein, unterlegt mit feinen Frucht- und Schokoladenoten; vornehmes Finish mit dezenten Röstaromen und milden Tanninen; ein Wein, der mich an eine Hotelbar mit dezenter Musik erinnert, mit gut fünf bis sechs Jahren weiterem Potenzial. Schön zu Rehrücken, Hirschkalbsteak oder Roastbeef Niedertemperatur-gegart.

Das Weingut Amilienhof – auf dem Beilsteiner Steinberg

Das Weingut Amalienhof auf der Lage Steinberg in Beilstein/Württemberg1971 Konnte Gerhard Strecker den Steinberg im württembergischen Beilstein erwerben. Das ehemalige Rittergut der Barone von Helfenberg, im Volksmund schon immer als Amalienhof bekannt, bietet ideale Bedingungen für Weinbau. Inzwischen umfasst das Weingut 25 Hektar. Riesling bildet die wichtigste Sorte gefolgt von Trollinger, Samtrot und Lemberger. Nicht nur die Rotweine, sondern auch die Rieslinge reifen entsprechend lange im Fass. Die große Besonderheit bildet allerdings die Neuzucht Wildmuskat. Inzwischen bietet der Amilienhof eine ganze Palette an Wildmuskat an, die von trockenen Qualitätsweinen über Cuvées, trockene Spät- und Auslesen, halbtrockene Tropfen bis hin Barrique-gereiften und edelsüßen reicht. Näheres unserem Portrait.
 
Alle Weine der Weinbewertungen finden sich übrigens in unserem online Weinführer und unser Bewertungssystem hier.
 
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Aufmacherfoto bonvinitas, weitere Fotos PR
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