Im Trend: leichtere Weine mit viel Persönlichkeit und Aussage

Beste Tropfen der Kategorie 1 der Weinbewertung vom 21.8.2017

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Von  2999
Im Trend: leichtere Weine mit viel Persönlichkeit und Aussage
Damit sind ja deutsche Weine ziemlich Weltmeister: Frisch, spritzig, nicht zu schwer und doch mit Persönlichkeit. Weine die Geschichten erzählen über ihre Herkunft und den Geist des Winzers, von denen man mit Freude ein Glas mehr trinkt, ohne dass gleich der Kopf schwer wird. Hier die besten der bonvinitas Blindbewertung vom 21.8.2017 der von mir immer mehr geliebten Kategorie 1 (trockene Weine bis 12 % - grüne Punkte). Auch unsere Prüfer sind mehr und mehr dabei, Weine dieser Kategorie hoch zu bewerten, wenn sie es verdient haben. Wie immer probiere ich die besten nach, um sie hier besonders vorzustellen:
 
86 Punkte erhielt der 2016 Silvaner trocken vom VDP-Weingut Juliusspital in Würzburg, zu dem ich notiert habe: Im Bukett Noten von frischen Äpfeln, Zitronensaft, weißen Pfirsichen; am Gaumen ein schöner, kräftiger 
Tropfen mit gradlinigem Unterbau; saftig-weniges Finish; ein Wein wie ein Fachwerkaus mit zwei bis drei Jahren weiterem Potenzial. Schön, dass es solche Silvaner gibt, die bei „nur“ 12 % kräftig und einfach wunderbar gradlinig schmecken. Der Tropfen passt in dieser Art gut zu Salatplatten, Kutterscholle, Schinken-Käse-Platten oder Schweinebraten.
 
Der Fürstenbau des Weinguts Juliusspital
Iphöfer Julius-Echter-Berg. Foto: Juliusspital/Xaver Sedelmeir
1576 gründete Fürstbischof Julius Echter die gemeinnützige Stiftung Juliusspital in Würzburg. Das heute von Horst Kolesch geleitete Weingut ist Teil dieser Stiftung, und seit jeher tragen die Erlöse zur Finanzierung der sozialen Aufgaben bei. Mit rund 180 Hektar Betriebsfläche ist es das zweitgrößte Weingut in Deutschland und steht als VDP-Weingut für Top-Qualität. „Unser Weinbergsbesitz in allen fünf Spitzenlagen Frankens, im Würzburger Stein, Randersackerer Pfülben, Iphöfer Julius-Echter-Berg, Rödelseer Küchenmeister und Escherndorfer Lump bilden den Grundstock für die Individualität unserer Weine“, verkündet man stolz. Wozu natürlich noch andere Lagen beitragen. Insbesondere bekannt ist das Weingut Juliusspital für seine hinreißenden Silvaner, von denen sich in den weiteren Berichten über die Top-Weine dieser Weinbewertung in der Kategorie 2 (trocken über 12%) noch weitere sehr gute finden bis hin zum Großen Gewächs.
 
Mit 87 Punkten bewertet wurde der 2016 Kallfelz Riesling Merler Stephansberg trocken vom Weingut Albert Kallfelz in Merl/Mosel: feiner Duft nach weißen Pfirsichen, Blütenhonig; geschmeidig fülliger Körper mit eleganter Frucht und einem ebenso elegant gepflegten Finish. Ein schöner Tropfen, dem ich gut und gern fünf bis sechs Jahre weitere Emporentwicklung vermache, und der mich an einen See mit sanftem Wellengang erinnerte. Schön als Aperitif, zu Krustentieren, Muscheln oder Kalbschnitzel.
 
Weingut Albert Kallfelz, Merler Königslay Terrasse.
Weingut Albert Kallfelz (von links): Florian Scheidt (Betriebsleiter), Andrea Kallfelz, Albert Kallfelz, Dennis Lehmen (Kellermeister), Michael Wirtz (Ausßenbetriebsleiter).
Das Weingut Albert Kallfelz in Merl an der Mosel umfasst derzeit etwa 50 Hektar Rebfläche. Ein großer Teil liegt in den mineralienreichen Schiefersteillagen, die zu den besten der Welt zählen. Fast alpin sind die Schieferhänge „Merler Königslay-Terrassen“ (nahezu im Alleinbesitz) sowie die Merler Lagen „Stephansberg“, „Adler“ und „Fettgarten“. Der Weinbau ist in der Familie bis zum Jahre 1450 zurück beurkundet. Der heutige Eigentümer, Albert Kallfelz, führt das 1907 in dieser Form gegründete Weingut seit 1972. Damals umfasste es weniger als zwei Hektar Rebfläche. Daraus hat er durch die Kombination von langjähriger Weinbau-Erfahrung und dem Mut zur Veränderung ein stattliches Weingut mit rund 50 Hektar Rebfläche geschaffen. „Den Mosel-Schiefer, der unserem Wein seinen Charakter und seine Kraft gibt, müssen wir auf Händen tragen“, betont Kallfelz und fügt sein Motto an: „Vom Idealisten für den Individualisten.“ Dahinter steht die Überzeugung, dass guter Weinbau nur mit viel Fleiß und ehrlichem Handwerk gelingt, was die Weine beweisen.
 
Das Weingut Klostermühle Odernheim/Nahe und seine guten Tropfen der Kategorie 2 haben wir schon unter „Reisen & Genießen“ vorgestellt. Hier zwei schöne in der Kategorie 1: zuerst ein 2016 Riesling trocken, mit 88 Punkten bewertet: Frischer Duft nach Zitronensaft, weißen Pfirsichen mit einem interessanten Hauch Artischocke; saftiger, mundfüllender Köper bei ebenfalls „nur“ 12% mit schön eingebundener Säure – typisch 2016! Rassiges Finish; ein Wein mit gut drei Jahren Potenzial – wie ein Flötenkonzert. Schön zu Fisch gedünstet, Maultaschen oder Kalbschnitzel.
 
Stolze 89 Punkte (wohl gemerkt Kategorie 1) erhielt der 2016 Kloster Disibodenberg Riesling trocken ebenfalls vom Weingut Klostermühle und mit „nur“ 12% eine Auslese  – bemerkenswert - also ein Qualitätswein mit Prädikat, zu dem ich notiert habe: eleganter Duft, der an Zitronensaft, weiße Pfirsiche und Mandeln erinnert; sehr saftiger, mundfüllender Körper mit animierender Frucht, tiefes weiniges Finish mit deutlichen mineralischen Terroirnoten, ein Tropfen wie ein temperamentvoller Klaviervortrag, der voll dem eingangs beschriebenen Trend entspricht, und dem ich gut und gerne fünf bis sechs Jahre weiteres Entwicklungspotenzial vermache. Mit solchen Tropfen kann sich Deutschland international profilieren, speziell wenn sie schon ein wenig weiter gereift sind. Stand heute schön zu Räucherlachs, Aal in Dill, deftigen Koteletts oder zu Spanferkel.
 
Das Weingut Klostermühle Odernheim hat sich bei dieser Weinbewertung mit einer ganzen Reihe von Weinen hervorgetan. Weitere Weine und Näheres über das Weingut findet sich hier.
 
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Aufmacherbild: bonvinitas; übrige Bilder PR, sofern nicht anders angegeben.
 
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