Ebenso eine Entdeckung der bonvinitas-Bewertung vom 12.5.2014 war das Weingut der Stadt Stuttgart. Von 85 bis 90 Punkte reichte die Skala. Als Generallinie möchte ich von sehr trockenen, ehrlichen Rotweinen sprechen. Denn Rotweine stehen bei diesem Weingut, das der Stadt Stuttgart gehört, im Vordergrund.

Außer beim Cannstatter Zuckerle liegen die Restzuckerwerte „nur“ um 2 bis 3 Gramm pro Liter. Man trinkt sie daher am besten zum Essen, wo sie ein echter Genuss sind und viele Gerichte verfeinern.

Tropfen, wie der „Mönch Ullrich“ eine Rotweincuvée 2011, die 90 Punkte erzielte. Es ist ein hervorragender, „schön-trockener“ Tropfen mit Frucht und einem Schmelz, der aus der Fülle kommt. Im aristokratischen Duft Noten von Kirschmarmelade, getrockneten Pflaumen, Lebkuchen, Schokolade mit einem interessanten Hauch Minze und Muskat. Macht sich insbesondere gut Rehrücken, Château Briand, Filetspitzen, Pfifferlingen oder Steinpilze in Rahm. Mit 88 Punkten dabei war die Rotweincuvée „Villa Gemmingen“, ein schön zwischen Tanninen und Schmelz ausgewogener Tropfen, was sich im anhaltenden Finish fortsetzt, und der mit seiner Nase mit Noten von Kirschen, Walnüssen und einem Hauch Kaffee zu vielem passt, wie Sauerbraten, Roastbraten oder Wild.

86 Punkte erzielte die Cuvée „Buzze“, 2011 Stuttgarter Mönchshalde, mit kräftig betörender Nase mit Noten von Kirschkompott, Kirschmarmelade, Schokolade und einem Hauch Teer, ein angenehm ausgewogener Rotwein mit Schmelz - passt insbesondere zu Kalbsteak, Wiener Schnitzel, Rehkeule, Wildschwein oder auch Ochsenschwanzsuppe. Je 85 Punkte gab es den Spätburgunder 2012, ein mit 2,5 g/l Restzucker betont trockener kräftiger Burgunder mit ausgeprägten Tanninen. Sollte man daher vielleicht dekantieren, ist aber ein wunderbarer Begleiter zu kräftigeren Fleischgerichten, wie Hasenpfeffer, scharf gebratene Steaks oder Hirschgulasch.

Die ansprechende Burgundernase erinnert an Brombeeren, Kirschkompott, Bitterschokolade. Der 2013 Muskat Trollinger, „Cannstatter Zuckderle“, mit „nur“ 12 % Alkohol in der Kategorie 1 (grün) zeigt, dass auch ein leichterer Rotwein 85 Punkte erzielen kann. Ein Lob den Prüfern, die nicht nur nach je schwerer je besser urteilen. Der Tropfen zeigt einen Dreiklang von sanftem Duft, maskulinem Körper und mildem Nachklang. Passt mit etwas mehr Restzucker - immer noch im trockenen Bereich - gut zu pikanteren Gerichten, wie Gulaschsuppe, gefüllte Paprika oder einfach zu pikanten Grillwürsten.

Ebenfalls 85 Punkte erzielte der 2013 Traminer, mit etwas Süße in der Kategorie 3 (orange), mit Anklängen an Herbstäpfel, Quittengelee und dem traminer-typischen Duft von Wildrosen in der Nase; ein reifer, ruhiger Tropfen mit schöner Ausgewogenheit zwischen Frucht und Süße. Macht sich zum Beispiel gut zu Gerichten wie Kürbissuppe, gefüllte Pfannekuchen oder Curryhuhn.

Das Weingut bewirtschaftet sehr alte und traditionelle Lagen, heute eigebettet ins Stadtbild, wie zum Beispiel die Stuttgarter Mönchshalde, vielfach bestockt mit alten Reben. Bemerkenswert sind auch die vielen Events mit Weinproben, wozu das Weingut, integriert in die Stadt, natürlich reichlich Publikum findet.

Dass alle Weine stets blind verkostet werden, versteht sich von selbst. Unten das 7-köpfigen Fach-Prüfungsteam am 12. Mai 2014 bei der Arbeit. Ich selbst werte übrigens nicht mit. Die Bewertungen sollen absolut neutral bleiben. Natürlich mache ich mir anschließend ein Bild der bestens bepunkteten Wein, was viel Spaß macht.

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Dieter Simon, Chefredakteur bonvinitas