Wer’s lieblicher mag: Die besten der Wein-Bewertung vom 27.4.2016

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Von  2677
Wer’s lieblicher mag: Die besten der Wein-Bewertung vom 27.4.2016

Für alle, die es lieblicher mögen: In der Blindbewertung vom 27.4.2016 konnten unsere externen Prüfer auch zahlreichen Weinen mit etwas Süße (Kategorie 3 mit orangen Punkten) hohe Anerkennungen zusprechen. Der violette Punkt steht für die Kategorie 4, edelsüß. Hier die besten, die ich nachverkostet habe – und weitere finden sich unserem Weinführer:

 

Der Winzerverein Meersburg am Bodensee
Albert Kallfelz mit Crew vor einer seiner Moselsteillagen. Foto: Schnorbach
Vinothek im Wein- und Sektgut Heinz Bus & Sohn
Barrique-Keller im Weinhaus Zoeller
Der Winzerverein Meersburg war gleich mit zwei Tropfen unter den besten. Mit hervorragenden 91 Punkten bewerteten die Prüfer die 2015 Meersburger Sonnenufer Spätburgunder Weissherbst Spätlese. Ein Wein wie ein Frühlingsspaziergang, ein rundum warmherziger Weißherbst mit schön abgestimmter Süße und Frucht im Finish, passt gut zu altem Hartkäse, gefüllten Paprika, Pekingente oder einfach zum Kaffeekränzchen.
 
87 Punkte erzielte der Stettener Sängerhalde Müller-Thurgau ebenfalls vom Winzerverein Meersburg. Ein Wein wie eine fröhliche Geburtstagsfeier, frisch-elegant mit Schmelz und einem frischen Finish, das zum nächsten Schluck einlädt. Passt gut zu Nieren sauer, auch in Senfsauce, zu Schweinbraten oder zu Linsengerichten. Die lockeren Endmoränenböden im Voralpenland rund um den Bodensee erlauben den Reben ein tiefes Wurzeln, wo sie im kiesigen Untergrund aller möglichen Gesteine eine große Bandbreite an Mineralien finden. Die Frische der Weine ist den rund 400 m Meereshöhe gedankt, wozu der Klimapuffer See ausreichend Wärme liefert, sowie im Herbst auch die gerne gesehenen Morgennebel, welche die Aromenbildung in der letzten Reifephase fördern.
 
Stolze 90 Punkte ergatterte der Kallfelz Riesling 2015 Merler Fettgarten feinherb des Weinguts Albert Kallfelz in Merl an der Mosel. „Ausgesprochen feinherbe Eleganz mit kräftigen Terroirnoten, die sich im Finish angenehm feinherb fortsetzen, ein Wein wie ein fröhlicher Tanz, mit viel Potenzial, der sich auf Grund feiner Süße verbunden mit Riesling-Rasse gut fünf oder gar acht Jahre weiter emporentwickeln dürfte“, habe ich beim Nachverkosten notiert. Stand heute schön zu Kalbsnierenbraten, knuspriger Gans oder einfach zum deftigen Leberwurstvesper. Man schmeckt die erstklassigen Schiefersteillagen an der Mosel, von denen das 50 Hektar Weingut sehr viele sein eigen nennt, und das Albert Kallfelz sehr engagiert führt.
 
Ebenfalls mit zwei Weinen vertreten war das Wein- und Sektgut Heinz Bus & Sohn in Insheim/Pfalz. Mit 88 Punkten bewertet wurde der 2015 Goldmuskateller, ein vollmundiger Tropfen, der Eleganz mit gut abgestimmter Fruchtsüße verbindet, mit Noten von Kumquat, Orangen und einem Hauch Ingwer sowohl im Bukett wie im Finish, ein Wein wie Wetterleuchten an einem warmen Sommerabend und einem Entwicklungspotenzial von mindestens 10 Jahren. Passt gut zu gebratener Leber mit Apfelscheiben wie auch zu pikanteren Gerichten, wie Fleischspieße mit Paprika oder Kuskus. 
 
Der zweite herausragende Bus-Wein ist eine edelsüße 2015 Ortega Auslese, die mit 90 Punkten (violett für edelsüß) bewertet wurde, eine Wucht mit üppigen tropischen Früchten und einem wunderbar mundfüllenden Fruchtfinish, ein Erlebnis wie „Mutter backt Weihnachtsplätzchen“ und mit viel Potenzial. Solche Weine werden erstaunlich alt. Der Tropfen ist ein Gedicht zu Süßspeisen oder zum Espresso „danach“. Das 40 Hektar Weingut wird von Carsten Bus geführt, der vor allem auf die Lehm-Lößböden schwört, die auch in trockenen Jahren, wie 2015, in der Tiefe noch ausreichend Wasser führen, das die Reben, die darin tief wurzelnden können, erreichen. Die Weißweinsorte Ortega wurde 1948 durch Hans Breider an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim aus Müller-Thurgau und Siegerrebe gekreuzt. Sie reift früh und liefert sehr hohe Öchslegrade, so dass daraus häufig edelsüße Weine gekeltert werden können.
 
Mit 87 Punkte erzielte die interessante Cuvée Riesling & Gewürztraminer feinherb vom Weinhaus Hermann Zöller in Kirrweiler in der Pfalz, welche die Riesling-Rasse mit der milden Fülle des Gewürztraminers verbindet: auf der Zunge schöne, lebendige Frucht mit leicht exotischen Anklängen und Potenzial für die weitere Entwicklung, der mich an einen geruhsamen Abend im Garten erinnerte; schön zu gefüllten Pfannenkuchen süß oder auch mit Fleisch, oder als Aperitif zu warmen Speckzwetschen oder schlicht als das Gläschen am Abend, vielleicht im Garten. Alle Gewächse des 20 Hektar Weinhaus Zöller stammen aus eigenem Anbau. Bei Rotweinen „spielt“ Thomas Zöller, der das Weingut heute führt, gerne mit Barrique, und so bildet dieser Riesling & Gewürztraminer ebenfalls ein gut gelungenes Spiel.
 
Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas; Titelfoto: bonvinitas; übrige Fotos PR sofern nicht anders angegeben.
 
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