Der Wein-Jahrgang 2016 in Deutschland
Weißweine: 4 Sterne plus – ein Riserva-Jahrgang
https://bonvinitas.com/media/reviews/photos/thumbnail/780x560c/dc/a4/dc/der-wein-jahrgang-2016-in-deutschland-84-1502269074.jpgInzwischen zeigt der Jahrgang 2016 seinen echten Charakter vor allem die Weißweine. Die Rotweine brauchen noch Zeit, vor allem die gehobenen. Doch für die deutschen Weißweine möchte ich den Jahrgang 2016 als sehr gut bezeichnen, mit einem „4 Sterne plus“.
An herausragend wage ich mich noch nicht. Vielleicht entwickeln sich die Weine noch weiter. Auf jeden Fall habe ich sehr viele 16er Weine probiert, sowohl bei unseren bonvinitas Weinbewertungen als auch bei Weinpräsentationen, wie bei den Südpfälzer Weintagen, beim Grauburgunder-Preis oder bei der VDP Präsentation Baden+Mosel in Baden-Baden. Außerdem habe ich Winzer befragt und erhielt Antworten aus den verschiedensten Weinbaugebieten. Natürlich gibt es immer große individuelle Unterschiede, doch es gibt eben auch einen generellen Jahrgangscharakter, der sich weitgehend durchzieht:
Insgesamt: Saftige mundfüllende Weine mit kräftiger doch geschmacklich gut und harmonisch eingebundener Säure
Was mir an den 16er-Weißweinen vor allem auffiel: Sie probieren sich in der Regel kräftig, saftig, ja fast üppig. Man hat viel im Mund und das gepaart mit einer kräftigen Säure, die jedoch in die saftige Kraft der Weine gut eingebunden ist, so dass sich die Weine harmonisch und rund präsentieren. Diese Eigenschaft zieht sich durch, was auch viele Winzer bestätigten. Weingut August Ziegler in Maikammer, Pfalz: „Die Weißweine sind sehr fruchtbetont, saftig und haben einen schönen Schmelz.“ Das Weingut Juliusspital, Würzburg/Franken: „Es ist ein richtig niveauvoller Gute-Laune Jahrgang.“ Speziell in der Eigenschaft der gut eingebundenen Säure sind sich die Winzer einig. Schwester Thekla Baumgart OSB, Klosterweingut Abtei St. Hildegart, Rüdesheim, Rheingau: „Die Säure ist angenehm, nicht so sehr im Vordergrund.“ Christian Ebert vom Weingut Schloss Saarstein in Serfrig/Saaar, pflichtet bei: „Die Säure ist perfekt.“ Ich selbst haben bei den Südpfälzer Weintagen viele Rieslinge mit analytisch kräftiger Säure bis über 8 g/l probiert, die gut eingebunden war. Die Weine schmeckten kräftig, reif und harmonisch, was auch für andere Sorten, wie Weißburgunder galt.
Traumhafter Spätsommer und Herbst – sehr gesundes Lesegut
Grund waren vor allem der schöne, anhaltend trockene Spätsommer und Herbst, was nach dem extrem, ja katastrophal verregneten Frühjahr und Frühsommer alles wieder ins Lot brachte. Stephan Schmidt vom fränkischen Weinbauverband: „Dank des traumhaften Spätsommers, der die Trauben am Mitte August perfekt reifen ließ, war eine entspannte Ernte möglich.“ Rainer Heil, vom gleichnamigen Weingut an der Mosel: „Tolle Trauben, goldgelb, fast keine Botrytisprobleme.“ Weingut Albert Kallfelz, Zell-Merl/Mosel beurteilt den Jahrgang als: „Gut bis sehr gut, da extrem gesunde Trauben eingefahren werden konnten.“
Hoher Anteil an gehobenen (Selektions-)Weinen
Schmidt: „Der Anteil an prädikatsgeeigneten Weinen beträgt 65%.“ Ebert: „90%, ein absoluter Riserva-Jahrgang.“ Es wird zwar noch offizielle Statistiken geben. Es fragt sich aber, wie aussagekräftig diese sein werden, da viele Winzer Weine im Prädikatsweinbereich als Qualitätsweine zu den amtlichen Prüfungen einreichen, ihre eigenen Qualitätsskalen entwickelt haben und auf die offiziellen Prädikate verzichten.
Deutschlands wichtigste Sorte: Riesling
Das schon oben gesagte unterstreicht, wir haben ein sehr gutes Rieslingjahr. Kallfelz: „Sehr hohe und ausgezeichnete Qualitäten.“ Schmidt, Franken: „Riesling mit Toparomatik.“
Weitere Sorten
Im Rahmen des Grauburgunderpreises habe ich selbst viele Grauburgunder probiert, die sich vielfach sehr elegant zeigten, nicht zu alkoholbetont. Das Weingut Juliusspital meldete zu Grauburgunder: „Feine Stilistik, tänzerisch und frisch in der Frucht.“ Die Weingärtner Stromberg-Zabergäu in Brackenheim/Württemberg: „Grauburgunder ist bei uns komplett in der Premiumproduktion.“ Viele 16er Weißburgunder, die ich probiert habe, zeigten sich typisch für den Jahrgang: kräftig, saftig, elegant mit schön cremigem Finish. August Ziegler zu den Weißburgundern: „Spritzig, frisch, tolles Fruchtspiel. Die Spätlesen haben ein sehr gutes Lagerungspotenzial. Der Höhepunkt ist erst 2019 zu erwarten.“ Kallfelz: „Charaktervoll!“ Auch mit den Rotweinen zeigten sich die Winzer sehr zufrieden. Doch die brauchen noch Zeit. Noch konnte ich nicht viele 16er probieren.
Zum Potenzial und zur Lagerung
Viele 16er Gewächse besitzen auf Grund der geschilderten Eigenschaften ein sehr hohes Lagerungspotenzial. Es ist ein Jahrgang, in dem gute bzw. gehobene deutsche Weine so richtig zeigen können, was sie bei guter und sachgemäßer Lagerung und Reifung können, ja welches Potenzial in ihnen stecken kann, wenn der Jahrgang stimmt. Der Winzerkeller Auggener Schäf in Auggen/Baden: „Auf Grund der recht späten Lese erwarten wir bei unseren Selektionsweinen ein sehr gutes Alterungspotenzial.“ Vom Riserva-Jahrgang war ja oben schon die Rede. Konrad Schlör, VDP Weingut Schlör in Wertheim-Reicholzheim/badisches Tauberfranken: „Ein Jahrgang auf dem Punkt!“
Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas; Bilder: PR sofern nicht anders angegeben.
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